Sonntag, 28.03.2010

Wir haben vor unserer Abreise schon sehr viel über dieses Land gehört und waren hin- und her gerissen auf welche Weise wir es nun bereisen. Wird es eine Fahrradtour, Back-to-the-roots mit dem Buschtaxi oder leihen wir uns ein Auto. Wir entscheiden uns für Auto und Öffis.

Eine zweite wichtige Entscheidung war, den optimalen Reisezeitpunkt zu finden. Wir sind schulferienabhängig. So blieb nur noch der April übrig. Im April ist in Uganda Regenzeit … 

Etwas mulmig war uns schon, all die Tage vor unserem Abflug die Wetternachrichten zu sehen. Es regnete aus allen Eimern und hier und da gab es Erdrutsche. Der größte Erdrutsch war im Gebiet des Mt.Elgon mit vielen Toten.

Trotzdem konnten wir es kaum erwarten, abzureisen und nach langen, langen, arbeitsreichen Wochen haben wir endlich, am 28.03. sehr früh morgens die KLM-Maschine nach Amsterdam bestiegen.

Von Amsterdam geht dann später der Flieger nach Entebbe. Über die KLM kann man nicht viel meckern. Deren WebSite ist grottig schlecht - der Service an Bord ist aber klasse.

Nach einem längerem Aufenthalt in Schiphol/Amsterdam bzw. in diesem großen DutyFree-Shop haben wir dann am Sonntagabend Entebbe, den internationalen Flughafen von Kampala/Uganda, wohlbehalten erreicht.
Hier hat es offenbar gerade geregnet - auf dem Boden sind große Pfützen und das Bodenpersonal trägt Gummistiefel und festes Regenzeug. Es ist aber warm und es riecht auch dementsprechend angenehm, nach warmem Sommerregen.

Eigentlich hätten wir die Maschine über einen "Finger" verlassen sollen. Dieser ist aber kaputt und so sollen wir auf einen Bus warten um über das Rollfeld zu kommen. Angesichts der Nähe von höchstens 100m zum Flughafengebäude hat man allerdings ein Einsehen mit uns Passagieren und erlaubt uns gnädig das kurze Stück zu Fuß gehen zu dürfen.

An der Passkontrolle gibt es mehrere Schlangen, die aber alle ganz gut vorankommen.
Als ich an der Reihe bin, untersucht die freundliche Kollegin meinen Pass, weitet etwas die Augen, um mir dann freundlich mitzuteilen, dass ich in der falschen Schlange stehe.
Das Visum gibt es nebenan. Mist, das kann natürlich nur mir passieren. Wir eilen sofort zur  Nachbarschlange. Diese ist aber recht lang. Vor mir steht eine deutsche Reisegruppe, in der schon alle mit einem Visum versorgt sind.
Ich schaffe es, die Leute davon zu überzeugen, dass meine alte Schlange die einzig Wahre und Richtige ist. Sie bewegen sich tatsächlich alle brav dahin und so kommen wir auch hier schnell voran.

Der Beamte in der neuen Schlange ist ebenfalls sehr nett, nimmt kurz noch ein kleines Bild von mir mit der Web-Cam auf, mit der ich vorher etwas herumspiele und entlässt uns freundlich, nach dem wir zusammen €80,00 Visagebühr bezahlt haben, nach Uganda.

Man hat das Gefühl, in diesem Land willkommen zu sein. Vielleicht sollte das mal einer den amerikanischen Flughafenkontrolleuren auf deren Flughäfen erzählen.

Das Gepäck ist auf dem Laufband schnell identifiziert und fix eingesammelt. Jetzt müssen wir nur noch schnell etwas Geld tauschen und unseren Abholdienst finden.

In der Empfangshalle stehen sehr viele Menschen, die Schilder mit mehr oder weniger gut lesbaren Namen hochhalten. Leider ist meiner nicht dabei. Vielleicht ja etwas später ...

Nach dem Geldtauschen entdecke ich weitere Empfangskomitees draußen vor dem Flughafenausgang. Hier prangt dann auch endlich mein Name. Sofort eilen wir zu einem freundlichen jungen Mann, gehen gemeinsam zu seinem Wagen und fahren los. Jetzt will er nur noch das Ziel bestätigt haben.

Zum "Banana Village" nicht wahr? Wie, "Banana Village"? Nein natürlich nicht, wir wollen zum "Entebbe Backpackers". Es stellt sich also heraus, dass wir gerade vom falschen Abholdienst gefahren werden. Wahrscheinlich wartet am Flughafen jetzt jemand vergeblich auf uns. Mit dem "Banana" hatte ich gar keine Verabredung - lediglich eine unverbindliche Verfügbarkeitsabfrage. Die haben uns also einfach auf blauen Dunst ein Taxi geschickt. Wir leiten es kurzerhand zum „Entebbe Backpackers“ um.

Das "Entebbe Backpackers" ist ein sehr angenehmer Ort mit einfachen aber schönen Zimmern. Wir werden nett empfangen und bekommen, nachdem wir unseren Raum bezogen haben, ein schönes kühles Bier. Außer uns scheinen nur noch ein paar Holländer hier zu sein. Eine Holländerin hat leichte Schwierigkeiten, meinen Englisch-Akzent geografisch zuzuordnen.

Das kleine Restaurant mit kleinen Esstischchen beherbergt noch einen Fernseher, der wohl Tag und Nacht läuft und jetzt Fußball aus allen Ligen der Welt ausstrahlt, und eine kleine Bar. Wir fühlen uns prächtig. Irgendwann beugt sich eine leicht angeschickerte Frau über Ruths Schulter und schnorrt eine Zigarette. Sie heißt Brenda und ist die Tochter des Besitzers. Sie redet viel von ihrem Ex. Er heißt Jürgen und ist wohl auch aus Hamburg - und - das Ganze ist wohl schon eine Weile her.

Der Abend klingt sehr schön aus und Ruth und ich begeben uns in unser Hochbett unter das Moskitonetz. Es gibt allerdings kaum Moskitos hier. Fast langweilig und wenn sich auch noch kein Lüftchen rührt, ist es schnell stickig.

Ich schlafe sehr gut - allerdings muss ich nachts den Ventilator einschalten.

 

Montag, 29.03.2010

Zum Frühstück gibt es löslichen Kaffee, ein Glas Saft, eine dicke Scheibe Toastbrot, eine Banane und ein Ei nach Wahl. Für die nächsten Wochen sind es bei mir also „fried eggs“, beidseitig gebratene Eier, bei Ruth sind es die "scrambled eggs", Rührei.

Wir wollen unseren Urlaub mal ruhig angehen lassen und uns erst einmal über alles Mögliche erkundigen. Das geht am besten in Kampala, der Hauptstadt Ugandas.

Wir gehen also zu Fuß zur Hauptstraße und werden sofort von einer Matatu-Besatzung, die gerade nichts zu tun hat, angesprochen. Matatus sind die hiesigen Sammeltaxis und wenn man als erster Passagier auch noch ein Tourist ist, wird es teuer - der Preis ist recht hoch - tourimäßig eben. Wenn aber schon Leute drinsitzen, können die Matu-Leute nur den allgemein gültigen Preis verlangen oder einem einen entsprechenden Touristenpreis, beinahe verschämt, leise zuraunen.

Jedenfalls kommen wir heil nach Kampala. Unterwegs werden wir nur einmal kurz angehalten. Der Fahrer bekommt Mecker von der Polizei wegen ungebührlichen Fahrens. Die Zeit nutze ich, durchs Fenster das bunte Treiben der Leute am Straßenrand zu beobachten. Eine Frau verkauft Mangos und nebenan werden traditionelle afrikanische Stühle gebeizt. Die Leute dort arbeiten fieberhaft. Eine andere Uganderin steht schon ungeduldig daneben und wartet auf ihre Möbel – Ungeduld ist eigentlich sehr unafrikanisch.

Auf dem weiteren Weg quälen wir uns noch durch den einen oder anderen Kreisverkehr (Roundabouts) und stehen beim Old TaxiPark ziemlich derbe im Stau.  
Kampala ist sowieso ständig im Dauerstau. Alle wichtigen Kreisverkehre werden von der Polizei geregelt. Fußgängerampeln sind der Lacher, da sie niemand ernst nimmt. Zum Glück tun das auch nicht die Fußgänger ...

Der Verkehr ist mörderisch und ich denke mit Grausen daran, schon morgen im eigenen Auto genauso in diesem Stau zu stehen. Man muss sich sputen, muss schnell reagieren und darf niemals zögern.

Wir gehen zum Hindu- und danach zum Sikh-Tempel. Diese Bauwerke wirken seltsam deplatziert, zumal kaum Inder auf den Straßen zu sehen sind. Bei den Sheraton Gardens entdecken wir eine Pizzeria. Nicht gerade billig, aber sonst ganz nett. Da wir nämlich gerade erst in Uganda angekommen sind, steht uns noch der Sinn nach sauberen Klos, die es in solchen Restaurants natürlich auch gibt.

In dieser Gegend werden wir sogar von Kindern angebettelt. Dies ist tatsächlich erwähnenswert, da es in den nächsten Wochen kaum wieder vorkommt.

Die Kinder sind klein und niedlich, sagen kaum ein Wort sondern machen nur Gesten. Nach ein paar Metern lassen sie es aber sein und verschwinden wieder.

Wir gehen die Kimathi-Avenue runter und suchen die Touristen-Info. Gegenüber der Queen Mary Gardens finden wir sie eher zufällig im Untergeschoss. Hier sitzen ein halbes Dutzend Leute an ihren Schreibtischen und haben augenscheinlich nicht viel zu tun. Wir wollen wissen, ob wir zum Mt.Elgon für einen Hiking-Trip, also zum Wandern, fahren können. Überhaupt wollen wir wissen, ob wir in die Berge für so manchen „walk“ können. Schließlich ist ja Regenzeit und die Böden sind rutschig. Von „landslides“, den üblichen Erdrutschen, ganz zu schweigen. Gerade vor drei Wochen sind locker mal so hundert Leute auf einen Schlag beim Mt.Elgon umgekommen.

Irgendwie ist aber alles möglich. Die Leute sind furchtbar nett und hilfsbereit, so dass wir darauf verzichten, direkt zur NationalParkAuthority zu fahren. Wir sind ausreichend informiert.

Ruth merkt, dass sie auf ihren leichten Schuhen nicht so gut laufen kann und kauft sich schnell ein paar Lederlatschen.

Wo wir schon mal gerade hier sind, wollen wie auch gleich mal gucken, wo wir morgen unseren Wagen abholen sollen. Wir erreichen die Parliament Ave, wo zufällig das Parlamentsgebäude liegt.

Allerdings finden wir in der ganzen Straße keinen Hinweis auf die Company mit dem Autoverleih. Wir fragen hier und da, trinken einen Eistee zwischendurch und nutzen die guten Klos. Wir suchen weiter, fragen weiter - keine Idee. Ich habe auch gerade nicht die genaue Adresse parat.

Wir gehen zu Nando's. Hier gibt es viel zu futtern und christlich gestähltes Internet. Die Verbindung ist nicht teuer - aber laaaaangsam. Wir sind in Europa wirklich verwöhnt Also Leute: Etwas Demut, wenn Eure IT mal nicht so will wie Ihr meint.

Ich lasse mir schnell die E-Mail mit der Adresse ausdrucken. Okay, Parlament Ave, Plot 3. Das ist eine Art Hausnummer. Leider ist die Reihenfolge der „Plots“ nicht immer logisch. Auf 4 folgt 15 etc. Ein netter Mann, den wir fragen, meint, man hat in Afrika die Hausnummern nur erfunden, um die Afrikaner zu verwirren.

Ruth schlägt vor, Plot 3 trotzdem zu suchen - und wird tatsächlich fündig. Es gibt dort sogar eine kleine Rezeption. Wir fragen nach Joseph und stehen wenig später in einem Büro. Auf den Namen der Company, die an der Tür steht, wäre ich nie gekommen. Er firmiert noch unter „alter“ Flagge.

Er wundert sich aber ein wenig, meint aber, dass es kein Problem gibt. Ich hatte tatsächlich den Wagen erst einen Tag später gebucht und den korrekten Termin irgendwie vergessen - passiert eben ...

Wir klären das und entscheiden uns dafür, das Auto jetzt 13 Tage lang zu fahren.

Joseph ist ganz angetan von uns, unseren Plänen und schreibt uns alles auf, was wir sehen müssen. Da ich nicht vergnügungssüchtig bin und mir den Stressverkehr ersparen möchte, soll er dann das Auto morgen gegen 11:00 Uhr in unser Backpackers nach Entebbe bringen.

Wir leisten noch eine Anzahlung und nach einiger Zeit trennen wir uns wieder. Es geht auf den Abend zu und wir wollen noch etwas von Kampala sehen.

Auf dem Nakasero Market, kaufen wir noch ein paar Frischhaltedosen und etwas Vanille. Wir werden von zwei Jungs zu einigen Ständen geführt und sind froh, nicht deren Preisvorstellungen zu entsprechen. Die kleinen, einfach zusammen geschweißten Holzkohleöfen, die es dort gibt, sind aber ganz niedlich - und - zum Glück - zu schwer.

Nun geht es nur noch darum, nach Hause, nach Entebbe, zu kommen.

