Südafrika

 

 

Nach einigen Wochen in Ellerbek, für die ich dankbar bin und die für Ruth und mich sehr wichtig waren, ist Ende Juni die Zeit für den zweiten Afrika-Teil gekommen. Ruth und Fritz sind auf dem Weg in die USA und für mich beginnt alles erst einmal mit Stress.
Ganz optimistisch checke ich noch ein, gebe mein Gepäck in die Obhut der Iberia und werde gleich darauf hingewiesen, dass mein Flug schon jetzt eine Stunde Verspätung hat. In Spanien wird gestreikt.

Bald werden aus einer Stunde zwei und der Mitarbeiter am Schalter meint, dass ich mein Ziel heute sowieso nicht mehr erreichen könne. Na klasse, das fängt ja gut an. Er will mich auf eine andere Airline umbuchen. Dafür muss ich aber mein Gepäck zurückholen.

Ich sause zurück zum Einchecken, drängle mich an einer langen Schlange vorbei und sehe gerade noch meinen Rucksack im immer hungrigen Gepäckschlund des Flughafens verschwinden. Das Ding lag tatsächlich über eine halbe Stunde dort herum. Na ja, Zurückholen ist schwierig. Also gibt die nette Frau mir den Tipp, mit meinem, jetzt völlig nutzlosen, Boardingpass durch die Absperrung zu gehen, mein Handgepäck durchleuchten zu lassen, direkt in die Gepäckausgabe zu gehen, meinen Rucksack zu suchen (wo bloß ?), ihn auch zu finden und so als wenn nix wäre, einfach aus dem Ausgang, vorbei am Zoll, zu verschwinden. Gesagt getan und ich fahre wieder die Rolltreppe zum Abflugbereich hinauf und stehe schon wieder am Iberia-Schalter.

Ich werde auf Lufthansa und South-African gebucht. Die fliegen aber etwas früher und ich muss komplett neu einchecken. Eine riesige Schlange steht vor den Schaltern. In meiner Panik greife ich mir eine Lufthansa-Angestellte, zeige ihr mein Not-Ticket und sie verweist mich an die Buisiness-Schalter. Da geht auch alles ganz fix. Die Frau am Schalter kommt sogar auf Anhieb damit klar und endlich befinde ich mich mit einigen Geschäftsleuten in einem kleinen Düsenjet nach Zürich.

Dort steige ich in einen neuen Airbus der South-African und gelange drei Stunden früher als geplant, nach 10 Stunden Flug, nach Johannesburg.

Auf dem Flughafen ist schönes Wetter. Ein Angestellter steht neben der Maschine und führt rhythmische Tänze auf. Sieht richtig gut aus - man möchte gerne die Musik dazu hören. Als er allerdings seine Hände vor dem Mund hält, entsteht eine Wolke.

Jetzt merke ich es auch: Es ist saukalt und der Mann friert sich gerade den Arsch ab. Ich glaube jetzt, dass ich die völlig falsche Ausrüstung dabei habe - und - ich hätte es natürlich wissen müssen. Schön blöd.

Die Zollkontrolle dauert über eine Stunde - vor mir wartet eine komplette Flugzeugladung Chinesen. Ein Mann neben mir meint, die brauchen 5 Minuten pro Person - Wahnsinn. Es soll aber normalerweise schneller gehen. Für mich brauchte die Frau vom Zoll dann auch gerade mal eine Minute.

Es gibt hier eine Menge Geldautomaten und so mache ich mich erst einmal flüssig.

Leider bin ich viel zu früh und auf die Idee, einfach bei Gemini-Packpacker anzurufen komme ich nicht. So nehme ich ein sündhaft teures Taxi und gelange nach einer halben Stunde Fahrt inklusive Stau in die Backpacker-Lodge.

Die Räume und Gebäude sind nett und sehr einfach und sie erinnern mich vom Zustand her an Südamerika. Auch hier gibt es keine Heizung, es ist saukalt, die Wände sind dünn, die Fenster zugig und die Betten alt. So richtig charming.

Anders sind die Sicherheitsvorkehrungen. Hier ist es wie im Knast. Keiner geht raus - nur mit Auto. Zu Fuß ist nichts Wichtiges erreichbar. Dafür kann ich mich zum nächsten Einkaufszentrum kostenlos bringen lassen und mich selbst versorgen und das spart dann wenigstens etwas Geld.

Die Leute sind supernett. Die Eigentümerin, Bess, sitzt im Rollstuhl und hat alles im Griff. Sie züchtet Dackel - jedenfalls ist ihr Büro voller Hundetrophäen. Und auf dem Gelände laufen drei Dackel herum. Beide Weibchen sind schwanger - zumindest sehen sie für alle Außenstehenden so aus. Insider halten sie schlicht für fett.

Wir werden ja sehen, wer Recht hat. Ich komme ja vielleicht in zwei Monaten zurück. Mark, einer der Leute hier, fährt mich zum nächsten Einkaufszentrum.

Im Balfour-Park-Shopping-Centre kann ich bei Computicket das Busticket für Upington am Montag erstehen, in diversen Fast-Foods essen, im Internet surfen und in einem riesigen Supermarkt einkaufen, der leider keinen Bottlestore und somit kein Bier hat. Zur verabredeten Zeit holt mich Mark wieder ab.


Der einzige Gast außer mir ist Robert aus UK, der aber nur eine Nacht bleibt.

So verbringe ich den Nachmittag ganz entspannt mit Lesen. Zum Glück gibt es hier auch ein paar deutsche Bücher. Das wichtigste für mich ist aber, dass ich wieder Spaß am Planen habe und mich auf die nächsten Monate freue. Afrika, ich bin wieder da.

Spät Nachmittags lerne ich Piet kennen, den Manager der Lodge und Sohn der Chefin. Er ist gerade 18 Stunden mit dem Intercape-Bus von CapeTown gekommen. Die Zeit, seit er wieder hier ist, hat er aber schon ganz gut genutzt und somit eine ordentliche Fahne. Er erzählt mir vom Standard der Busse und was er noch alles für mich Ende August organisieren kann. Beginnen tue ich aber morgen mit einer Soweto-Tour und am Sonntag mit einer Tagestour durch Gauteng incl. Jo-Burg und Pretoria.

In der Nähe des Gemini gibt es keine Restaurants. So muss man sich entweder irgendwo hinfahren lassen oder einen Pizza bzw. Restaurant-Service bemühen. Ich besorge mir eine Telefonkarte und bestelle bei “Mr. Delivery” eine Pizza. Hier kann man auch fast alles andere mögliche Gericht bestellen. Bei der Anlieferung werde ich von einem Mann namens Isaak gefragt, wann ich denn wohl zum Bier trinken in die Bar komme - ich werde offenbar erwartet. In der Zwischenzeit wird von Sam, einem Angestellten, im Aufenthaltsraum des Hauses mit meinem Pappzimmer ein Feuer angefacht und alle zwei Stunden erneuert.

In der Bar treffe ich Piet, Wayne mit Frau, die Barfrau Caroline und eben Isaak, ihr Mann, der mich augenzwinkernd mit “Heil Hitler” begrüßt. So was bekommt man hier schon mal öfter zu hören, wenn man als Deutscher geoutet ist. Ich komme mir dabei jedes mal reichlich deplaziert vor.

Die Männer lallen in der Ecke vor sich hin und schütten große Mengen Brandy in sich hinein. Sie haben natürlich schon einen ordentlichen Vorsprung. Die beiden Frauen nehmen meine Anwesenheit zwar zur Kenntnis, unterhalten sich aber weiter. Und es ist saukalt - trotzdem wird das Bier gekühlt. Hier wäre ein Kamin auch nicht schlecht gewesen.

Ich habe mein erstes Bier gerade ausgetrunken, da spricht mich Piet über den Tresen rüber an. Ich verstehe ihn kaum und so gehe ich zu ihm und bleibe den ganzen Abend dort stehen. Es werden angeregte Gespräche.

Es ist ohnehin schwer, die weißen Südafrikaner zu ver- oder beurteilen. Einerseits sind sie weiß und in Ungleich besseren Positionen als die Schwarzen und freuen sich über ihre Privilegien und anderseits sorgt sich Piet zum Beispiel um den Fortbestand von “Vanagalor”, einer Sprache, die als universelle Verbindungssprache der, meist farbigen, Minenarbeiter aus allen Teilen des südlichen Afrika gesprochen wird. Er sieht sie ale Teil der südafrikanischen Kultur, möchte gerne darüber ein Dictionary schreiben und beherrscht sie auch in Teilen. Zu diesem Vorhaben kann ich ihn natürlich nur ermuntern.

Wayne lädt mich für den nächsten Tag zu einer Party anlässlich eines Rugby-Länderspiels zu sich ein. Ich soll mal “real South Africans” kennen lernen. Mir schaudert es leicht, die Versuchung ist aber zu groß, so etwas mal live mitzuerleben. Hoffentlich falle ich nicht unter den Tisch. Im Trinken sind sie mir jedenfalls schon mal über.

Die Nacht ist trotz der Kälte ganz angenehm.

Morgens stelle ich mit Befriedigung fest, dass die Duschen so richtig schön heiß sind. Außerdem bin ich froh über meine gestrigen Einkäufe und gönne mir ein leckeres Frühstück.

Zu meiner ersten Tour werde ich abgeholt. Les, der Führer und Fahrer, fragt mich, ob ich etwas dagegen habe, quasi für umsonst, noch eine Tour durch Joburg zu machen. Die anderen drei Teilnehmer, Amerikaner, würden das gerne machen wollen. Klar doch, sage ich, und ab geht’s.

Wir klappern so nach und nach ein paar Stadtteile ab, landen in Houghton, wo die Reichen wohnen, sehen die Villa, wo Nelson Mandela wohnt und so manche andere tolle Hütte. Wir fahren durch das Zentrum, Downtown, und sehen nur Schwarze und kein weißes Gesicht. Les, ebenfalls ein Schwarzer, warnt uns eindringlich davor, Joburg zu Fuß zu erkunden. Es ist aber trotzdem sehr interessant und auch sehr beklemmend. Man ist zwar in Joburg, darf es aber nicht betreten. Als würde es krank machen. So rollen wir langsam von Straße zu Straße, kreuz und quer. Überall findet das Leben am Straßenrand statt, verkaufen die Leute alles mögliche und nirgendwo eine weiße Nase.

Überall halten Kleinbusse, die den Nahverkehr hier aufrecht erhalten. Wie überall in Afrika steht auch hier kein Ziel an den Bussen. Sie machen sich hier durch bestimmte Hupreihenfolgen bemerkbar und die Leute, die am Straßenrand stehen und mitfahren wollen, benutzen bestimmte Fingerzeige, um auf ihr Ziel aufmerksam zu machen.
 

Über die Autobahn geht es nach Soweto. Rechts und links sind riesige Abraumhalden ’mine dumps’, wo die Goldbergwerke waren und die, wie riesige Narben, die Landschaft verunstalten. Aus einer Tonne Erde gewinnt man ca.15 gr. Gold.

Außer den Löchern und ’mine dumps’ bleibt wohl auch noch jede Menge Zyanid übrig. Die Provinz Gauteng, in der wir uns befinden, ist das industrielle Herz Südafrikas. Soweto (South Western Township), das berühmteste Township der Welt, ist riesengroß und mit einem Blick gar nicht zu erfassen. So gibt es Soweto häppchenweise und das ist auch ganz gut so. So stellt sich diese Stadt mit seinen wahrscheinlich mehr als 2,5 Mio Einwohnern als eine normale Kleinstadt dar, mit eher mehr als weniger Wellblechhütten. Viele Häuser sind aber neueren Datums oder wurden komplett renoviert.

Betreten soll man Soweto aber nur mit einem “local guide”. Er nett sich Kat, hat auch einen dieser Xhosa-Klick-Namen, den ich aber weder aussprechen noch schreiben kann. Er führt uns unter anderem in eine Hütte, wo eine Frau die hiesige Art zu leben erklärt, wie teuer es ist und weder sie noch ihr Lebensgefährte eine Arbeit hat. Die Hütte, oder vielmehr und besser: das Haus, ist einfach eingerichtet und verfügt weder über Wasser noch Strom Gekocht und beleuchtet wird es mit Parafin.
Wir haben anschließend noch die Gelegenheit, ein paar Souvenirs zu kaufen. Ich habe für alle Verkäufer freundliche Worte, kaufe aber, mit Hinweis auf meine lange Reise, nichts.

Wir kurven weiter herum, von einem Stadtteil um anderen. Überall sind wichtige Orte des Aufstandes von 1976, als “afrikaans” als Hauptsprache in den Schulen und Universitäten eingeführt werden sollte.

 

Wir werden an Orte geführt, wo Einschusslöcher in einem Kirchendach zu besichtigen sind (hier geht mir der “local guide” fürchterlich auf den Wecker) und wo ein Junge seinen toten Bruder aus der Schusslinie gebracht hat. Das Bild ging damals um die Welt und jetzt erinnert hier eine Gedenkstätte an den Polizeiterror. Wir besichtigen das alte Haus der Mandelas und fahren an den Villen von Winnie Mandela und Desmond Tutu vorbei.

An allen Orten sind selbstverständlich viele Andenken-Stände, die einzige Einnahmequelle in dieser hauptsächlich arbeitslosen Gegend. Eigentlich wollte ich ja so eine Tour gar nicht machen. Jetzt bin aber froh sie doch gemacht zu haben. Es ist beklemmend und lehrreich zugleich.

Leider dauert die Tour dann doch länger als geplant und so ist Piet schon seit einer halben Stunde weg, als ich zu Geminis zurückkomme. Eigentlich schade. Es wäre sicherlich nett geworden. Andererseits kann ich auch etwas Ruhe gut gebrauchen. Na ja - zu früh gefreut. Jetzt fällt gerade ein Indoor-Cricket (was immer das auch ist)-Team hier ein. Sie wohnen zwar nicht in unserem Haus, da aber bei uns der einzige Fernseher steht und der Kamin angeheizt wird, sitzen sie bei uns und gucken Lautstark das Rugby-Match.

Abends treffe ich alle in der Bar wieder, wo sie Billard und Snooker spielen. Bei näherem Hinsehen sehen sie sehr jung aus. Caroline lässt sich glatt von einem Jungen den Ausweis zeigen und siehe da: Er ist schon 21. Die Jungs wirken aber so unreif wie 15-jährige. So richtige Pimpfe. Das merkt man besonders dann, wenn sie mit der Miene eines Erwachsenen “Schnapps” (der schreibt sich hier wirklich so) bestellen. Irgendwie haben sie sich tatsächlich noch nicht entsprechend entwickelt. Sie wollen aber sehr männlich wirken und haben einen Spaß daran, besonders mich als “deutschen” herauszufordern. So werde ich, nachdem ich mich 4 Stunden an der Bar festgeklönt hatte und eigentlich ins Bett wollte, reichlich dümmlich mit “Heil Hitler” begrüßt und muss ein kleines Glas Bier auf Ex austrinken.

Na ja, sie bekommen ihren Spaß. Als ich mich für den Rest des Abends lieber mit Sam, dem schwarzen Feuermacher, unterhalte, der den Raum so wunderbar warm hält, lassen sie mich in Ruhe.

Da ich morgens noch mit Arrub, einem Engländer noch zum Geldautomaten will, stehe ich früh auf. Das nützt mir aber gar nichts, da das Auto schon voll ist. Wir holen das Geld dann später auf dem heutigen Gauteng-Trip.

 

Mark, unser Fahrer, macht diese Tour. Er heizt mit seinem Auto über die Autobahn Richtung Downtown Joburg. Das “Carlton Center” ist das angeblich höchste Gebäude Afrikas. Von hier oben haben wir eine phantastische Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Anschließend wollen wir noch das “Museum Africa” besuchen, doch leider wurde hier gerade eingebrochen, die Spurensicherung ist noch drin und es ist geschlossen. Wir kurven kreuz und quer, ähnlich wie gestern, aber Mark ist anders. Sofort werden - klack, klack, klack - die Türen verriegelt und er lässt kein gutes Haar am heutigen Südafrika. Er leidet. Jedes Wort aus ihm schwillt über vor Mitleid. Alles ist schlecht seit, wie er später sagt, sie einfach “unser” Land weggegeben haben. Er meint es wirklich so und das erübrigt auch jede Diskussion. Aus seinem Mund spricht nichts als Frust. Er ist ein echter “Afrikaaner” und leidet sogar daran, dass einige Schwarze in Pretoria auf einem hässlichen Denkmal vom Staatsgründer und Oberburen Krüger herumturnen. Für ihn wirkt das respektlos - für die Schwarzen ist Krüger die “Mutter” aller Respektlosigkeiten gegenüber ihren Vorfahren und somit mitnichten respektwürdig. In Pretoria zeigt er uns auch das Voortrecker-Memorial, eine pathetische Geschmacklosigkeit, Wallfahrtsort aller “Afrikaaner” und ähnlich schrecklich wie unser Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.

Hier wird “weiße” Geschichte gefeiert. Die am meisten gezeigte Szene ist die Schlacht am “Blood River”, wo es die heldenhaften “Trekker”, die Siedler, den Eingeborenen mal so richtig gezeigt haben. Man versteht sich auf einer Linie mit den Siedlern Nordamerikas, die ja auch nicht gerade zimperlich gewesen sind. Und damit haben sie sogar recht. Mark ist so stolz darauf, dass er alles mögliche erklären möchte. Einmal zeigt er stolz auf eine Kanone, die bei der Metzelei am Blood River dabei war. Ich kann mir gerade noch die Bemerkung verkneifen, dass das Kanonenrohr ja kaum größer als zwei Bierdosen ist.

Also sage ich bloß: “Die ist aber kurz”. “Ja, aber so streut sie aber besser!” Soso.

Ich bin ganz froh, aus diesem fürchterlichen Teil heraus zu sein. Wir essen noch etwas und kurven noch kreuz und quer durch Pretoria, was recht schnell geht. Pretoria ist nicht sehr groß. Es ist die Hauptstadt Südafrikas und für die Hälfte des Jahres Sitz des Parlaments. Die andere Hälfte übernimmt Cape Town.

Mit Schwung geht es nach Joburg zurück und ich genieße den Nachmittag am Feuer.

Abends macht das Cricket-Team wieder Party, diesmal verstärkt durch 15-18-jährige Mädchen, die in unserem Haus wohnen. Eine plötzliche Explosion schreckt uns auf. Piet meint, es war mal wieder ein Test in der nahen Dynamitfabrik. Das kommt vor, und Dynamit wird in den Minen zuhauf verwendet.

