Tansania

 

Am Grenzzaun nach Tansania warten schon die Geldwechsler. Eigentlich ganz praktisch. Wir handeln kurz den Kurs aus, doch plötzlich kommt ein Grenzpolizist und meint, solche Geschäfte wären hier verboten.

Dies ist das Signal meines Händlers sich zu entschuldigen und zu verschwinden. Er hat mein Geld in der Hand und meint, "bis später dann". "Moment mal". Meine dänischen Miteisenden gucken mich entsetzt an. Der Kerl droht mit meiner Knete zu verschwinden.

Nun denn, ich habe ihn am Handgelenk gepackt und jeder, der mich kennt, weiß, dass es von hier nur schwer ein Entrinnen gibt. Methode Schraubstock - funktioniert bei mir fast immer. Unser halbes Geschäft wird rückgängig gemacht, ich habe mein Geld, ich lasse den Kerl los und schon geht es zur Grenzkontrolle.

Die Kontrollen in Tansania gehen besser, als gedacht. Obwohl es erst gar nicht danach aussah. Ich bin da oft sehr  ungeduldig, da ich ja Uniformen grundsätzlich nicht traue.

 

Zuerst zur "Immigration" - harmlos. Dann zum "customs", also Zoll. "Soso, ein Auto hast Du dabei. Ein Auto aus Süd-Afrika. Gehört Dir das?" "Ja, hier ist der Kaufvertrag" "Der ist auf portugiesisch, das können wir nicht lesen" "Da steht, dass ich dieses Auto von dem-und-dem gekauft habe" - Ich tue natürlich so, als könnte ich, wie selbstverständlich, portugiesisch und ärgere mich, überhaupt nicht daran gedacht zu haben, dass das hier kein Mensch lesen kann. - "Wo wohnst Du denn in Süd-Afrika?" "Gar nicht - ich wohne in Deutschland." "Wir dürfen die temporäre Einfuhrerlaubnis nicht ausstellen, wenn Auto und Besitzer aus verschiedenen Ländern kommen. Wo wohnst Du denn in Süd-Afrika?" "Gar nicht - ich wohne in Deutschland."

Das geht jetzt so ein paarmal hin und her, bis ich endlich begreife, was die Jungs mir sagen wollen.

"Hast Du denn keine Adresse in Süd-Afrika?" Nun fällt der Groschen. "Na, klar, die in Soweto, auf den Fahrzeugdokumenten" "Siehst Du, geht doch. Das schreiben wir fein auf, Du zahlst 25 US$ Steuern (die existieren wirklich) und dann brauchst Du nur noch eine Versicherung."

Die Versicherung gibt es gegenüber in einem Container. Die letzte Station ist dann die Polizei. Dort muss ich mich in drei (!) Bücher mit identischen Rubriken als Fahrer eines ausländischen Autos eintragen.  Es lebe der Amtsschimmel. Jetzt begreife ich, warum Tansania eine deutsche Kolonie war. Nach etwa einer Stunde, nachdem ungefähr 10 Leute irgendetwas mit meinen Fahrzeug-Dokumenten getan haben, dürfen wir weiter.

Eigentlich ist alles ganz einfach, wenn man versteht, worum es geht. Natürlich wollen alle nur helfen.
 

Durch eine Landschaft voller Teeplantagen geht es nordwärts nach Mbeya, einer Stadt ohne Straßennamen (zumindest ohne Schilder) so dass wir erst nach einiger Zeit wissen, wo wir sind und entsprechend unsere Bleibe gefunden haben. Wir nächtigen bei der Moravischen Kirche, die hier eine Art "hostel" betreibt. Wir treffen eine Gruppe deutscher und schweizer Missionare. Eine Angestellte der Einrichtung singt bei der Arbeit afrikanische Lieder. Es klingt sehr schön. Als ich sie darauf anspreche ist sie, wenn es denn überhaupt gehen würde, bestimmt knallrot angelaufen.
 

Wir sind nah am Stadtkern und finden schnell ein Restaurant. Es regnet kurz und ausgiebig und wir werden zum ersten mal so richtig nass. Nahebei ist ein Internet-Café. Wir sind irritiert über die Preise. Sie erscheinen uns winzig. Alles ist superbillig.

Auf den Straßen wird aber auch schon mal aggressiv gebettelt. So läuft ein Junge die ganze Straße neben uns her und sagt murmelnd seinen Sermon auf. Nur mühsam können wir ihn los werden. Alle in allem ist es aber eine ruhige Stadt.
 

Der Himmel ist den ganzen Tag bedeckt, als wir nach Iringa aufbrechen. Meine Batterie ist irgendwie flau und als ich zum Tanken anhalte, müssen alle schieben.

Ein Polizist stoppt uns, steckt seinen Kopf zum Fenster herein, guckt etwas grimmig und meint lediglich "C32!". "Bitte? Was soll das sein" "Na C32!". Ratlosigkeit macht sich breit. Dann stellt sich raus, dass er die temporäre Importbescheinigung haben will. Formular "C32" eben, ist doch klar, oder? Ich glaub ich bin daheim in Germany.

Die Straße ist ansonsten gut zu fahren, immer rauf und runter und es sind sehr viele LKW. Die meisten Ortsnamen beginnen in diesem Teil Tansanias mit einem "I".
 

Kurz vor Iringa ist das "Old-Farmhouse". Ein B&B mit großem Campingplatz. Hier beginnt dann auch ein Wolkenbruch mit Blitz und Donner, wo das Auto so richtig absäuft. Es tropft sogar durch die Windschutzscheibe, durch die Dichtung. Hinten wird alles nass. Einige Overland-Trucks kommen an und alle Leute sind frustriert. Nicky, die Eigentümerin des "Old-Farmhouse", müht sich redlich, die Leute bei Laune zu halten. Es gelingt ihr vorzüglich. Sie versorgt uns mit selbst gemachtem Käse, selbst gebackenem Brot und Gemüse. Abends sitzen wir alle gemeinsam mit zwei Overland-Gruppen in einer kleinen Hütte neben kleinen Holzöfen und warten, bis der Regen nach lässt. Ich treffe hier auch eine kleine Gruppe aus Neuseeland wieder, die bereits auf dem letzten Campingplatz in Malawi waren. Ihr Auto ist gut zu erkennen - schwarz-weiss-gestreift, wie ein Zebra. Wir treffen sie noch so manches Mal auf der Strecke nach Dar es Salaam wieder.

Als der Regen zum Abend hin nachlässt, entschließe ich mich trotzdem im Auto zu schlafen, was dann auch gut klappt.
 

Die Kiste springt am nächsten Morgen ausnahmsweise mal gut an und ich freue mich auf die letzte Etappe nach Dar-es-Salaam.
Es geht wieder über Berg und Tal, über lange Baustellen, durch einen Nationalpark, wo man alle paar hundert Meter durch Bodenwellen ausgebremst wird (dafür werden wir mit vielen Tieren belohnt), riesigen Ebenen mit Blick bis zum Horizont und einem Wettrennen der Überlandbusse, die einen gnadenlos von der Straße fegen.
Die Bodenwellen, oder auch "humps", sind ja eigentlich ganz sinnvoll. Sie verhindern, dass die Leute durch die Ortschaften brettern. Das Gleiche gilt für den "Mikumi-Nationalpark", den wir deshalb nur langsam durchqueren können. Hier kommen erst alle paar hundert Meter diese Bodenwellen, dann wieder kilometerweise gar keine, um dann plötzlich wieder unvermittelt aufzutauchen. Weil das so einen Spaß macht, steht das Hinweisschild hierfür auch schon mal ein paar Meter hinter den "humps". Wenn es das Auto hinter sich hat, sozusagen. Kurz, diese Bodenwellen nerven ganz schön.