Anstatt zum Old Taxi Park zu den anderen Matatus zu gehen, bilde ich mir ein, ein Matatu direkt an der Straße nach Entebbe stoppen zu können.

Wir gehen also an der Hauptstraße in Richtung Entebbe entlang und wundern uns, dass kein Matatu anhält. Ruth fragt eine junge Frau, die uns zu einem Platz mit Matatus führt. Von hier gibt es aber keine Direkt-Matatus nach Entebbe. Wir müssen unterwegs umsteigen. Alles klappt dann vorzüglich. Man sorgt für uns, sagt uns immer rechtzeitig Bescheid und so erreichen wir recht preisgünstig, zu local-prices, unser Backpackers. 

Dienstag, 30.03.2010

Heute bekommen wir unser Auto. – freu -

Wie es aber in Afrika oft so üblich ist, müssen wir noch etwas warten. Alles ist relativ und oft kommt dem einen oder anderen noch etwas dazwischen. Natürlich werden wir leicht nervös und bangen um unsere Anzahlung als Joseph bereits eine 3/4-Stunde überfällig ist.

Wir versuchen, ihn telefonisch zu erwischen. Er ist aber bereits auf dem Weg und kommt gleich.

Na dann ist ja alles gut ...

Als er dann tatsächlich auf das Gelände des Entebbe Backpackers einbiegt, freue ich mich über seinen wunderschönen alten Landcruiser. Viel Chrom, viele Schrammen - einfach klasse.

Bei Joseph kam übrigens tatsächlich etwas dazwischen: Da er das Auto vor seinem Office falsch geparkt hat, gab es Streit und ein kleines Handgemenge mit der Polizei. Zusätzlich hat er festgestellt, dass irgendetwas mit der Bremsflüssigkeit am Wagen defekt ist. Es braucht nur ein kleines neues Teil. Joseph versucht es mir mit seinen Händen zu erklären - es sieht aber irgendwie unanständig aus.

Wir packen kurz unser Gepäck ins Auto und Joseph erklärt mir die Schrammen und Macken des Autos.

Dann ist es soweit: Nach 7 Jahren!!! sitze ich endlich wieder in einem Rechtslenker-Auto. Jubel-Trubel-Heiterkeit - und es klappt prima. Als hätte ich all die Jahre nichts anderes getan. Joseph spielt noch ein bisschen den Fahrlehrer und erinnert mich mit dem "indicate"-Kommando auch mal den Blinker zu benutzen. Ansonsten ist er von meiner Fahrweise aber „deeply impressed“.

Er lotst mich zuerst zu einer Tankstelle. Dort wird der Tank rappelvoll gefüllt. Mit vereinten Kräften wird das Auto so lange geschaukelt, bis auch die letzte Luftblase aus dem Tank verschwunden ist. Dann geht es zu einer Werkstatt, wo wir einen Mechaniker aufnehmen, der mit uns dann zu einem Restaurant fährt und uns dort ablädt.

Im Restaurant essen wir erst einmal schön afrikanisch zu Mittag. Es gibt Huhn, Matooke (Kochbananen-Mus), Cassava (Maniok) und so manches Unaussprechliche mehr. Es schmeckt gar nicht so übel und das Huhn ist wirklich spitze.

Wir lernen, dass man sich vor dem Essen die Hände wäscht, schließlich isst man damit schon mal. Am Eingang stehen deshalb kleine Wasserbehälter, die mit ihrem spitzen Deckel aussehen wie abgesägte Raketen. Wir werden sie von jetzt ab überall in Uganda wiedersehen.

Während wir essen, fährt der Mechaniker mit dem Wagen zur Werkstatt und wir folgen ihm nach dem Essen mit einem Matatu. In der Werkstatt sind zwar noch einige Köpfe und Hände im Wagen versunken - sie sind aber fix und so gut wie fertig.

Auf dem Weg nach Kampala-City geht es über ein paar ugandische Kreisverkehre, den Roudabouts, mit Dauerstress und Stau aber ohne Probleme!!!

In der Nähe von Josephs Büro finden wir sogar einen Parkplatz auf einer Tankstelle. Joseph will das Auto aber selbst in die Parklücke bugsieren. Entweder ist er nervös oder er kann einfach nicht einparken. Jedenfalls wird das nix. Egal.

Wir eilen um die Ecke in sein Office um endlich den Vertrag zu unterzeichnen und die restliche Zahlung zu leisten. Dann ist es endlich vollbracht, wir sitzen alleine im Auto und ab geht’s Richtung Jinja. Jinja ist eine kleine Hafenstadt am Lake Victoria und an dieser Stelle beginnt auch der Victoria-Nil.

Wir verlassen aber erst einmal Kampala, bringen noch ein paar Roundabouts hinter uns und folgen der Landschaft auf einer sehr gut ausgebauten Straße.
Rechts und Links am Straßenrand sehen wir oft Gruppen von Menschen bei der Arbeit. Sie mähen das Gras. Dieses Bild wiederholt sich auf der ganzen Reise. Das Gras in den Straßengräben wird kurz gehalten, damit das Regenwasser besser abfließen kann. Dann bilden sich nämlich auch weniger Pfützen und es gibt weniger Lebensraum für die Anopheles-Mücke, die die Malaria überträgt.

Hin und wieder kriechen ein paar LKW den Berg hoch. Es ist die Transitstrecke nach Kenya. Zwischendurch machen wir einen Fahrerwechsel. Ruth fährt zum ersten Mal links und macht es prima.

In Jinja biegen wir nach links ab zu den "Bujagali-Falls". Dies sind reißende Stromschnellen am Victoria-Nil, der hier schwungvoll um die Ecke biegt. Viele Menschen kommen während der Saison hierher um WhiteWaterRafting zu machen.

Die Straße ist jetzt eine Lehmpiste und hat viele Schlaglöcher. An den „falls“ biegen wir ab und finden das „Eden-Rock-Backpackers“, direkt an der Zufahrt zu den Fällen. Es ist recht groß, hat einen großen offenen Aufenthalts- und Essbereich und viele 2er und 4er Bandas. Ein Banda ist eine Hütte unterschiedlichen Standards. Unseres z.B. ist für 4 Personen und „self contained“, was bedeutet, dass wir ein eigenes Bad haben. Es kostet 40.000 USh (ugandische Shilling – also $20,00). Zum Glück ist ja Regenzeit und wir haben kein Problem hier „accomodation“, eine Unterkunft, zu bekommen.

Abends mühe ich mich mit meinem kleinen Reise-Netbook ab, was sich aber immer wieder selbstständig macht. Ich finde keinen Weg, eine Einstellung rückgängig zu machen. Das Teil macht mir richtig schlechte Laune.

Das Essen ist ganz ok - Ruth findet allerdings ihre Tilapie, einen Fisch aus dem Victoria-See nicht so toll.

Das Wetter ist sonst sehr angenehm. Wir freuen uns auf eine lärmfreie Nachtruhe und machen Witze über die Regenzeit, von der wir noch nicht so viel mitbekommen haben.

Die Antwort folgt prompt: Dauergewitter und Monsterregengüsse (zumindest klang es so).

Ich schlafe trotzdem, dank Lärmstopp, sehr gut. Ruth findet die Nacht nicht ganz so gut.

Wie schön, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Etwas abseits ist noch eine Wiese. Dort steht tatsächlich ein Zelt. Das muss eine heftige Nacht gewesen sein.  

 

Mittwoch, 31.03.2010

Die Luft ist feucht. Der Regen hat aufgehört. Wir schlüpfen nach dem Frühstück in unsere Wanderschuhe und stapfen durch den weichen Lehm runter zum Victoria-Nil. Der Lehm ist so klebrig, dass die Klumpen unter unseren Füssen immer größer werden. Es läuft sich sehr komisch.

Wir treffen ein kleines Mädchen. Es versucht eine große Jakefruit auf dem Kopf zu transportieren. Ruth hilft ihr dabei.

Die „rapids“, Stromschnellen, denn nach einem richtigen Wasserfall sieht es nicht aus, sind wirklich beeindruckend. Eine ugandische Schulklasse, in ihren grünen Uniformen, ist dort ebenfalls zur Besichtigung. Es lohnt sich wirklich dort einen Moment zu verweilen und das Getöse auf sich wirken zu lassen.

Wir verlassen den gastlichen Ort und fahren hinein nach Jinja. Diese kleine Stadt ist recht übersichtlich und hat einen morbiden Charme. Man sieht den Häusern an, dass es hier sehr feucht werden kann. Sie sind teilweise recht alt – aus der Kolonialzeit eben. Beinahe so wie auf Kuba.

Wir fahren über eine enge Ringstraße praktisch einmal um Jinja herum und kommen durch das Hafengebiet. Ein LKW biegt ein und ein paar Leute zapfen - während der Fahrt - mitz einem Schlauch Diesel aus dem Tank ab. Echt krass. Die „Hafengegend“ ist offenbar eine typische Hafengegend.

Wir fahren weiter und landen irgendwann am Eingang des "Speke-Park" wo der Victoria-Nil aus dem Victoria-See heraustritt. Dieser Ort gilt als „Source oft he Nile“, der Nilquelle. Leider sollen wir hier ein hohes Eintrittsgeld zahlen. Na ja, den Nil können wir auch von hier draußen sehen. So drehen wir um, fahren in die Stadt und wechseln Geld, bzw. heben etwas per VISA ab.

Anschließend geht es gleich hinaus aus der Stadt und flugs auf die vierspurige Ausfallstraße Richtung Kenya.

Hinter Iganga verlassen wir die Transitstraße und steuern auf Mbale zu. Joseph hat uns gesagt, wo wir abbiegen müssen um durch typisch afrikanische Landschaft mit Sümpfen und vielen Dörfern fahren zu können. Er kennt sich aus – er stammt selbst aus dieser Gegend und solche Gegenden machen Afrika ja erst interessant. Wir verpassen allerdings den Abzweiger. Also umkehren. Ich habe eigentlich gar keine Lust dazu, aber Teerstraße zu fahren ist ja nun nicht gerade sehr spannend und Ruth fragt mit Recht, wozu wir dann wohl einen Allradwagen fahren.

Joseph hat aber auch nicht zu viel versprochen. Es ist wunderschön, satte Farben und viel Lehm. Wir fahren durch Sumpflandschaften und durch viele Dörfer. Die ganze Zeit gehen Ugander auf beiden Seiten der Straße. Es sind Leute auf dem Weg zum Feld, Kinder auf dem Weg zur Schule oder Menschen auf dem Weg zum Markt – oder eben alle auf dem Weg zurück. Es ist immer Betrieb und es scheint so als leben überall Menschen. Immer begegnen uns die Ugander respektvoll - kein Kinderbetteln - super sympathisch.

 

Was allerdings fehlt, sind Schilder. So verfahren wir uns gnadenlos in dieser wundervollen Landschaft. Am Horizont ziehen dunkle, sattblaue Wolken auf und wir werden von einem satten Regenguss überrascht. Jetzt wird es anspruchsvoll, der Lehm ist rutschig und die Schlaglöcher füllen sich mit Wasser. Wenn ein Schlagloch voll Wasser ist, kann man nicht mehr feststellen, wie tief es ist. Fahr ich also mitten rein oder außen rum, das ist hier die Frage.
Es ist anstrengend und wir tauschen die Plätze.

Sehr spät, wir haben uns verschätzt, da wir eigentlich nur 20 km/h fahren können, erreichen wir wieder die Hauptstraße, oder das, was davon übrig ist. Wir tauschen wieder die Plätze. Links und rechts ist der Teer zunehmend abgebrochen und Ruth kämpft schwer mit der stets enger werdenden Straße.

Auf der Suche nach „accomodation“ inspizieren wir In Mbale zuerst das „Landmark Inn“ für USh46.000. Es ist etwas düster und hat keinen Außenbereich bzw. so etwas wie einen Biergarten. Wir entscheiden uns stattdessen für das „Sunrise Inn“, etwas feiner und besser ausgestattet für USh62.000. Allerdings ist das mit der besseren Ausstattung so eine Sache. Vor einem Stromausfall sind alle gleich und kein Hotel ist bereit, den Dieselgenerator, sofern vorhanden, die ganze Nacht laufen zu lassen. Der Stromausfall kommt aber so sicher wie das Amen in der Kirche.

So bleibt uns nur der wirklich sehr angenehme Hotelgarten. Außer uns sind noch ein paar andere Europäer dort und ich nutze den Abend zum Schreiben.

 

Donnerstag, 01.04.2010

Morgens kaufen wir in Mbale noch kurz ein paar Lebensmittel, etwas Obst und gebackene Leckereien für den Tag ein. Dann geht es ständig bergauf in das Mt.Elgon-Gebiet zu den „Sipi-Falls“. Diese „Sipi-Falls“ bestehen aus drei Wasserfällen. Der oberste fällt von einer Hochebene tief hinab. Der zweite fällt unspektakulär aber mit einem phantastischen Blick hinunter und der dritte, unterste fällt von einer breiten Abbruchkante ins Tal. Rundherum liegt eine Reihe von Unterkünften. Alle haben natürlich den „besten“ Blick auf die Wasserfälle. Wir beziehen das „Craws Nest“, eine einfache Unterkunft, komplett ohne Strom und Licht – dafür mit Plumpsklo. Um unsere Hütte zu erreichen, müssen wir einen schmalen Weg ziemlich steil bergauf gehen. Dafür ist der Blick von unserer Hütte aber phantastisch. Das „Craws Nest“ wird von einer Gruppe „locals“ betrieben, die auch noch andere Dienstleistungen anbieten. Ein alter Mann trägt sein Huhn spazieren und bietet sich an, unser Auto zu waschen. Es sieht nach der gestrigen Tour über die Sand- und Lehmstraßen recht dreckig aus. Ich denke, „na ja, warum nicht“. In Wirklichkeit möchte ich gar nicht wissen, wie der alte Mann es schaffen will. Der ist natürlich schlau und gibt den Auftrag sofort an ein paar Jungs weiter.