Für alle ohne Ohrstöpsel wird die Nacht kurz. Morgens hätte ich gar keinen Wecker gebraucht, da die Cricket-Truppe lautstark um 5.30 geweckt wird - egal, ob noch andere Gäste dort wohnen oder nicht. Sie sind absolut rücksichtslos. Der Trainer hat es noch nicht mal nötig seine Fluppe auszumachen, als er zum Wecken in die Schlafräume geht. Besonders bemerkenswert ist es, als ein Mädchen - die Augen auf Minimalschlitz geöffnet - ohne Frühstück etc. erst einmal die Playstation an den Fernseher anschließt und eine Runde spielt.

Mark holt mich pünktlich ab, jammert mir die Ohren voll, schließt beim ersten schwarzen Gesicht -klack-klack-klack-klack- alle Türen und bringt mich zum Busbahnhof.

Der Intercape-Bus ist wirklich sehr komfortabel und fährt pünktlich ab. Es geht nach Süd-Westen, vorbei an den riesigen Löchern und “mine dumps” der Goldminen nach Soweto und dann nach Soweto und anschließend nach Soweto. Dieses Township ist schier endlos und taucht in immer neuen Facetten wieder auf. Ein Friedhof an der Autobahn reicht fast bis zum Horizont.

Die ganze Gegend besteht selbst nach einer Stunde Fahrtzeit aus Minen und nahebei sind die Hüttensiedlungen der Arbeiter. Danach kommt endloses Farmland mit riesigen Feldern und wenig Vieh. Als erstes “wildlife” schrecken wir ein Volk Perlhühner auf. Später tauchen ein paar Strauße am Straßenrand auf. Wir machen einige Pausen und landen nach 10 Stunden Fahrt in Upington. Pieter, ein sehr sympathischer Mensch, holt mich ab und bringt mich in sein Kalahari-Junction-Backpacker.

Es ist eine sehr schöne Bleibe. Hier gibt es Meerschweine, Kaninchen, Katzen, ein kleiner und ein sehr großer Hund. Alle sind friedlich und spielen miteinander. Es scheint wohl nie ernsthafte Probleme mit den Tieren zu geben.

Zu Trinken gibt es hier nichts. Dafür ist keine 400m das “Pick’nPay”-Shopping Centre. Ein riesiger Supermarkt, ein Bottlestore und verschiedene andere Geschäfte. Außerdem hat es ein Restaurant, welches eine reichhaltige Speisekarte hat. Dort verbringe ich die nächste Zeit, esse noch mal Pizza (superlecker) und trinke die ersten Windhoek-Lager-Bier. Das schönste aber ist: Ich kann den Weg nach Hause zu Fuß gehen. Ich bin unendlich dankbar nach dem Pseudoknast, dem sich die Leute in Joburg unterziehen. Es bringt einfach Spaß alleine im Dunkeln zu gehen, egal, wem man begegnet. Es scheint hier relativ sicher zu sein. Es ist ein wunderschönes Gefühl.

Die Nacht im Dormitory (Schlafsaal) ist klasse. Früh morgens weckt mich Pieter, zeitig zum Sonnenaufgang. Das Auto ist bereits gepackt. Wir haben Zelte, Matratzen, extra Schlafsäcke und Decken und jede Menge Küchenkram geladen. Ab heute brauche ich mich um nichts mehr zu kümmern. Die nächsten Tage sind Vollpension und bezahlt.

 

Schon nach 200m machen wir den ersten Stopp - bei Bimbo’s, einem Imbiss, und der dazugehörigen Tankstelle. Hier kann man rund um die Uhr Einkaufen und etwas zum Essen bekommen. Wir beschränken uns auf Kaffee und Benzin.

Die Straße ist schnurgerade. Rechts und Links gibt es Zäune und dahinter die große Weite bzw. nix. Es ist Farmland und hin und wieder sieht man auch ein paar Rinder.

Mit Pieter bringt jede Unterhaltung Spaß. Er ist ein guter Kamerad, spricht ein gutes Englisch - es ist auch für ihn die zweite Sprache - er ist absolut positiv, steht zum heutigen Südafrika, ist ein Fan von Mandela und ist gut drauf. Viele Sätze quittiert er mit einem aufrichtigen “perfect”.

Mein Englisch wird immer besser und ist bereits fließend. So bringen wir den Anfahrtsweg klönend und albernd hinter uns. Schließlich habe ich auch so einiges zu erzählen.

 

In Askam, einem kleinen Nest zwischendurch, halten wir und frühstücken im dortigen “winkel”, das heißt Laden. Es ist der einzige Laden hier und es gibt von vielem etwas. Keine große Auswahl, aber was man so brauchen kann. Wir gönnen uns ein leckeres Frühstück (Eier mit Speck) und ich kaufe mir eine Wollmütze. Draußen scheint zwar die Sonne - es ist aber sehr kalt.

Die Straße wird schlecht und mutiert zu einer Wellblechpiste. Niemand versteht, warum man hier nicht etwas investiert. In Twee Rivieren (Two Rivers) dem größten Camp des Kgalagadi-Transfrontier-Parks schlagen wir unser Camp auf. Hier gibt es viele Camper, meist die Oberschicht der Südafrikaner mit ihren tollen 4x4-Autos und tollem Camping-Equipment. Es gibt Chalets und einen großen Campingplatz. Jeder Stellplatz ist mit einer eigenen Feuerstelle ausgestattet.

Wir machen gleich unseren ersten “Game-Drive”, eine Rundfahrt in den Park, wo das Verlassen des Autos bis auf einige Picnic-Sites verboten ist. Nicht, weil es zu gefährlich ist, sondern, um die Tiere nicht zu stören. Im Auto nehmen sie uns nicht als Menschen wahr. Es gibt auch jede Menge Tiere zu begucken. Ich werde sie später mal Aufzählen.

Abends mache ich einen “Night-Game-Drive”. Pieter leiht mir dazu seine warme Jacke, die ich erst am Ende unser gemeinsamen Tage wieder herausrücke. Auch diese Tour ist spannend, Betsy, eine Studentin, die im Park arbeitet; erklärt uns alles, was nötig ist. Wenn wir uns einmal nicht einig sind, welches Tier wir gesehen zu haben glauben, ist sie stets die letzte und höchste Instanz. Es ist arschkalt und der Höhepunkt der Tour ist eine Löwin (lioness), die wir ein Stück begleiten. Am Schluss lässt mich Betsy einen schönen Gruß für Pieter bestellen - die beiden kennen sich wohl ganz gut.

Kaum zu “Hause” ist auch schon das Essen fertig. Pieter hat gekocht - es ist reichlich und lecker.

Für die erste Nacht probiere ich: Unterwäsche, Socken, Schlafsack-Inlay, Schlafsack, alter Armeeschlafsack mit kaputtem Reisverschluss und Wolldecke. Es ist kalt, aber es geht. Bei jeder Umdrehung verrutscht eine Schicht und ich muss zu oft pinkeln.

Früh morgens weckt mich Pieter. Das Wasser auf der Feuerstelle ist bereits heiß - der Kaffee gleich fertig. Richtig Frühstücken tun wir später auf einem der Picnic-Sites.

Dann gibt es viel Weißbrot mit Cheddar-Käse aus dem Glas (low fat), Rührei, Speck oder Wurst und viel Aromat von Knorr.

Wieder gibt es viele Tiere zu sehen und abends kaufe ich im “Winkel” ein Sweatshirt.

Für die zweite Nacht probiere ich: Unterhose, Sweatshirt, Socken, Schlafsack-Inlay, Schlafsack, alter Armeeschlafsack mit kaputtem Reisverschluss, Wolldecke und Wollmütze. Es ist bedeutend wärmer. Allerdings wurde der Kopf zu heiß und dröhnte morgens ganz schön. Beim gelegentlichen, nächtlichen Pinkeln war es jedes mal schwierig, aus den Schichten heil herauszukommen.

Der dritte Tag ist ähnlich wie der Zweite. Stimmt gar nicht: Wir sehen nämlich ein Leoparden-Pärchen. Sie bewerben einander, spielen und rollen sich im Sand und legen sich auf den Rücken - wie eine Katze eben, die gekrault werden will.

Für die dritte Nacht probiere ich: Unterhose, Sweatshirt, Socken, Schlafsack, alter Armeeschlafsack mit kaputtem Reisverschluss und Wolldecke.

Diese Kombination scheint die beste unter den Möglichen. natürlich darf man sich kaum dabei bewegen. Beim Herausschälen zum gelegentlichen, nächtlichen Pinkeln entfielen die vielen kleinen statischen Blitze im Zelt. Diese wurden nämlich durch das Inlay, was aus Polyester ist, erzeugt.

Am vierten Tag machen wir noch einen kleinen, kurzen Gamedrive, ehe wir unsere Zelte abbauen und das camp verlassen.

Gesehen habe ich folgende Tiere: (ich benutze die englischen bzw. die afrikaanischen Namen) Springboks, Wildebeest (Gnu), Steenboks, Löwin (lioness), Black backed Jackal, Honeybadger (Ratle - greift schon mal einen Löwen an und hat vor nichts Angst), Leoparden (ein Paar, bei der Familiengründung), Giraffen, Porkupine (Stachelschwein), Cheetah (Gepard), Suricate, Yellow und red Mongoose, Ground Squirrel, Springhare (Känguruh-Hase), Buschratte, African Wildcat, Sociable Weaverbird (der mit den riesigen Nestern), Pygmy-Falcon, Kori-Bustard (startet und landet wie ein Albatros), Towny-Eagle, Martial-Eagle, Spotted Eagle-Owl, Pale Chanting Groshawk, Lanner Falcon, Ostriches (Strausse), Korhaan, Swallowtailed Bee-eater und viele andere kleine Vögel, die viel zu schnell aus dem Focus flogen.
 

Wir wollen noch etwas Laufen, das heißt uns auch einmal zu Fuß in der Wildnis bewegen. Hierzu fahren wir zum Kalahari Nature Reserve, wo Anne, ihres Zeichens Professor, residiert, ein Guesthouse betreibt und Touren anbietet. Es ist nett hier und Pieter macht zum Lunch gegrillte Ostrich-(Strauß)-Wurst. Wir laufen so herum, sehen unendlich viele Spuren (wie auf einer viel befahrenen Kreuzung) und leider keine Tiere. Es gibt hier nur ein kleines suricate, ein Erdmännchen, das von einer Studentin auf die freie Wildbahn vorbereitet wird. Das ist schwer. Es kennt keine Feinde. Seine Schwester wurde in unbeobachteten Sekunden von einem Goshawk geschnappt und es selbst beim Versuch, sich einer anderen Gruppe anzuschließen, von denen regelrecht verprügelt. Die Blessuren spürt man beim Kraulen, was es natürlich besonders liebt. Pieter macht sich vor der Abfahrt noch etwas an die Studentin heran.

Wir fahren zurück nach Upington. Es wird dunkel und Pieter fährt sehr schnell. Am Straßenrand liegt schon das eine oder andere Wild, welches mit dem Fortschritt nicht mithalten konnte. Der Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs prüft gerade, ob sein Auto jetzt eine Beule mehr hat. Wir überfahren ein bereits totes Tier. Pieter erkennt es an den Fledermausohren: Es ist ein Bat-eared-Fox. Na ja, nun ist es ein “Flat-eared-Fox” - gröhl.

 

Der letzte Tag führt uns von Upington nach Augrabies - etwas süd-westlich. Es geht durch eine Landschaft, in der es nichts anderes gibt als Weintrauben. Überhaupt ist die Gegend berühmt für seine Rosinen und andere getrocknete Früchte. Das Trocknen hat man hier regelrecht zum Staatsziel erklärt. So erstehe ich auch gleich in einem Fachgeschäft für getrocknete Früchte einige Geschmacksbeispiele für die morgendliche Busfahrt.

Große Flächen sind mit Vorrichtungen für die Weinreben bestückt. Sie sehen aus wie Dachfirste - sind jetzt aber leer. Es ist ja Winter und eigentlich wächst hier gerade gar nichts.

In den Orten sind Vorrichtungen zum Trocknen. Offene Flächen für sonnengetrocknete Trauben (schwarz) und überdachte Regale für die windgetrocknete Variante (gelb). Der Wein ist hier nicht doll, dafür billig und Pieter meint die Leute - hauptsächlich die Schwarzen - sind oft betrunken, weil man sie mit dem Wein bezahlt. Selbst Kinder sitzen alkoholisiert am Straßenrand.

Weiter geht es über schnurgerade Straßen über Hügel und kleinere Berge. Es geht fast immer geradeaus.

 

Die Augrabies Falls sind ein Stück Oranje-Fluß, der hier einen Wasserfall erzeugt. Leider ist es im Winter nicht so beeindruckend. Die Schlucht ist aber mit fast 200m ziemlich bis sehr tief. Schon Klasse, was das Wasser so in den Jahrmillionen wegfräst.

Meine Kamera geht kaputt. Das Objektiv klemmt und öffnet sich beim Einschalten nicht. Es macht nur laute und ratternde Geräusche. Im Nationalpark-Winkel erstehe ich ein Küchenmesser. Damit helfe ich der Kamera etwas beim Öffnen. Das Teleobjektiv geht aber gar nicht mehr und dauernd schaltet die Stromsparfunktion die Kamera ab. So muss ich nun alle paar Sekunden die Kamera daran erinnern, dass sie sich nicht abschaltet. Auf Dauer nervt das ja. Hoffentlich bekomme ich das in Windhoek repariert. Sonst muss ich eben eine neue Kamera kaufen.

Auf Sandpisten geht es kreuz und quer durch den Park. Hier kann man zum Beispiel auch wandern. Es gibt tolle Aussichten von einem Moonrock, auf die Oranje-Fluß-Schlucht und eine Felsenlandschaft wie auf dem Mond. Hier und da stehen Köcherbäume, der Nationalbaum Namibias. Unten am Fluss läuft eine Familie Paviane und überall sitzen Rock-Dassies, süße kleine rattengrosse Tiere, die sehr nah mit dem Elefanten verwandt sind, auf den Felsen.
 

Mit einem Affenzahn fahren wir zurück. Es ist der letzte Abend. Pieter hat neue Kundschaft. Zwei nette Tschechinnen, die in seinem Garten zelten und Günther aus Durban, einem netten älteren Mann, eigentlich aus Deutschland. Er meint, ich soll mich mal melden, wenn ich in Durban bin.

Da der Bus von Windhoek nach Cape-Town wieder in Upington hält, werde ich wohl in einem Monat zurückkommen.

 

 

 

 

 

 

Namibia

 

 

Der Bus von Upington nach Windhoek fährt Sonntags erst am Abend. So nutze ich die Zeit zur Erkundung von Upington, wo Sonntags nicht besonders viel los ist, und für relaxing.

Ins Backpackers kommen noch drei unsympathische Südafrikaner, die zum Game- (Wild)-Rumballern nach Namibia wollen. Amerikaner hätten hier die Preise versaut und Namibia ist noch billig.

Pieter bringt mich rechtzeitig zur Busgesellschaft. Ich finde schnell einen Platz. Die Abfahrt verzögert sich aber, weil von allen Passagieren die Papiere überprüft werden.

Es ist bereits dunkel, als es losgeht. Mir ist es ganz recht. Mir geht es nicht so gut - irgendwie triezt mich ein Dauerkopfschmerz. Bin wohl total verspannt. Ich schaffe es trotzdem irgendwie, während der Fahrt etwas zu schlafen - wache aber immer mit schlimmen Schmerzen wieder auf. Die Grenzkontrollen gehen auf beiden Seiten ganz fix. Nur die Namibier machen Stress, weil ein südafrikanischer Jugendlicher nur einen Notpass hat.

Windhoek erreichen wir pünktlich. Die Verspätung haben wir locker aufgeholt. Hier herrscht eine andere Zeitzone und die Uhren müssen eine Stunde zurückgestellt werden.

Der VW-Bus von Chameleon-Backpackers wartet bereits. Es ist nicht mehr sehr weit vom Zentrum. Als wir das Backpackers erreichen, sind wir aber so früh, dass alle noch schlafen bzw. noch kein Zimmer bezugsfertig ist. So heißt es warten, warten und nochmals warten. Erst gegen 10.00 kann ich ins Zimmer - das Schönste von allen. Die Leute hier sind sehr nett und ich fühle mich sehr wohl hier.

Für Windhoek nehme ich mir noch mehr Zeit, wenn ich wiederkomme. So hole ich nur meinen Mietwagen.

Jetzt weiß ich auch, warum der VW-Chico, einem alten Golf-Modell, das noch in Südafrika gebaut wird, so billig ist. Er hat kein Radio und somit auch keinen Cassettenrecorder. Ich werde meine Musik wohl mit meinem Walkman hören müssen.

Später, in der Stadt, suche ich einen Fotoladen. Meine Kamera ist wohl nicht zu reparieren, irgendwas ist gebrochen. Schweren Herzens muss ich eine Neue kaufen. Zum Glück kann ich mit meiner Mastercard wenigstens noch einkaufen - wenn schon der Geldautomat nichts hergibt. Jetzt habe ich jedenfalls wieder eine Kamera und kann mir schon überlegen, wie ich sie nach meiner Reise wieder loswerde.

Den Rest des Tage verbringe ich mit Relaxing und Lesen.

Es ist Dienstag und der Chico schnell beladen. Ohne mich zu Verfahren, verlasse ich Windhoek. Ich nehme natürlich die verkehrte Abfahrt - korrigiere es aber später intuitiv wieder. Die Straßen sind ziemlich leer. Es fährt sich klasse und schon bald habe ich vergessen, dass ich links fahre.

 

Langsam verschwinden die Ausläufer Windhoeks und die Landschaft wird zum typisch namibischen Farmland. Drei Grashalme pro Quadratmeter. Aus der schönen Teerstraße wird jetzt eine Schotterpiste. Hier und da weisen Schilder darauf hin, dass hier nicht nur Rinder gezüchtet sondern auch scharf geschossen wird. Hier kann man(n) gelegentlich auf Game(=Wild) ballern.

Rechter Hand taucht eine kleine Ruine auf. Es ist das ehemalige “von Francois”-Fort. Hierbei handelt es sich um einen deutschen Militär, der, nachdem er Windhuk als Hauptstützpunkt auserkoren hatte, an diesem Platz ein Fort zur Nachschubsicherung bauen ließ. Berichten zu Folge durften hier jene Soldaten Dienst tun, die zu viel gesoffen haben. Es ist natürlich immer noch sehr trocken hier. Jetzt sind von diesem kleinen Fort nur noch die Wände zu sehen. Weiter geht es. Ich störe einen Steppen-Adler, der sich gerade über einen toten “Black-backed-Jacal” hermacht. Hier ist wohl einer zu schnell gefahren.