An der Strecke sehen wir die ersten Masai, diese stolzen Menschen in ihrer Tracht. Sie sehen immer perfekt traditionell gestylt aus. Sie sind Hirten und hüten alles: Auf dem Land ihre Rinder, oder in der Stadt Autos auf den Parkplätzen oder Internet-Cafés (als Türsteher).
 

Wo es am hügeligsten ist, müssen die Waren, die Wasserkanister oder andere Dinge auch auf besondere Art transportiert werden. Hier haben die Menschen besondere Tretroller oder auch Fahrräder gebaut - komplett aus Holz. Sie sehen aus, wie bei Feuersteins, einfach ulkig. Ansonsten werden hier Unmengen, eimerweise, Zwiebeln verkauft. Es sind so viele Zwiebeln, dass ich mich frage, wer die alle essen soll. Vielleicht waren die Zwiebeln der Grund für das Unwetter der letzten Nacht.
 

Dar-es-Salaam begrüßt uns mit einem Stau, der wegen des Sonntags eher klein ausfällt. Nach viel Kurverei und Fragerei finden wir ein günstiges Hotel mit sicherem Parkplatz. Es ist das Safari-Inn mit eigenem Internet-Café. Schon bei der Anfahrt lauern willige Helfer und wollen uns alles zeigen, was es gibt. Unser, bzw. meiner, heißt Johnson, ist sehr nett und nervt nicht. Ihm sage ich gleich, dass ich einen Käufer für das Auto suche. Schon spricht mich Marco, sein Chef an und die Sache kommt ins Rollen. Er ist Geschäftsführer einer Expeditions-Agentur und macht uns auch ein paar Vorschläge für Touren rund um den Kilimanjaro. Camilla und Jonny buchen bei ihm. So zeigen mir die Leute von der Agentur die Stadt, geben mir Tipps, versuchen das Auto zu verkaufen - geben mir allerdings zu verstehen, dass meine Preisvorstellung wohl sehr hoch ist. Ein Ford ist hier nicht "common" und daher schwer verkäuflich.

Mal sehen. Ich werde wohl in ein paar Tagen eine Entscheidung fällen. Erst einmal wechsele ich in das nahe "Starlight Hotel" und lasse es mir gut gehen. Natürlich spreche ich noch andere Leute auf das Auto an. So wissen Felix, der Taxifahrer, Mako, der Mann von der anderen Safari-Firma und andere Bescheid. Alle sagen mir aber, dass meine Preisvorstellung stark überzogen ist.

Johnson, oder auch Rasta, zeigt mir ein paar spezielle Dinge in der Stadt, wie den Fischmarkt, die Hafenausfahrt, den botanischen Garten, das Nationalmuseum, was reichlich langweilig ist und einiges mehr. Die tansanische Musik, die er mir auf meine Bitte hin zeigt, finde ich langweilig. Abends versacken wir in der einen oder anderen Kneipe. Er ist fix abgefüllt und erzählt mir von seiner Freundin, die in einem kleinen Zimmer auf einem Bett ohne Matratze schläft. Na klar, er bekommt meine Matratze, wenn ich das Auto verkaufe.

 

 

Sonst treffe ich in den Kneipen immer die gleichen Leute - bzw. sie treffen mich, schließlich muss ja einer das Bier bezahlen. Es sind neben Rasta bzw. Johnson, Jusuf, der gut deutsch spricht, Mohammed, einer der vielen Mechaniker in dieser Gegend, ein Typ von Mako-Expeditions, der sich immer selbst einlädt (der Self-Invitation-Man) und ein paar mehr, die sich zu meinem sozialen Umfeld hinzuzählen. Jusuf war schon mal in Hamburg, wurde aber wieder zurückgeschickt. Er spricht ein fließendes deutsch mit jeder Menge Stilblüten. Wenn er Arbeit meint, sagt er immer "schaffe, schaffe Häusle baue" und dann fragt er, warum wir nicht hier bleiben und "kleine, süße Schokoladenkinder machen".
 

Die ganze Nacht knallt es irgendwo. Die Hindus, die es hier zuhauf gibt, haben irgendwas zu feiern.

Einmal beschließe ich, den Motor meines Wagens von einer dicken Staub- und Sandschicht befreien zu lassen. Die Leute hier beschließen, nebenbei auch noch die Zündkerzen zu wechseln und meinen Kühler besser zu befestigen. Ehe ich mich versehe, versinken vier Köpfe im Motorraum, der Kühler steht neben dem Auto und auf dem Luftfilter liegt ein Haufen Schrauben. Ob die das jemals wieder zusammen bekommen? Der Mechaniker, der Boss - leider weiß ich seinen Namen nicht - hat alles im Griff. Tatsächlich funktioniert später alles wieder wunderbar.

I

n der nahen Tankstelle wird das Auto gereinigt. Johnson bekommt den Schlüssel, da ich Hunger habe und es "Lunchtime" ist. Als ich wiederkomme, ist das Auto zwar sauber, aber kein Johnson in Sicht, um das Auto aus der Garage zu fahren. Nur mühsam, mit Hilfe von Mabotu, von der Expeditions-Agentur, finde ich ihn in der Kneipe, nahe bei meinem Hotel. Ihm ist es sichtlich unangenehm. Dafür springt die Kiste nicht mehr an. Zu viel Wasser im und auf dem Motor.
 

Ich entschließe mich, auf ein Angebot von Mabotu, von "Victoria Expeditions" zurück zu kommen. Er kennt einen Doktor, der eventuell mein Auto haben möchte. Für ihn wäre es ein guter Deal, da ein Doktor in diesem Land keine Steuern zahlt (die Steuern sind nämlich das Problem), der Preis wäre aber trotzdem nicht besser. Zuerst muss ich also die Batterie auf Vordermann bringen. Neue Säure, einmal aufladen und die Kiste springt an, wie eine eins. Nun sollte der Doktor am Nachmittag kommen, um das Auto zu besichtigen. Wer niemals kam, war der Doktor und Mabotu wurde zusehends betrunkener. Er ist eben ein "vrugu", ein Verrückter, mit dem man keine Geschäfte machen sollte. Ich bin genervt und wende mich geschäftsmäßig Mako, von "Mako Tours & Safaris" gleich nebenan, zu.

 

Als Peter am nächsten Tag kommt, wird es erst einmal so richtig lustig. Seit Monaten bin ich auf "englisch" gepolt und habe echte Probleme wieder deutsch zu sprechen. Ich behelfe mich damit, meine Sprache wieder aus den englischen Gedanken zurück zu übersetzen. Nach einigen Tagen kann ich aber schon wieder richtig fließend deutsch.

Bei Mako buchen wir ein paar Tage Safari und Marco von "Victoria Expeditions", der weiß, warum wir das nicht bei ihm gemacht haben, scheißt Mabotu, seinen Mitarbeiter, so richtig zusammen. So haben wir alle etwas davon.

 

Mit meinem "sozialen Umfeld" sitzen wir dann den ganzen Tag in einer Hinterhofkneipe bei Unmengen von Bier, planen unseren Trip und erzählen uns was. Peter nimmt dann ein Taxi ins Hotel zurück.

Gleich am morgen kommt Mako mit einer alten Digitalkamera, die mit 3,5" Disketten funktioniert, und lässt mein Auto fotografieren. Er erhofft sich dadurch mehr Kunden. Der Mann tut schon etwas für seine Prozente.

Jetzt kann es endlich los gehen. Ich verabschiede mich von meinem "sozialen Umfeld" und Jusuf leiht sich noch 10.000 Tansanian Shilling von mir - für einen Arztbesuch.