Da wir heute nur eine kurze Strecke gefahren sind, verabreden wir uns mit Patrick, einem netten „local guide“. Wir wollen eine kleine Wanderung zu allen drei dieser wunderschönen „Sipi-Falls“ machen.

Der Aufstieg führt uns durch kleine private Kaffeplantagen mit vielen Kaffee- und Bananenpflanzen. Es ist traumhaft schön - für uns Europäer, die wir davon ja nicht leben müssen. Patrick geht geduldig voran, pickt hier und da ein Blatt von einem Busch und erklärt uns viele Besonderheiten ugandischer Pflanzen. Er spricht zu uns wie ein kleiner Lehrer – dafür ist er gerade mal 24.

Wir erklimmen zuerst den höchstgelegensten Wasserfall und arbeiten uns anschließend Stück für Stück bergab. Es ist überall satt grün und Patrick entdeckt mittendrin ein Chamäleon.

Von überall gibt es beeindruckende Blicke in die unendliche Weite der ugandischen Ebene in Richtung Westen. Ein Wasserfall ist schöner als der andere. Es gibt auch ein paar Höhlensysteme unterhalb des größten, unteren Falls.

In einem Resort an diesem Haupt-Wasserfall machen wir kurze Pause. Ich bin fertig und schaffe es später kaum zu unserer Hütte.

Als wir das Gelände des „Craws Nest“ betreten sitzt der alte Mann schon wieder an seinem Platz. „Wo ist denn Dein Huhn?“. Er zeigt auf seine Hütte, aus der gleichzeitig die Einfahrt überwacht wird. Das Huhn sitzt dort und ist noch gesund und munter.

Der ganze Tag ist für mich anstrengender, als ich dachte und ich brauche eine Ruhepause oben in unserer Hütte.

Abends bekommen wir ein gutes Essen – leider schmeckt mir das Bier nicht so richtig.

Die Nacht ist kühl und wenig angenehm.

 

Karfreitag, 02.04.2010

Der nächste Tag geht wieder bergab. Es ist Karfreitag und auf der Straße treffen wir auf Osterprozessionen. Viele Menschen haben sich auf der Straße versammelt und begeben sich zur Kirche, angeführt durch ein großes Holzkreuz. Der eine oder andere Gläubige scheint allerdings etwas genervt durch überholende Autos.

Unten angekommen biegen wir zurück auf die Hauptstraße bei Mbale. Diese Teerstraße führt nach Soroti, ist schlaglochübersät und damit richtig schlecht. Trotzdem kommen wir gut voran. Am Straßenrand sind immer wieder Menschen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, dem häufigsten Verkehrsmittel in Uganda, auf dem Weg nach irgendwo. Hier und da werden kleine Speisen angeboten. Wir holen uns ein paar leckere Pfannkuchen.

Wir wollen heute gar nicht so weit fahren. Mir ist irgendwie nach einem halben Tag in einem Ort unter Menschen und Märkten. Schließlich ist das einer der Gründe, warum wir überhaupt hier sind.

So nutzen wir die Möglichkeit, uns zeitig eine Bleibe zu suchen.

Das erste Hotel in Soroti ist groß aber etwas abseits vom Ortskern und zu teuer. Im Stadtbereich ist das „Landmark Inn“. Hier gibt es ein paar freie Zimmer. Da das günstigere Einzelzimmer über ein ausreichend breites Bett verfügt, möchten wir es gerne haben. Wir schaffen es auch mühsam dieses zu bekommen. Normalerweise geht das natürlich nicht – wo kommen wir denn dahin – 2 Personen, dazu noch „reiche“ Mazungus, wie man uns Weiße hier nennt, in einem Einzelzimmer. Wir möchten dann auch noch das Zimmer zur Gebäuderückseite, weil wir bis dahin glauben, dass es dort ruhiger ist … Außerdem möchte ich auch noch unser Auto im Innenhof und nicht an der Hauptstraße parken. So schnappe ich mir eine junge Frau von der Rezeption und wir bugsieren es gemeinsam im Hof unter ein Dach. Sie guckt zuerst etwas überrascht - dann scheint es sie zu amüsieren.

Wir erkunden die Stadt. Sie ist sehr farbenfroh. Durch eine herannahende Regenfront ist das Licht phantastisch. In einem kleinen Laden erstehen wir unsere ersten Souvenirs.

Soroti hat zwei Hauptstraßen, gesäumt mit Moschee, Koranschule, Hindu-Tempeln, vielen Läden und unendlich vielen Schneidereien. In einem indischen Supermarkt decken wir uns mit Fingerfood für die nächsten Tage im Auto ein.

Bevor wir abends ein Restaurant für das „dinner“ suchen, hätten wir im "Landmark Inn" schon misstrauisch werden müssen. Auf dem Hof unseres Hotels werden Tische aufgestellt und Vorbereitungen für ein Buffet getroffen. Sogar eine Outdoor-Verstärkeranlage wird aufgebaut. Soll hier etwa eine Party stattfinden? Klappt doch bestimmt nicht – gibt ja bald Regen.

Schauen wir mal…

Wir suchen uns ein nettes Restaurant und essen gut. Der Regen zieht leider vorbei und im Hof unseres Hotels ist Party. Es ist höllisch laut und nicht zu ertragen. Wir schaffen es, das Zimmer zu tauschen. Jetzt ziehen wir die Straßenseite eindeutig vor, zumal dort nicht so viel los ist. Auch dort gibt es einen Balkon und wir beschließen, den Abend weniger laut mit einem guten Bier auf dem Balkon zu verbringen.
Allerdings ist unter unserem Fenster auch der Haltepunkt für einen der hiesigen Fernbusse. So läuft für einige Zeit ein Dieselmotor. Na ja, wenigstens ziehen die Abgase nicht in unser Zimmer.

Die Nacht ist also nicht so toll.

Wir wissen es natürlich schon lange: Wer die Ruhe sucht, der fährt nicht nach Afrika.

 

Sonnabend, 03.04.2010

Da die Nacht nicht so toll war (siehe oben) kommen wir auch zeitig in Gang. Wir frühstücken noch schnell und wir beladen das Auto. Der Hof ist schon wieder von der gestrigen Party geräumt und ich bugsiere das Auto hinaus.

Wir haben eine sehr gut zu befahrene Straße vor uns. Kaum Schlaglöcher und kaum Verkehr. In Agwata, das wir wegen einer großen Baustelle fast verpassen, verlassen wir die Teerstraße und gehen wieder auf die Piste, die ebenfalls in einem sehr guten Zustand ist. Rechts und links stehen überall Hütten und überall laufen Menschen vorbei. Es ist, als ob die ganze Strecke ein einziger Ort sei.

Pinkelpausen müssen perfekt geplant werden, weil immer jemand gerade vorbei kommt. Wir wollen bei Masindi-Port mit der Fähre über den Nil setzen. Das klappt auch ganz prima. Wir brauchen gar nicht so lange zu warten, da schippert sie auch schon zu uns herüber.

An der Fähre selbst gibt es aber leichte Probleme, weil wir die Fähre und auch die Leute darauf aus einiger Entfernung vom Land aus fotografiert haben. Der Fährführer fragt mich doch glatt, ob ich dafür eine Erlaubnis habe. „Na klar“, sag ich und frage mich was wohl so schlimm daran ist, seinen schwimmenden Ponton abzulichten.

Manchmal sind die Menschen doch recht empfindlich. Sollen doch eigentlich stolz sein auf ihren Pott. Ein Typ aus der Menge kommt doch glatt auf uns zu und möchte Geld dafür, dass er eventuell auf einem Foto mit drauf ist. Wir lassen ihn abblitzen.

Trotzdem setzen wir problemlos über. Alle Passagiere, die nicht in einem Auto sitzen, bekommen übrigens eine Schwimmweste.

Die Straße auf der anderen Seite verspricht erst Gutes um uns beim ersten abbiegen Richtung Masindi maßlos zu enttäuschen. Sauschlecht.

Da ich die Schlaglöcher lieber überspringe statt sie zu durchfahren, ist Ruth auch bald genervt von meinem Fahrstil.

Wir gehen ins „Kolping-Hotel“, eine christliche Hotelkette mit einfachen Zimmern. Hier sind wir etwas abseits und können erst einmal runterkommen.

Abends gehen wir Masindi besichtigen. Ruth braucht etwas zum Anziehen, kauft sich ein afrikanisches Kostüm und lässt es noch etwas umarbeiten. In einer heruntergekommenen Kneipe, wo wir als Mazungus so richtig auffallen, trinken wir dann unser Feierabend-Bier ehe wir zum Schneider zurückgehen.

Nach Tagen, an denen wir ausschließlich „Nile Special“-Bier getrunken haben, welches mit 5,5Vol. recht stark ist, wechsele ich heute endgültig auf das bekömmlichere „Bell’s“

Die Nacht ist mal wieder sehr lebhaft. Es gibt Musik aus einer nahen Disco und vom ebenfalls nahen Hotel Bijaa. Ruth schläft schlecht - ich hab Lärmstopp. Hätten wir vorher gewusst, dass die Musik aus dem Hotel tatsächlich Live-Music ist, wären wir wohl noch mal hingegangen.

 

Ostersonntag, 04.04.2010

Es ist Ostern und wir planen einen Kirchgang. Im Hotel versuchen wir die nötigen Informationen, wo was stattfindet, zu bekommen. Die Antwort ist irgendwie nicht eindeutig genug. Also steigen wir nach dem Frühstück in unser Auto. Wir suchen einen echten afrikanischen Gottesdienst. Immer der Nase nach und den Menschen folgen.

Die erstbeste Kirche ist eine anglikanische Kirche und der Gottesdienst hat bereits Verspätung. Ein Gemeindehelfer im blauen Talar nimmt sich unser an und platziert uns natürlich in der ersten Reihe bei einigen amerikanischen Helpworkern.
Als Mzungu bekommt man wohl immer ungefragt eine Extrawurst.

Die Kirche ist bunt geschmückt mit Fähnchen und Luftballons. Die Predigt ist auf Englisch und die englischen Kirchenlieder sind durchnummeriert und genauso gestelzt und unverständlich wie bei uns.

Außerdem wissen wir jetzt: Nicht alle Afrikaner können singen …

Nach einiger Zeit geht es um das Abendmahl und die Menschen reihen sich in eine lange Schlange ein. Wir haben jetzt genug gesehen und machen uns vom Acker.

In Masindi ist die Nationalpark-Verwaltung für den „Murchison-Falls-National Park“.

Wir wollen wissen, ob und wo wir dort Unterkünfte zu welchem Preis bekommen können. Es ist Osterwochenende und wir würden das gerne vorher wissen.
Ich hab schon gestern Abend einige Telefonate getätigt und es erscheint uns ziemlich ausgebucht. Der superfreundliche Mann im Büro macht uns aber Mut, dass wir etwas Passendes bekommen. Notfalls gibt es noch die Unterkünfte für die Angestellten des Parks. Dort kommt man fast immer preiswert unter.

Wir kehren ins „Kolping“ zurück und machen für den Rest des Tages mal richtig auf Urlaub, tun nichts, lesen Bücher und ruhen uns aus. In der Stadt ist sowieso nicht viel los. Auf dem Markt haben nur wenige Stände geöffnet. Wir kaufen aber noch ein paar Kleinigkeiten für morgen.

Abends wollen wir noch ins Internet-Café. Mir ist in diesem Urlaub gar nicht so recht nach Internet. Für Ruth ist es aber umso wichtiger.

Beim „Travellers Inn“ ist zwar eines, aber es funktioniert gerade nicht. Wir werden ins „Salam“ geschickt. Dort gibt es eine Verbindung. Ruth checkt ihre E-mails und ich albere draußen mit ein paar Kindern herum. Anschließend gehen wir ins „Travellers Inn“ zurück. Die Atmosphäre ist sehr nett und angenehm - viele junge Ugander sitzen hier und trinken auch mal eben ihr Bier.

Als wir noch mal ins Internet-Cafè wollen, fällt mal wieder der Strom aus. Ruth ist gerade noch kurz im „Kolping“ auf Klo gewesen und findet es doch sehr befremdlich im Stockdunkeln zurückzukommen. Wir haben uns beinahe an der Straße verpasst.

So entrichte ich meine Geburtstagsgrüße an Björn in Hamburg direkt per Mobiltelefon. Nach dem gefühlten 10.Versuch klappt es dann auch.

Die Nacht wird – ohne Strom – deutlich ruhiger.

 

Ostermontag, 05.04.2010

Morgens gehen noch mal kurz auf den Markt und erstehen weitere Esskleinigkeiten für die nächsten Tage. Dann geht es „straight“ zum „Murchison-Falls-NP“. Dieser Nationalpark ist nach den „Murchison-Falls“ benannt, wo der Victoria-Nil, von Jinja kommend, durch ein 5m breites Nadelöhr bricht um dann ruhig in den „Lake-Albert“ zu münden.