Jetzt weist ein Schild auf 70km kurvige Straße hin. Es stimmt. Die Schotterpiste wird immer schlechter und ich mache mir Sorgen um meine Reifen. Es ist nämlich verteufelt wenig Verkehr hier und ich mag mir gar nicht vorstellen, hier mit einer Panne liegen zu bleiben. Es geht bergauf und bergab.

  

Ich überquere das Khoma-Hochland, dessen höchster Punkt an dieser Stelle der Bosua-Pass ist. Von hier oben hat man einen phantastischen Blick über die Namib-Wüste. Der Ausblick ist grenzenlos. Es ist grandios. Die Landschaft hört gar nicht mehr auf. Es ist buschig, ein klein bisschen felsig, aber immer noch Farmland. Erst viel später weist ein Schild auf den Namib-Naukluft-Nationalpark hin. Dann wird es flach. Am Horizont tauchen wie hingesetzt einige Berge auf. Eine Warzenschwein-Familie schrecke ich auf und neben der Spur laufen Strauße um die Wette. Einige einzelne Springboks lassen sich dann auch noch mal blicken.

Die Strecke wird jetzt schnurgerade und langweilig. Rechts und links gehen kleine Straßen ab und man wird auf bestimmte Wasserstellen und anderes hingewiesen. Für die Fahrt in diese Seitenwege benötigt man aber ein spezielles Permit und außerdem bin ich dort vor fünf Jahren schon überall einmal gewesen. Jetzt möchte ich einfach nur ankommen. Ich fühle mich reichlich fertig und werde immer schneller. Einmal komme sogar richtig ins schleudern, als ich nicht richtig aufpasse. Ich bin aber wüstenerprobt und so einen Golf kriege ich allemal klein.

Auf der Landkarte sah alles so einfach aus. Ich dachte: Gegen Mittag bin ich da und habe alle Zeit der Welt für Swakopmund. Nix da - Pustekuchen. Irgendwann gegen Nachmittag weist eine wunderschöne Sanddüne und eine Eisenbahnlinie auf das nahe Swakopmund hin. In Swakopmund finde ich - natürlich intuitiv, ohne Probleme und in Rekordzeit - das “Villa Wiese Backpackers”. Da staun ich aber selbst.

 

Es ist sogar ein Zimmer frei. Die Leute selbst sind aber nicht so gut drauf. Irgendwie nicht servicefreundlich. An der Rezeption steht eine, bestimmt minderjährige, Tussi, die besonders zickig ist. Das heißt natürlich - aus meiner Alterssicht ist man ja schnell minderjährig und wohl auch zickig. Vielleicht hat sie ja auch gerade so ein Vater-Tochter-Ding laufen. Das Haus ist aber sonst sehr schön. Es war wohl früher mal die schönste Villa Swakopmunds.

Ich mache gleich einen Spaziergang zum Atlantik um meine Füße hineinzuhalten. Obwohl die Stadt sich in den letzten Jahren sehr verändert hat, finde ich mich schnell wieder zurecht. Sie ist noch touristischer und noch deutscher als vor 5 Jahren. Überall nur deutsche Restaurants mit deutschen Gästen und als deutscher als deutsch und ... jeder zweite Laden handelt mit Andenken. Na ja, man muss es den Leuten aber auch gönnen. Hoffentlich bringen möglichst viele Touristen ihr Geld vorbei.

Mein Zimmer ist unten und ein Schlafsaal, das “dormitory” direkt über mir. Warum eigentlich. Das einzige, was uns trennt sind ein paar Zentimeter Holz. Das ahnt da oben natürlich keiner und so wird es eine Lärm-Stopp-Nacht. Es handelt sich da oben ausnahmslos um Holländer, die aber am frühen morgen mit ihrem Overland-Truck verschwinden. Dann ist Ruhe. Denk ich wenigstens. Es kommen nämlich zwei neue Ladungen.

Morgens bin ich also entsprechend früh wach, fahre mein Auto vom Hof, um dem Truck keine Anlass zu geben, länger zu bleiben. An der Rezeption frage ich den “halbwüchsigen” - aber netten - Kerl, was er mir über den Skeletton-Coast-Park sagen kann. Gar nix - ich soll doch zur Touristeninfo gehen. Von Tourismus haben die Leute hier keinen Schimmer. Die Backpackers werden oft von Jugendlichen als Ferienjobs betreut. Sie wissen - außer Parties - absolut nichts. Denen ist es auch völlig wurscht, wo sie sind - Hauptsache Abends läuft irgendwo eine Party. Beim Abrechnen per Kreditkarte sind sie allerdings fix.

Bei der Touristeninfo kann frau natürlich deutsch. Auf meine Frage, ob ich mit dem kleinen Chico in den Skeletton-Coast-Park fahren kann, sagt sie: “Klar - aber zu sehen ist da nix. Wenn ich mich aber für den Rundflug am Strand entlang entscheiden könnte, dann sähe ich sogar die legendären Wracks im südlichen Teil, im Diamantensperrgebiet.” Ist bestimmt teuer, denke ich so vor mich hin und beharre auf den nördlichen Part mit Auto. Mein Reiseführer spricht von ein paar weniger spektakulären Wracks. “Nee, da ist nix. Der Flug kostet nur 1120 N$ (130 €)” Irgendwie will sie nur ihren Flug loswerden. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich direkt am Eingang Eintritt zahlen kann und kein Permit brauche. Der morgige Tag ist also geritzt.

 

Heute geht es nach Walfis Bay. Am Ortsausgang von Swakopmund nehme ich dann doch einen - allerdings weißen - Anhalter mit. Ich denk, er ist ein Backpacker. Weit gefehlt. Er ist der Manager eines Tanzclubs und erzählt mir viel und später auch in deutsch von seinem Job und seiner Familie.

Der Trans-Kalahari-Highway, der in Walfis-Bay endet, ist atemberaubend. Die Namib-Wüste geht hier bis an den Strand. Links sind große Dünen, ideal zum kaputtfahren mit irgendwelchen Vierrad-Touri-Treckern. Dauernd Warnschilder und Holzkreuze. Das 30km Stück gilt als die gefährlichste Straße Namibias, da hier urplötzlich Nebel auftreten und die Sicht auf 2m heruntergeht. Und dann gibt es die, die glauben die Straße zu kennen und das Tempo beibehalten.

 

Walfis-Bay ist der einzige Tiefseehafen Namibias und berühmt für seine Lagune mit seinen Flamingos. Nahebei wird Salz in großem Stil abgebaut und andauernd fahren, mit Salz voll beladene, Lastwagen an der Promenade entlang, die sonst traumhaft ist.

Man kann hier noch ziemlich weit die Küste herunterfahren. Irgendwann wird es aber langweilig und ich drehe um. Auch hier hat der Tourismus zugenommen und überall wachsen Cafes und Action-Wassersport-Zentren aus dem Boden. Ich gönne mir einen kleinen Imbiss, umringt von deutschen Touristen.

Wie ich so - immer am Wasser bzw. am Hafen lang - durch die Stadt fahre, frage ich mich doch, wo wohl die Schwarzen wohnen. Hier sind ohne Ende Villen und Geschäfte. Am Stadtrand bin ich dann mittendrin. Kleine, aber propere, Häuser. Mit Abwasser und Strom. Richtig nett hergerichtet. Ich hatte schon gedacht, es wird so wie in Soweto. Glück gehabt. Als ich mich dann aber verfahren habe, weil die gedachte Ausfahrtstraße wegen Bau gesperrt war und ich mühsam den Ausgang suche, komme ich mir aber doch seltsam vor. Diesmal bin ich der einzige, der anders aussieht. Ich schaffe es dann aber doch noch und erreiche über den Highway glücklich Swakopmund.

Die verbleibende Zeit nutze ich für den Besuch des sehr guten Heimatmuseums, etwas shopping, bummeln und dem Buchen der nächsten Bleibe in einem anderen Backpackers. Abends gehe ich lecker in ein italienisches Restaurant essen. Mein Pizza-Konsum wird allmählich inflationär. Die Chefin erkundigt sich persönlich nach meinem geschmacklichen Befinden.
Da über mir der Schlafsaal wieder mit Menschen belegt ist, habe ich keine Probleme mit dem Aufwachen. So komme ich rechtzeitig los. Der Weg nach Norden, in den Skeletton-Coast-NP ist eine Salzstrecke. Das heißt, die Straße sieht aus wie asphaltiert, besteht aber aus Salz. Größere Geschwindigkeiten sind möglich. Links sehe ich immer das Meer und rechts ist die Wüste. Alle paar Kilometer sind - leere - Campingplätze. Im Sommer muss hier die Hölle los sein. Das geht so bis ca. 100km nördlich von Swakopmund. Auch ein paar Ferienorte sind hier entstanden. Nur einer - Hentjes Bay - ist schon älter. Andere haben noch nicht einmal einen Namen. Die Strecke ist beeindruckend. Die Wüste reicht bis ans Meer und die Dünen ändern permanent ihre Farben. Mit großer Geschwindigkeit fliege ich so dahin. Ein mulmiges Gefühl ist es schon. Der Verkehr ist nicht gerade viel - gelegentlich kommt mir ein Auto entgegen.

Links taucht das Cape Cross auf. Vielleicht etwas für den Rückweg. Schließlich war ich da auch schon mal.

Die Campingplätze hören auf und dafür fahren am Strand unendlich viele Sportangler herum. Die Ruten sind am Bug der Allradautos vor den Kühlergrill montiert. So sausen stets irgendwelche Autos am Strand entlang. Von links saust gerade so ein Auto heran. Beim näherem Hinsehen kommt er aus einem Seitenweg. Ein Schild weist auf das Wrack “Winston” hin. Aha, es geht los. Mein Reiseführer hat es bereits avisiert. Ebenso der Hinweis, das man sich im Sand festfahren kann. Ich lass den kleinen Chico rechtzeitig stehen und suche das Wrack zu Fuß.

Neben einigen Sportanglern mit Allradautos finde ich ein paar Stahlreste im Strand. Doll ist das natürlich nicht. Leider sind die wirklich schönen Wracks im Diamanten-Sperrgebiet im Süden. So latsche ich etwas am Strand herum und fahre weiter. Der Eingang zum Skeletton-Coast-NP wird durch zwei große Totenköpfe geziert. Der Wächter bedeutet mir, dass mein Chico für den Park ungeeignet und die nächsten Wracks in einem Sperrgebiet seien. Mist - oder auch nicht. Ich habe getan, was ich konnte und fahre dann doch leichten Herzens zurück. Ich habe es wenigstens versucht und die Skelett-Küste gesehen. Ich kann mir entfernt vorstellen, wie lebensfeindlich sie ist und zähle die mir verbleibenden Auto-Tage durch.

 

Das Cape Cross nehme ich dann doch noch mit. Hier hat der Portugiese Bartholomäus Diaz im 15.Jhd. ein Kreuz errichtet, was von den deutschen Kolonisten abmontiert und in Berlin wieder aufgestellt wurde. Heute stehen hier zwei Replikationen herum. Ich glaube, die hiesige Seelöwenkolonie ist gewachsen. Eine größere Menge Schakalspuren lässt mich hoffen, dass dem nicht so bleibt. Es robben nämlich eine Menge Seelöwen-Babies herum. Der Gestank ist derselbe wie vor fünf Jahren und die Geräuschkulisse erinnert an eine riesige Schafherde. Määääh ...

 

In Hentjes Bay mache ich noch ein schnelles Foto vom Friedhof - wirklich pittoresk diese Wüstengräber - und in Swakopmund biege ich nur ab nach Osten. Meine Reservierung lasse ich sausen und heize mit großer Geschwindigkeit den Trans-Kalahari-Highway entlang. Entlang an Hotels, die wie deutsche Wüstenforts aussehen (und vielleicht auch mal waren) und vorbei an der Rössing-Uranmine, einem der größten Arbeitgeber und Wasserverbraucher der Region.

In Usakos, einem nett herausgeputzten “deutschen” Städtchen, tanke ich kurz und heize weiter über Karibib nach Omaruru. Hier will ich nächtigen. Das Hotel Staele ist groß und hat den Charme einer deutschen Gaststätte aus den 60er-Jahren oder eines DDR-Gewerkschaftsheims. Aber - total originell.

Nach einigen Anläufen findet die hiesige Gastgeberin (sie stammt aus Bremen) den richtigen Schlüssel zu einem der Zimmer. Es ist klasse, garantiert ruhig, da ich der einzige Gast bin. Leider geht das warme Wasser nicht. Zu blöd. Einer kommt zum Reparieren. Leider geht es im ganzen Haus nicht. So darf ich ins Central-Hotel, was dem gleichen Besitzer gehört, zum gleichen Preis, nur noch komfortabler.
Es ist hier wirklich netter und ich bin nicht der einzige Gast. Nicht mein einziges Trauma. Als ich am Nebentisch zwei Franzosen sprechen höre, bringt mich das so durcheinander, dass ich den Kellner auf französisch anspreche. Der guckt etwas sparsam, weil ich ja schon mein Bier auf deutsch bestellt habe und er fließend deutsch spricht. Erst nach ein paar Sätzen, sozusagen im doing, kriege ich über englisch die Kurve zu deutsch.

 

Morgens geht es dann gleich weiter in Richtung Nord-Osten. Die Straße ist breit, geteert und hat rechts und links jeweils einen breiten Rand, der zum abgezäunten Buschrand abgemäht ist. Dies dient dazu, Platz für eine Notstraße bei Baustellen oder eine freie Sicht für etwaigen Wildwechsel zu haben. Darauf weist ein Warnschild mit der Abbildung einer startenden Antilope - ähnlich wie bei uns und dem tief fliegenden Hirschen. Der Straßenrand ist gelb, wegen dem Gras, und hat hier und da schwarze Flecken - das sind dann Termitenhügel. Nur manchmal bekommen die Hügel Beine, denn die einzigen Tiere, die den Zaun über- bzw. unterwinden sind Warzenschweine. So wäre mein Vorschlag, die Abbilder auf den Schildern auszutauschen. Statt fliegender Antilopen, über die Straße rennende Warzenschweine. Viel ist aber sonst nicht los. Ein paar Red Hornbills fliegen über die Straße.

Das, was ich rechts und links für Buschland halte, sind fast immer Farmen, wo der Jagdsportsmann seine Safari machen kann. Es gibt aber auch die harmlose Variante. Ich komme schnell vorwärts und lasse Otjiwarongo hinter mir. Auch dieser Ort ist, wie fast alle hier, fein herausgeputzt. Auch gibt es so manche Bergbaugesellschaft. Es gibt viele Mineralien hier. Dort sind dann auch die Hütten der locals aus Wellblech. Da guckt wohl selten jemand hin - besonders selten die Touristen.

In Otavi biege ich rechts ab nach Grootfontein. Kurz davor gibt es, nur über Sandpiste erreichbar, den Hoba-Meteoriten, den größten Meteoriten der Welt. Na ja, was da so nach Superlativ klingt, ist dann doch nicht so supergroß und man sucht vergeblich das Loch, das er gemacht haben muss. Vielleicht ist das Ganze - soweit das Auge reicht - das Loch. Wer weiß.
Mein Ziel lautet Tsumeb, eine Bergbaustadt östlich der Etoshapfanne. Sie ist nicht sehr groß, trotzdem muss ich nach dem “mousebird-backpackers” fragen. Ich frage locals in der 4.Straße, wo das backpackers in der 4.Straße ist. Die Jungs haben keinen blassen Schimmer. Ihre Tipps ignoriere ich dann auch und finde dann doch lieber selber das Haus.
Es liegt schön, die Einrichtung ist ansprechend, die Leute sind einfach nur klasse und Matu und Akilah, die beiden riesigen Rhodesian-Ridgeback-Hunde, für die man bei uns bestimmt einen Waffenschein braucht, sind tatsächlich süß. Man muss nur gucken, dass man draußen nichts liegen lässt. Das bekommt man dann gut durchgekaut zurück. Beim Frühstück lauern sie darauf, Dir etwas vom Teller zu klauen.

Die Stadt ist, wie gesagt, nicht groß und das Leben spielt sich in der Main Street. ab. Am einen Ende ist das Etosha Cafe, eine hier übliche Einrichtung mit Laden und kleinem Restaurant und Biergarten. Das Ganze wird von einer sehr netten alten Dame geleitet, hat den Charme eines Nachbarshops und der Biergarten wird von 70er Jahre James-Last-Verschnitt beschallt. Es ist aber alles sehr sympathisch. Es gibt zum Beispiel Bratwurst mit Kartoffelsalat - lecker.

Im “mousebirds” treffe ich noch viele nette Leute. Darunter einen Radfahrer aus Bayern, mit dem ich trefflich Erfahrung unter “Travellern” bzw, Ganzjahrestouristen austauschen kann. Er hat einen ähnlichen Weg gemacht wie ich - nur viel konsequenter. Außer ihm ist da noch eine norwegisch-deutsche Kleingruppe, eine quirlige, einheimische Geschäftsführerin, Sonic, die Besitzerin - und der Abend wird recht lang.

Ich halte mich nach dem Frühstück nicht mehr besonders lange auf, starte den Chico und brause südwärts über Otavi nach Otjiwarongo. Die Straße ist fast die gleiche wie gestern. Auch hier hat sie den sehr breiten Rand und auch hier weisen tieffliegende Antilopen auf Wildwechsel. Hier sind es aber Paviane, die die Straßen unsicher machen. Hier schlage ich vor, auf den Warnschildern das Abbild eines nacktärschigen Pavians zu malen. Ansonsten sind, wie gestern, noch ein paar einzelne Red- und Yellow Hornbills zu sehen.
In Otjiwarongo nutze ich noch die Zeit für ein paar Einkäufe um dann anschließend auf der Strecke nach Windhoek links abzubiegen. Das Waterbergplateau, da will ich nämlich hin, gehört zu den höheren Erhebungen Namibias und ist recht groß. Am Fuße gibt es das “Bernabé de la Bat”-Restcamp, wo man für viel Geld in einem Bungalow oder für weniger Geld auch zelten kann. Ich mache nur einen Tagesbesuch - genau genommen war ich gerade mal 2 Stunden dort.
Es gibt einen Soldatendfriedhof - hier fand eine entscheidende Schlacht zwischen deutschen Schutztruppen und den Herero statt. So liegen hier, hübsch aufgereiht, etwa dreißig Gräber und - etwas seitlich - eine kleine Tafel, die auf die Massen von gefallenen Herero hinweist.

Ein Pfad fährt hinauf aufs Plateau. Der Weg ist nicht lang, dafür etwas mühsam. Von oben hat man einen schönen Blick auf die endlosen Weiten Namibias. Was nervt sind die Fliegen. Die haben ja das einmalige Talent, genau dann in Ohr, Nase oder Mund zu fliegen, wenn man gerade keine Hand frei hat. Man müsste Insektenvertilger sein, à la Papillon. Das Restcamp war wohl früher mal eine Farm. Einige Reste weisen noch darauf hin. Mitten im Busch ist ein Grab. Auf dem Grabstein steht erst der Name, dann: “geboren in Böhmen”, gestorben: “Hier”.