 

 

Peter hole ich im Swiss-Hotel ab und ab geht's. Eigentlich kann man sich gar nicht verfahren. Die Straße geht schnurstracks nach Norden und ist, wenn man denn endlich die Stadtgrenze erreicht hat, auch recht schnell zu befahren. Einmal treffen wir auf eine Kolonne Soldaten an der Straße. Es sind mindestens Tausend. Unendlich lang streckt sich die Kolonne dahin und immer wieder weist uns ein ängstlicher Vorgesetzter per Handzeichen darauf hin, doch ausreichend Abstand zu seinen Jungs zu halten, da die Straße nicht so superbreit ist. Sollen sie doch von der Straße springen, die Uniformen.

Neben der Straße ist schließlich genug Platz für Fußgänger. Na ja, ein bisschen taten sie mir schon leid. Marschieren in dieser Hitze...

 

Bagamoyo ist schnell erreicht. Auf dem ersten Blick sieht die Stadt aus, wie jede andere auch. Doch dies war die erste deutsche Hauptstadt Tanganyikas und es stehen noch reichlich Ruinen herum. Man kann, mit etwas Phantasie, die Geschichte anfassen.

 

Von hier startete so ziemlich jede wichtige Festlandexpedition der ,so genannten, Entdecker und von hier wurden auch reichlich Sklaven nach Zanzibar verschifft. So ist das Interesse groß, besonders von deutschen Touristen, die wir hier verstärkt antreffen.

In der "Travellers Lodge" bekommen wir ein gutes Zimmer und erkunden zu Fuß die Stadt. Wir werden gleich am Ausgang zum Strand auf Sicherheitsprobleme aufmerksam gemacht. Ok - vor- und weitsichtig machen wir uns auf den Weg und zum Glück passiert auch nichts. Neben den alten Kolonialbauten gibt es auch noch eine "normale" Stadt mit seinem Markt und seiner Moschee. Der Muezzin hat heute offensichtlich keinen Bock und lässt ausnahmslos alle zwei Minuten ein "Allah akbar" vernehmen. Wahrscheinlich reicht das auch und wird zumindest von den Leuten auch verstanden. Wenn sie von anderen Moscheen ein undeutlich vor sich hin murmeln, darf mit zweifeln, dass es überhaupt jemand versteht, da es immer auf arabisch ist. Der Islam ist zwar schon recht lange in Afrika verbreitet, hat aber bis heute erfolgreich jedem Afrikanisierungsversuch widerstanden. Egal wo in Afrika, er wirkt meistens merkwürdig deplatziert und immer wie die Außenstelle eines nordafrikanischen Landes. Lediglich in den Wüstenländern Schwarzafrikas hat er sich der lokalen Kultur zumindest äußerlich angepasst.

Abends genießen wir den Komfort unserer Lodge und vom Strand sehen wir den Lichterschein von Zanzibar, hinter dem Horizont.

Wir verlassen Bagamoyo Richtung Norden. Die Straße ist eine üble Piste. Immer wieder fragen wir, ob der Weg noch stimmt. Man wird doch schon manchmal unsicher und weiß nicht so recht, was man seinem Auto so zumuten kann. Einmal biege ich falsch ab und würge beim Zurücksetzen den Wagen ab. Leider springt die Kiste nicht wieder an. Mist - supermist. Peter muss anschieben und mit Hilfe von einigen Soldaten, die zum gestrigen Trupp gehören, gelingt es, den Motor in Gang zu bringen. Jedenfalls die Soldaten haben dann mal etwas vernünftiges getan. Dafür bekommen sie auch nichts.

 

Die Piste wird zwischenzeitlich sehr sandig und wir schleudern und schlingern so vor uns hin. Laufend tauchen Dörfer auf und dauernd sitzen Hühner am Straßenrand, die sich immer einen Meter vor dem Auto dazu entschließen, die Straße zu überqueren. Hühner-Roulette. Das fahren bringt natürlich auch Spaß, aber ich bin dann doch froh, als wir nach zwei Stunden in Msata die Teerstraße nach Norden erreichen. Übrigens beginnen die meisten Ortsnamen in dieser Region mit einem "M".

In Segera, an der Abzweigung nach Tanga, machen wir eine Pause und fahren dann weiter nach Moshi. Der Weg ist sehr hübsch. Rechts von uns sind die Usambara-Mountains (gibt es nicht ein Veilchen gleichen Namens?) und links ist die flache Savannenlandschaft. Jetzt ist sie sehr trocken. Als dörfliches Transportmittel und Lastvehikel dient hier eine Art Holz-Dreirad, dass, ähnlich wie die Holz-Roller im südlichen Hochland, ein bisschen nach Steinzeit aussieht. Links sind riesige Sisal-Felder und am Straßenrand werden Zwiebeln und Tomaten feilgeboten. Manchmal sind es auch Avocados, Jakefruit oder Orangen. Jedenfalls schmeißen sich die Leute jedes Mal fast vors Auto, was echt nervt und gerade bei Gegenverkehr saugefährlich ist. Es ist heiß und hie und da schraubt sich ein kleiner Tornado in die Höhe. Plötzlich watschelt ein 1m langes Reptil über die Straße. Ich kann gerade noch ausweichen, sonst hätte ich es überfahren. Es sieht aus, wie eine übergroße Eidechse und ist wohl ein "Monitor-Lizzard" oder ein Nil-Waran und die gibt es nicht mehr so häufig.

 

Der Trip war recht lang und ich bin froh, als wir in Moshi ankommen und unser "Hotel New Castle" belegen können. Es gelingt uns, Philip, den Bruder Makos zu erwischen. Er sieht seinem Bruder täuschend ähnlich, dieselbe Birne,  und im Hotel auf der Dachterrasse besprechen wir, gemeinsam mit Halfan, unserem "guide" für die nächsten Tage, unseren Trip.

Abends ist hier tote Hose. Lediglich in einem kleinen Biergarten haben wir Gelegenheit unter "locals" zu sitzen. Wir treffen hier Francis und albern mit der Kellnerin herum. Morgens werden wir direkt vom Kilimanjaro begrüßt, der sogar seinen Gipfel zeigt.

Dieser höchste Berg Afrikas liegt zwar in Tansania - am schönsten sieht er aber von der kenianischen Seite aus. Auf der tansanischen Seite ist er am Fuß grün und neblig. Seine Kuppe ist oft nicht zu sehen und verschwindet in den Wolken. 

 

 

 

Unser erster Tourtag beginnt mit dem Beladen des Landrovers. Philip guckt etwas sparsam, als er meine "kleine" Matratze sieht.

Schließlich fragte er gestern nur, ob wir Matratzen haben, da wir ja zelten wollen. Ich sagte "ja, eine kleine Bettmatratze". Er hat es nicht geglaubt.

Ging natürlich trotzdem und ab geht's. Mit von der Partie ist Walker, unser Koch und Zeltaufsteller. Vor Arusha laden wir noch ein amerikanisches Pärchen aus, das einen Tag mit den Masai verbringen will. In Arusha fällt uns noch ein, dass wir doch noch etwas Bargeld brauchen und holen noch etwas aus dem Automaten. Am Straßenrand rostet das Wrack eines alten, selbstgebauten Hanomag mit Pinneberger Kennzeichen vor sich hin und überall werden Autos repariert. Eigentlich gibt es hier nur zwei Fahrzeugtypen. Den englischen Landrover und den japanischen Landcruiser, wobei man den Landrover, das mag den Rover-fans nicht gefallen, eher in den Werkstätten antrifft, als den Landcruiser. Außerdem kann ich nach relativ kurzer Zeit schon sagen: Unser Landrover ist alles andere als bequem. Er ist der Klassiker und mehr nicht.