Die Piste dahin ist hart, schwer zu fahren und scheinbar endlos. Am Main-Gate zahlen wir den Eintritt für das Auto und die Parkgebühr für zwei Nächte. Dann geht es wieder endlos in den Busch. Die ersten wilden Tiere: Paviane und Antilopen. Es ist noch früh und tausende Schmetterlinge fliegen über der noch feuchten Straße. Sieht sehr schön aus. Dann kommen die Stechfliegen. Ebenfalls Tausende. Wir können sie nur mit Mühe aus dem Auto bekommen. Die Bisse sind unangenehm.

Seit dem Main-Gate nehmen noch einen Jungen bis zum „Red Chili Camp“ mit. Dieses Camp ist das preiswerteste im NP. Leider ist man hier komplett ausgebucht.

Im örtlichen NP-Verwaltungsbüro fragen wir nach anderen Unterkünften und bekommen Räume in dem "guest house" des NP, direkt neben dem „Red-Chili“ angeboten.

Der Standard ist niedrig und dafür mit 20.000USh/Nase und Nacht auch noch ziemlich teuer.

Wir wollen lieber mal auf der anderen Seite in der „Paraa-Lodge“ gucken. Wir glauben tatsächlich, dass es dort auch günstige Unterkünfte gibt. Mal sehen …

Wir fahren runter an den Nil, checken den Fahrplan und kaufen das Ticket für die Überfahrt. Nach einer Stunde geht dann auch die Fähre über den Nil. Kurz darauf befinden wir uns gegenüber in der „Paraa-Lodge“. Purer Luxus, sündhaft teuer - nehmen wir.
Diese Lodge befindet sich nämlich als Einzige auf der richtigen d.h. Game-Drive-Seite. Alle anderen Lodges in diesem Nationalpark sind fahrplanabhängig und alle Gäste müssen spätestens um 19:00 Uhr am Anleger sein um zurückkehren zu können.
Wir nehmen das Zimmer, dank VISA, gleich für 2 Nächte incl. Breakfast, Lunch und Dinner und kommen aus dem Essen und Staunen kaum heraus.

Wer hier länger als drei Tage bleibt, nimmt unweigerlich etliche Kilos zu.

Gleich abends machen wir einen „evening-game-drive“ mit Jim, einem „local-guide“, der sich mit seinem Gewehr auf die Rückbank setzt.

Es geht über eine schlechte und holperige Piste, die aufgrund eines Erdölbohrprojektes im NP teilweise extrabreit für Lastwagen ausgebaut bzw. plattgewalzt, ist und sich wie eine breite Narbe durch die sonst sehr schöne Landschaft frisst.

Hunderte Antilopen, Ugandan Kobs, Obiris , Red Bucks, Waterbucks, Buffalos, Giraffen und viele mehr sowie eine schwangere Löwin und eine zweite auf der Jagd. Für beide Löwinnen gehen wir offroad, d.h. weg von Straße, direkt hinein – great!!! Jim sieht Tiere, wo ich sie nicht einmal erahnen würde. Er sieht sogar einen Leoparden – wahrscheinlich zuckte in 200m Entfernung sein Schwanz-Ende. Ich entdecke gleich vor dem Auto zwei Pillendreher-Käfer, die eine große Kugel aus Elefantendung durch die Gegend rollen.

Als wir übrigens die erste Löwin verfolgen und dafür die Piste verlassen, ertappen wir einen PKW auf gleicher Fährte. leider ohne „local guide“, was nicht erlaubt ist. Jim lässt uns an das andere Auto heranfahren um die Leute dort zu ermahnen. Das geht auch ganz ruhig vonstatten und der andere Wagen macht sich vom Acker.

Auf dem Rückweg kreuzt noch eine Schildkröte unseren Weg. Wir sehen sie gerade noch rechtzeitig.

Später, im Dunkeln erreichen wir die Lodge. Müssten wir, wie die meisten Parkbesucher, auf der Südseite übernachten, hätten wir die letzte Fähre bereits verpasst. Ruth schimpft mit mir, weil ich zu lange am Steuer saß. Dabei hat es doch so einen Spaß gemacht …

Abends gibt es ein Monsterdinner und so manchen Gin&Tonic. Die Nacht funktioniert aber nur unter dem Deckenventilator.

 

Dienstag, 06.04.2010
Wir lassen uns um 06:00 Uhr wecken, weil wir eine Verabredung mit Jim zu einem kurzen „early-morning-game-drive“ haben. Weil wir sonst kein Frühstück mehr abbekommen, dauert dieser Trip auch nur 2 Stunden.

Spektakuläre Aussichten oder besondere Tiere gibt es zwar nicht. Die aufgehende Sonne und das Morgenlicht sind aber sehr schön.

Das bereits anvisierte Frühstück ist ein Gedicht. Kugelrund schleppen wir uns nur noch an den Pool und gammeln bis zum Lunch so rum. Obwohl wir gar keine Badesachen dabei haben, gehen wir sogar kurz in Unterwäsche ins Wasser.

Nach dem Lunch gibt es noch einen „boat trip“ zu den „Murchison-Falls“. Verschiedene Boote machen sich von der Fähranlegestelle auf den Weg. Da wir in der teuersten Lodge wohnen, haben wir selbstverständlich auch das schnellste Boot. Den Platz vorm Steuermann geben wir bereitwillig einer älteren Dame, die mit ihrer Familie aus Deutschland mit von der Partie ist.

Es gibt viele Hippos, Elefanten, ein paar Krokos und viele Vögel (Webervögel, Kingfischer und Fish Eagle) zu sehen und dann – dann kommen die Fälle - sehr imposant. Wir fahren auf ein paar hundert Meter heran. Das Wasser sieht aus, als hätte man tonnenweise Waschmittel hinein getan. Es sind Flocken, die durch aufgeschäumte Algen entstehen. Dahinter bricht der Nil in hohem Bogen durch ein enges Nadelöhr durch den Felsen.

Die Rückfahrt geht etwas schneller – wir fahren jetzt mit der Strömung.

Das Dinner erschlägt tatsächlich alles.

Abends kommen wir kurz mit der deutschen Familie ins Gespräch. Theo und Andrea mit Kindern und Eltern. Sie laden uns ein, mit Ihnen in Kampala mal ein Bierchen zu trinken.

Die Nacht wird ganz ok.

 

Mittwoch, 07.04.2010

Theo brachte uns gestern Abend noch auf die Idee, die „Murchison Falls“ über den Landweg aufzusuchen. Dafür müssen wir aber die früheste Fähre erwischen.

Wenn es um Termine geht, bin ich immer besonders nervös, drängel Ruth und nerv ganz schön rum.

Ich rechne mit einer langen Warteschlange und würde mich ärgern, wenn wir nur eine Minute zu spät kommen. So belauern wir das Frühstücksbüffet und stopfen schnell etwas rein. Ruth ist tatsächlich von mir genervt und ebenso tatsächlich sind wir die einzigen auf der Fähre. tscha

Der Ritt zu den „Murchison-Falls“ zieht sich. Wir müssen erst weit nach Süden und dann scharf links nach Nord-Osten fahren. Weil die ganze Gegend von Stechfliegen nur so wimmelt und an offene Fenster während der Fahrt nicht zu denken ist, müssen wir mit der „aircondition“ fahren.

Das Ziel ist ein kleiner, bewachter Parkplatz. Hier wacht ein „guard“, der auch die Gebühr kassiert. Die wird aber nur fällig, wenn man einen 45 Minuten-walk mit phantastischen Aussichten auf die Fälle - super great – machen will. Wer den kurzen, direkten Weg nimmt, zahlt gar nichts. Wir nehmen den langen Weg, kraxeln einen Weg bergauf und dann immer am Felsen entlang hinunter zum Fluss. Die ganze Zeit hat man irgendwelche Fliegen in Ohren und Naseblöchern. Ich ziehe mir mein Piratentuch über den Kopf. Dann hab ich meine Ruhe.

Es ist beeindruckend, welche Urgewalten so durch den 5-Meter- Schlund gepresst werden. Dieses gigantische Naturschauspiel zu beschreiben ist schlichtweg unmöglich. Man muss es einfach hören und sehen. An der Stelle, wo das Wasser in dem Schlund verschwindet ist ein größerer Platz, wo die Leute stehen, die nur den kurzen Weg genommen haben. Eine junge Frau sitzt im Lotussitz und meditiert – zumindest sieht es so aus.

Da wir zu einer bestimmten Uhrzeit diesen NP verlassen müssen, gehen wir eher lustlos zu unserem Auto. Man hätte dem Getöse ruhig noch länger zuhören können.

Der Weg zurück geht fix, obwohl er wieder scheinbar endlos wirkt. Kurz vor dem Abzweiger  zum Budongo-Gate an der Westseite des NP treffen wir noch kurz Andrea und Theo mit ihrer Familie. Sie sind auf dem Heimweg und bekräftigen ihre Einladung für Kampala. Bis jetzt denken wir übrigens immer noch, dass wir den Wagen nur noch zwei Tage haben.

Wir erreichen das Westgate des Nationalparks "Budongo" eine Minute vor Ultimo. Wir müssen den Park exakt um 10:30 verlassen. Es gibt für die eine Minute aber leider kein Geld zurück ...

Die Zeit mit dem Auto geht ihrem Ende zu und wir versuchen die letzten Tage möglichst sinnvoll zu planen. Irgendwann zählen wir die Tage noch einmal durch und haben uns doch glatt um zwei Tage vertan.

Wir wollen die „lake-strecke“ ausprobieren. Das ist eine Piste, die relativ nah am Albert-See Richtung Süden führt. Auf der Straßenkarte sieht sie sehr interessant aus. Sie ist aber leider tatsächlich etwas langweilig, da einerseits vom See und andererseits von den „Blue-Montains“, drüben im Kongo, nichts zu sehen ist. Außerdem ist es hier weniger grün.

Erst als wir von der Hauptstraße abbiegen und mit dem Auto über einen Berg klettern, sehen wir den See. Ganz nett, die Aussicht. An einem Aussichtsplatz nehmen wir unser lunch.

Die Straße nach Hoima biegt von unserer Straße ab. Hier wird es wieder grüner und die Straße etwas enger. Ein Junge kommt uns mit einem Fahrrad entgegen und landet weit vor uns im Straßengraben. Ich halte an um ihn zu fragen, ob ich etwas für ihn tun könne. Vor Schreck springt er auf und rennt weg. Schön, ich bin etwas unrasiert aber diese Reaktion finde ich echt übertrieben.

Trotzdem ist die Umgebung sehr schön, sehr anstrengend zu fahren und am Ziel sind wir ganz froh, als wir im Kolping-Hotel, was es auch hier gibt, einchecken.

Nach einer kleinen Siesta und Buchlesen gehen wir durch die Stadt. Vielleicht gibt es ja noch die Möglichkeit ein paar Souvenirs zu kaufen.

Hoima ist anders als andere Städte. Es liegt etwas abseits der Hauptrouten, ist etwas dreckiger und hat viele Kolonialbauten die teils als Regierungsgebäude oder als Krankenhäuser dienen.

Nach einer kleinen Pause in einem Restaurant, entdecken wir etwas abseits eine Kirche. Es ist eigentlich die Kapelle des Hospitals, wo einige Frauen eine Theateraufführung für den Donnerstag üben. Ruth bleibt etwas länger da und es war sehr schön.

Ich erkunde derweil die Umgebung und komme kurz vor Einbruch der Dunkelheit zurück um Ruth abzuholen. Rosie, eine Mitspielerin, begleitet uns noch zurück in Stadtzentrum.

In einem Restaurantgarten trinken wir noch ein kühles Feierabendbier und beobachten die Leute. Da hier gerade an einer Lautsprecheranlage herumgebastelt wird, gehen wir lieber woanders hin. Wir essen sehr preiswert in einem keinen Restaurant in der Nähe unseres Hotels und beschließen den Abend im „Kolping“. Hier sind viele Leute und das Bier schmeckt wieder.

 

Donnerstag, 08.04.2010

Ehe wir Hoima verlassen, füllen wir noch kurz den Tank auf. Dann befinden wir uns wieder auf der Piste. Die Fahrt ist vergleichsweise ereignislos. Mal lässt sich die Piste schnell befahren - mal haben wir Mühe, den vielen Löchern auszuweichen, die uns hinterhältig auflauern. An manchen Stellen ist sie einfach nichts anderes als eine derbe Baustelle.

Unterwegs wollen wir in einem kleinen Ort unser lunch einnehmen. Wir fragen einen netten jungen Mann nach einem Restaurant. Er zögert gar nicht erst, sondern nimmt uns gleich ein paar Häuser weiter mit. Leider ist es hier noch zu früh. Er weiß noch ein anderes Restaurant. Wir nehmen das Auto und fahren kurz hin. Hier gibt es lecker geräuchertes „beef and rice mit g-nut-sauce“.
Das Beste daran ist: Unser freundlicher Helfer will für seinen Tipp überhaupt nichts haben – völlig kostenlos, das kennen wir noch gar nicht - verkehrte Welt.

Wir wechseln uns wieder regelmäßig beim Fahren ab und werden tatsächlich endlich mal wieder Zeuge eines Regengusses. Mitten im Regen steht ein Haufen Lehmziegel, der von innen befeuert wird und in den schönsten Farben glüht. Diese Ziegelbrennereien gibt es im ganzen Land.