Ich mach mich bald vom Acker, zurück auf die Straße Richtung Windhoek und entscheide mich zur Übernachtung in Okahandja, einem geschichtsträchtigen Ort, Schauplatz so mancher Schlacht, Grabstätte aller wichtigen Häuptlinge und völlig schmucklos. Meine Bleibe, das Sylvanette Guesthouse ist aber klasse. Abends gehe ich noch etwas durch den Ort und ich werde das komische Gefühl nicht los, dass mich in den Straßen keiner sehen will. Hier sind in den Abendstunden die Schwarzen unter sich.

Meine nächste Etappe führt mich zunächst nach Windhoek. Kurz vorher stelle ich allerdings fest, dass mein Vorschlag tatsächlich angenommen wurde. Ein Warnschild weist auf regen Warzenschweinverkehr hin.
Windhoek kündigt sich großspurig an. Hier gibt es sogar eine richtige Autobahn. Eine große Reklame wirbt mit “No drink - no die” für Kein-Alkohol am Steuer. Wie zum Beweis ist ein Auto dagegen gefahren und dort liegen geblieben.

Ich suche eine Bank, die Sonntags Geld wechselt. Es klappt ganz gut und frohgemut setze ich die Fahrt fort. Es ist ja ein ganz gutes Gefühl, flüssig zu sein.

Am südlichen Ausgang von Windhoek ist ein monströses Mahnmal errichtet worden. Es erinnert an alle “heros”,Helden, Namibias. Es ist leider keine dieser übertriebenen und verspielten Betonverirrungen, die man häufig in Afrikas Metropolen findet, sondern eine Geschmacklosigkeit koreanischer (wahrscheinlich aus Nordkorea) Machart. Es ist mir immer wieder schleierhaft, wie viel Kraft und Geld in so einen Schwachsinn gesteckt wird. Na ja, die Präsidentenclique hat es ja. Sam Nujoma, so heißt der aktuelle Präsident Namibias, der in jedem öffentlichen Gebäude und Hotel gütig von der Wand herabgrinst, scheint auch einer von den ganz Schlimmen zu sein.

Ein lange Baustelle mit teilweise einspuriger Verkehrsführung bremst mich immer wieder aus. Ein Pavian sitzt feist auf einem Straßenbegrenzungspfahl und tut so, als ginge ihn das alles nichts an. Die Strecke wird zunehmend eintöniger. Schnurgerade Straße, manchmal ein Hügel, weite Sicht, viel Farmland. Rehoboth wird umfahren und dahinter weist ein Schild darauf hin, dass jetzt der Wendekreis des Steinbocks überquert wird. Einige Leute stehen davor und lassen sich fotografieren.

Vor Marienthal warten tausende von Straußen darauf, verwurstet zu werden und ein Lastwagen mit einer Ladung Kamele fährt vorbei. Wo bin ich hier eigentlich?

Es geht rechts ab nach Maltahöhe. Schnurgerade, eintönig und ich drohe einzuschlafen. Um dies zu verhindern, singe ich laut und lauter vor mich hin. Es funktioniert. 

Maltahöhe ist ein sehr kleines, verschlafenes Nest. Ich will heute nicht weiterfahren und steuere das Hotel Maltahöhe an. Es ist verschlossen und irgendwie, glaube ich, für immer. Damit habe ich mich zwar geirrt - die hatten bestimmt bloß Mittagspause, doch ich fahre ein paar Meter weiter und klopfe am “atelier du desert” guesthouse. Es gehört Geniviève, einer Französin, ist etwas teurer, dafür aber supergeschmackvoll eingerichtet. Ich verlasse dieses Guesthouse für diesen Tag gar nicht mehr.

Den Nachmittag verbringe ich mit Lesen und am Abend werde ich bekocht. Das klingt einfach. Es handelt sich hierbei aber um ein Superessen mit Vorspeise (Tunfisch-Tomate-Avocado in Grapefruit) und Hauptgericht (Kudu-Steak mit Kürbis und Lauchgemüse) und einem leckeren Eis als Nachtisch. Alles von Geneviève selbst gemacht - super.

Das guesthouse ist nicht sehr groß und zum Abend hin fast voll. Ich treffe hier einen Reisenden aus Polen, der akzentfrei deutsch spricht, Jackie und Bossie, die Eigentümer der Chamäleon-Backpackers in Windhoek und eine supernette Farmerfamilie aus Südafrika. Die Nacht ist auch sehr schön. Ich kann zwei Decken benutzen und das ist auch nötig. Zum Frühstück gibt es sogar selbstgebackenes Brot.

 

Maltahöhe hat zwei Tankstellen. Beide haben kein bleifreies Benzin und etwas anderes soll ich nicht tanken. Mist. Eigentlich wollte ich auf Piste nahe an den Naukluft-Park heran, doch jetzt traue ich mich nicht mehr. Die Tankanzeige zeigt auf 1/3. Der nächste Ort mit Tankstelle ist Helmeringhausen. So fahre ich mit einem leicht mulmigen Gefühl los. Der Weg ist aber auch wunderschön, geht durch weite Hochebenen, Dünen am Horizont, hier und da ein paar Berge und dazwischen Helmeringhausen. Es ist sehr klein, hat aber bleifreien Sprit. Dafür muss ich nur einmal ums Haus fahren um eine einsame Säule zu finden. Der Ort hat sogar ein Hotel, was ganz gut aussieht - vielleicht etwas für den Rückweg.

Bei Aus erreiche ich wieder eine geteerte Straße. Nun geht es hauptsächlich bergab. Die Straße verläuft parallel zur alten Eisenbahnlinie, die gerade reaktiviert und ausgebuddelt wird, in einem stetigen Gefälle westwärts. Die Landschaft ändert sich rasch von Farmland zu Wüste und schon bald tauchen die ersten leicht versandeten Straßenstücke auf. Die Eisenbahn verschwindet immer wieder zum Teil ganz unter Dünen.

 

Lüderitz ist eine kleine verträumte, schöne und offenbar wachsende Stadt. Sie hat sich fein herausgeputzt oder ist noch dabei. Sie hat einen besonderen Charme. Ich bekomme ein Zimmer im Diamond-Reef-City-Hotel, einem etwas ältlichen Hotel mit freundlichen Leuten. Die Chefin lässt mich sogar in ihrem Büro im Internet surfen. Als ich das Auto vor dem Hotel parke, spricht mich ein Junge an, ob er auf das Auto aufpassen soll. Wir einigen uns auf den Preis und der Wagen ist sicher. Na ja, es ist eine Art, Geld zu verdienen. Später stelle ich dann meinen Wagen umständlich auf den Hotelparkplatz.

Den Nachmittag nutze ich mit “sightseeing”. Lüderitz hat eine vorgelagerte, ehemalige Insel - Shark-Island - mit Campinplatz (völlig deplaziert - mitten im Wind) und Leuchtturm. Es gibt eine ganz kleine, neue Waterfront mit kleinen Läden und jede Menge Häuser mit (deutscher) Geschichte. Sollte ich noch einmal hierher kommen, dann kann ich von hier einen preiswerten Allrad-Trip in den Naukluft-Park mit Schiffswracks buchen.

Hier, an der Waterfront, spricht mich der gleiche Junge wieder an. Diesmal braucht er Geld zum Essen und möchte meinen Wagen waschen. Dafür ist es aber noch zu früh. Ich gebe ihm etwas Geld, um mein Gewissen und seinen Magen etwas zu beruhigen. Überhaupt nimmt ab jetzt die Bettelei zu. Ich esse etwas im Coffee-Shop, gucke mir die Felsenkirche an und beobachte die Mitarbeiter eines privaten Security-Unternehmens beim Appell. Sie müssen strammstehen und salutieren, wie in einer richtigen Armee, ehe sie sich um die Objekte kümmern dürfen, die sie zu sichern haben. Es ist ein alltägliches Schauspiel, sehr zur Freude der Kunden des gegenüberliegenden Supermarktes.

Mein Hotel ist recht ruhig, nur sehr warm. Ich versuche etwas draußen zu lesen. Mein kleines Abendessen nehme ich im Diamond-Reef ein. Ich habe keinen großen Hunger und so reichen mir heute zwei “russians”, dicke Bockwürste, mit Pommes. Die Nacht ist trotz der Wärme sehr angenehm.

 

Am nächsten Morgen kaufe ich gleich nebenan ein Ticket für Eintritt und Führung in der ehemaligen Diamanten-Stadt Kolmanskop, die so nach und nach vom Sand zugedeckt wird. Es sind viele Leute dort und sie werden gleich in die deutsche und englische Sprache aufgeteilt. Die Führerin erzählt launig von der damaligen Zeit und versucht uns ein möglichst umfassendes Bild zu vermitteln. Kolmanskop ist ja in besseren Zeit sehr bedeutend gewesen und heute versucht man den Verfall ein bisschen zu bremsen. Man darf ja nicht zu viel machen, sonst ist es ja keine Geisterstadt mehr. Ein kleiner privater Rundgang danach unterstreicht alle Eindrücke noch einmal. Man muss aufpassen, wo man hineingeht. Überall kann etwas auf dem Kopf landen oder unter einem zusammenbrechen. Die Eigentümerin von Kolmanskop, die Diamantengesellschaft Namdeb, hat alles offen gelassen und keine Verbote ausgesprochen.

 

Anschließend mache ich die kleine Buchten-Rundfahrt in das Gebiet, einer Halbinsel, westlich von Lüderitz. Es ist vom Sperrgebiet ausgenommen. Die Straßen sind ausschließlich Pisten, die durch die Salzpfannen geführt sind und führen von einer Bucht zur nächsten. Diese haben illustre Namen, wie Knochenbucht oder Guanobucht. Es sind sehr interessante Felsformationen zu besichtigen, der Wagen wird ordentlich durchgerüttelt und einmal fahre ich mich auch beinahe fest. Ich vergesse ja oft, dass ich einen VW fahre. Hier sagt man aber auch, dass auf den Straßen Namibias am besten 4x4 und Citi-Golf, so heißt der Chico, zurechtkommen. In diesem Fall mute ich dem kleinen Auto eine bergauf Piste mit zunehmenden Sandanteil zu. Ehe ich also oben ankomme, werde ich immer langsamer und stecke fest. Aber - ich habe ja nun Erfahrung und fahre full-speed im Rückwärtsgang wieder herunter. Das klappt vorzüglich, auch wenn ich doch etwas Probleme habe, den Wagen in der richtigen Spur zu halten.

Einmal ist der Weg ein richtiger Hohlweg, wo gerade mal ein Auto Platz hat. Just in diesem Augenblick kommt ein Springbok angerannt und kriegt gerade noch die Kurve. Ich sehe übrigens noch ein paar andere Springboks (-böcke?) - die sind zum Salzschlecken hier. Der wichtigste Ort auf dieser Halbinsel ist der Diaz Point.

Wer bis jetzt aufgepasst hat, wird den Namen Bartholomäus Diaz schon einmal gehört haben. Richtig: Cape Cross. Auch hier hat Diaz ein Kreuz aufgestellt. Muss ihm einen Heidenspaß gemacht haben. Immer einfach so irgendwo anlegen, Kreuz auspacken, aufstellen und weiter fahren. Muss das halbe Schiff davon voll gehabt haben. Auch in diesem Fall gibt es eine nahe Seelöwenkolonie. Vielleicht hat ja der Proviant nicht ausgereicht und dann sind sie nach Gehör gefahren. Määäh ...

Ich habe noch etwas Zeit, und so fahre ich flott durch Lüderitz hindurch. Es gibt hier einen Achatstrand (Agate-Beach). Da ich überhaupt nicht weiß, wie ein Achat aussieht, finde ich den Strand ganz nett - mehr aber auch nicht und fahre wieder. Netter sind aber die Flamingos im nahen Salzsee und die vielen Gemsbok und Springbok vor grüner Kulisse. Sie sind hinter dem Zaun im Naukluft-Nationalpark.

Zurück in Lüderitz suche ich das einzige Internet-Café auf und ärgere mich über die grottenschlechte Verbindung.

Im letzten Augenblick schaffe ich es noch bis ins Heimatmuseum, das auch ganz nett ist. Hier kann man viele alte Sachen angucken. Es ist auch nicht so superdeutsch, wie man erst annehmen möchte. Es ist tatsächlich sehr engagiert und ganz gut gemacht. Im Legends-Restaurant futtere ich mich voll und gehe früh schlafen.

Morgens verlasse ich zeitig Lüderitz und vergesse zu Tanken. Die Straße geht stetig bergauf. Viel Wüste und Dünen mit pittoresk verwehten Eisenbahnschienen. Auch die Straße muss regelmäßig vom Sand befreit werden. Die Dünen werden von der typischen Naukluft-Landschaft abgelöst: Große Felsen, die aus einer glatten Wüstenlandschaft herausragen. Alles andere ist platt. Warnschilder weisen auf Pferde hin. Es gibt hier wirklich Wildpferde. Die sind wohl mal vor 80 Jahren irgendwo ausgebüxt. Etwas später ist ein Gemsbok auf dem Schild und wie zum Beweis tauchen auch gleich zwei Stück auf, die die Straße überqueren wollen.

 

Rechts von der Straße sind alle paar Kilometer wieder Eisenbahnbaustellen zu sehen. Die Eisenbahn wird komplett ausgebuddelt und neu gebaut.

In Aus gibt es mal wieder kein bleifreien Sprit. Nächste Möglichkeit Bethanien, auf der Strecke nach Ketmanshoop. Jetzt sind wieder die typischen Tafelberge in Sicht und die Straße schlängelt sich so durch. An manchen Stellen geht sie auch schnurgerade als langer Strich in den Horizont. Phantastisch.

In Bethanien, dafür muss ich dann doch noch 30km von der Straße ins Inland abbiegen, bekomme ich dann wieder bleifrei und kann wohlgemut weiterfahren.
Rechts ab geht es nach Seeheim und auf staubiger Straße zum Fish-River-Canyon. In der Canyon-Lodge nehme ich die teuerste Übernachtung, seit ich wieder in Afrika bin. Hier gibt es immerhin eine kleine Sundowner-Kletterei mit coolen drinks (Bier) und anregenden Gesprächen. Der Manager heißt Nico, ist sehr nett und ein Ovambo, der sich auf seine Ferien freut. Das Gespräch mit ihm bringt wahnsinnig Spaß. Erst am späten Abend bekomme ich mit, dass er auch sehr gut deutsch spricht. Das hat mich aber überhaupt nicht gestört.

 

Eine Nacht in diesen kostspieligen Räumlichkeiten ist aber genug, zumal ich den ersten Mosquito in diesem Teil der Reise getroffen habe - und, natürlich, er mich. So viel Dinner und Frühstück, wie ich hier für viel Geld bekomme, kriege ich sowieso nicht weggefuttert.

Ich besichtige den Fish-River-Canyon. Es ist wieder eine der üblichen geraden Pisten - etwas zu schlecht um richtig Stoff zu geben. Das Gebiet um den Canyon ist ein Nationalpark, kostet Eintritt und ich habe nicht genug Kleingeld. Mein Auto und ich dürfen deshalb umsonst hinein.

Es gibt einen Hauptaussichtspunkt. Von hier hat man einen phantastischen Blick über den Canyon. Etwas rechts ist der Hiking Point. Hier bin ich vor fünf Jahren runter zum Fluss abgestiegen und nur mit Mühe wieder hochgekommen. Damals hat mich Peter aus Australien mit einer Flasche Windhoek Lager motiviert. Jetzt ist es verboten hinabzuklettern. Andere wiederum sagen, dass ein kurzer Abstieg wohl erlaubt ist - ein Pärchen scheint dies auch zu glauben. Es ist zumindest ein sehr schöner Weg dahin. Hiking am Rand des Canyon ist sowieso sehr beliebt.

Mit dem Auto versuche ich noch den Weg etwas südlich zu erkunden. Es sind 18km üble Piste. Ich treffe den Tour-Organisator aus meiner Canyon Lodge und er hält mich irgendwie für verrückt. Ich glaube es langsam selbst und kehre lieber auf halber Strecke um. Dazwischen gibt es wunderschöne Aussichten und einen Ort am Rand, wo Touristen kleine Steinhaufen - Steine gibt es hier zuhauf - aufgeschichtet haben. Natürlich ist das verboten, sagt der Canyon-Lodge-Tour-Guide. Ob das wohl irgendjemand interessiert? Es sieht fast aus wie ein kleiner Friedhof oder eine archaische Opferstätte. Die kleine Gruppe des Tour-Guide macht sich natürlich auch sofort an die Arbeit.

Langsam und vooorsichtig erreiche ich wieder die Straße, gemeint ist natürlich die Piste und ich verlasse diesen Park. Im Südzipfel des Canyon gibt es den Ort Ai-Ais und eine Thermalquelle. Ich will zwar nicht baden - mich interessiert aber, wie der Canyon dort endet. Es ist natürlich ebenfalls eine superstaubige Angelegenheit - ist aber landschaftlich sehr schön. Die Straße ist aus den Felsen herausgesprengt und bietet gerade mal genug Platz für zwei Fahrzeuge. Hoffentlich kommt einem keiner entgegen, der die ganze Straße für sich beansprucht. Ai-Ais ist sowieso ausgebucht und so bleibe ich nur kurz. Kurz mal um die Ecke gucken, wie der Fish-River wohl aussieht und mal eben einen Imbiss einnehmen. Die Russian(Wurst) mit Kartoffelsalat, die ich verspeise, stoße ich bis in den späten Abend wieder auf.

Ich bin irgendwann froh, als ich den letzten Meter Piste hinter mich gebracht habe. Ich habe genug davon. Das Auto ist staubig und alles, was ich anfasse ist ekelig. Die Teerstraße über Grünau nach Keetmanshoop ist sehr monoton und die ganze Zeit habe ich die Sonne im Gesicht. Das nervt. Die einzige Auflockerung am Straßenrand sind die Biltong-Stände am Straßenrand, die in Keetmanshoop schlagartig aufhören. Biltong ist ein hier sehr populäres Trockenfleisch, dass wie Lakritzstangen verkauft wird.