Die Straße ist ganz gut und durchgehend geteert. Hin und wieder fahren wir quer durch große Kaffeeplantagen. Wir machen lunch in einem Straßenrestaurant für Reisegruppen. Ich stelle fest, dass die Batterie meine Kamera alle ist und bin schwer genervt, dass ich in Arusha nicht daran gedacht habe. Eher neugierig gucke ich in den Souvenirladen nebenan und entdecke - dreimal dürft Ihr raten - eine Batterie, die in die Kamera passt. Der Trip ist gerettet.

 

In Mto-wa-Mbu gibt es eine kleine Lodge im Ort. Hier wird das Zelt aufgebaut und meine Matratze hineingewürgt. Sie ist natürlich riesig im Vergleich zu Peters kleiner Iso-Matte. So schlafe ich zukünftig ganz angenehm und Peter nicht.

Wir machen unseren ersten "Gamedrive" am Lake Manyara, direkt am Rift-Valley. Er liegt unterhalb der Risskante, die Afrika durchzieht. Es ist ein Nationalpark mit richtigem Regenwald, den ein unterirdisches Flusssystem bewässert, und einem großen See. Hier gibt es Tiere satt.

Abends sitzen wir, nachdem uns Walker ein leckeres dinner gezaubert hat, an der Hauptstraße in einer Kneipe und beobachten die Leute.

Am nächsten Tag nehmen wir die Straße nach Karatu. Wir fahren auf den Riss zu, der sich durch zwei unterschiedlich hohe Erdplatten bemerkbar macht, und klettern mit dem Auto hinauf. Von der Oberkante haben wir eine phantastische Aussicht auf die darunter liegende Ebene. Die Straße hat viele Baustellen. Irgendwann soll man sehr schnell zum Ngorogoro-Krater kommen.

In Karatu, in der Kudu-Campsite laden wir Walker und Equipment ab und schaukeln auf einer miesen Piste zum Krater. Es ist noch früh, es ist bedeckt, es ist nass, es ist kalt. Ob das noch was wird. Als wir mit dem Landrover den Krater hinauffahren, durchqueren wir eine Wolkenschicht. Die Jungs vom Nationalparkeingang haben nichts zu tun und gucken irgendeine BBC-Dokumentation über den 2.Weltkrieg

 

 

 

 

Die Ngorogoro-Ausstellung in ihren Räumen ist langweilig bis peinlich. Der Aussichtspunkt nahe dem Grizmek-Gedenkstein bietet keine Sicht. Erst als wir nach langer Schaukelei endlich in den Krater hineinfahren, lockert sich der Himmel auf und die Sonne knallt ganz gut herab. Bin froh über meinen Hut (der steht mir gut).

Die ersten Tiere, die wir zu sehen bekommen sind allerdings Rinder, die von Masai gehütet werden. Gegen Geld lassen sie sich fotografieren. Nee, Danke, so schön sind sie nämlich nicht.

Der Krater ist nicht so riesig, aber schon ganz schön gewaltig. Man begegnet immer wieder anderen Autos, die einem das eigene Auto voll stauben. Zur besseren Sicht haben wir nämlich das Dach geöffnet. So bekommen wir neben viel Staub alle wichtigen Tiere zu sehen. Zebras, Gnus, Elefanten, Löwen, Gepard und ein Spitzmaul-Nashorn.

 

 

 

Lunchtime ist bei einem kleinen See mit Hippos, wo man aussteigen kann. Hier stehen dutzende von Landrovern und Landcruisern herum. Es sieht aus, wie auf einem Allradtreffen. Beim Essen muss man allerdings vorsichtig sein. Freche Vögel kommen im Sturzflug herab gesaust und klauen das Essen aus der Hand. Plötzlich kommt auch noch ein alter Löwe nahebei und legt sich schlafen. Die Aufregung ist perfekt. 

 

Völlig verstaubt und verdreckt kehren wir nach Karatu und erfreuen uns der Duschen und des kalten Bieres. Abends gibt es noch eine Touri-Tanzveranstaltung, die ich aber eher peinlich finde. Sollen sich die anderen Touris daran erfreuen. Ich genehmige mir dann lieber noch eine weiteres kühles Bier.

 

Den Lake Eyasi erreicht man nur über eine lange, staubige, holperige Piste. Staub, Staub, Staub und nochmals Staub!

Belohnt werden wir mit einem großen, reichlich leeren Campingplatz. Walker beginnt sofort mit dem Zeltaufbau. Es stellt das Zelt in die Sonne, das finde ich nicht so witzig - wir stellen es um. Unter eine schöne, afrikanische, schattige Akazie. Nach kurzer Zeit findet ein Dorn seinen Weg durch meine Teva-Sandalensohle. Die sind nämlich nach einem Jahr ziemlich weich geworden.

Die Dornen hätten wahrscheinlich unserem Zeltboden und Peters Iso-Matte (self inflating) den Garaus gemacht. Kleinlaut stellen wir das Zelt zurück. Nichts für ungut, Walker.

 

 

 

Unser "local Guide" heißt Hassan. Er macht mit uns eine kleine Wanderung durch die Gegend und zeigt uns viele interessante Dinge. Hier gibt es riesige Zwiebelfelder, einen Fluss und ein Dorf, wo wir Maisbier kennen lernen sollen, das sich als Maisschnaps herausstellt. In der Maisschnaps-Pinte sind die Wände mit Seiten aus dem "Spiegel" und der "Newsweek" tapeziert. Viele neugierige Kinder gesellen sich zu uns und in einer kleinen Pinte im Dorf verkürzen wir die Wartezeit, bis Halfan uns holen kommt, mit einem lauwarmen Bier. Hier gibt es nämlich keinen Strom. Gleich danach geht es auf den Lake Eyasi. Dieser See wurde von der letzten "El Nino"-Attacke vor ein paar Jahren fast dahingerafft und besteht eigentlich nur noch aus Salz.

Trotzdem müssen wir unseren Landrover am Rande des Sees abstellen und zu Fuß gehen. Der Boden wird immer weicher und die Salzplatten werden immer matschiger. An den Schuhen klebt ein brauner Matsch. Man könnte jetzt Stunden lang so weiter laufen. Uns reicht es aber bald, wir kehren irgendwann um und genießen einen schönen Sonnenuntergang.

Der nächste Morgen wird besonders spannend. Wir besuchen die Hadzabe-Bushmen und wollen sie bei der Jagd begleiten. Was wie ein anthropologisches Husarenstück klingt, ist ein Treffen mit Buschleuten, die schon länger Kontakt mit der, so genannten, Zivilisation haben. Sie leben schon nicht mehr ganz autark, betreiben Geldhandel und tragen Stoffkleidung. Das wirkt natürlich wie Stilbruch.

Na ja, trotzdem leben sie im Busch aus Busch. Die Hütten sind aus leichten Ästen und Büschen, ein wenig mit einer Plastikplane verstärkt. Männer und Frauen sitzen getrennt. Beide Gruppen besprechen den heutigen Tag und beachten uns kaum. Die Männer rauchen die eine oder andere Marihuana-Pfeife, wobei "Mann" wahrscheinlich schon mit zehn Jahren beginnt. Spätestens dann, wenn der junge Mensch erfolgreich an der Jagt teilhaben kann. So saugen auch schon Heranwachsende am Pfeifchen.

Es sind sieben "Männer", ein kleiner Stamm. Den Häuptling, Nyerere, erkennt man an seinem Lederwams. Alle sind sie einen Kopf kleiner als ich - und schlanker.

Sie gehen auf die Jagd, sie gehen schnell, sehr schnell und geben sich überhaupt keine Mühe besonders leise zu sein. Ich laufe hinterher und schiebe meinen Bierbauch durch den Busch. Dieser ist oft dornig, der Marsch ist anstrengend und irgendwann flüchtet ein kleiner "duiker", eine Mini-Antilope, aus einem Busch und alle rennen mit viel Lärm hinterher. Bald haben wir den Anschluss verloren.