Eigentlich ist Regen in der Regenzeit normal. Allerdings ist hier in Uganda gar nichts normal - es ist erst der zweite Regen den wir live erleben - abgesehen von bisher drei Nacht-Regen. Es ist eine Regenzeit die kaum stattfindet.

Etwas später endet die Piste in die Hauptstraße von Kampala nach Fort Portal. Mir reicht die Pistenfahrerei auch langsam und es geht auf einer Teerstraße, vorbei an riesigen Teeplantagen, geschwind dahin. Die Straße ist in einem super Zustand.

In Fort Portal, der größten Stadt am Rwenzori-Gebirge halten wir uns gar nicht lange auf. Wir trinken nur kurz einen Kaffee im Garden Cafe, nutzen die guten Klos, essen vom leckeren Kuchen und beobachten die vorbeiziehenden Bananentransporteure, die schon mal über 200kg Bananen schiebend auf einem Fahrrad transportieren. Sie binden die Bananen, die noch direkt auf dem Blütenstamm sitzen auf ihre Fahrräder. Übereinander und seitlich fest gebunden bringen sie schon mal 7 Stämme zusammen. Einer wiegt so um die 30kg. Damit sie ihre Fahrräder noch lenken können binden sie Seile an den Lenker, die nach hinten führen.

Die letzte Etappe machen wir - wieder mal per Piste -zum Lake Nkuruba. Eine kirchliche Initiative betreibt hier eine Hüttenanlage für Touristen. Es gibt einen Krater-See, direkt vor der Tür, in einem Gebiet mit ganz vielen Kraterseen.

Die Anlage ist wunderschön. Es gibt keine Stromversorgung. So kann er wenigstens nicht ausfallen. Wir beziehen eine „selfcontained“-Hütte mit Klo, Dusche und Salamander.

Im Garten tummeln sich die lustigen schwarz-weißen Colobus-Affen mit Puschelschwanz auf den Bäumen. Knuffig. Man sollte nur gucken wo genau man unter einem Baum gerade steht. Die possierlichen Tierchen scheißen einem sonst auf den Kopf.
Das Abendessen ist ganz lecker und aufgrund der Dunkelheit landen wir früh in unserer Hütte. Ein „local guide“, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß, bespricht mit uns unsere Wandertour am morgigen Tag.

Die Nacht verspricht angenehm kühl zu werden.

 

Freitag, 09.04.2010

Nach dem Frühstück machen wir also unseren „walk“, eine Wanderung, mit einem „local-guide“ zu den „crater-lakes“. Zu uns stoßen noch zwei junge deutsche Studentinnen. Unser "guide" hat viel zu erzählen. Er weiß viele Details über die Landschaft. Es kommt aus der Gegend um Kasese und träumt davon, sich dort eine Frau zu nehmen und auf einem Gehöft Bananen anzubauen.

Der Bananenanbau bringt viel Geld, da Bananen im ganzen Land nachgefragt und sogar exportiert werden. Es handelt sich um die grüne Kochbanane, die zu „Matooke“, einem Grundnahrungsmittel, verarbeitet wird. Ich kann ihn mir gar nicht so als Bananenbauer vorstellen. Er gibt ja einen passablen Reiseführer. Er sagt aber auch, dass er eine Menge Geld benötigt um sich in der Branche selbstständig zu machen. Bei der katholischen Kirche, für die er ja jetzt als "guide" arbeitet, will er auch nicht ewig bleiben.

Die Landschaft ist sehr hügelig und bis an die Hügelkämme komplett mit Gemüse- und Bananenplantagen bestellt. Die Hänge sind aber sehr steil, so dass ein Anbau sehr schwierig ist. Es gibt unzählige kleine Gehöfte - bieder herausgeputzt mit Blumen im Vorgarten.

Die Kraterseen sehen vielleicht auch deshalb nicht ganz so spektakulär aus.

Von einem Aussichtspunkt, „top of the world“, hat man einen sehr schönen Blick zum Rwenzori und einigen anderen Kraterseen. Eigentlich soll jeder Kratersee eine eigene Farbe haben. Für uns sehen sie aber alle gleich aus.

Würden auf den Wiesen keine Ankole-Rinder, sondern nur die Schwarzbunten, stehen und am Rand eben keine Bananenstauden stehen, könnte man meinen, man wäre in der Schweiz.

Auf dem Rückweg gönnen wir uns noch ein paar Samosas (Blätterteigtaschen mit Gemüsefüllung) und – kurz vor der Abfahrt – eine kühle Freiluftdusche.

Obwohl das Wasser für Ruth nicht mehr ganz gereicht hat, fahren wir anschließend sauber und erfrischt weiter auf der Piste Richtung Mbarara – schüttel, schüttel, schüttel.

Als wir in Mbarara ankommen, empfängt uns ein veritabler Wolkenbruch. Direkt vor dem „Pelikan-Hotel“ sitzen wir im Auto und warten bis der Regen vorbei ist.

Als die Luft danach buchstäblich rein ist, checken wir im Hotel ein. Den Abend verbringen wir im Hotelrestaurant. Die Stadt ist in dieser Gegend nicht so schön.

 

Sonnabend, 10.04.2010

Immerhin gibt es hier einen Geldautomaten, gleich um die Ecke.

Die anschließende Fahrt nach Masaka folgt einer Aneinanderreihung von Baustellen.

In Masaka nehmen wir unser lunch bei höllisch lauter Musik ein. Bei der Gelegenheit lassen wir dann schnell mal den Wagen waschen. Das haben wir in den letzten Tagen glatt vergessen. Joseph war es aber wichtig, dies regelmäßig machen zu lassen, damit man seine Werbeaufkleber gut erkennen kann.

Die Baustellen gehen weiter bis zum „Equator-Memorial“ zwischen Masaka und Kampala. Auch hier ist man fleißig. Baufahrzeuge aus Nigeria schaffen emsig Baumaterial heran. Es staubt mächtig und alle paar hundert Meter kommen die berüchtigten „humps“, Bodenwellen aus Beton, oder „rumble strips“, das Selbe in klein – nur dreifach.

Das „Equator-Memorial“ besteht aus zwei Beton-Ringen, die links und rechts an der Straße stehen, auf denen „Equator“ und „Uganda“ draufsteht und die den Verlauf des Äquator symbolisieren. Man kann sich in so einen Ring hineinstellen und sich fotografieren (lassen). Eigentlich ist das aber eher ein „muss“.

Außerdem gibt es hier auch noch eine Aneinanderreihung von „Craft-Shops“, den hiesigen Andenken-Läden. Man glaubt hier offenbar, dass Touristen nur ein Mal im Leben nach Afrika fahren und gleich die komplette Andenken-Palette des ganzen Kontinents erwarten. Das erspart natürlich so manchen Weg. Mit Kennerblick identifiziere ich sofort Stoffe aus Mali und Kunsthandwerk aus Südafrika.

Ansonsten staubt es hier wirklich überall. Trotzdem werden wir andenkenmäßig fündig.

Ein Stück hinter dem Memorial werden frischgefangene Nilbarsche und Tilapien an der Straße angeboten. Da man die Fische nicht so gern im Auto hat, bindet mancher sie vorne am Bullenfänger bzw. Kühlergrill an. So werden sie auch gleich fachgerecht geräuchert und mit Staub paniert.

Bei Mpigi geht es rechts ab auf eine Sandpiste zur Fähre von Lulongo nach Entebbe. schüttel, schüttel. Dort stehen schon ein paar Fahrzeuge. Man muss sich rückwärts anstellen. Leider ist die Fähre zu schnell voll. Für uns ist leider kein Platz mehr. Jedenfalls stehe ich jetzt richtig herum. Also, zurück auf die Piste, schüttel, schüttel.

Wir müssen jetzt um die Bucht herum. Es wird immer dunkler und es ist immer anstrengender zu fahren. Dann taucht endlich die Teerstraße auf. Trotzdem dauert es noch eine ganze Zeit ehe wir in Entebbe die Church-Road finden. Wir finden unser Ziel aber auf Anhieb.

Da wir einen Tag zu früh sind, bekommen wir leider im „Entebbe Backpackers“ keinen Schlafplatz. Es ist „fully booked“. Angesichts einiger Overland-Trucks, mit vielen sicherlich netten, jungen Leuten und dementsprechend viel Gerummel ist es mir auch gar nicht so unrecht, woanders hinzugehen. Nebenan ist das „Sunset-Motel“. Sehr ordentlich. Essen ok. Genug Bier. Wenig los. Nacht ok

 

Sonntag, 11.04.2010

Sehr früh werden wir bereits von Küchenlärm geweckt. War ja klar – wir sind ja in Afrika.

Eigentlich wollen wir wieder nach nebenan ins „Entebbe Backpackers“ umziehen und uns neu organisieren. Wir haben dort ja gebucht.

Dann taucht zufällig Robert Brierley auf, erzählt uns unverbindlich was von Wanderungen im Virunga, im Südwesten Ugandas, und hat uns sofort am Haken.

Seine Vorschläge für die nächsten fast 2 Wochen bringen unsere Planung ganz schön durcheinander.

Wir „canceln“ „Entebbe Backpackers,“ packen einen Sack für Dinge, die wir vorerst nicht benötigen, wie z.B. ein dutzend kleiner Krimi-Bücher, die wir uns noch kurz vor der Reise in Kiel organisiert haben und die wir im „Sunset-Motel“ bis zum Ende der Reise lassen können und checken in der "Tuhende-Safari-Lodge" direkt in Old Kampala unterhalb der goldenen Moschee ein.

Eigentlich sollte Joseph sein Auto in Entebbe abholen. Ich fahre das Auto jetzt aber todesmutig selbst in die Stadt – war auch gar nicht schlimm. Irgendwie sind wir bereits an den Verkehr in Uganda gewöhnt. Joseph bestelle ich in unser neues Domizil.

Das „Tuhende“ ist ein altes Haus mit Innenhof und einer wirklich phantastischen Küche. Man bekommt in Uganda wenig vergleichbares. Joseph kommt, quasi mit Gefolge (incl. seinem supernetten Fahrer Noah und seinem nervigen Azubi Dan), und quetscht uns über unsere Reiseroute aus. Er will alles wissen, macht sich viele Notizen und ist glücklich uns wieder heil anzutreffen. Das wiederholt er auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Wir laden alle zum Bier ein. Sie trinken alle reichlich, obwohl sie noch fahren müssen und das Nil-Special doch recht stark ist. Joseph bittet uns noch um einen positiven Brief für seine Referenzen.

Noah checkt kurz das Auto. Alles ist ok. Wir holen noch schnell ein paar Millionen USh aus einem Geldautomaten um Roberts Tour im Virunga bezahlen zu können. Ein kleiner Spaziergang in der näheren Umgebung unseres Hotels bringt weniger Spaß.

Die Altstadt von Kampala ist so desolat, dass man im Dunklen gar nicht weiß, wo man hintritt.

Nach einem opulenten Mahl beenden wir den Abend reichlich vollgefressen.

 

Montag, 12.04.2010

Da unser Zimmer kein Fenster nach außen hat und leider auch keinen Ventilator besitzt, ist es sehr stickig. Die Nacht ist damit sehr anstrengend.

Wir stehen sehr früh auf und bekommen noch ein nettes Frühstück. Mir fällt ein, dass ich meinen Reiseführer im Auto vergessen habe. Shit happens. Wir packen unsere Rucksäcke und gehen los. Der Bus-Terminal ist ja nicht weit.

Da kommt ein Mädchen um die Ecke mit dem Reiseführer in der Hand. Im Gefolge: Joseph. Afrika ist immer wieder für eine Überraschung gut. Joseph bringt uns sogar direkt zum Bus-Terminal. Dort werden wir direkt einem „local“ weiter gereicht, der uns ebenso direkt zu einem Bus nach Kabale bringt. Der Weg zum Bus ist nicht geteert und wir bahnen uns den Weg über jahrelang gepressten Müll auf der Straße. Wenig appetitlich. Old Kampala hat noch so manche Sanierung vor sich.

Wir buchen, auf Anraten Roberts, wegen des Komforts drei Sitzplätze. Dies halten wir aber nur solange durch, bis der Fahrer später - außerhalb Kampalas - auch Leute im Bus aufnimmt die stehen müssen. So ein Bus muss immer gut ausgelastet sein. Jedenfalls können wir uns dann immer aussuchen, wer bei uns sitzt.

Die Fahrt ist erstaunlicherweise gar nicht so unangenehm. Man muss immer nur darauf achten, auch wirklich jede kleine Pause, wie zum Beispiel eine Polizeikontrolle, zum Pinkeln zu nutzen.

Nach 8 Stunden erreichen wir Kabale. Hier fischt uns gleich Rodgers, ein Taxifahrer ab und fährt uns zum kleinen Hafen für die Boote auf dem „Lake Bunyoni“. Anschließend tuckern wir gemütlich über den See und landen auf „Bushara Island“. Dort gibt es ein Resort mit einem großen Essbereich mit viel zu guter Speisekarte. Es gibt Cottages und umbaute Zelte auf jeweils eigenem Terrain. Jeder ist irgendwie für sich alleine. Die Zelte haben ein zusätzliches Blech- und Strohdach, ein eigenes Plumpsklo, was nicht riecht und eine Freiluftdusche. Alle Zelte haben eine eigene Lichtung mit Seeblick und sind außer Sichtweite eines anderen. Superidyllisch.