In Keetmanshoop klappere ich ein paar Guesthoueses ab. Full booked. was nun? Frag mal im Bird’s Mansions. Dort angekommen - Full booked. Etwas entgeistert gucke ich das Mädel an der Rezeption, sie heißt Nicolene, an. Sie fummelt bereits an meinen Glücksbringern am Hals herum und meint, so etwas will sie auch haben. “Kannste haben, wenn Du ein Zimmer für mich organisierst”. Sie guckt mich siegesgewiss an, greift zum Telefonhörer, ich bekomme ein Zimmer im Bird’s Nest und mein Yummieyummie wechselt den Besitzer. Jedenfalls hat sie immens viel Arbeit damit, meine Glücksbringer auseinander zu bringen. Den wichtigeren, von Ruth, behalte ich natürlich. Mein Zimmer ist aber ganz nett und nicht teuer. Abends gehe ich ins Bird’s Mansions essen. Es lohnt sich aber nicht und ist überteuert.

Keetmanshopp ist schnell erkundet. Soviel ist hier nicht los und eigentlich ist es nur eine große Kreuzung mit vielen Tankstellen. Der Wagen hat seine Reinigung verdient. Ein “car-wash” macht alles sauber für 30 N$. Sie benutzen Pressluft und als sie den Schlauch in den Innenraum halten, denke ich - das Auto brennt. Da sie aber trotzdem einige Minuten brauchen, gehe ich noch etwas shoppen. Im “Pep”, einer südafrikanischen Billig-Warenhauskette, erstehe ich noch ein T-Shirt.

Den Abend verbringe ich in Uschi’s Coffee-Shop, wo es lecker und günstig zu essen gibt.

Die letzte Tour mit dem Chico bringe ich schnell und zügig hinter mich. Die Straße ist eben-falls recht monoton. An irgendeiner Stelle wurde offenbar der Bestand an Springboks stark dezimiert. Hier reiht sich ein Fell-Verkaufsstand an den anderen.

Am “Tropic of Capricorn”-Schild halte ich an und photografiere mich selbst. Es ist zwar nicht so spektakulär wie der Äquator, aber notfalls tut es eben auch der Wendekreis des Steinbocks. Vor Windhoek sind natürlich immer noch die gleichen Baustellen.

Zielgenau erreiche ich das “Chameleon Backpackers” und ich werde sofort wieder erkannt und nett begrüßt. Es ist schon schön, bei jeder Gelegenheit mit Namen angesprochen zu werden. Ich habe das Gleiche auch zum Beispiel in Tsumeb erlebt. Wie eine große Familie.

 

An der Bar sitzt Thorsten, der Sohn von Günther, den Mann, den ich in Upington getroffen habe. Der Witz ist, dass er das bereits wusste, weil ich in Maltahöhe Jackie, der Besitzerin des Chameleons, davon erzählt habe und die es ihm bei der nächsten Gelegenheit gleich gesteckt hat. Afrika ist halt auch nur ein Dorf.

In Windhoek bin ich für ein paar Tage. Da ich meinen Aufenthalt in diesem Haus häppchenweise gebucht habe (Kathryn, die hier den Laden schmeißt, hat sich schon einen abgelacht), darf ich dafür auch dreimal das Zimmer wechseln.

Die Stadt lerne ich so peu a peu kennen. Die wichtigste Straße ist die “Independence Avenue”. Hier sind die größten Geschäfte, Banken und Restaurants. An der Robert-Mugabe-Road (benannt nach dem großen Zerstörer von Zimbabwe) sind die wichtigsten Regierungsgebäude.

Da ist zum Beispiel der “Tintenpalast”, das Parlamentsgebäude, der frühere Gouverneurs-palast der Deutschen. Da hier für den ganzen Beamtenkram so viel Tinte verbraten wurde, heißt er im Volksmund Tintenpalast.

 

Es gibt hier jede Menge Relikte aus der Kolonialzeit. Bei der Christuskirche, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der aus meiner Gegend hat, steht der berühmte Reiter, der Südwester, der zu Ehren der deutschen Toten des Herero-Aufstandes (und natürlich nur der) aufgestellt wurde. Beim Foto sitzt ihm ein Vogel auf dem Hut.

Am Fuß des Standbildes versucht einer Andenken zu verkaufen. Wir kommen ins Gespräch über Unabhängigkeit, einen Präsidenten, der die Ovambo, seine Leute, bevorzugt und dass sich nicht viel seit damals geändert hat. Er ist nämlich Herero. Jedenfalls will er mir nichts verkaufen und somit auch kein Geld. Das Betteln ist hier nämlich sonst sehr extrem.

Im Chameloen’s taucht Uschi auf, die so begeistert von Afrika ist, dass sie nach einer Möglichkeit sucht, hier zu leben und als Tourguide o.ä. zu arbeiten. Da fällt mir ein, dass Pieter in Upington einen Kompagnon sucht, der auch den deutschen Markt abgrast. Ich verspreche, die beiden zusammenzubringen. Einen Tag später entscheidet sie sich spontan nach Upington mit zu kommen. Klasse, dann wird die Fahrt auch nicht so langweilig.

 

Den letzten Abend verbringe ich noch mit Kathryn und Thorsten beim “Yenga” spielen. Später gesellt sich noch Henry dazu, der in Rundu, nahe der angolanischen Grenze, eine Lodge betreibt. Es wird ein schöner Abend und ich schlucke recht viel und gefahrlos Bier. Eines Mittwoch nachmittags werden wir zum Bus gebracht, nachdem ich mich von der Crew (Rosie, Noatenge, Kathryn, Anne und Skip) verabschiedet habe.

 

Die Fahrt mit dem Intercape ist diesmal unbequem, der Bus ist voll und mein Sitz lässt sich nicht verstellen. Ich fahre sozusagen im Dauerliegesitz. Außerdem fehlt hier die Decke und irgendwann wird es recht kalt. Schön ist allerdings der Nachthimmel. Die Sterne gehen von Horizont zu Horizont und der Mond startet seine Bahn in Augenhöhe. Super. Ich schlafe also gar nicht und komme dementsprechend in Upington an.

Pieter verspätet sich, nimmt dafür auch gleich noch zwei Holländerinnen mit. So ist sein Backpackers schon wieder gut angefüllt. Dort warten bereits die Hunde, die Katzen, die Meerschweinchen und das Kaninchen auf uns. Ich spreche Pieter auf Uschi an, damit er weiß, warum sie auch da ist. Er ist etwas reserviert, es ist ja auch früh. Später klärt sich dann alles zwischen den beiden. Er sucht wohl doch eher einen Investor aber so genau weiß er es dann doch nicht.

Die beiden Mädels wollen eine Kalahari-Tour machen. Ich dachte an drei Tage Relaxing und frage Pieter, wer dann sein Backpackers hütet. Nachdem ich mit Uschi vom Einkaufen zurückkomme, spricht er sie spontan an, ob sie nicht das Backpackers hüten möchte. Sie fällt aus allen Wolken, schließlich kennt er sie ja gar nicht. Pieter ist eben so und so war meine Idee doch nicht so erfolglos.

Am nächsten frühen Morgen verschiedet er sich mit den Mädels und Uschi und ich haben sein Backpacker für uns alleine. Wir dürfen nur niemanden erzählen, wo Pieter ist. Das wird allerdings dann etwas peinlich, als ein Ranger aus dem Kgalagadi-Park für eine Nacht bei uns übernachtet, der Pieter ganz gut kennt und ihn wohl am nächsten Tage auch dort treffen wird. Na ja, er wird es ihm schon erklären.

Die Tage waren ganz gut. Uschi hütet das Haus und macht tatsächlich alles sauber, wäscht sämtliche Bettwäsche und versinkt in Hausarbeit. Ich mache die täglichen Einkäufe, sie kocht und ich mache den Abwasch. Das klappt gut, ich werde lecker bekocht und werde immer dicker. Natürlich sind die Hunde immer dabei. Der kleine klaut immer Socken und wird von Uschi sogar einmal gebadet. Er ist weiß, frech und heißt ab jetzt Puschkin. Der große, eine Mischung mit einem Rhodesian-Ridgeback guckt immer wie unser früherer Bundeskanzler - ich nenne ihn Helmut. Beide sind immer bei uns - nur Helmut ist nicht ausgelastet und möchte spielen. Wenn so ein Riesenviech plötzlich locker die Vorderpfoten auf meine Schultern legt, ist der Spaß aber fix vorbei. Dann bin doch froh, wenn er sich woanders austobt. Es ist Sonntag Nachmittag, als ich allen Lebewohl sage und mit Rucksack und so zum Intercape-Büro laufe.

Anfangs ist es etwas chaotisch. Irgendwann stehen drei Busse da und irgendwann schnalle selbst ich, welcher meiner ist. Es wäre bestimmt einfacher, wenn die Busse ihr Fahrtziel einfach draußen dran stehen hätten. Das wäre natürlich typisch deutsch. Die Fahrt ist wie immer, außer, dass wir schon seit dem Start Verspätung haben. Soll mir recht sein. Sonst wäre ich viel zu früh in CapeTown.

Wir kommen durch eine Stadt namens Pofadder, benannt nach einer Schlange. Ein anderes mal taucht ein Ort auf, der von weitem aussieht, wie ein Vergnügungspalast - überall Lichter. Es erinnert mich an einen Ort in Argentinien, der sich nachts genauso strahlend darstellte und dann ein Wallfahrtsort war. Hier ist es eine Mine, mit dem Ort Aggeneys. Die Black-Mountain-Gesellschaft schürft hier irgendetwas Geheimnisvolles. Keiner darf hier ungesehen rein und jeder Verkehr wird umgeleitet.

In Springbok, wo uns die ersten verlassen, dreht der Fahrer eine Ehrenrunde, er verfährt sich derbe - na ja, wir haben ja Zeit. Später in Clanwilliam, nahe einem Staudamm, in den Cedar-Bergen, steigen noch mehr Leute aus. Das ist auch nötig, weil ein zweiter Bus, mit dem wir zeitlich zusammenfahren, einen Getriebeschaden hat, wir ihm noch schnell ein wichtiges Teil bringen und die Leute zu uns umsteigen. So ist unser Bus mit einem Mal auch wieder voll. Vor mir liegt ein Kind und schläft, auf der Nebenreihe sitzt der Vater und beobachtet es stolz. “Ist wohl sein erstes”, denke ich gönnerhaft, drehe mich zur Seite und schaffe es tatsächlich ein paar Stunden zu schlafen. Langsam graut der Morgen, es ist bewölkt und es regnet.

In Durbanville, einem Vorort von CapeTown, steigen die meisten aus. Anschließend stehen wir mit dem Bus noch blöde herum, um dann endlich - mitten im Verkehrsstau - langsam, mit drei Stunden Verspätung, CapeTown zu erreichen.

Mein neues Domizil, die Train-Lodge ist vom Busbahnhof gut zu Fuß zu erreichen. Es ist der hintere Teil des Bahnhofes und besteht aus alten Waggons der “Rhodesian Railways”. Ich beziehe mein Abteil und hoffe, dass der nahe Bahnhof nicht zu laut ist und die Nächte nicht zu kalt werden. Ich beschließe, mir doch eine leichte Regenjacke als Windstopper zu kaufen. Das braucht aber Zeit. Die nächsten Stunden grase ich so ziemlich alle Läden ab, um etwas, das ich später wegschmeißen kann, zu ergattern. Schließlich gelingt es mir.

Erst gegen 16.30 zeigt sich heute zum ersten mal der Tafelberg. Hoffentlich macht er es früher, wenn die Klever anrollen.

Die Nacht ist ganz ok. Der Bahnhof ist nicht so laut, wie ich dachte. Die Betten sind allerdings recht schmal. Na ja, für die paar Nächte reicht es. Morgens scheint die Sonne. Der Tafelberg bekommt davon eine ganze Ladung ab und sieht einfach nur gut aus.

 

Ich habe noch einige Straßen CapeTowns zu erkunden. In der Nähe der Lodge ist das Stadtverwaltungsviertel und gleich dahinter stehen die Hochhäuser der Banken und Reedereien. Hier schient es einen ganz schönen Boom gegeben zu haben. Auf den attraktivsten Grundstücken steht ein neues Bürogebäude neben dem anderen. Wie bei uns - immer die Sahnestücke für die Bürohengste.

In der Bree-St. ist die National-Autovermietung. Mir kam so die Idee, den Wagen schon einen Tag früher abzuholen und ihn zusammen mit den Klevern gleich am Flughafen in Johannesburg wieder abzuliefern. Gesagt getan, ich gehe weiter Straßengucken, bis mir einfällt, wie unsinnig der Gedanke ist. British Airways fliegt, wie ich mich dumpf erinnere, Nachmittags bzw. am frühen Abend. Den Wagen müsste ich dann aber schon bis 11.00 abgeliefert haben. Ich ändere also alles wieder zurück.

Beim AA, dem südafrikanischen Automobilclub kaufe ich noch eine brauchbare Straßenkarte. Immer wieder treffe ich auf Polizeistreifen zu Pferd. Sie trotten oder galopp-ieren lustig durch die Straßen.

In der LongStreet  reiht sich ein Backpackers neben dem anderen. Sie sind alle bunt und freakig. Bestimmt ist es auch recht laut da drinnen. Sicher habe ich einige Zweifel mit meiner Lodge. Sie liegt zwar zentral, trotzdem muss man immer durch den Bahnhof, um in die City zu gelangen. Der Weg ist dann nicht ganz so schön.

Mitten in der Stadt ist ein kleiner Marktplatz, wo Touri-Souvenirs verkauft werden. Es ist bunt, geschäftig und die Verkäufer lassen einen meist ruhig gucken. Die Auswahl ist nur scheinbar groß. Es ist viel Massenware, ewig das Gleiche und dann oft noch nicht einmal aus Südafrika. So gibt es zusätzlich noch Schmuck aus Äthiopien und unendlich viele Masken aus Westafrika und Mozambique. Habe ich natürlich sofort erkannt - kenn mich ja aus. Die Verkäufer sind aber in der Regel Einheimische . Ein paar Senegalesen sind aber auch dabei. Die verwickle ich auch gleich in ein Gespräch. Nicht nur diese. Es macht mal wieder richtig Spaß mit den Leuten zu quatschen, Witze zu erzählen und - was sonst - auch etwas zu kaufen. Die normalen Käufer sind fast immer Touristen, die eher genervt sind und krampfhaft Andenken kaufen wollen. So richtig Spaß haben sie aber nicht dabei. Mich, glaube ich, behalten sie bestimmt in guter Erinnerung.
Abends packe ich mein Gepäck neu und lausche Musik mit meinem neuen Walkman. Der dritte in diesem Jahr. Das bringt so richtig Spaß. Und hier ist tatsächlich alles recht billig.

Das Restaurant mit der Bar der Lodge ist heute dicht. Das nervt mich schon. So bleibt mir also nichts anderes übrig als der gute Mr.Delivery. Der bringt mir heute Pizza und Bier. Allerdings gibt es nur sixpacks. Cheers.

Ein weiterer Tag in CapeTown - und es regnet. Schon beim walk in die City werden meine Schuhe nass. Also suche ich ein neues paar Schuhe. Es ist nicht leicht. Es gibt zwar viele Schuhläden, die haben aber entweder nur billigen Schrott oder teure Markenschuhe. So lerne ich noch ein paar weitere Teile von CapeTown kennen. Ich laufe am Regierungsbezirk vorbei. Hier gibt es aber keine vernünftige Abbiegemöglichkeit zurück in die City. Also kehre ich um, vorbei am mächtigen Komplex der Heilsarmee. Ich finde etwas später tatsächlich einen Laden mit guten, preiswerten Schuhen. Ich bin gerettet und träume von trockenen Füssen. Mein Mittagessen nehme ich in einem nahen Imbiss. Heute spekuliere ich auf ein offenes Restaurant in der Train Lodge und habe Glück.

Am 31.7. hole ich gleich morgens das Auto ab. Es ist ein Toyota Condor, weiß, recht neu und trotzdem schon leicht abgefahren. Die Schaltung ist gewöhnungsbedürftig und diese Zentralverriegelung werde ich wohl nie verstehen. Der Blinker ist rechts und dafür wische ich häufiger mal die Scheibe. Es bringt aber trotzdem Spaß. Als erstes zwänge ich mich durch den Verkehr in CapeTown, um dann am Lions Head vorbei an die Küste zu fahren. Die Strecke ist sehr reizvoll, fast direkt am Strand und dort sind die Megawellen, die den Surfern das Herz höher schlagen lassen.

Ohne Umwege finde ich den Weg zur Train Lodge, packe dort meine Plünnen - schließlich habe ich morgen Felix als Zimmergenossen - und ärgere mich ein bisschen über die Rugby-Jugend-Mannschaft, die seit heute in der Lodge logiert. Es sind die gleichen unreifen Old-Kids wie sie auch in Joburg waren, die das Internet-Café zum chatten blockieren, sich sinnlos besaufen und den Lauten raushängen lassen. Trotzdem wird der Abend ganz interessant, als auf dem Nachbargleis ein Film gedreht wird. Dafür wird den ganzen Abend, alle paar Minuten ein Zug in den Bahnhof rein- und wieder rausgeschleppt und mit Hilfe einer Rauchkanone eine Dampflok simuliert. Das ist zwar etwas nervig in den Abendstunden, mit Lärmstopp geht es aber.

Morgens stehe ich sehr früh auf und traue mich im dunkeln auf die Autobahn zum Airport. Es klappt vorzüglich und es ist gut ausgeschildert. Am Flughafen selbst stehe etwas ratlos herum, weil ich nicht sehe, wo ich parken kann. So fahre ich auf eine Sperre zu, der Typ erklärt mir, dass sein Bereich für die Reise-Busse etc. vorbehalten ist. Er lässt mich aber trotzdem rein. Es ist billig, er ist nett und ich bin froh.

Im Flughafengebäude nehme ich erst einmal ein Frühstück - ein sehr leckeres - und erwarte meine Familie. Beim ersten Ei landen sie und beim letzten Kaffee fahren sie mit dem Flughafenbus zum Terminal um dort nach kurzer Zeit - ich schaffe es gerade noch mal zum Klo - raus gelassen zu werden. Wenn ich da an meine Landung in Joburg denke ...

Sie kommen also superpünktlich an. Schnell beladen wir das Auto und fahren zügig nach CapeTown. Auf der Autobahn ist dicker Berufsverkehr. Es geht recht zäh voran. Unterwegs rätseln alle, wo wir denn wohl unterkommen. Felix macht die Bemerkung, wenn wir in einem Eisenbahnwagen wohnen, dann bringt er mich um. Da halte ich mich doch bedeckt und sage gar nix. Christina ahnt was und feixt sich einen. Als wir dann in der Train-Lodge ankommen, findet er es aber ganz klasse. Nach einiger Zeit, schließlich sollen die Klever erst mal so richtig ankommen und so, gehen wir schon in die City von CapeTown. Wir brauchen noch ein paar Kleinigkeiten. Außerdem wollen wir nicht jeden Tag ins Restaurant und werden auch mal kochen.