Wir beschließen, auf den Trupp zu warten. Der Treffpunkt ist ein Baobab. Mir ist es schleierhaft, wie man uns bei all den unzähligen Baobabs jemals wieder finden soll. Hassan erklärt uns, dass die Buschleute jeden Baobab kennen, da der Boden unterhalb des Baumes auch als Grabstätte dient. Um uns die Zeit zu verkürzen gehen wir noch etwas herum, entdecken einen kleinen Hof in der Wildnis. Eine Querlatte über dem Eingang signalisiert uns, dass hier jemand gestorben ist und wir das Gelände nicht betreten dürfen. Ich frage Hassan, wann denn unsere Buschleute zu uns stoßen. Er sagt doch glatt "So um 10.30". Der Witz ist, dass tatsächlich um Punkt 10.30 einer der Jäger aus dem Busch auftaucht. Er zeigt uns seinen Bogen und wir dürfen auch mal damit schießen. Ich treffe damit sogar, was mich dazu veranlasst, den Bogen samt Pfeilen zu kaufen. Peter ersteht ein original Buschmannmesser. Die Buschleute treiben natürlich auch Handel und kaufen von dem Erlös Metall für die Pfeilspitzen und Messer und - Marihuana.

Der Trupp kommt jetzt auch. Die einzige Beute ist ein "vervet monkey", eine Meerkatze, weiblich, schwanger. Schnell ist ein Feuer entfacht. Sie benutzen Streichhölzer - zeigen uns aber kurz darauf eindrucksvoll, dass sie es auch ebenso gut ohne Zündhölzer können. Das heißt nicht, dass sie statt dessen ein Feuerzeug nehmen. Sie reiben einen Ast in einem engen Holzloch. Ich habe es probiert - es funktioniert tatsächlich.

Die Affendame wird komplett auf das Feuer gelegt. Das Affenfell verbrennt ganz schnell (reim Dich oder ich schlag Dich). Anschließend wird der Affe mit dem Buschmannmesser zerlegt und die Teile einzeln weiter gebrutzelt. Gegessen wird absolut alles - auch der Fötus, nachdem die Fruchtblase im Feuer geplatzt ist. Den Rest bekommen die Hunde. Die Bratzeit beträgt höchstens 5 Minuten - zu schnell - zum Glück - als das empfindliche Europäermägen so etwas essen könnten.

Nyerere, der Häuptling, bekommt das Affenhirn und löffelt es genüsslich aus. Das Komische für mich ist dabei, dass ich dieser Essprozedur interessiert beiwohnen kann und überhaupt keinen Ekel verspüre.

Mittags ist der Spaß vorbei und wir nehmen noch ein kurzes lunch auf dem Campingplatz ein. Zugucken macht nämlich Appetit. Ich treffe hier zwei von den Neuseeländern wieder. Afrika ist nämlich sehr klein.

Es geht zurück nach Mto wa Mbu. Es ist dieselbe Anlage, wir vor ein paar Tagen. Da der Platz voller Schulkinder ist und somit das einzige Klo und die einzige Dusche in Dauerbetrieb ist, bekommen wir diesmal ein Zimmer. Das freut Peter besonders, da er nun auch mal genug Platz hat.

Am Abend gehen wir im Ort auf Souvenirjagd und die hiesigen Händler reiben sich die Hände. Das handeln mit Ihnen bringt zwar Spaß - ist aber alles viel zu teuer.

 

Der Tarangire-Nationalpark liegt an der Piste nach Dodoma, der Hauptstadt Tansanias. Er ist wunderschön und voller Tiere. Dies unterscheidet ihn in dieser Jahreszeit von der Serengeti. Diese haben wir bewusst ausgelassen, da es jetzt Trockenzeit ist und sich die Tier in Richtung des nächsten Wassers verdrücken. Hier gibt es zur Zeit die größte Tieransammlung.

Halfan fährt kreuz und quer durch den Park und beeindruckt uns mit seinem Adlerblick. Ohne Fernglas entdeckt er in einem weit entfernten "Sausage-Tree" den Schwanz eines Leoparden. Es stimmte tatsächlich!

In dieser typisch afrikanischen Savannenlandschaft voller Akazien und Baobabs sehen wir so manche Tiere und deren Verhaltensweisen. So stehen plötzlich Giraffen und verschiedene Antilopen urplötzlich still und gucken gespannt und unbeweglich in eine Richtung. Dort lag dann, hinter einem Busch, eine Löwin und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Irgendwie beeindruckend für uns. Man muss eigentlich nur den Tieren folgen um etwas zu sehen zu bekommen.

Mitten im Park gibt es auch eine picknic-Site, wo wir die mitgebrachten Lunchpakete verdrücken wollen. Hier ist allerdings der Teufel los. Eine Schulklasse wird gerade versorgt und die Kinder schreien alle durcheinander, weil eine Herde Paviane auch etwas abhaben will. Halfan bekommt von einem anderen "guide" einen Tipp und wir entschließen uns, das lunch woanders einzunehmen. Einige Wege weiter liegt nämlich eine Gruppe Löwen unter einem Baum und döst vor sich hin. Es sind eine Mama und 7 halbstarke Jungs und Mädels. Entfernung zum Auto etwa 10 Meter. Super.

Lange haben die Tiere aber keinen Bock auf uns. Wir sind ihnen zu nah. Nach und nach verdrücken sie sich. Die Löwen-Mama geht als letzte.

 

 

 

Am Parkausgang erstehen wir noch Masai-Schmuck für ein Hochzeitsgeschenk zu Hause in Deutschland.

 

Jetzt reicht es aber langsam mit Safari etc. und wir rollen zurück nach Moshi. Der Muezzin ist heute irgendwie komisch drauf. Seine Worte klingen wie HipHop. Gar nicht so schlecht.

Wieder ist abends nicht viel los. Zumindest finden wir eine Disco, wo wir Eintritt zahlen sollen, obwohl niemand drin ist. In einem "local"-Schuppen geben wir noch zwei langweiligen Mädels ein Bier aus und lassen den Abend alleine in der Bar eines Hotels, nahe dem unseren, ausklingen.

Wir haben noch einen letzten Tag gebucht: Eine geführte Wanderung zum Fuße des Kilimanjaro. Hier haben wir unsere Organisatoren wohl missverstanden. Was wie eine Savannen-Expedition klingt, entpuppt sich als eine Art Bergauf-Waldspaziergang, die aber im Nachhinein trotzdem sehr schön und informativ war.

So fahren wir mit James, unserem heutigen "guide" mit einem "Dalla Dalla", dem hiesigen Busch-Taxi in ein Dorf am Fuße des Berges, den wir den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen werden. James ist eigentlich ganz nett und macht normalerweise für "Mako-Expeditions" Klimanjaro-Besteigungen. Leider benutzt er inflationär die Floskel "Hakuna Matata", was soviel wie "kein Problem" bedeutet. Was einen Normal-Touri vielleicht noch beeindruckt, geht mir schnell auf den Senkel. Außerdem geht es mir zu viel bergauf, es ist heiß und ich beginne zu nörgeln.

Ein Junge namens Samora, der schon mit uns im "Dalla Dalla" saß, schleicht sich unauffällig in unseren Trupp ein, weiß eine Menge und ist nicht unsympathisch. Zuerst bin ich skeptisch. Wieder einer, der etwas vom Kuchen abhaben will und sich durch nichts vertreiben lässt. Er erweist sich aber als Gewinn macht sich nützlich, ist da, wenn James ewig lange die Durchquerung eines Dorfes verhandelt und hat immer etwas interessantes zu erklären. Schließlich wird hier so manches angebaut, es ist sattgrün und superfruchtbar.