Die Nacht verspricht kühl und angenehm zu werden. Das Wasser zum Duschen wird extra gebracht - warm. Und jeden Abend bringt man uns eine Petroleumlampe.

Abends essen wir viel zu gut und zu reichlich. Leider gibt es hier keinen Schnaps.

 

Dienstag, 13.04.2010

Auch das Frühstück wird auf Wunsch zum Zelt gebracht - gleich nach dem warmen Duschwasser. Traumhaft.

Auf der Insel gibt es keinen Strom. Trotzdem kann ich im Office der Lodge-Belegschaft meine Mobiltelefon-, Kamera- und Notebook-Akkus per Solar aufladen.

So kann ich dann per Telefon noch kurz das weitere Vorgehen mit Robert abklären. Für uns ist also bereits gesorgt.

Nachts gibt es einen deftigen Wolkenbruch und Gewitter.

 

Mittwoch, 14.04.2010

Das, morgens angelieferte, Frühstuck ist natürlich wieder oberlecker und die Outdoor-Dusche ist mal wieder richtig erfrischend.

Das Boot bringt uns zurück aufs Festland. Dort wartet bereits Ernest. Er bringt uns mit seinem Auto über eine traumhaft schöne Strecke, immer am „Lake Bunyoni“ mit wunderschönen Aussichten entlang, nach Kisoro.

Die Straße ist so wunderschön wie auch gefährlich. Gerade wird ein LKW mit Seilwinden geborgen. Es hat ihn aus der Kurve getragen und ab da ging es nur noch steil bergab. Überlebt hat das bestimmt keiner. Die Ladung finden wir noch ein paar Serpentinen tiefer.

In Kisoro steigen wir in der "Countryside-Lodge" ab. Der Laden ist einfach - aber ganz nett. Leider hängt noch kein Moskito-Netz im Raum - es ist mal heruntergefallen. Deshalb gibt es nachts ein paar Mücken und ebenfalls ein paar Stiche.

Heute ist es sehr bedeckt und, kaum angekommen, fängt es an zu regnen. Unter einem Dach ist ein Regen aber immer schön anzusehen. Wir beobachten eine Gruppe junger Leute die wohl irgendeine christliche Prüfung mit Bibelfragen ablegen.

Wir warten noch einen weiteren Regen ab und erkunden die Stadt. Es gibt einige Läden und eine Menge Möglichkeiten sein Mobiltelefon aufladen zu lassen. Hierzu gibt es einen kleinen Tisch, aus dem die Kabel fast aller möglichen Mobiltelefonnetzteile herausgucken.

In einem anderen Geschäft sitzt eine deutsche Frau und näht - wohl seit nunmehr fast 40 Jahren – ugandische Schuluniformen.

Da ich in Entebbe vergessen habe, meine Windjacke einzupacken, suche ich eine Jacke gegen Wind und Regen. Es ist hier deutlich feuchter und kühler als in Entebbe. Leider finde ich nichts Passendes.

Die allgemeine Stimmung in Kisoro gefällt mir nicht. Sie ist anders als sonst in Uganda - die Menschen wirken auf mich abweisender, belastet oder bedrückt. Vielleicht liegt es an den vielen Flüchtlingen aus dem Kongo in dieser Region.  

Den Abend verbringen wir im "Countryside".

 

Donnerstag, 15.04.2010

Um 6:00 Uhr müssen wir aufstehen. Wir wollen heute auf den "golden-monkey-trail" und werden deshalb schon um 7:00 Uhr abgeholt. Die Zeit ist aber offenbar gar nicht so wichtig. Wir bekommen zuerst mal ein richtiges Frühstück. Emma (von Emanuel) kommt pünktlich und bekommt auch erst mal ein Frühstück. Irgendwann fahren wir los. Es ist eine fürchterliche Rumpelstrecke zum „Mgahinga-National-Park“.

Im NP-Büro entrichten wir unseren Eintritt und zahlen unsere Gebühren. Dann ist  irgendwann "briefing" durch Shanga, einem offiziellen „local-guide“ so gegen 9:00 Uhr. Gegen 9:30 Uhr geht es dann tatsächlich los. Wir hätten also noch gut eine Stunde länger schlafen können. Ich für meinen Teil falle immer wieder auf so etwas rein …

Etwas verspätet stößt noch Yvonne aus Irland zu uns. Sie wirkt sehr laut und erzählt ungefragt und laut, warum sie so spät ist. Ich verdrehe schon innerlich die Augen. Zum Glück ist sie aber sehr nett und völlig unaufdringlich.

Mit Shanga und unserem „guard“ und seinem Gewehr geht es stetig bergauf.

Es regnet – und ich habe meine Regenjacke in Entebbe. Also nehme ich meinen Schirm. Funktioniert zwar prächtig, sieht aber reichlich albern aus.

Wir stapfen durch den unteren "secondary-forest" (hier lebten mal Menschen, die man aus dem NP heraus gekauft hat) und später durch den "primary-forest" - Bambuswald.

Immer auf der Hut, einen dieser großen Regenwürmer zu zermatschen oder in eine Ameisenstraße zu latschen. Die krabbeln einem dann prompt das Hosenbein hoch, was Yvonne ebenso prompt auch passiert.

Immer weiter geht es rauf durch den Matsch. Es regnet beharrlich weiter, es ist nass, es ist unangenehm feucht und es wird kalt. Zum Glück erwartet uns irgendwo eine offene Bambushütte. Hier kann ich dann mein nasses T-Shirt gegen ein trockenes tauschen, welches ich schlauerweise dabei habe. Außerdem warten wir auf eine Funkdurchsage von einigen anderen Rangern, die im NP verteilt patrouillieren und nach Tieren Ausschau halten. Diese Durchsage kommt tatsächlich auch irgendwann, nachdem Yvonne schon Witze über die mindere Reichweite der Funkgeräte bei verkleinerter Akku-Leistung bei schlechtem Wetter gemacht hat. Sie wird ungeduldig.

Auf Kommando stiefeln wir also los und es wird uns wieder warm.

In mancher Baumkrone sehen wir dann tatsächlich die Affen. Es sind Golden Monkeys, benannt nach ihrem farbigen, goldbraunen Rücken. Echt klasse. Wir werden von den Rangern immer wieder an den verschiedensten Stellen im Wald auf die Affen hingewiesen. Es ist wirklich schön und zudem kommt kaum noch Wasser von oben.

Irgendwann geht es wieder zurück und wir wundern uns wie lange und wie weit wir gelaufen sind. Es waren 14km. Vermutlich haben wir dies Yvonne zu verdanken. Sie schreibt Berichte für eine irische Zeitung und bekommt überall die Tiere bzw. die Touren umsonst und noch so manch andere Sonderlocke.

Ich frage Shanga ob er seinen praktischen Armee-Regenmantel gegen meinen tollen, kleinen Regenschirm tauschen will. Er ist tatsächlich erst einmal interessiert - später macht er aber einen Rückzieher. Er will wohl nicht seine gute Ausrüstung riskieren. Sähe ja auch zu blöd aus als „guide“ mit einem Regenschirm im Urwald.

Wir nehmen Yvonne noch mit nach Kisoro. Wieder geht es über diese schreckliche Straße.

In Kisoro besuchen wir noch den "afternoon market". Der ist ganz nett, Yvonne kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, aber wegen des Regens ist er heute wohl nicht ganz so toll. Im "graceland-motel" essen wir noch das beste „chicken-curry in town“, treffen noch kurz Yvonne und erreichen rechtzeitig vor dem Regen das „Countryside“.

Hier trifft uns Asigario, unser „guide“ für die nächsten 4 Tage und stellt uns schon mal das Programm für die nächsten Tage vor.

 

Freitag, 16.04.2010

Asigario holt uns morgens ab. Wir geben unsere Rucksäcke zwei Trägern und marschieren gemütlich los. Asigario ist sehr belesen und ein echter Experte was die Vogelwelt betrifft.

So wandern wir durch die Bohnen- und Bananenplantagen. Regelmäßig hält Asigario an, um uns einige neue Details zu irgendeiner Pflanze oder einem Vogel zu erklären. Es geht auf und ab - unterwegs treffen wir noch die Frau von David, einem unserer Träger, für ein nettes Foto.

Hinter einem Schulgrundstück, wo uns neugierige Augenpaare aus den Klassenzimmern verfolgen, erreichen wir den „Lake Mutanda“.

In einer winzigen Bucht, umrahmt von Schilf, liegt ein ausgehöhlter Baumstamm, ein richtiger Einbaum, im Wasser. Damit fahren wir über den See - über den See!

Wir nehmen aber erst einmal unser lunch und beobachten ein Kranichpaar, dem Wappenvogel Ugandas mit Puschel auf dem Kopf. Dann steigen wir, gut gesättigt in den Einbaum.

Wir Passagiere bekommen einfache Stühle mit einem kleinen Polster. Dazu gibt es jeweils eine Schwimmweste, durch die man im Notfall sauber durchrutscht. Während Ruth und ich ganz relaxed auf unseren Stühlen sitzen, muss David, einer der Träger, paddeln.

Die Landschaft ist wunderschön. Hier und da gibt es einen besonderen Vogel, den Asigario gleich kommentiert und am Ufer steigen steil die kleinen Bananen- und Gemüsefelder hinauf. Hin und wieder übernimmt Asigario das zweite Paddel. Wir probieren es natürlich auch mal - na ja …

Am Ende unserer kleinen Tour erwartet uns die traumhaft gelegene „Nkuringo Safari Lodge“ und ein deftiger Regenschauer. Die Lodge ist eine Edel-Bleibe mit einem wohnlichen Esszimmer mit Kaminecke und benachbarten super-komfortablen, festen Zelthäusern. Unser Abendessen ist klasse. An unserem Tisch sitzt auch David. Er übernachtet ebenfalls in der Lodge, da er ja morgen mit uns weiterrudert. Natürlich sitzt er auch bei uns am Tisch. Leider sind seine Englischkenntnisse nicht so gut.

 

Sonnabend, 17.04.2010

Mit dem Kanu überqueren wir den Rest des Sees. Auf der anderen Seite werden wir bereits von zwei Trägern erwartet. Wir laufen ab hier zu Fuß weiter, während David derweil das Kanu wieder zurück bringt. Langsam verschwindet er am Horizont.

Die Landschaft ist sehr schön und eine Aussicht ist spektakulärer als die andere. Nach und nach verschwindet der See aus unserem Blickfeld. Wir erreichen eine Straße und dort wartet auch schon ein Auto auf uns. Es bringt uns zum „Nkuringo-Gorilla-Camp“.

Der Weg ist superschlecht und für unser Gefährt eigentlich ungeeignet. Das arme Auto hat bereits jetzt den größten Teil seiner Federung eingebüßt.

Das Camp ist traumhaft auf einer Anhöhe, oberhalb des Dorfes Nkuringo, gelegen. Es hat einen offenen Essbereich mit super-Blick auf die Virunga-Vulkane. Dort reiht sich ein Gipfel neben dem anderen. Sie liegen teils in Uganda, teils in Ruanda und teils im Kongo.

Die Unterkunft im budget-"Hammerkop Bunkhouse" im Camp ist einfach und sauber. Es gibt aber genügend Platz und Plumpsklos sowie eine Dusche finden wir etwas abseits. Hier im Camp gibt es ebenfalls keinen Strom. Deshalb werden gegen Abend Petroleumlampen geliefert.

Das Abendessen ist lecker. Mit ebenfalls anwesenden Gästen wie Peter aus Australien und Christine und Bo aus Schweden gibt es anregende Gespräche über Gorillas. Sie waren alle bei den Gorillas und sind auch alle beeindruckt. Da wir nun gar keine Gorillas auf dem Zettel haben, kommen wir uns etwas komisch vor.

Asigario führt uns später noch ein paar Meter abseits des Camps und zeigt uns den schwachen Lichtschein des Nyiragongo, dem einzigen aktiven Vulkan aus der Virunga-Reihe im Kongo. Tagsüber sieht man dort auch Rauch aufsteigen.

Man kann übrigens weit über die Grenze gucken und sieht zumindest nachts sofort, wo der Kongo anfängt: Dort gibt es nämlich Strom und somit elektrisches Licht. In Uganda ist der Stromausfall Normalität.

Nachts werde ich unvermittelt wach: "Etwas" raschelt in meiner Matratze.

 

Sonntag, 18.04.2010

Heute haben wir schön lang geschlafen. Der Grund dafür war aber auch, dass wir die Läden des einzigen Fensters geschlossen hatten. Somit ist es stockdunkel und wir bekommen den Tagesanbruch nicht mit.

Wir bereiten uns auf den Kirchgang dem "Sunday Service" vor. Wir werden dafür extra von einer netten Mitarbeiterin des Camps abgeholt. Sie hat ihr schickstes Kostüm an und wir gaben uns auch allerlei Mühe, halbwegs ordentlich auszusehen.

Unterwegs lesen wir noch ein kleines Kind auf, das auch in die Kirche möchte. Ruth und unsere nette Begleiterin (leider habe ich ihren Namen bergessen) kümmern sich um die Kleine.