Felix guckt natürlich auch noch nach Diesem und Jenem (Hauptsache irgendwelche Markenklamotten) und so kriegen wir den restlichen Tag gut herum. Das Wetter hat gerade seine Regenperiode und nach meiner Statistik ist es morgen wieder schön. Es bleibt aber recht friedlich und beim zweiten Stadtgang am Nachmittag, den wir mit dem Afrikanermarkt auf dem Dach des Bahnhofs beginnen, können wir unser Restaurant für heute Abend im Trockenen suchen. Dies dauert aber trotzdem etwas länger und wir gehen die LongStreet rauf und runter - Felix meutert schon - ehe wir endlich einen Orientalen finden.

Das mit meiner Wetterstatistik stimmt dann auch und schon morgens begrüßt uns der Tafelberg. Es sind ein paar kleine Wolken zu sehen, aber das wird schon. Wir werden aber zuerst den Vormittag nutzen und auf dem Dach und der ersten Etage des Bahnhofs auf den Afrikanermarkt gehen. Hier sieht man selten Weiße, die Ware ist aber genauso gut und, zu Felix Freude, spottbillig. So ersteht er auch gleich ein paar neue Klamotten.

Wolfgang guckt schon besorgt zum Tafelberg und meint, die Wolken werden wieder mehr. Er ist natürlich mit Recht etwas nervös. Nicht, dass der Berg sich wieder hinter den Wolken versteckt.

Wir schnappen uns dann auch rechtzeitig das Auto und fahren rauf zur Talstation des Cableway, der Seilbahn. Die Bahn bringt uns auch schnell hinauf. Oben herrscht ein scharfer Wind und gelegentlich befinden wir uns in feuchten Wolken. Die meiste Zeit aber ist die Sicht phantastisch und die Sonne brennt auf uns herab. Im Restaurant auf dem Berg essen wir eine Kleinigkeit und hinunter geht es zu Fuß. Den Weg kenne ich noch von früher und so finde ich ihn leicht wieder. Der Abstieg kommt gut voran und immer wieder treffen wir auf Leute, die den Weg hinaufsteigen. Mit ein paar Witzen und dummen Sprüchen mache ich ihnen Mut. Die meisten verstehen das zum Glück auch richtig.

Der Pfad geht erst steil bergab, dann über Serpentinen und später direkt parallel zur Tafelbergfläche bis zur Talstation. Es ist sehr schön und wir über - und unterqueren die eine oder andere Quelle oder Wasserfall. Anschließend drehen wir noch eine Runde im Auto zum Signal Hill mit seiner Aussicht auf das Meer und fahren zurück über CampsBay, wo alle entzückt über die Monsterwellen sind und Seapoint zur Waterfront. Hier braucht Felix eine neue Hose, da er in Campsbay den Wellen zu nahe gekommen ist.

In der Waterfront kann man touristisch eine Menge Geld ausgeben. Wir verkneifen uns das und sehen zu, dass wir woanders etwas zum Essen finden. Vor den Restaurants in der Waterfront steppen Kinder in Gummistiefeln. Eine Tanzart, die aus den Diamantenminen stammt und zur Zeit sehr populär ist und viel imitiert wird. Überall, wo Touristen auftauchen findet sich eine Gruppe junger Südafrikaner in Gummistiefeln und steppt.

In der Buitengracht ist dann auch ein edles afrikanisches Restaurant. Es ist leicht gehobene Preisklasse, schmeckt aber ganz lecker. Die Band, die später aufspielt, gucken wir uns aber nicht mehr an. Wir sind fertig und müde. In der TrainLodge versuchen wir noch eine RobbenIslandTour für den morgigen Tag zu buchen. Sieht schlecht aus - ist ein bißchen spät. Mal sehen. Da die Rugby-Mannschaft, die die letzten Nächte den Larry gemacht hat, ausgezogen ist, wird die Nacht ruhig.

Das mit der geplanten “Robben-IslandTour” für den heutigen Tag klappt tatsächlich nicht. Also laden wir unser Auto voll und machen uns vom Acker.

Die gleiche Tour am Wasser entlang, wie gestern, geht es Richtung Süden. Hinter CampsBay machen wir wieder eine Wellenpause, sitzen auf den Felsen oder klettern darauf herum und bestaunen die Brecher. Im Hintergrund “schwimmt” im Dunst der Lions Head.

Immer an der Küste entlang fahren wir flugs weiter, Richtung Cap. Zwischendurch, an einem Supermarkt auf halber Strecke, testet Wolfgang das Auto mit Linksverkehr alleine und fährt von jetzt ab weiter. Er macht das ganz gut und so erreichen wir später den Cape Point und anschließend das richtige “Cape of good hope”. Das Wetter ist klasse, die Sicht ist toll. Das schärfste aber ist das Gästebuch auf dem Klo. Dort kann man dann rein schreiben, wie es war.

Am CapePoint laufen Paviane herum, weshalb man die Fenster tunlichst geschlossen halten soll. Es geht die Gerücht rum, dass Paviane gelegentlich in die Autos klettern, vor- gefundene Lebensmittel auffressen um dann genüßlich auf die Sitze zu scheissen.

Beim Cap selbst gibt es noch einige Strauße, was mit Wasser im Hintergrund sehr drollig aussieht. Die Wege gehen über Felsen. Felix ist natürlich immer gleich oben. Er klettert gerne und ist im Zweifel einfach schon da.

Auf der Ostseite der Cap-Halbinsel ist die Falsebay und hier gibt es bei Simon’s Town eine Pinguin-Kolonie. Ich war bereits vor fünf Jahren hier. Es hat sich viel geändert. Der Abstand zu den putzigen Kerlen ist zum Schutz der Tiere vor doofen Touris größer geworden. Trotzdem konnte ich, als doofer Touri, kurz meine Hand runter halten und bekam sofort einen gezwickt. Jetzt weiß ich wie (harmlos) sich ein Pinguinschnabel anfühlt.

Die anschließende Frage nach der Unterkunft lösen wir telefonisch. Wir wollen uns bis Hermanus durcharbeiten, um uns endgültig von CapeTown zu entfernen.

Die Tour geht über eine Art Autobahn, die immer kleiner und schmaler wird. Dann wird es dunkel. Ich übernehme wieder und arbeite mich durch die Dunkelheit. Aus versehen betätige ich noch den Scheibenwischer (in diesem Wagen ist alles anders herum) und schmiere mir die Scheibe voll. Bin dann doch ein bisschen genervt als wir endlich an-kommen und dann auch noch beim Ausladen eine meiner Taschen nicht finde. Sie war dann doch da - ist herausgerollt und lag ein paar Meter abseits auf der Straße - echt Schwein gehabt.

Das Backpackers hat zwei Zimmer für uns. Ich teile mir eines mit Felix. Es hat nur eine Matratze und stinkt nach Katzenpisse. Sonst ist es aber ok. In der Bar gibt es erst einmal ein Bier und Christina kocht. Die Kochgelegenheiten sind ganz gut, die Aufenthaltsräumlichkeiten sind gemütlich und leider durch den Fernseher, der ununterbrochen läuft, zu laut.

 

Morgens gehen wir gleich in den Ort und an die Küste. Es gibt einen ausgezeichneten Weg an der Küste entlang. Die Bucht vor Hermanus ist voller Wale. Das ist tatsächlich so. Wir benötigen für den ersten zwar eine gewisse Zeit, aber dann wissen wir, wonach wir suchen sollen. So sehen wir hier eine Flosse, dort einen Rücken und hin und wieder “bläst” einer. Es ist schön, zumal sie recht nah an die Küste herankommen. Der Weg an der Küste dauert über zwei Stunden, immer wieder unterbrochen durch ein “guckt mal da, ein Wal !!!”.

Mit Felix gehe den kürzeren Weg an der Hauptstraße zurück. Wir nehmen im “Zebra Crossing”noch etwas zum Essen zu uns , beobachten den “Walausrufer” bei seiner Arbeit (er teilt uns per Hornblow in Morsezeichen mit, wo Wale sind - den Code trägt er als Sandwich mit sich herum), surfen eine Runde im Internet und sitzen danach alle wieder vereint im Backpackers in Hörweite des Fernsehers.

Am nächsten Morgen machen wir eine Township Tour. Hier bringt uns das Mädel, das im Backpackers das Mädel für alles macht, in einem altersschwachen VW-Bus hin. Sie verkauft nur die Tour und macht den Fahrdienst. Gemacht hat sie die Tour noch nicht.

Im Township werden wir von Willie, einem offiziellen Führer, abgeholt. Er begrüßt uns in seinem Haus, das er “temporär” mit seiner Familie bewohnt. Das heißt er ist ausquartiert, während sein richtiges Haus renoviert wird. Er hat permanent ein Handy in der Hand und fuchtelt mit seinem Gehstock vorzugsweise in meinen Fotos herum. Er führt uns durch seine Stadt, begrüßt jeden, der vorbeikommt, hält seine Pläuschchen und fordert uns immer wieder zum Fotografieren auf. Immer wieder müssen sich Christina und Felix zur einen oder anderen Frau gesellen - für ein Foto. Manchmal rufen uns Kinder ein “Mulungu” hinterher. So nennt man hier die “Weißen”. Fotografiert zu werden ist aber auch eine große Show.

Wir besichtigen eine Baustelle, werden aufgefordert uns zu Hause für eine lokale Fußballmannschaft stark zu machen, besichtigen eine Bücherei, wo ein Mädel uns sehr leise alle Fragen beantwortet (80% der Bücher sind in Xhosa), ein Service-Zentrum, wo Leute ab 60 vormittags betreut werden und besichtigen eine ärztliche Station. Hier erklärt uns ein Berater die tägliche Arbeit. Die wichtigsten Gründe, hier aufzutauchen, sind (nach Häufigkeit) TB, Aids, Schwangerschaft und Depression. Es ist aber komisch, während des Tagesbetriebes hier durchgereicht zu werden. Die Wartenden tragen es aber mit der hier üblichen Fassung, das weiße Freiwilligenpersonal eher weniger. Der Rückweg geht durch das “Sanierungsgebiet”, vorbei an Willies richtigem Haus, zurück.

Heute wollen wir den Indischen Ozean erreichen. Dazu fahren wir ostwärts über Gans Bay nach Pearly Beach, wo wir ein Mittagspicknick direkt am Strand machen. Es ist aber windig und kalt und außerdem schwimmt hier nur ein Wal herum. Über Sandpiste, wo uns auf den ersten Metern gleich Steine in die Windschutzscheibe fliegen, geht es an den Bredasdorp-Bergen entlang nach Bredasdorp, wo wir tanken und uns wundern, wie viel Sprit unser tolles Auto schluckt.
Die Landschaft kommt einem seltsam vertraut vor. Es sieht aus wie im Alpenvorland und die nahen Küstenorte erscheinen einen wie auf einer Bädertour an der Ostsee. Eine abgelegene, aber preiswerte Übernachtung finden wir in Arnistston, nahe dem Cap Agulhas. Es ist das Hotel “Die Herberg”, welches einen low budget-Teil hat, in dem wir fast ganz alleine sind.

Am nächsten morgen gucken wir uns noch kurz Afrikas wirklich südlichsten Punkt, “Cape Agulhas” an, welcher aber nicht so spektakulär ist wie das andere Cap. Trotzdem wollte ich gerne dahin.

Über Sweelendam und Heidelberg erreichen wir Mosselbay. Hier gibt es eine Grotte mit uralt-Feuerstelle und einen kleinen Wanderweg an der Steilküste entlang.

Über George fahren wir nach Victoria Bay. Wir haben wieder mal nichts im voraus gebucht und Wolfgang völlig wuschig gemacht. Mit viel Glück treffen wir Ian, einen netten Mann mit Ferienwohnungen, der uns in Victoria Bay eine Wohnung vermietet. Dieser Ort besteht nur aus einem dutzend Häusern mit Bed & Breakfast und er hatte gerade eine Wohnung frei. Da er nebenan völlig leise vor sich hin bastelt - er renoviert gerade - bekommen wir sie billiger. Die Nacht wird unruhig, das Klo ist zu nah an meinem Bett und ich werde öfters geweckt. Ist wohl so.

Am nächsten Tag nehmen wir uns die “Seven Passes Route” vor, der alten Gardenroute. Ich hatte die Anweisungen von Michael aus Berlin (hinter dem Pick’n Pay links, ...) dabei und schon nach kurzer Zeit haben wir uns verfahren. Ein paar Leute am Straßenrand meinen, sie wohnen schon seit 1,5 Jahren hier und kennen keinen Ort namens Woodville. Ein eilig herbeigerufener Nachbar lotst uns mit seinem Auto auf den richtigen Weg. Jetzt wird es gemütlich, zumindest für mich. Mein Bruder findet die jetzt beginnende Piste nicht so witzig. Es geht kurvig nach links und nach rechts und nach oben und unten. Es macht saumäßig Spaß. Ein Stückchen weiter links taucht ein Schild auf: “Big Tree”. Es ist ein wirklich großer Baum, sehr dick und 33m hoch.

Die Straße verläuft durch traumhaft schöne Gegend und endet letzlich in Knysna, einer Stadt am Meer. Hier wollen wir gar nicht hin, sondern weiter nach Plettenberg Bay. Dort machen wir eine kurze Picknick- und Badepause, ehe wir zu unserem heutigen Ziel, “Nature’s Bay” im Tsitsikamma-Nationalpark, fahren. Wir suchen das B&B-Guesthouse, treffen dort Jaques, der uns fast etwas vermietet hätte, wäre nicht das ausverkaufte Wochenende gewesen, und uns an seine Schwester Leonie verweist, die uns zu einem 60 Jahre alten Haus verhilft. Wir nehmen es, kaufen noch schnell Brennholz und richten uns ein.

Der Ort wird von der Schnellstraße über eine kleine Teerstraße mit Serpentinen, die stetig abwärts führt, erreicht. Er besteht nur aus Ferienhäusern und liegt hinter einer Dünenkette am Strand. Traumhaft schön... Wir haben Zeit für vier Nächte.
Am folgenden Tag fahren Felix und ich nach Plettenberg Bay zum shoppen, Felix braucht unbedingt ein Body-Board, zum surfen. Nachmittags wollen wir eigentlich noch zum “Monkey-Land”, einem Arterhaltungszentrum für Affen. Als ich gestern noch schnell Holz holen war, habe ich Varia, einem jungen Mädel in Felix Alter, aus dem Restaurant, versprochen, sie dorthin mitzunehmen. Daraufhin hat sie es allen - wirklich allen - erzählt und freut sich riesig. Und ihre Leute auch.  Heute kann sie aber nicht und so verschieben wir es auf morgen. So kann Felix sein Body-Board schon heute austesten. Es macht ihm wahnsinnig Spaß und ich geniesse es, am Strand zu sitzen.

Im Meer macht heute ein Wal, ich denke es ist ein Orca, seine Show und macht mindestens 20 Kopfsprünge.

Super ...

Unser zweiter Tag führt uns ebenfalls zurück nach Plettenberg Bay. Wir laufen auf abenteuerlichen Wegen auf der Plettenberg-Halbinsel. Hier gibt es Felsen, Dünen, Heidepflanzen, eine Robbenkolonie (hier hat Diaz ausnahmsweise kein Kreuz abgeladen), eine Kormorankolonie und viele traumhaft schöne Wanderwege.
Auf halber Strecke ist eine kleine Felseninsel. Sie ist über einen kleinen Sandstreifen mit dem Festland verbunden. Links und rechts davon brechen sich mannshohe Wellen an den Felsen und ich gehe mitten durch. Ich komme mir vor wie Moses.

Nachmittags geht es mit Christina, Varia und Felix zum Monkey-Land. Auf der Hinfahrt kreuzt eine Pavianherde unseren Weg. Im Monkey-land müssen wir etwas im dortigen Restaurant warten und können in Ruhe beobachten, wie ein Affe sogar das Essen aus der Hand eines Gastes klaut. Dayle, eine der “guides” , erklärt uns die Affen (monkeys und apes und lemurs). “Apes” nennt man Affen ohne Schwanz. Es ist interessant und ich sehe mehr Lemuren, als auf meiner Madagaskar-Reise vor ein paar Jahren. Ich mache viele Fotos. In dieser Station werden kleine Affen aus aller Welt beherbergt. Überhaupt ist es sehr schön hier und auf einigen Metern gibt es auch eine Brücke durch die Baumkronen. Hier haben die Lemuren und Affen besonderen Spaß. Varia hat wohl noch nie Affen gesehen und ist sprachlos.

Nachts klopft mein Bruder an die Tür und meint ich solle mal aus dem Fenster gucken. Christina meint, draußen schneit es !!!!. Er bringt mich tatsächlich dazu, aufzustehen und rauszugucken. Etwas später sage ich nur noch - müde und entsprechend von oben herab - zu ihm, es ist wohl vielleicht nur der Mond, der sehr hell scheint. Deshalb scheint das Raureif weiß. Ob es wohl peinlich war ?

Der Tsitsikamma-Nationalpark besteht nicht nur aus dem Nature’s Valley, sondern auch aus einem eigenen Teil in der Eastern Cape Province. Die Straße führt über Teer und Piste in Schlangenlinien durch eine wunderschöne Landschaft und vereinigt sich kurz mit der Schnellstraße N2 nach Port Elizabeth. Dann geht es stetig bergab bis wir eine raue Felsenküste mit riesiger Brandung erreichen. Hier gibt es Lodges und Campingplätze.

Ein Wanderweg führt nordwärts über den Storms River Mouth über eine Hängebrücke, unter der bestimmt Haie lauern. Sie schwankt nicht so viel - für manchen reicht es aber. Sie ist aber auf jeden Fall stabil.  Über steile Krabbelstrecken geht der Weg dann zu einem Aussichtspunkt, wo einem die Bucht und die Mündung zu Füssen liegen.
Das anlandende Wasser bringt Unmengen von Kieselsteinen in Bewegung. Das klingt wie ein leichtes Donnergrollen - die einzigen “Rolling Stones” der Welt mit richtig sattem Sound.

Wieder zurück gönnen wir uns im einzigen Restaurant einen Imbiss, wo nach uns ganze Busladungen aus Frankreich und Italien auftauchen.

Ein anderer Weg führt uns durch eine Matschstrecke, wo kiloweise Dreck an den Füssen klebt, und Felsen, die mühsam erklettert werden wollen zu einem Wasserfall. Einmal muss man sogar von einem Felsen zum anderen springen ohne im Wasser zu landen. Ist schon eine kleine artistische Herausforderung. Den Wasserfall finde ich aber recht mickrig und der Mühe nicht wert. Recht froh, leicht lädiert (ich nahm eine Treppe mit einem Schritt) und reichlich dreckig komme ich dann wieder am Auto an.