So erreichen wir einen wunderschönen Wasserfall - auch so etwas gibt es gelegentlich in Afrika - und nehmen unser lunch ein, was wir mit allen teilen. Auf dem Rückweg sehen wir wie Mbegi, ein hiesiges Bananenbier gemacht wird und dürfen es einmal testen - fürchterlich. Optimal nur für den, der unter Verstopfung leidet.

Wir treffen jetzt viele Kinder - sie nennen uns "Wazungu", der hiesigen Form des "Weißen". Das "Dalla Dalla" braucht noch so seine Zeit und so vertreiben wir uns die Zeit mit ein paar lauwarmen Bier in einem kleinen Laden.

Ich bin froh, wieder im Hotel zu sein. Abends ist, wie immer, nix los. Keine Disko, keine Kneipe - nur wieder die Hotelbar nebenan, wo wir auf der Dachterrasse etwas Essen und ein paar kühle Getränke zu uns nehmen. Der Muezzin ist wieder normal drauf und langweilt die Welt zu Tode.

Mein Auto springt wieder nicht an. Diesmal habe ich es aber so günstig gestellt, dass ich es anrollen lassen kann. Der Hotelparkplatz ist abschüssig. Ich muss nur dafür sorgen, dass das Tor zum Parkplatz geöffnet ist und auf der Straße keiner kommt.

Wir wollen noch ein paar Tage in die Usambara-Mountains. Einmal müssen wegen eines Militärkonvois alle links ran, wobei gleich wieder mein Motor absäuft - Scheißmilitär. Peter muss aussteigen und schieben und weiter geht es

Wieder springen Leute vors Auto um uns zum Kauf von Acocados oder Jake-Fruits oder Irgendwas zu überreden. Einer bietet sogar große, lebende Schildkröten an. In Mombo tanken wir noch paar Liter. Die Straße nach Lushoto, unserem Ziel, geht bergauf, teilweise sehr steil, sehr eng mit vielen Kurven. Es macht riesigen Spaß. Hier und da kann man auch andere Autos überholen und immer gähnt irgendwo ein Abgrund.

Lushoto haben wir dann auch glücklich gefunden. Es ist ein Ort, an dem sich in früheren Zeiten die deutschen Kolonialherren und -damen von der Hitze der Masai-Tiefebene erholt haben. Viel zu sehen ist davon nicht mehr. Vielleicht ein paar wenige Häuser und ein kleiner Friedhof. Es hat hier gerade geregnet und die meisten Straßen bestehen aus Schlamm. Über ein paar Umwege suchen wir uns den Weg zum "White-House-Annex", unserer Herberge für die nächsten Tage.

Der Weg dahin ist allerdings beschwerlich und mein Wagen setzt oft auf. Kurz vor dem Hotel säuft er wieder ab, muss angeschoben werden und kommt, quasi mit letzter Kraft, auf das Hotelgelände. Mit der Batterie muss etwas passieren, obwohl wohl eher etwas anderes kaputt ist. Ich muss es nur schaffen, den Wagen zu verkaufen - irgendwie.

Jetzt kommt ein Typ ins Spiel, der sich uns als "local-Guide" anbietet. Er möchte uns gerne eine geführte Wanderung durch die Usamabara-Mountains verkaufen. Ich habe keine Lust. Hier möchte ich die gute Luft genießen und ausspannen. Zumindest hilft mir der Typ, dessen Name ich - wieso auch immer - vergessen habe, die Batterie zum Aufladen zu bringen. Es geht auf verschlungenen Wegen ins Dorf. In einer Werkstatt, wo kein Mensch englisch spricht, gebe ich sie ab. Morgen soll sie - aufgeladen - wieder angeliefert werden.

Im Hotel bekommen wir eine Suite mit zwei Zimmern und einem Bett. Wie schön, dass ich noch eine Matratze im Auto habe. So hat jeder ein Zimmer und sein eigenes Bett und Peter braucht mein Geschnarche nicht zu hören (und stören).

Mit Flora, der Hotelmanagerin gehe ich Abends noch etwas essen. Es ist ein sehr anregendes Gespräch und es gibt viel zu lernen über Leben und Berufsaussichten in Tansania. Mit Peter gehe ich abends noch ins Dorf. Wir versacken in einer Kneipe, wo die "locals" Billard spielen und "Prince Dullisykes"-Hiphop durch die Räume dröhnt. Wir treffen unseren nervigen Möchtegern-Guide wieder, der sich auch sofort zu einem Bier einlädt. Viel Bock haben wir nicht auf ihn und so verpieseln wir uns in unser Hotel und gucken etwas Fernsehen in der Freiluft-Bar, wo der Fernseher hinter Gittern ist, damit ihn keiner klaut. Peter verabredet sich mit Francis, Floras Bruder, für eine Wanderung am nächsten Tag.

 

Die Nacht ist angenehm kühl, die Luft ist klasse und es gibt keine Mücken.

 

Der nächste Tag dient einzig und allein meiner Entspannung - so dachte ich zumindest. Mit einem Buch setze ich mich nach draußen und lasse mal richtig die Seele baumeln. Im Hotel gibt es eine junge Frau, die schon arbeitet, wenn ich gerade den Schlaf aus meinen Augen reibe, die Wäsche und die Zimmer putzt und abends noch das Bier bringt und immer lächelt. Und es gibt Flora, die "Managerin", die einen Teil des Tages schläft und sich sonst eher langweilt. Dafür bekommt sie mehr Geld. Na ja, bei uns ist es ja auch nicht anders. Jedenfalls beschließe ich, dem anderen Mädel, leider weiß ich ihren Namen nicht, ein gutes Trinkgeld zu geben.

Was nicht kommt, ist meine Batterie. So bleibt mir nichts anderes übrig, als selbst zur Werkstatt zu gehen. Ich finde sie schnell, dank meinem Orientierungssinn (Selbstlob). Passiert ist dort nichts. So kann ich mich mal wieder so richtig aufregen und global das halbe Land zusammen scheißen. Danach geht es mir wieder besser. Auf dem Rückweg treffe ich unseren Nervguide wieder und der beschwert sich doch tatsächlich bei mir, dass Peter nicht mit ihm die Wanderung in die Mountains macht. Da ich gerade so gut drauf bin, mache ich weiter wie in der Werkstatt. Danach geht es mir noch besser.

Tatsächlich wird die Batterie - super aufgeladen - dann doch noch geliefert und der Nerv-Typ kreuzt nicht mehr meinen Weg .

 

Abends gehen wir mit Flora und Francis essen und trinken ein paar Bier im "White House Annex". Nachts gibt es ein Wolkenbruch. Mein Zimmer steht halb unter Wasser und meine Matratze wird etwas nass.

Wir müssen wieder zurück. Über die kurvige Straße geht es in die Ebene. Es geht ja bergab und so kann ich überall halten. Sollte das Auto nicht anspringen, brauchen wir nicht zu schieben. Wir machen viele Fotostopps. Gemütlich erreichen wir wieder die Küste und mit ihr die Stadt Tanga. Diese Stadt erlangte Bedeutung durch den, von der deutschen Kolonialmacht eingeführten, Sisalanbau und -handel.

Tanga ist schon etwas herunter gekommen. Die Häuser sind den Naturgewalten und somit dem Verfall ausgesetzt. Die Stadt hat aber das Zeug zu einer richtigen Kolonial-Attraktion. Daran wird zur Zeit fleißig gearbeitet. Außerdem ist Tanga die Partnerstadt von Eckernförde. Deshalb hat man eine der drei wichtigsten Straßen danach benannt: Eckernförde-Avenue.

Wir wohnen im Raskazone Hotel - welches ebenfalls schon bessere Tage gesehen hat. Strom gibt es nur abends und tagsüber kann man es im Zimmer vor Hitze nicht aushalten. Mit Mühe bekomme ich mein Auto auf das Hotelgelände, worauf es wieder hoffnungslos absäuft.