Die Kirche ist katholisch und afrikanisch. Alle Türen stehen offen und an der Decke nisten Vögel, die munter raus und rein fliegen. Die Leute sitzen auch draußen, rund um die Kirche, da alle Plätze bereits belegt sind. Überall spielen Kinder und ein Pfarrer hält seine Predigt. Wir hoffen auf einen unscheinbaren Platz irgendwo hinten wo wir nicht so auffallen.

Es soll aber anders kommen: Ein Gemeindehelfer im Talar sieht uns drei und schleppt uns quer durch die ganze Kirche. Er platziert uns auf die Altarseite, direkt neben dem Pfarrer - vis à vis zur Gemeinde. Alle blicken uns an, jede Bewegung wird hundertfach registriert - bloß nicht gelangweilt gucken oder gähnen.

Das ist nämlich gar nicht so leicht. Der Pfarrer hört sich gerne reden und er redet in Luganda. Wir verstehen natürlich kein Wort. Da soll man wach und interessiert gucken …

Zwischendurch wird die Predigt durch sehr schöne Gesänge mit Trommelmusik unterbrochen. Alle achten drauf, dass wir auch fleißig mitsingen.

Es wird natürlich auch noch Geld gesammelt. Hier geht das Clan- bzw. Familienweise. Da ich nicht weiß, wann es für uns Mazungus passt, drängele ich mich mit meinem Geldschein kurz dazwischen.

Anschließend wünschen wir uns alle noch Frieden, wobei sich der Pfarrer in unsere Richtung drängelt und für die vielen Kinder, die uns zu Füssen lümmeln ist eine besondere Freude den Mazungus Frieden zu wünschen.

Irgendwann fängt unsere Begleiterin an, sich der Gemeinde vorstellen. Der Beitrag wird durch einen kurzen Gesang, Klatschen und Trommelwirbel quittiert. Dann ist Ruth dran. Aufstehen, kurze Rede, Gesang, Klatschen und Trommel. Schließlich darf auch ich - noch kürzer - zur Gemeinde sprechen. Gesang, Klatschen und Trommel - puuh fertig.

Die haben schon merkwürdige Sitten hier. Wir waren natürlich vorgewarnt. Allerdings hatte ich gehofft, dass der Krug an mir vorübergeht.

Da ich heute noch ein dringendes Telefongespräch mit Hamburg führen möchte, kaufe ich noch "airtime" ein. So nennt man das deutsche "PrePaid" bei den Handys. Es gibt die „airtime“ hier aber nur in kleinen Stückelungen à 500 USh gekauft. So sitze ich zu Hause unter dem Telefon-Baum und tippe zehn „airtime-codes“ in mein Telefon. Man braucht nämlich immer eine gute Verbindung um seine „airtime“ aufzuladen.

Der Nachmittag bietet heftigen Regen mit Böen. Ruth will sich eigentlich mit Moses, einem unserer Träger von gestern, treffen und trommeln. Der kommt gleich mit einer kompletten Folkloretruppe. Ruth ist leicht entsetzt. Das muss ein Missverständnis sein, als die ganze Truppe vor ihr antritt. Der Regen unterbricht zum Glück die Darbietung. Zur Fortsetzung und zur Verstärkung komme ich mit.
Die Folkloregruppe ist von Asigario ins Leben gerufen worden um Sitten und Gebräuche oder Gesang und Tänze für die Nachwelt zu erhalten und - natürlich - die eine oder andere Vorführung zu machen.  

Der Erlös, natürlich wird Dir am Schluss ein kleiner Korb - das hiesige Kunsthandwerk - vor die Füße gestellt, ist für einen guten Zweck. In den Korb sollst Du etwas hineintun. Irgendwie komisch bei zwei Zuschauern. Dann wird auch noch schnell aus Tüten und Körben das komplette Kunsthandwerksortiment auf einer Bank ausgebreitet.

Jedenfalls danach kommt Ruth noch zu ihrer Trommellektion mit Moses.

Das Telefonat heute Abend mit Annabelle in Hamburg erweist sich als schwierig und wir wechseln nur abgehackte Sätze. Irgendwie hält der Telefonbaum auch nicht mehr das, was er mal versprochen hat.

Zu uns gesellt sich Jean-Philippe, ein sehr freundlicher und angenehmer Zeitgenosse aus Kanada.

Die Nacht beginnt vielversprechend ruhig - bis eine englischsprachige Touristengruppe in unser Camp einfällt und höllisch viel Lärm macht. Die dachten offenbar wirklich, sie sind die einzigen Menschen auf der Welt und unterhalten sich laut vor unserem Fenster oder laufen laut rufend durch das angrenzende Nkuringo. Sie sind natürlich völlig aufgedreht, da sie morgen wohl auf die Gorilla-Pirsch wollen. Wir werden also richtig aus dem Schlaf gerissen, sind entsprechend drauf und ebenso entsprechend „unhöflich“ bekommen wir sie endlich dazu „endlich die Schnauze zu halten“.

Erneutes Einschlafen wird schwierig. Außerdem raschelt wieder die Mäusefamilie in meiner Matratze unter meinem Kopfkissen. Ich denke mal, es sind Mäuse. An andere Tiere mag ich gar nicht denken. Sie nerven aber trotzdem. Ich drehe mich einfach zum Fußende um und komme endlich zum schlafen.

 

Montag, 19.04.2010

Morgens ist die Touristengruppe noch da. Sie macht uns aber nicht die einzige Dusche streitig. Die Dusche ist eigentlich ein außen angebrachter Falteimer, der mit warmem Wasser gefüllt wird. Gestern reichte noch eine Füllung gerade so für Ruth und mich. Heute sollten wir die doppelte Menge bekommen. Irgendetwas lief wohl schief und so stehe ich da, nackt und eingeseift und warte auf Nachschub. -shit happens-.

Während ich da so stehe und warte, kommt die Touristengruppe direkt an der, gut von außen einsichtigen, Dusche vorbei und tatsächlich: Ausgerechnet die lauteste Frau, die ich gestern hätte erwürgen können, singt "Das Wandern ist des Müllers Lust" auf Englisch.
Ich bin sicher, sie wird dafür sorgen, dass sich heute kein Gorilla mehr blicken lässt. Gorillas sind ja schließlich nicht blöd ...

Wir verabschieden uns von Jean-Philippe und machen uns mit Asigario auf den Weg. Zuerst fahren wir mit dem Auto zum UWA-Office, der hiesigen Nationalparkverwaltung.

Hier bezahlen wir den obligatorischen Eintritt in den Bwindi-Nationalpark. den wir heute durchqueren wollen. Die Leute dort sind sehr nett. Ein Junge kommt herein - er heißt Hillary. Mir fällt ein, dass der Ansager der gestrigen Folkloregruppe Everest heißt. Hat der Junge vielleicht einen Bruder namens Tensing? Damit hätten wir nämlich alle wichtigen Namen für die Mt.Everest-Erstbesteigung beisammen. Außer dem Jungen selbst wissen offenbar alle, wen ich gemeint habe - nur den Namen Tensing kennen sie nicht - der war ja auch nur ein Sherpa...

Wir steigen wieder ins Auto und schaukeln so durch die Gegend. Die Straße ist grottenschlecht. Es ist dasselbe Auto, welches uns nach Nkuringo gebracht hat. Leider ist die Federung in den letzten Tagen nicht nachgewachsen.

Wir wollen den Weg etwas abkürzen um Ruths Knie etwas zu schonen. Unsere Gruppe ist jedenfalls komplett beisammen. Im Auto sitzen noch ein Träger und eine bewaffnete Begleitung - falls ein wildes Tier kommt, oder so.

Am Startort treffen wir tatsächlich noch Everest von gestern. er ist heute der zweite Träger. So stapfen wir also los - hinein in den Regenwald. Er ist sehr schön. Der Weg ist etwas befestigt worden - also nicht mehr ganz so natürlich.

In einer Baumkrone, hoch oben, sitzt ein „Blue Monkey“. Außerdem gibt es noch ein paar Vögel und jede Menge Schmetterlinge. Die Luft ist warm und feucht. Jedenfalls ist es schön schattig. Trotzdem schwitzen wir gewaltig. Ungefähr auf halbem Wege verlässt uns die bewaffnete Begleitung und wird durch zwei andere Bewaffnete ersetzt. Ich habe immer so meine Probleme mit Bewaffneten in Uniform aber bestimmt ist es sicherer so.

Wir durchqueren Schimpansen-Gebiet. Leider lässt sich keiner blicken. Plötzlich höre ich Gesang hinter mir. Ruth übt mit Asigario und unseren „portern“ ein ugandisches Begrüßungslied. Toll, wir sind im Regenwald und lauschen nach Tiergeräuschen und hinter mir ist Wandertag.

Wir durchqueren auch noch das Gorilla-Gebiet. Leider lässt sich auch hier keiner blicken. Jedenfalls singt jetzt keiner.

In Buhoma verlassen wir den Bwindi-NP. Asigario schaut nach links und sieht breitgetretenes Gras. "Oh, hier waren wohl Gorillas." Ein paar Meter weiter: "Oh, hier ist ja wieder breitgetretenes Gras und mittendrin Gorilla-Scheiße. Hier ist vor kurzer Zeit eine Gruppe Gorillas durchgekommen."

Einige Meter weiter, direkt am NP-Ausgang, können wir sie schon auf den Bäumen sehen. Am besten sieht man einen "Silverback", einen Silberrücken. Die Gorillas sind natürlich noch etwas entfernt.

Asigario meint, wir sollen nicht näher heran und schon gar nicht fotografieren. Es kann nämlich passieren, dass wir dafür bezahlen müssen. Allein das unerlaubte fotografieren kostet $350. Jedenfalls haben wir nun trotzdem Gorillas gesehen und dabei noch viel Geld gespart.

Wir trinken noch etwas zusammen um etwas Kleingeld zu wechseln. Wir können sonst nicht unser Trinkgeld verteilen.
Asgario organisiert noch schnell ein Auto für uns, das uns sehr schnell über superschlechte Straße nach Kihihi bringt. Unser „driver“ möchte uns eine billige Unterkunft besorgen. Mir ist aber eher der Sinn nach etwas Komfort und Ruhe.

Das mit der Ruhe ist dabei immer so eine Sache - schließlich sind wir in Afrika.

So finden wir zwar eine schöne Unterkunft – gegen Abend werden aber meistens Fernseher oder Stereo-Anlage laut aufgedreht ...

Im Ort besorgen wir noch das Bus-Ticket nach Masaka. Unser „driver“ und die Frau am Schalter sind sich nicht einig, wo der Bus nun genau abfährt. Jedenfalls gibt es angeblich einen Früh-Bus um 5:30 Uhr. Im Nachhinein kann man sagen, dass die Frau am Schalter der Busgesellschaft keinen blassen Schimmer von ihrem Job hat.

Wir trinken noch etwas zusammen und gucken uns danach noch etwas Kihihi an. Die Stadt ist nicht sehr schön. Sie hat aber eine Bank mit ATM (Geldautomat) und sogar ein Internet-Cafe. In diesem Urlaub habe ich kein so großes Interesse an Internet-Cafes. Ruth ist aber umso mehr dahinterher. So bekomme ich die wichtigsten Infos von ihr. Wir erfahren z.B. dass in unserem Wintergarten zu Hause gerade das Fernsehen wegen des Büttenwarder-Talentwettbewerbs zu Besuch ist. Und wir sind nicht da ...

Der Abend ist erst einmal ganz ok. Während des „dinners“ schickt Ruth einen Jungen zum Zigarettenholen (Gott, wie das klingt) und hat anschließend Probleme das Wechselgeld zurück zu bekommen. Er konnte es nicht gleich zurückgeben und auch nicht erklären, dass er dafür etwas andres für Leute aus dem Hotel besorgt hat und von denen erst mal das Geld einsammeln muss, etc. …
Die Mädels vom Personal machen etwas später noch eine kleine Party. Das ist wichtig, sonst kommen keine Gäste. Der Fernseher wird dann voll aufgedreht und DVDs rein geschmissen. Da muss man einfach durch - that's africa.

 

Dienstag, 20.04.2010

Sehr früh morgens, so gegen 5:00 Uhr, schleichen wir uns wie die Diebe aus dem Hotel. Dann stehen wir etwas blöd am Bus. Wir sind nämlich noch die Einzigen. Der Bus fährt erst um sieben. Hier wusste offenbar niemand so richtig Bescheid.

Immerhin rollt der Bus gegen 7:00 Uhr langsam los. Es geht aber noch nicht so richtig los.

Er macht erst eine Weck-Tour hupend durch die Stadt. Dann steht er wieder nahe am Ausgangspunkt.

Langsam füllt sich jetzt der Bus und schließlich schaukeln wir los. Es ist eine sehr schlechte Piste bergauf, bergab durch die Berggegend. Langsam kann ich keine Berge mehr sehen. Außerdem sitze ich sehr unbequem.

Unterwegs sehen wir noch einige Unfälle. Einer ist erst kurz vorher passiert. Ein LKW liegt unter der Böschung - die Fahrerkabine ist eingedrückt. Das Teil hat sich richtig überschlagen. Man versucht gerade einen Verletzten am Straßenrand zu versorgen und die Ladung, ugandische Ankole-Rinder mit ihren gefährlich langen Hörnern, zu bergen.

Trotzdem fährt unser Busfahrer zügig weiter. Solche Unfälle regen hier niemanden auf. Die Leute sind sehr fatalistisch und ein Menschenleben offenbar nicht so viel wert.