Die tiiiiefe Schlucht des Storms River, etwas weiter im Inland, überspannt eine Brücke, die Paul-Sauer-Brücke an der N2 in Richtung Port Elisabeth. Davor ist eine Tankstelle und ein Restaurant mit einem kleinen Informationszentrum. Dieser Ort ist so wichtig, dass sogar der Intercape-Bus hier hält. Ist schon ganz nett, recht hoch und spannend, wenn man herunterguckt. Auf dem Rückweg gibt es dann noch eine ähnliche Brücke, die Bloukrans Brücke, die angeblich größte Südafrikas. Die Schlucht ist ähnlich tiiief und außerdem kann man hier Bungee-Jumpen.

Wir halten dort und gehen stracks einen Weg zur Unterseite der Brücke. Unterhalb der Brücke ist ein “Catwalk” (ein angebrachter Laufkäfig) und genau in der Mitte die Absprungstation.
Leider haben wir das “No Entry”-Schild übersehen und lösen sogleich einen Alarm aus. “Wichtige” Leute mit Walkie-Talkies schwärmen aus, um uns zurückzupfeifen. Man kann sich aber auch anstellen ...

Reinen Gewissens geht’s weiter, vorbei an der Toll-Station, wo die Gebühr für die Überfahrt entrichtet wird, zurück zu unserem Haus. Es ist unsere letzte Nacht und diesmal “schneit” es auch nicht. Wir bringen die Schlüssel bei Jaques vorbei und düsen ins Inland.

Es geht ganz kurz wegen Geld und Internetsurfen nach Plettenberg Bay und dann auf einer traumhaft schönen, kurvigen Strecke über diverse Pässe und Sandpiste, vorbei an Geröll und abgebrannten Buschflächen zur N9, die wir in Uniondale treffen. Dort machen wir auch unsere Lunch-Pause in einem kalten Restaurant. Die N9 geht hauptsächlich stur geradeaus durch immer monotonere Landschaften. Die Gegend wird immer trockener und der Abstand zwischen den Grasbüscheln immer größer. Es ist die “kleine Karoo”, eine Halbwüste, Farmland für Schafe.

Vor Graaf-Reinet beginnt es zu regnen. Es ist ein schöner Ort, der sich Mühe gibt, so richtig sauber und proper zu wirken. Hier steht die Kirche bzw. die Kirchen, noch sprichwörtlich im Dorf.

Das Backpackers ist das Wohnhaus von Nita und Terence (Hi, I’m Nita - hi, I am Dieta) etwas kitschig und plüschig mit einigen Haustieren. So laufen hier abwechselnd eine Katze und ein Pudel (von Nita) und ein Staffordshire und ein Rottweiler (von Terence) herum. Den Rottie findet man abends unter einer Wolldecke vor dem Fernseher eingekuschelt. Gelegentlich fällt am über ihn.

Die beiden sind supernett und Nita mag es offenbar, wenn andere Leute ihr Haus mitbenutzen. Terence verzieht sich doch lieber in seinen “Club” (gibt es wirklich - nur für Männer). Er ist ein pensionierter Militär und das Haus ist voller Granatenhülsen und Militaria. Neben dem Plüsch von Nita wirkt es ehr lustig. Das Bild an der Wand, welches ihn als aktiven Soldaten zeigt, hat glatt Schlagseite wegen der vielen Orden, die seine Brust zieren. Nita ist sehr lebhaft und sie freut sich über jeden Besuch. Es bringt Spaß mit ihr zu klönen.

Graaf-Reinet ist, wie gesagt, recht hübsch und übersichtlich. Die wichtigsten Läden hat man schnell gefunden. In der Main St. gehen wir in einen Laden für Woll- und Glassachen. Hier treffen wir Helena mit ihrem Mann. Sie sind noch nicht so lange hier (sie hat wohl mal im Knast gearbeitet und sich dann wegen geringer Aufstiegschancen für einen eigenen Laden entschieden) und haben Spaß daran, allen Leuten “ihre” Stadt zu zeigen. Sie sorgt dann auch dafür, dass wir uns in der Anglikanischen Kirche wieder finden und klingelt dafür sogar den Priester heraus. Der freut sich, ist nett und jovial. “Wie alt ist Felix und wie lange seid ihr schon verheiratet ;-) ...”

Helena empfiehlt uns anschließend noch ein Restaurant, wo wir auch ihren Mann bei seinem Feierabendbier treffen - sie bleibt selbstverständlich zu Hause bei den Kindern. So haben wir noch ein leckeres Essen im “No.8”, so heißt der Laden, und später eine ruhige Nacht.

Wir schaffen immerhin einen Vormittag im Ort mit Souvenir-Shopping. Wir schlagen so richtig zu, Surfen etwas und nehmen unser Lunch in einem Schnellrestaurant. Nachmittags geht es ins “Valley of Desolation”, das ich etwas langweilig und enttäuschend finde. Ich bin zu verwöhnt für ein paar Felsen, auch wenn sie tatsächlich ein kleines bisschen eindrucksvoll sind.

Viel spannender ist dann das Karoo-Nature-Reserve, wo afrikanische Tiere zu besichtigen sind. Hier hat man quasi eine Tiergarantie, so dicht sind sie beieinander. Das ist natürlich schon recht künstlich aber für die Klever die erste große Landtiererfahrung, seit sie in Afrika sind.

Der neue Tag führt uns wieder näher zur Küste zum Addo Elephant Park. Wir mieten uns in zwei Chalets ein. Felix wäre lieber in ein großes Chalet mit Fernseher gezogen, aber das war zum Glück zu teuer. Unsere Chalets sind aber auch so eine feine Sache. Wir haben Platz ohne Ende, eine Terrasse und einen Grillplatz.

 

Schon am ersten Tag haben wir unseren ersten National-Park-Gamedrive und somit unsere ersten Elefanten. Der nächste Tag wird noch besser: Nicht mal einen Meter laufen die Elefanten an unserem Auto vorbei. So was habe selbst ich noch nicht erlebt.

Ansonsten ist der Park für Tierbeobachtung etwas schwierig, da er aus dichtem Busch besteht und nur an den Wasserstellen den Blick freigibt. Die Elefanten kommen einen völlig unvermittelt auf der Straße entgegen.

Nachmittags klinken Felix und ich uns aus. Christina und Wolfgang machen alleine weiter. Abends versuche ich mit dem hiesigen Holz den Grill anzuschmeißen. Dafür habe wir extra für Felix und mich Kudu-Wurst gekauft. Zum Glück gibt es Christine, die als Vegetarierin am besten weiß, wie man Fleisch. Leider kann sie auch nicht mehr retten, was mir mißlungen ist. Geschmacklich geht es dann gerade mal eben so.

Für Wolfgang wird die Nacht allerdings nicht so gut, er hat sich den Magen mit irgendwas verdorben und lässt sich noch so einiges durch den Kopf gehen. Er braucht noch so einige Zeit um sich zu regenerieren. So fahre ich am nächsten Tag alleine.

Als nächstes besuchen wir das Mpofu-Game-Reserve nahe Fort Beaufort. Es ist sehr schön, schöner als in Addo - eine traumhafte Landschaft - und wir bekommen unsere billigste Unterkunft: Eine Hütte, die “Trail Hut”, ohne Wasser, ohne Strom, ohne alles - außer einem kleinen Dormitory mit nicht megr ganz so frischen Matratzen.

Es ist schwierig mit der Verständigung. Der Parkwächter spricht irgendwie nur begrenztes Englisch und versteht meine Fragen gar nicht. Als er ein Formular sucht, auf dem wir unter-schreiben sollen, dass wir hier auf eigene Faust fahren und uns an die Regeln halten, bekommen wir tieferen Einblick in sein Ablagesystem. Er verteilt einen Papierhaufen auf den anderen, ohne das Gewünschte zu finden. So lässt er uns ein benutztes Formular lesen. Wir nicken daraufhin zustimmend und er steckt es wieder weg.

Nachdem wir auch die Frage der Unterkunft geklärt haben, machen wir noch einen Game-Drive und sehen unser erstes Rhino und in einiger Entfernung unsere ersten Giraffen. Wolfgang ist recht genervt - ihm geht es noch immer nicht gut - , als wir nach langer Hoppel- und Ruckelstrecke unsere Hütte erreichen. Er geht sofort in seinen Schlafsack. Felix kümmert sich um ein Lagerfeuer, Christina kocht (Essen) und die Nacht wird recht kühl. Ich versuche es mir in meinem Schlafsack, dem Inlay und warmer Kleidung bequem zu machen.

Gleich morgens ruckeln wir wieder hinaus aus dem Game-Reserve. Es geht wieder zur Küste. Wir erreichen irgendwann die N2, machen eine Pause an der “Great Kei River Bridge”, wo wir uns fragen, was daran so toll sein soll, und hangeln uns über Baustelle und Baustelle in die Gegend von Umtata (...Tirallalla).

Wir merken jetzt, wo wir die Gegend der ehemaligen Transkei, eines der früheren “Home-lands”, erreicht haben, dass wir hier recht nah sind an dem Afrika, wie ich es bisher gewohnt war. An den Warteampeln werden uns Lebensmittel verkauft, die Landschaft ist zersiedelt, wie eine riesige Wiese, besprenkelt mit meist türkisen Hütten, zunehmend rund. Es ist sonderbar. Die Wiese reicht bis zum Horizont und keine städtische Struktur ist erkennbar. Die wenigen seltenen Städte sind voller Menschen, die die Straßen bevölkern. Es ist das, mir allzu gut bekannte, Gewusel, viele Straßenrestaurants und Side-Walk-Shops mit allem, was der Mensch so braucht.

Die Tankstellen werden seltener, ich sorge mich etwas um unseren Tank, da so manche Tankstelle außer Betrieb ist. Zum Glück klappt es, als wir die N2 noch vor Umtata verlassen. Wir kurven recht lange Zeit Richtung Küste. Es sieht pittoresk aus, die Leute sind arm und an den Straßen sind verstärkt bettelnde Kinder.

 

Coffee Bay ist sehr klein. Das erstbeste Backpackers sagt mir nicht zu. Schon beim Warten im Auto werde ich von betrunkenen “locals” angelallt und von vollgekifften Leuten gefragt, ob ich Haschisch kaufen will. Nach einiger Zeit - wir gurken zu Wolfgangs Leidwesen noch so kreuz und quer durch den Ort und es wird bereits dunkel - finden wir das “Four Winds”, ein anderes Backpackers mit Lynn und Johnny, zwei netten Leuten, bei denen wir uns wie zu Hause fühlen. Die sind so nett, dass sie uns ihren restlichen Hummer, frisch von Johnny aus dem Meer geholt, schenken. Ich bin aber der Einzige, der so etwas mag. Also esse ich mich heute so richtig satt.

Die Nacht ist sehr angenehm, das Frühstück ebenfalls. Direkt auf dem Gelände ist ein kleiner Laden, wo man etwas zum Essen bekommt. So werden wir mit unseren Lebensmitteln so gerade auskommen.

Mit Felix gehe ich gleich morgens an den Strand. Er ist ebenfalls nahebei und Felix ist glücklich, sich in die Fluten zu stürzen. Ein “local” kommt vorbei und will mir Haschisch verkaufen. “Nein Danke, ich rauch nicht mehr !!!” Morgan, eine große, schwarze Hundedame aus dem “Four Winds” gesellt sich zu mir und lässt sich die Sonne auf das Fell scheinen. Trotzdem ist es nicht gerade heiß. Der Wind ist relativ kühl und das Wasser hat 21°. Hier badet man um sich aufzuwärmen.

Christina und Wolfgang sind den Wanderweg an der Küste zum “Hole in the wall”, einem Felsen im Meer, gegangen. Felix und mir ist das zu weit und so nehmen wir zum selben Ziel das Auto.  Das bringt Spaß. Fenster auf, Musik laut aufgedreht und schon fühlt man sich zwanzig Jahre jünger.

Auf der Straße ist eine Menge los, es ist Sonntag und die Menschen sind zuhauf unter-wegs. Eine Seitenstraße - eine üble Piste - führt uns zurück zum Meer. Touristen gibt es hier wenige. Nach einer endlosen Stunde erreichen wir das “Hole” und treffen auf die anderen, die zufällig gerade jetzt ebenfalls ihr Ziel erreichen.

Im “Hole-in-the-wall”-Hotel bekommen wir etwas zu essen und gehen noch gemeinsam zu diesem ominösen Felsen, der quer zu einer Flußmündung liegt und ein kleines Loch - quasi als Durchgang - zum Meer aufweist. Es sieht sehr imposant aus, besonders wenn sich Wellen am Felsen brechen und das Wasser durch das Loch schwappt.

Anschließend trennen wir uns wieder. Auf der Rückfahrt stehen viele Kinder, die ihre Hände zum Betteln vorstrecken. Das ist zwar weniger schön - gehört aber wohl auch dazu. Man kann es ihnen nicht verdenken. Das Land gibt nichts her und manchmal scheint es ja auch zu klappen. 

Die Rückfahrt bringt wieder ordentlich Spaß. Wie gesagt: Seitenfenster auf und laute Musik von meinen neuen Kassetten, von denen die meisten aber leider doch nicht so doll sind. Ich kaufe die Kassetten nach Aussehen und lasse mich leicht durch ein Cover blenden. Wenigstens bringt es die “locals” am Straßenrand zum Tanzen.

Als wir unser Backpackers wieder erreichen, habe ich mein Pensum an Autofahren aber fürs erste erreicht. Felix geht noch kurz mit seinem neuen Body-Board baden.

Der folgende Montag ist ein echter Ruhetag. Ich lese viel und fahre noch kurz mit den Klevern zu einem nahen Frauenprojekt, wo Handarbeiten verkauft werden. Viel gibt es dort aber nicht oder es trifft nicht unbedingt meinen Geschmack. Irgendwie hat das eher den Anschein einen Frauen-Häkel-Clubs, zur Beschäftigung.

Am nächsten Morgen hole ich noch schnell ein paar Dinge für Verpflegung aus dem kleinen Laden, der zum Backpackers gehört und teste mit meinem Kopf, die Höhe der Tür. “Aua”. Afrkaner sind, so scheint es, kleiner und ich habe eine ordentliche Beule am Kopf. Dafür haben wir jetzt ausreichend Magwinya - auch FatCook genannt, süßliche frittierte Kuchen  und Malopsi - NickNacks, kleine pikante längliche Maiscracker.

Es geht weiter nach Norden. Wieder geht es die gewundenen Straßen der ehemaligen Transkei hinauf bis zur N2, der Schnellstraße. Wir benutzen sie ein Stück, bis wir sie wieder Richtung Meer und Richtung Port Edward verlassen.

Da kein Schild zu sehen ist, übersehen wir eine Abzweigung und merken in einer Stadt mit Namen Flagstaff, dass wir irgendwie falsch sind. Wolfgang reagiert schon etwas genervt. Die Straße fährt sich zwar gut, das Wetter ändert sich aber und am Horizont sieht man schon den Regen.

Direkt in Port Edward ist die ehemalige Grenze zum “alten” Südafrika. Wir überqueren nur eine Brücke und schon sind wir in einem superfruchtbaren Teil der Provinz Kwazulu-Natal. Hier ist die Hibiskus-Küste und eigentlich müsste es hier Garden-Route heißen. Alles sprießt und wächst - überall überschlägt sich die Flora in satten Farben. Am gesamten Küstenlandstrich sind, neben seinen Unmengen von Ferienhäusern mit ihren Gärten, große Zuckerrohrplantagen.

In Port Shepstone suchen wir eine Bleibe. Ich möchte etwas im Internet surfen und suche eine Apotheke. Alles Dinge, die es in Coffee Bay nicht gibt.

Wir finden - nachdem wir die Crew eines Imbiss in einer Tankstelle aufgescheucht haben - ein B&B einen Ort weiter. Es wird von einem Deutschen geführt und Felix bekommt seine erste Suite für sich allein. So schwelgen wir für eine Nacht recht preiswert im Luxus. Auch das Abendessen ist bemerkenswert. Ich esse “Linefish” (dies ist die Bezeichnung für Fisch, den man wohl mit der Sportangel fischt und diesem Fall ist es Butterfisch) - superlecker. Dazu noch ein Nachtisch - mmmmh.

Alle wichtigen Dinge werden am nächsten Tag erledigt: Bank, wir hatten gar nicht genug Geld dabei, Apotheke, Supermarkt und Internet (nach langer Zeit mal wieder).

Erst die R102 und später die N2 führt uns weiter nach Norden. Durban durchqueren wir - es ist ganz einfach. Wir wollen ein Backpackers oberhalb Durbans finden. Laut Reiseführer liegt es in einem Ort namens La Mercy. Es ist sehr schwer diesen Ort zu finden, es dauert seine Zeit. Für den Notfall habe ich noch einen Backpackers in Tongaat (aus dem “Coast to Coast”) in petto. So gucken wir uns den ersten an und überlegen, ob wir lieber noch den zweiten anschauen sollen. Vielleicht ist dort mehr Platz. Felix meint noch, wir sollten uns vergewissern, ob dort wirklich einer ist. Tatsächlich ist es ein und derselbe und wir stehen die ganze Zeit davor. Also Motor aus, Gepäck raus und Zimmer belegen.

Abends, als ich noch mit Durban telefonieren will, meint der Typ an der Rezeption sogar, wir wären in Ballito. Der Laden ist sonst ganz nett. Felix freundet sich mit dem Barkeeper an und ich finde das “hauseigene Schiffswrack - O-Ton Coast-to-Coast” enttäuschend.

Heute ist mal Großstadttag. Die M4 geht bis in das Zentrum Durbans. Parkhäuser gibt es genug und somit hoffen wir nicht so viel laufen zu müssen. Die Straßen sind oft breite Einbahnstraßen und man kann sie leicht überqueren. Wenn man sich dann noch die Straßenstände wegdenkt, gleicht es ein wenig Manhattan.

Richtung Strand, mitten im Rotlichtviertel, ist die hiesige Filiale von National-Car-Rental. Ich buche schon mal ein Auto für die Zeit von Ende August bis Beginn meiner Mozambique-Tour. Außerdem hat heute mein Vater Geburtstag und wir versuchen von diversen Telefonläden aus in Kiel anzurufen, bis man uns zeigt, dass die Nummer für Germany 0949 heißt. Wie heißt es so schön: Kaum macht man es richtig, funktioniert es! Nur leider ist niemand zu Hause.

 

An einem Straßen-Frisör-Stand lasse ich mir die Haare schneiden. Die Schneidemaschine ist stumpf und der Friseur zerrt mehr an meinen Haaren, als dass er sie schneidet. Außerdem ist der Typ aus dem Congo und spricht nur französisch, was ja bekanntlich nicht zu meinen stärksten Sprachen gehört. Zum Glück sehen meine Haare nicht allzu fürchterlich aus.