Wir sind fast die einzigen Gäste und bekommen schon beim Einchecken eine große Dose Insektenspray mit aufs Zimmer. Erst am Abend sehe ich warum: Dieses Hotel beherbergt nicht nur Menschen, sondern auch die größten Kakerlaken, die ich in meinem afrikanischen Jahr zu sehen bekomme.

Alle sagen hier dauernd "Karibu" (Willkommen) oder "Jambo" (Wie geht's). Es hat fast schon Senegal-"ca-va"-Quantität - nervtötend. Irgendwann nervt es nämlich wirklich, da es ja nun wirklich nicht ehrlich gemeint ist und fünftausend Mal am Tag reicht so etwas völlig. Der Hotelmanager versteht das gar nicht - er will doch nur freundlich sein.

Das Abendessen buchen wir in unserem Hotel. Der Manager verspricht uns etwas besonders leckeres und hält Wort. Die Küche ist klasse.

 

 

 

Vorher nehmen wir noch einen Sundowner ein. Dazu gehen wir in den Yacht-Club. Hier sind wir natürlich keine Mitglieder und dürfen eigentlich gar nicht rein. So erwerben wir eine Tagesmitgliedschaft in Form eines Abrissblocks mit unterschiedlichen Wertbons. Dieses Spielgeld tauschen wir dann beim selben Kellner, der sie uns verkauft hat, wieder gegen Drinks ein. Es ist zwar höllisch kompliziert, der "Gin-Tonic" kommt aber ganz gut.

Die Sicht über die Bucht von Tanga ist wunderschön. Außer uns sind noch andere weiße Touristen und Leute, die hier für irgendwen arbeiten.

Über unser Hotel buchen wir eine Sightseeing-Tour für den nächsten Morgen. Ein Taxi holt uns ab. Der Hotelmanager hat ihm den Weg erklärt. Wir können leider kaum mit ihm kommunizieren - er spricht kein englisch. Die Amboni Caves sind etwas außerhalb der Stadt und bilden ein riesiges Höhlensystem von einigen hundert Kilometern Länge. Es ist so verzweigt, dass sich während des kenianischen Maumau-Aufstandes Menschen hier lange Zeit versteck halten konnten. Sie sind einfach riesig. Ein Führer mit Lampe zeigt uns die Höhlen. Leider ist seine Lampe nur schwache Funzel. So sehen wir entweder etwas von oben oder etwas von unten. Kopf stoßen oder über irgendwas stolpern. Es ist unmöglich diese Höhlen halbwegs entspannt zu besichtigen. Es ist einfach zu dunkel. Peter hat zum Glück seine eigene kleine Lampe dabei.

Anschließend lassen wir uns in der Stadt absetzen und erkunden sie auf eigene Faust. Sie sieht auf dem zweiten Blick ganz genehm aus. Der Stadtkern ist ja nicht so groß. Es gibt einige Geschäfte, einige Moscheen, einen Gedenkstein für die 1.Weltkrieg-Opfer aus Deutschland, das Askari-Monument und einige Cafés, wo wir trotz Ramadan auch etwas zum Essen bekommen. Für Eisenbahnliebhaber wartet der verfallene Bahnhof mit zerlegten alten Dampfloks und Waggons auf.

Auf dem Rückweg kommen wir noch am Krankenhaus vorbei, dem wohl größten deutschen Kolonialbau in Afrika.

Abends essen wir wieder im Hotel - der Manager nervt schon wieder mit seinem ewigen "Karibu" - und unseren Sundowner nehmen wir diesmal im "Raskazone Swimming Club". Der Gin-Tonic ist hier billiger und, da hier hauptsächlich Afrikaner sitzen, ist die Atmosphäre entspannter.

Auf der letzte Etappe geht es wieder zurück nach Dar es Salaam, kurz "Dar". Der Weg ist leicht zu fahren. Kurz vor Dar versuche ich noch einige "Spiralenhocker" zu ergattern. Sie bestehen aus einem spiralförmig gebogenen Holz als Sitzfläche auf einem Dreibein und sehen ganz gut aus. Ich lasse es aber trotzdem sein. Den Weg ins Zentrum kenne ich ja auch schon. Wir werden auch schon erwartet und Rasta schleppt sofort seine neue Matratze weg.

In der Econo-Lodge nehmen wir ein Zimmer und klären gleich die Gepäckaufbewahrung für die nächsten Tage. Draußen postiere ich mein Auto für den nervigsten Tag meines Sabbatjahres.

Der Platz vor dem Hotel ist sehr klein. Trotzdem quälen sich jeden Tag Taxifahrer und Gäste daran vorbei und versuchen zu parken. Die Wagen sind ausnahmslos japanischer Herkunft und machen beim Rückwärtsfahren ein Geräusch. Einer hat sein Auto umprogrammiert und nun ertönt bei jedem Zentimeter Rückwärts der "lambada".

Da er, mangels Kundschaft, nichts zu tun hat, versucht er sein Auto mehrmals am Tag auf dem handtuchgroßen Terrain zu bewegen, indem er versucht in seiner Parklücke zu wenden. Das ist ein echtes Kunststück - und jedes Mal - "lambada".

Das geht so bis in den Abend und beginnt von neuem am frühen Morgen. Er hat offenbar in seinem Auto übernachtet.

Für mich beginnt am neuen Tag die Zeit des Wartens. Ich erwarte diverse Interessenten und hoffe, dass die sich den Wagen nicht so genau angucken. Wie gesagt, ist meine Batterie flau und die Schaltung ziemlich im Eimer. So trudeln peu à peu die Interessenten ein. Jeder, der meint jemanden zu kennen, ist willkommen. So wechseln sich Warten, Probefahrten und wiederholtes Warten ab. Es wird nur oberflächlich geguckt - oh, ein schönes rotes Auto. Kaum einer fährt ernsthaft Probe. Wenn doch, dann fahre ich und so bemerkt niemand die kaputte Schaltung. Einmal fahre ich völlig umsonst an die Peripherie um dort zu erfahren, dass der angebliche Interessent überhaupt kein Interesse hat und eine Gruppe fährt direkt zur Polizei um eine Abfrage bei Interpol zu machen, ob der Wagen geklaut ist. Es ist wie beim Kauf, damals in Maputo. Es dauert und dauert und alle vertrösten mich. Es kommt einfach kein vernünftiges Verkaufsgespräch zustande.

Ich bin völlig niedergeschlagen. Ich will nach Hause und brauche dringend das Geld um mein Flugticket zu bezahlen. Zeit haben wir auch keine, da wir morgen nach Zansibar fahren. Ein wichtiger Interessent, ein alter Mann, der Nachbar von Mako, setzt seinen Mitarbeiter ins Auto und der bekommt den Rückwärtsgang nicht rein. Mist, supermist. Die Batterie hat den ganzen Tag gehalten und jetzt lässt mich die Schaltung im Stich. Natürlich setze ich mich sofort rein, reiß den Knüppel in die richtige Position und zeige allen, wie problemlos das Schalten ist. Ein Engländer, der damit bei seiner Probefahrt ebenfalls keine Probleme hatte, lacht sich einen ab. Nun sieht der Verkauf ganz düster aus. Der Alte will es sich noch einmal überlegen.

Natürlich ist der Zeitraum von 1,5 Tagen nicht gerade üblich für den Verkauf eines Autos, aber ich hatte ja gehofft, dass Mako bereits während unserer Abwesenheit einen Käufer gefunden hat.

Es ist also Zeit für Plan B. Ich bin bis auf ein paar tausend Shilling Pleite.

Peter hat noch Reiseschecks und ich muss ihn anpumpen.