In Rukungiri erreichen wir eine sehr gute Teerstraße und jetzt zeigt der Busfahrer wie schnell er wirklich fahren kann. Die Busse sind in Uganda die Fahrzeuge, die laut hupend, ungebremst mit hundert Sachen durch eine Ortschaft brettern und aufgrund ihrer Größe sogar die "humps" (einfache, große Bodenwelle) und "rumble-strips" (kleine, mehrfache Bodenwellen) ignorieren können.

Vor denen weicht man lieber aus. Oft weist ein Schild auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung hin. Bloß, wie soll unser Fahrer darauf reagieren - sein Tachometer ist doch kaputt.

Natürlich stoppt uns auch mal die Polizei - gerade als wir an einer uneinsichtigen Steigung überholen. Das gibt dann eine Strafpredigt von einer, streng dreinblickenden, Polizistin, einen betroffenen und reuigen Gesichtsausdruck unseres Fahrers und anschließend, wieder im Bus, jungenhaftes Gekicher, als hätte man einen Streich gespielt. Natürlich erst, nachdem wir außer Sicht sind. Hauptsache der Sache wurde Genüge getan ...

Ansonsten ist unser Busfahrer sehr nett und aufmerksam. Er erledigt für Mitreisende kleine Geschäfte mit Straßenhändlern und begleitet einen allein reisenden Jungen schon mal zum Klo.

In Masaka lässt er uns gegen Mittag raus und organisiert so nebenbei noch zwei Boda-Bodas, die hiesigen Mopedtaxis, zu dem Ort, wo die Matatus, die hiesigen Sammeltaxis zu den Ssese-Islands im Victoria See abfahren. So haben wir, by the way, auch gleich mal das Boda-Boda getestet. Hat wirklich Spaß gemacht.

Das Gepäck kommt aufs Dach des Matatus und die Menschen werden ins Auto gestopft.

Wir verhindern gerade mal, dass sich der „boy“ der für Fahrgastnachschub sorgen muss, sich auf Ruths Schoß setzt.

Irgendwann schaukeln wir also los. Die Straße ist eigentlich ganz gut. Plötzlich rollt ein Rad und ein weiteres Teil an uns vorbei und das Auto kommt knirschend direkt auf den Bremsbacken mitten in einem Dorf zum Stehen. Sämtliche Radbolzen sind abgerissen. Das sieht nach etwas Größerem aus. Wir gucken uns nach Alternativen um. Leider lässt sich kein Boda-Boda zu einem vernünftigen Preis dazu bewegen, uns zur Fähre zu bringen.

Nach einer Stunde ist das Auto wieder "intakt". Andere Radbolzen wurden einfach gleichmäßig verteilt. Ruth möchte damit nicht weiterfahren und versucht es noch einmal mit den Boda-Bodas. Derweil zwinge ich den „boy“ dazu aufs Wagendach zu steigen und unser Gepäck abzuladen. Leider muss ich die Aktion stoppen, da die Verhandlungen mit den Boda-Bodas nicht erfolgreich sind und Ruth nun doch mitfahren will.

Spätestens ab jetzt mögen uns die Leute im Matatu nicht besonders.

Wir schaukeln weiter und erreichen die Fähre. Wir sind tatsächlich das letzte Fahrzeug das auf die Fähre kommt - und es ist die letzte Fahrt für heute. Schwein gehabt.

Die Überfahrt von Bukakata noch Luku auf Bugala-Island verläuft eigentlich ganz gut.

Leider verliere ich auf der Fähre einmal kurz den Halt und falle fast auf einige Mitreisende aus unserem Matatu. Jetzt bin ich bei denen wohl endgültig unten durch.

In Luku machen wir dann die Erfahrung, dass ein Platz in einem Matatu nicht den Luftraum über den Menschen mit einschließt und man Leute noch beliebig stapeln kann.

Wir waren ja schon vorher bereits völlig überladen. Jetzt reicht es uns. Ich lasse abladen und fordere einen Teil des Fahrpreises zurück. Die Leute vom Matatu sagen doch glatt nö. Ok, dann eben mit der Polizei, die auch gleich zur Stelle ist. Es kommt eine wichtige Person in zivil, zitiert den Fahrer aus dem Auto und hört sich ruhig uns souverän den Sachverhalt an. Ich bleibe auf meinem Standpunkt, dass ich einen Platz in einem Sammeltaxi bezahlt habe und es unzumutbar finde, wie eine Sardine eingequetscht zu werden. Ich bin ja in meinem Leben schon viel Taxi in Afrika gefahren aber 30 Menschen in einem Toyota-Kleinbus hatte ich noch nie. Das Ding ist hoffnungslos überladen und hatte sowieso gerade die Radpanne,  …

Plötzlich gibt der Fahrer freiwillig das Geld heraus. Er will wohl keinen Ärger. Na also: geht doch. Es ist zwar eine typische Touri-Nummer von mir - aber manchmal ist es so besser und fühlt sich dementsprechend auch gut an.

Endlich befreit von diesen Idioten trinken wir noch gemütlich eine lauwarme Cola und organisieren uns zwei Boda-Bodas nach Kalangala, der Hauptstadt dieser Insel. Über den Preis werden wir uns schnell einig.

Allerdings ist es schon spät und es wird bald dunkel. Dann erfahren wir auch noch so nebenbei, dass es noch ein sehr weiter Weg ist. Wir fahren also entweder sehr vorsichtig und langsam oder sehr schnell und schaffen es gerade noch bei Tageslicht. Wir entscheiden uns für die "vorsichtige" Variante.

Wir brausen also los mit Rucksack auf dem Rücken. Wir tanken noch kurz. Der eine Cola, der andere Fanta - natürlich war in den Flaschen jeweils Benzin drin.

Im nächsten Ort überholen wir bereits unser ehemaliges Matatu ... grins, die sind heute  bestimmt noch deutlich länger unterwegs.

Die ganze Fahrt dauert etwa eine Stunde und ist sehr schön. Es gibt viel zu sehen. Leider wird es auf halber Strecke bereits dunkel. Dies ist dann besonders spannend, wenn die Boda-Bodas bei Bergabfahrten den Motor ausschalten um Sprit zu sparen und damit auch das Licht ausgeht ...

Die beiden Fahrer kennen aber den Weg und sind überdies sehr freundlich.

Reichlich geschafft und mit vielen Fliegen im Haar erreichen wir das „Mirembe-Beach-Resort“, welches wir allerdings erst nach Einschalten eines weiteren Boda-Bodas als scout - eine bewährte Methode - finden. Unsere beiden Boda-Boda-Jungs haben sich eine Prämie verdient und freuen sich riesig.

Im Mirembe nehmen wir ein Zimmer und erfreuen uns am leichten Meeresrauschen des  Lake Victoria. Er liegt praktisch direkt vor unserer Tür.

 

Mittwoch, 21.04.2010

Die Leute vom Mirembe sind besorgt, dass wir uns langweilen und bieten uns alles Mögliche zur Zerstreuung an. Wir haben aber gar keinen Ausflug geplant und somit nichts Größeres vor. Wir wollen bis nach dem lunch warten, zumal jetzt gerade ein Wolkenbruch beginnt, Hier können wir schon regelmäßig mit netten Wolkenbrüchen incl. Gewitter rechnen.

Nach dem lunch machen wir uns zu Fuß auf den Weg nach Kalangala. Diese kleine Stadt liegt auf einer Anhöhe und hat außer seinem Fährhafen, etwas abseits, einer Bank (ohne ATM), einem Internet-Cafe und ein paar Läden nichts zu bieten. Überall warten Boda-Bodas auf Kundschaft und wir treffen meinen Fahrer von gestern wieder, der uns freudig begrüßt. Er transportiert gerade eine kleine Familie auf seiner Sitzbank.

In der Bank tauschen wir noch ein paar Euros und im Internet-Cafe gucke ich mal, ob unser Flug am Freitag überhaupt stattfindet. Schließlich kreist über Europa noch die ominöse Wolke aus Vulkanasche und legt den Flugverkehr lahm. Es sieht aber so aus, als wenn alle Flughäfen bereits wieder geöffnet sind. 

Wir finden einen kleinen Abkürzungsweg zur Fähre und gucken uns diesen Teil von Kalangala an. Das Schiff ist gerade gekommen und die Leute strömen von Bord und werden von wartenden Boda-Bodas aufgenommen. Wir nehmen den Uferweg zurück. Dieser Weg führt von Resort über Resort zum Mirembe - ganz am Schluss.

Gleich beim ersten Resort haben wir tatsächlich eine reelle Chance, einer dieser netten Bierreklame-Tischdecken zu bekommen. Wir verabreden uns mit dem Kellner für den nächsten Tag. Im Mirembe gibt es dann noch „dinner“ und später ein nettes Lagerfeuer am Strand.

 

Donnerstag, 22.04.2010

Unser letzter voller Urlaubstag. Wir sind morgens beide nicht so gut drauf. Das bekommt leider der Kellner des Mirembe zu spüren, weil er nicht rechtzeitig den Kaffee bzw. das heiße Wasser bringt.

Ich beruhige mich aber auch schnell wieder. Heute relaxen wir mal den ganzen Tag, warten auf den üblichen Wolkenbruch und ich komme endlich mal wieder zum Schreiben.

Francis, ein „local“, setzt sich ungefragt zu mir und wir beide kommen in ein längeres Gespräch. Er ist höflich und gebildet und spricht ein gutes Englisch. Er spricht so ähnlich wie Joseph, unser Autovermieter. Der imitierte offenbar seinen Englischlehrer, indem er, wie im Unterricht Fragen stellt die er selbst im selben Atemzug beantwortet. So lehrerhaft eben. nach dem Motto: "Ich habe dies und das gemacht. Und warum habe ich das gemacht? Na? Weil es so und so ist"

Am späten Nachmittag gehen wir noch mal die Resorts ab. Wir haben ja noch unsere Verabredung. Tatsächlich ergattern wir gleich zwei von diesen schönen gelben Bier-Tischdecken mit Bell‘s-Reklame. Der Typ am Tresen hat also mehr als Wort gehalten.
Unseren letzten Abend genießen wir mit einem leckeren „dinner“.

Ich bekomme vom Kellner noch ordentlich Uganda-Pop auf meinen USB-Stick und schließlich landen wir wieder am Lagerfeuer.

Am Horizont, fernab in Kenya, bekommen wir noch ein richtiges Feuerwerk aus Gewitterblitzen zu sehen. Da geht wohl gerade so richtig die Post ab.

 

Freitag, 23.04.2010

Zum Abreisetag bekommen wir sogar schon am frühen Morgen Strom aus dem Generator und eine warme Dusche. Ansonsten ist ja seit gestern alles gepackt und wir lassen uns zur Fähre bringen. Bevor es an Bord geht, gibt es tatsächlich Personenkontrollen. Ein „guard“ guckt in meine Tasche und in meinen Rucksack - der weibliche „guard“ hat sogar einen Metalldetektor dabei (Frauen sind nun mal gefährlich ;-) und lässt sich von Ruth den Inhalt ihres Kulturbeutels zeigen.

Dass gleichzeitig Boda-Bodas mit Passagieren auf der Sitzbank ungeprüft an den „guards“ vorbei bis zur Fähre vorfahren, macht die Sache allerdings zur Farce.

Auf dem Schiff geht es gleich über die Ladefläche in den Innenraum der durch einen Vorhang in 1. und 2.Klasse geteilt ist. In der 1.klasse ist aber deutlich mehr Platz.

Die Fähre ist erstaunlicherweise überhaupt nicht überladen. Allerdings darf man sich erst einmal nicht frei an Deck, außerhalb, bewegen. Das ändert sich allerdings als wir außer Sichtweite der Insel sind. Jetzt kann man sich gut außen hinstellen und die Seefahrt genießen. Da die Sonne aber ganz schön knallt, bleibe ich die meiste Zeit drinnen.

Während der Fahrt wird offenbar ein Schwarzfahrer erwischt und abgeführt und ein Hubschrauber der ugandischen Armee kreist ziemlich nah an der Fähre.

Auf dem Deck treffe ich noch Francis wieder. Für ihn und seine Familie geht es heim nach Mpigi.

In Entebbe suchen wir vergeblich nach einem Taxi. So sitzen wir wieder auf jeweils einem Moped und lassen uns zum „Sunset-Motel“ bringen.

Dort angekommen, gönnen wir uns noch ein Tageszimmer und sichten und sortieren unser Gepäck. Im Motel treffen wir auf eine belgische Reisegruppe, die seit 6 Tagen in Entebbe ausharren darf, da in Europa der Luftraum gesperrt ist. Dies ist umso blöder, weil man ja nicht weiß, wann wieder ein Platz in einer Maschine frei wird und sich somit nicht allzu weit von Entebbe entfernen sollte. Wir gehen noch etwas in den Ort und suchen uns ein Restaurant bzw. einen Imbiss für unser lunch. Später finde ich noch eine kostenlose Internetmöglichkeit im Central-Inn. Hier benötigt man lediglich ein W-LAN-fähiges Notebook. Zum Glück kann meine kleine Minigurke das. So überprüfe ich dann – sicher ist sicher – noch mal unsere Flugdaten.

Wir haben Glück. Unser Flug geht regulär. Auf dem Flughafen geht alles glatt und wir landen völlig problemlos in Europa.