Früh morgens, vor dem Frühstück, laufe ich zur Barclays Bank und sauge aus dem Automaten das letzte Geld, was meine Visa-card hergibt. Nach dem Frühstück muss Peter mit dem "Self-Invitation-Man" zur Bank, Geld holen. Ich übergebe Mako mein Auto mit allen Schlüsseln und Papieren und nun fehlt nur noch Peter. Die Zeit wird knapp, das Schiff fährt bald los. Wir fahren schon los und quälen uns durch den Stau zum Hafen. Peter wird einer hinterhergeschickt, der ihn direkt zum Hafen umleitet. Dort, kurz vor der Abfahrt übergibt Peter das geholte Geld an Mako, damit er mein Flugticket holt. Jetzt nur noch schnell auf Schiff.

Es ist ein altes, kleines Frachtschiff - ohne Fracht. In den Aufbauten am Heck sind drei Decks für Passagiere eingerichtet - alle proppenvoll. Wir ergattern etwas Platz in der dritten Klasse im untersten Deck. Das Schiff ist sehr langsam und braucht über drei Stunden bis Zansibar. Die Ladefläche wird nur zu den Gebetszeiten von Menschen genutzt. Sonst darf dort keiner rauf. Übrigens beten die Leute etwas orientierungslos in verschiedene Richtungen.

Ich habe Hunger und greife in meine mitgebrachte Tüte Cashews. Ich stehe etwas neben mir und biete meinem Nachbar, einem Moslem, was sonst, davon an - ups. Kurz vor Zansibar kommt dann die erlösende SMS von Mako. Das Auto ist verkauft ...

Vor Zanzibar legen wir erst einmal eine glatte Stunde auf Reede und drehen uns munter im Kreis, ehe wir endlich von Bord dürfen.

Wir werden von Ali abgeholt. Auch er arbeitet für Mako-Expeditions und ist mir trotzdem auf Anhieb nicht sehr sympathisch.

Wir müssen tatsächlich durch eine Zollkontrolle und bekommen einen Stempel in den Pass. Zansibar ist zwar Teil Tansanias aber doch in vielen Bereichen autonom. Es soll sogar eine eigene Marine haben.

 

 

 

Wir wohnen im "Mauwani Inn", einem recht neuen, kleinen Hotel mitten in Stonetown, dem größten Ort Zansibars. Die Stadt ist sehr schön, verwinkelt und voller Touristenläden und -agenturen. Ali möchte uns auch sofort tausend Touren vermitteln. Wir haben aber nur ein paar Tage Zeit und wollen keinen Stress. Zum Tauchen und Schnorcheln habe ich sowieso keine Lust. Na wenigstens darf er für uns eine Gewürztour buchen.

Den Abend verbringen wir im "Blues" auf einer Art Mole am Hafen mit dem teuersten Bier am Platz und anschließend direkt daneben an der Fressmeile, wo abends im Dunkeln super und billig geschlemmt werden kann. Es gibt viel Fisch, Tintenfisch, Gemüse, Kartoffeln und alles, was so drum herum gehört.

Den Absacker nehmen wir im "Sweet Eazy", einem Lokal nahebei.

Den Sonntag danach nutzen wir mit der Erkundung der Stadt. Ich liebe diese alten, verwinkelten arabischen Städte. An jeder Ecke gibt es etwas anderes zu entdecken. StoneTown hat viel zu bieten. Viele alte Gebäude und Museen, die Dhaus am Hafen und die vielen, vielen Andenkenläden. Alle wollen mir ihr Sortiment zeigen und ich sage, nachdem ich bestimmt ein paar Dutzend wohlwollend besichtigt habe, "Ihr habt doch alle dasselbe". Da wegen Ramadan keine Hochsaison ist, ist es relativ entspannt. Ich möchte aber nicht wissen, was hier sonst so los ist. Einmal flüchten wir vor einem der täglichen Wolkenbrüche und landen bei einer Malerwerkstatt. Hier werden, wie an tausenden anderen Stellen, die ewig gleichen Bilder Zansibars gemalt. Warum machen eigentlich alle das Gleiche?

 

Morgens klettern wir auf ein "Dalla Dalla" und fahren, zusammen mit einigen Schweden und Amis ins Hinterland. Wir bekommen alles erklärt, was an Gewürzen und Gemüse auf Zansibar wächst. Es ist sehr interessant und lehrreich obwohl ich für Pflanzen ja nun gar keinen Sinn habe. Oft haben wir auch Gelegenheit die Sachen als Andenken zu kaufen. Beim Kaffee allerdings, da ist Kassim, unser Guide, mit mir an den Richtigen geraten, da versagt er völlig und verzapft nur Unsinn. Es ist wie im Hamburger Hafen. Man muss ja nicht alles glauben. Da ist eine Menge Lokalkolorit drin.

Wir bekommen noch das zusammengebrochene Bad einer persischen Prinzessin aus vergangenen Tagen zu sehen, nehmen unser lunch in einer Hütte und dürfen mit den Händen essen. Schmeckt aber nicht schlecht und so mancher ist tief beeindruckt.

Am Schluss der Tour besichtigen wir in Mangapwani eine Höhle, in der die arabischen Sklavenhändler seinerzeit Sklaven versteckten um das englische Sklavereiverbot zu unterlaufen.

Der Dienstag ist unser letzter voller Tag auf Zansibar. Peter hat eine Schnorcheltour gebucht und ich nutze die Zeit um auf meinem Jornada meine Reiseberichte auf Vordermann zu bringen und in Gedanken zu versinken. Im Internet-Café schreibe ich meinen letzten Rundbrief und gehe ziellos durch StoneTown.

Den letzten Sundowner nehmen wir auf der Dachterrasse des "Hotel Africa". Hier ist es besonders schön, wenn nicht gerade eine Overland-Gruppe einkehrt. Den letzten Abend verbringen wir in einer kleinen Spelunke unterhalb des Hotels, wo sich zwei Mädels mehr erhofften, als sie bekamen. Die Geschäfte gehen schlecht.

Es ist Mittwoch, den Vormittag verbringen wir mit dem Kauf diverser Andenken und kommen rechtzeitig zu unserem Schiff. Diesmal ist es ein moderner Katamaran, der zwar etwas teurer ist, dafür aber die Strecke in 45 Minuten (oder waren es 1,5 Stunden?) schafft. Es gibt  noch Stress mit Polizei an Bord, weil europäische Frauen superschlau sein wollten und ihre Tickets auf dem schwarzen Markt gekauft haben. Billig, aber ungültig - Geld futsch.

Die Rückfahrt ist schnell, aber nicht gerade Magenfreundlich. Diese Katamarane stampfen ganz ordentlich.

 

Mit einem Taxi fahren wir in Dar zu unserem Hotel und packen unsere Sachen. Mit Mako erledige ich die letzten Formalitäten wegen des Auto-Verkaufs und nehme das Geld in Empfang, was ich, nach Abzug von Makos Provision sofort an Peter weiter reiche und trotzdem noch Schulden bei ihm habe. Leider sind es Tansanische Shilling, die wir noch am Flughafen in Euro oder Dollar tauschen müssen.

In einer südafrikanischen Supermarktkette kauen wir noch so allerlei Nützliches als Geschenke für die Leute zu Hause.

Jusuf taucht kurz vor der Abfahrt zum Flughafen auf und fragt unverbindlich nach einer kleinen finanziellen Unterstützung. Ich frage ihn nach den 10.000 Shilling, die er mir noch schuldet. Daraufhin gibt er Ruhe.

 

So endet mein letzter Tag in Afrika.

Bei mir mischt sich Vorfreude auf meine Lieben zu Hause und Wehmut, wenn ich an das letzte Jahr in Afrika mit all seinen Begebenheiten zurück denke.