In der City finden wir sogar einen vegetarischen Imbiss und etwas weiter westlich im Inderviertel - auf dem Victoria Market - diverse Souvenirstände. Die Klever erstehen hier einen afrikanischen Holzstuhl. Interessant ist, dass hier die Inder die Sachen der schwarzen Afrikaner verkaufen. Hier sind auch noch weitere ambulante Frisöre und ich mache einen zweiten Versuch. Jetzt sehe ich aus wie ein Skinhead. Sogar meine Beule von Coffee-Bay ist noch da und gut zu sehen. Es ist aber auch ungeheuer praktisch. Ich bin aber froh, dass mich Ruth nicht so sieht. Aber bis zum November sind sie ja nachgewachsen.

Der Weg hinaus aus Durban ist ebenso leicht, wie hinein. In Umhlanga besuchen wir noch das “Gateway”, laut Eigenwerbung die größte Shopping-Mall der südlichen Hemisphäre. Mann ist das übertrieben. Wir suchen “Springbok”-T-Shirts, die Kluft der hiesigen Rugby-Nationalmannschaft, die Felix und ich haben wollen. Sie sind unverschämt teuer und ich verzichte darauf. Felix findet noch ein etwas günstigeres T-Shirt und ist glücklich.

Telefone gibt es hier zwar, aber sie funktionieren nicht für das Ausland. So geht es noch runter in den Ort selber, wo wir dann ein Telefon finden und endlich das Gespräch machen können. Puuh, das wäre endlich geschafft.

 

Wir entscheiden uns, die Route nach Norden zu nehmen und eventuell als kleines Bonbon am Schluss durch Swaziland zu fahren. Dies ist umso mehr interessant, als dieses Gegend von den Klevern bisher als malariagefährdet eingeschätzt wurde und somit nicht zur Diskussion stand. Mir ist das ohnehin egal, da ich sowieso die Dinge sehen werde, die ich sehen will - und sei es später alleine.

So nehmen wir die N2 bis zum Abzweiger nach St.Lucia. Die Fahrt dauert wirklich nicht lange und recht schnell finden wir das Bib’s International Backpackers, wo wir gestern bereits telephonisch gebucht haben. Der Ort selbst ist rein touristisch und “weiß”. Es gibt nur eine wichtige Straße und ab Nachmittag gibt es im ganzen Ort kein Wasser. Abends können wir grillen, Bier trinken und die Nacht ist ganz ok. Pinkeln kann man ja draußen.

Gleich morgens um acht machen wir einen “Game Walk” etwas nördlich vom Ort. Wir sehen viele Spuren, eine Herde Gnus und das Skelett eines Hippos. Wir haben noch viel Zeit und so fahren die Klever zum Cap Vidal, zum Baden. Ich bin ganz froh, mal ohne Anhang zu sein und mache mich selbst in und um St.Lucia herum auf den Weg. Direkt am Backpackers, etwas weiter, endet die Hauptstraße an einigen Lodges im Wald. Ein schmaler Pfad führt zum Fluss und auf großen Schildern wird vor Flusspferden und Krokodilen gewarnt. Am Fluss sieht man gegenüber das eine oder andere Krokodil. Diesseitig sitzen eine Reihe Angler und ... angeln.

Es gibt einen Weg entlang des Flusses zur Mündung, die eigentlich wie oft in Afrika keine ist, sondern durch Dünen und Strand blockiert wird. Recht nah auf einer Sandbank döst ein Krokodil. Am Strand herrscht ein scharfer Wind. Dieser transportiert jede Menge Sand. Es fühlt sich unangenehm an und dringt überall durch.

 

Im Ort ist es doch angenehmer und so sehe ich zu, dass ich schnell zurück komme. Im Spar-Supermarkt kaufe ich zwei Wasserkanister und im “Geckos”, einem Laden, ein hoffentlich spannendes Buch. Mir ist der Lesestoff ausgegangen und mir ist nach Wasser auf der Haut - egal wie. So gönne ich mir meine Mini-Dusche und freue mich auf einen ruhigen Nachmittag.

Dann tauchen die Klever früher auf, als erwartet. Ihnen war es auch zu windig und unangenehm. So dröhnen wir uns durch bis zum Abend, an dem wir an einer Zulu-Tanz-veranstaltung, direkt vor unserer Nase teilnehmen. Es ist natürlich touristisch und eher eine Eigenwerbung. Aber - es kostet nix also sehe ich es mir an.

Wir packen morgens gleich das Auto und machen noch kurz eine Croco- und Hippo-Tour mit einem einem Boot auf dem Fluss. Wir sehen auch eine Menge Hippos, ein paar Crocos und einige seltene große Vögel, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.

 

Die Strecke nach Norden geht schnell voran, eine Pause lädt zum Souvenir-Shoppen ein und plötzlich fällt mir siedendheiß ein, dass ich für unser Auto gar keine Erlaubnis habe nach Swaziland zu fahren - denn das ist unser Ziel. Mist, supermist. Wir beschließen bei der nächsten Gelegenheit zu halten und mit dem Autoverleiher zu telefonieren. Das klappt dann auch und sie brauchen von uns einfach nur eine Faxnummer um die Erlaubnis zu faxen. Alles klar, ein Faxgerät gibt es an der Grenze.

In Pongola finden wir eine Möglichkeit zum Essen, das setzt eine gewisse Kurverei voraus und Wolfgang reagiert schon wieder etwas gereizt. Für den Rest der heutigen Etappe löse ich ihn ab.

Wir erreichen Mahamba, den Grenzübergang nach Swaziland. Ein eifriger Beamter wirft sofort einen Blick unter die Motorhaube, um sich die Fahrgestellnummer zu notieren. Jetzt fehlt nur noch das Fax. Leider ist das Büro, wo ein Faxgerät steht, am heutigen Sonntag geschlossen. Ein freundlicher Grenzbeamter telefoniert sich durch und bekommt heraus, welcher andere Grenzübergang ein erreichbares Faxgerät hat. Super. Mit den neuen Infos fahren wir sofort wieder los. Vorher ordern wir schon das Fax beim Autoverleih, damit es fertig ist, wenn wir ankommen.

Die Zeit geht aber Richtung Abend und der fragliche Grenzübergang liegt noch etwas weiter entfernt. So entschließen wir uns spontan, eine Unterkunft in Piet Retieff zu suchen. Das Fax lassen wir uns einfach noch mal schicken. Wir finden “Bossies Guesthouse” mit bezahlbaren Zimmern und netter Leitung. Es sind Erika, die mir auch gleich beim faxen hilft und Etienne, ihr Mann, den ich aber erst am folgenden Morgen kennen lerne.
Die Faxgeschichte erledige ich dann gleich und nach einigen, kostenlosen, Anrufen kriegt das der Autovermieter auch hin.
Auf dem Hinweg haben wir eine Pizzeria gesehen auf die sich Felix und ich schon diebisch freuen. Leider hat der Laden dicht, als wir ankommen und wir suchen vergeblich ein anderes Restaurant im Ort. Wolfgang guckt schon wieder genervt und Felix und ich gönnen uns einfach einen Imbiss bei KFC - schmeckt auch.

Abends gibt es Fernsehen und am Morgen eine superleckeres Frühstück. Mit vollem Bauch und wohl mit Schlagseite auf meiner Seite machen wir einen neuen Swaziland-Anlauf. Wir suchen uns einen sehr kleinen Übergang aus, wo uns keiner kennt und werden prompt gefragt, ob wir die Leute sind, die Probleme mit einem Fax in Mahamba hatten. Klar sind wir das. Das Fax ist offenbar angekommen. Irgendwie hat sich der nette Beamte von gestern wohl vertan.

 

 

 

 

 

Swaziland

 

 

Swaziland ist dann erst einmal Piste. Nach einigen Kilometern sehen wir, wie das Auto vor uns sein linkes Hinterrad verliert. Wir halten hinter ihm an und fragen, ob wir helfen können. Auf die Begrüßungsfrage “How are you?” antwortet der Beifahrer auch glatt “I’m fine” und grinst dabei. So schnell gerät hier niemand aus der Fassung. Dies ist der Kontinent der Gelassenheit. Wir nehmen ihn mit bis Nhlangano, wo er Hilfe holen will. Wir fahren aber nur kurz durch und nehmen anschließend direkt die Route nach Manzini.

Das Land ist für meinen Geschmack nicht so schön. Die Leute und die Dörfer sind aber so richtig wohltuend afrikanisch. Die Hütten sind aus geflochtenen Ästen. Mal eckig und mal rund. Dies sieht sehr schön aus. Hier liegt wieder mehr Müll herum und die Leute fahren wieder etwas riskanter. In Manzini halten wir an einem Einkaufszentrum, essen lecker und besuchen noch den Markt. Dieser hat eine große Auswahl an Curios und Crafts und ist relativ günstig.

Wir mogeln uns durch Manzini hindurch und finden die Nebenstrecke nach Mbabane, der Hauptstadt Swazilands. Etwas rechts ist die Straße zum Mlilwane-Nature-Sanctuary. Es ist eine große Anlage mit Lodges, Camping und einem Backpackers. Der Weg holpert sich so kreuz und quer durch das Gelände. Das Backpackers hat eine Hütte und ein 2er für uns und so sind alle zufrieden. Christina und Wolfgang können hier nach Herzenslust wandern und ziehen sofort los. Felix und ich gönnen uns einige Runden Billard (kostenlos, dafür ist der Tisch krumm und die Kugeln haben dicke Dellen). Für die Tierwelt per Gamedrive interessiert sich offenbar niemand mehr so richtig. Felix ist für den Rest des Abends nicht mehr vom Billardtisch weg zu bekommen und spielt mit einigen anderen ein kleines Turnier. Heute werden unsere letzten Lebensmittel verkocht bzw. nach dem morgigen Frühstück verschenkt. Das gleiche Schicksal ereilt unser Geschirr: Tassen, Teller und die Töpfe, die wir noch in CapeTown erstanden haben.

So bewegen wir uns am heutigen Dienstag in Richtung Joburg. Wir versuchen aber vorher noch Lobamba, eine Königsstätte, zu finden, die an der Straße nach Mbabane sein soll. Wir fahren hin und zurück, fragen hier und da und finden einige uninteressante Gebäude. Wir fahren weiter, rechts ab nach Malkern. Hier gibt es an der Straße ein Backpackers mit Restaurant und netten Läden, wo wir fürchterlich zuschlagen. Die ganze Anlage ist bunt und phantasievoll aufgemacht und sehr schön. Es gibt sogar eine richtige Bühne, wo Arbeiter gerade eine Veranstaltung vorbereiteten.

Die Transparente, inklusive “Castle”-Bierreklame, werden handgemalt. Etwas später finden wir bei Malkern den nächsten Laden und auch noch eine Manufaktur für Swaziland-Candles. Die Kerzenproduktion finde ich enttäuschend. Die wunderschönen Kerzen sind nämlich innen alle weiß und habe nur ein aufgedrücktes Dessin. Im Souvenirladen nebenan kauft Wolfgang endlich seine Trommel.

Wir nähern uns der Grenze, die Luft wird schlechter. Sie ist verqualmt. In Swaziland und Südafrika werden Felder abgebrannt und in den Tälern liegt fett eine Rauchschicht, die nicht abzieht. Im Gegensatz zu Christina finde ich Swaziland landschaftlich nicht so schön. In weiten Teilen ist es eine riesige Baumschule und in den Orten recht schmutzig. In Sandlane gibt es nicht nur eine Grenzstation, sondern auch Bushman Paintings. Hierzu fragen wir an einem Laden, die Besitzerin schickt eine Jungen mit uns, seine Kumpels laufen hinterher. In einer nahen Ansiedlung gesellt sich eine junge Frau dazu. Sie trägt eine Schüssel mit Wasser und weiß als einzige, wo die Malereien sind. Sie sind schwer zu sehen und werden erst dann so richtig sichtbar, wenn man sie mit Wasser bespritzt. Es sind aber nicht viele Malereien und fix “abgefrühstückt”.

Der Grenzübertritt geht schnell vonstatten. Auf südafrikanischer Seite müssen wir noch zum Zoll. Dort sitzt eine griesgrämige weiße Frau, die uns fragt, ob wir etwas zu deklarieren haben. Nö, sag ich, wir haben nur Souvenirs gekauft. Das hätte ich nicht sagen sollen, denn bei dem Stichwort gingen ihre Ohren in die Höhe. “Was für Souvenirs? Wie teuer?” Ich sag abwiegelnd, na ja - so 95 Rand. Sie geht kurz mit uns nach draußen, sieht das Auto und überlegt es sich anders. Wir dürfen undurchsucht weiterfahren. Puuh, bei humorlosen Frauen sollte ich mein vorlautes Mundwerk zügeln.

 

Wir fahren zügig weiter. Irgendwann frage ich, was wir denn in Ermelo, unserem angepeilten Ziel, eigentlich wollen. Spontan entscheiden wir uns, nach Joburg durchzu-fahren. Es ist eine unspektakuläre Strecke, nach Joburg hin, zunehmend mit der Sonne im Gesicht. Den Flughafen findet man leicht. Den nahen Airport-Backpackers weniger, obwohl wir ganz zum Anfang spontan supernah dran waren. Es ist in Kempton Park in der Mohawk Street.

Recht früh, sehe ich links von uns ähnliche, amerikanischen Namen, zu denen ich später, nach Studium eines Planes herausbekomme, dass die Gegend nach einer Flugpiste und die Straßen nach Flugzeugen des 2.Weltkrieges benannt wurden. Der erste den wir (höchsten 4 Straßen vom Backpackers entfernt) fragen, weiß von nix. Dann besinnen wir uns der Beschreibung im “Coast to Coast” (close to the Cesar’s Casino) und lassen uns den Weg dorthin beschreiben. Wir landen wieder weit entfernt am Flughafen. Dort weiß wieder niemand etwas. Jetzt bin selbst ich genervt und Christina fragt einen Wachmann, der seinen Kumpel holt, der uns wiederum dahin schickt, wo wir zuerst waren. Immerhin war meine Intuition wohl nicht so verkehrt. Trotzdem werden wir nicht ganz schlau draus und fragen als nächstes in einem Bed&Breakfast. Hier heißt es: Ganz einfach: Nächste Straße rechts, erstes Haus. Klasse,

Abends wird das gesamte Gepäck neu gepackt und die Souvenirs auf die Klever verteilt. Das Frühstück ist hier aber nicht so doll und ich vermisse meinen Käse aus dem Glas.
Wir nutzen den Tag um uns Joburg anzuschauen. Das Verkehrssystem ist eine Katas-trophe. Kaum Hinweisschilder und kein vernünftiges Kartenmaterial. Wir finden trotzdem die City, Downtown, und landen wohlbehalten im Carlton-Center, wo wir einkaufen und per Aufzug in die 50.Etage zur Aussichtsplattform fahren können.

Im Einkaufszentrum können wir noch schnell und gut essen und fahren weiter zum Museum of Africa. Es müsste eigentlich Museum of Joburg heissen, da es sich intensiv mit der Stadt beschäftigt. Entgegen der Meinung der weißen Südafrikaner gehen wir trotzdem zu Fuß durch die Sadt und dort durch die schöne Diagonalstreet. Wir werden nicht überfallen und nicht irgendwie belästigt. Sicherlich ist Joburg ein heißes Pflaster, aber etwas übertreiben tun sie es wohl doch.
Wir wurschteln uns weiter nach Melville. In Joburg braucht man einen guten Beifahrer und Christina führt mich super durch das Chaos. Der Stadtteil Melville ist nett, aber auch schikimicki - teure Läden, sehr kunstvoll. So quälen wir uns durch Berufsverkehr zurück nach Kempton Park. Ich gebe zweimal spontan einer inneren Stimme nach und biege falsch ab, weshalb wir uns verfahren und Wolfgang wieder völlig genervt - diesmal mit Recht - drein guckt.

Abends geht der Flug der Klever. Den kürzesten Weg zum Flughafen lassen wir uns von den Backpackers-Leuten erklären und landen dann auch dort in kürzester Zeit. Wir essen noch etwas im Flughafenrestaurant und dann entlasse ich sie in den Abflugbereich. Ich sehe noch zu, dass ich wieder heil zurück komme - dafür verfahre ich mich wieder auf dem Rückweg. Die Klever bekommen aber rechtzeitig ihren Flieger und als ich im Backpackers - irgendwann fand ich es doch noch - mein Bier aufmache, sehe ich die Maschine gerade starten.

So bleibt mir nur noch, mich ein wenig verlassen zu fühlen, das Auto zu reinigen und etwas in Kempton-Park-Shopping-Centre einkaufen zu gehen. Merkwürdig ist nur, dass ich beim Verlassen eines Ladens wo ich ein paar Musikkassetten kaufe, von einer Inderin aufgefordert werde, auf mich und meine Sachen zu achten. Hier wäre es “unsafe”. Im Car-Wash-Centre sagt man mir, ich solle unbedingt während der Fahrt alle Türen verschlossen halten, da hier “car-napper” ihr Unwesen treiben. Hier sind alle sehr nervös. Wird Zeit, dass ich hier wieder weg komme.

Da ich mit dem Flughafen auf Kriegsfuß stehe, lasse ich mir den Weg zur Autovermietung von der Company selbst und vom netten Kollegen in der Rezeption (ich vergaß glatt seinen Namen) erklären. So finde ich den Weg dorthin recht schnell und liefere den Wagen ab. Die Abwicklung dauert dafür etwas länger, weil die Filiale in CapeTown Probleme hat, den alten Zustandsbericht des Autos zu faxen. Endlich klappt es doch und sofort fallen die Stellen an der Windschutzscheibe auf, wo zu Beginn unserer Tour die Steine rein geflogen sind. Zum Glück brauche ich dafür nur einen kleinen Unfallbericht zu schreiben. Dann erledigen wir alles für das neue Auto. Es ist ein kleiner Fiat Palio, blau, leicht verschrammt und sozusagen schon vorbeschädigt. Leider ist jetzt der Blinker wieder links und ich wische wieder häufiger die Scheibe.

Ohne groß auf die Karte zu gucken, fahre ich los und versinke mit Pauken und Trompeten im Straßenchaos von Joburg. Die Richtung stimmt allerdings so ungefähr - Hauptsache, ich habe die Sonne von hinten. Es klappt dann auch und ich befinde mich auf der N3 nach Durban, die ich aber bald hinter Heidelberg wieder verlasse. Die Straße kostet Geld und ist nicht billig. Die Nebenstraßen sind aber auch ganz nett. Es geht durch Landschaften mir riesigen Feldern, riesigen Silos und reichlich Lastwagenverkehr. Hier und da sehe ich kleine Ansiedlungen der “locals”. Sie sind eckig und bunt und mit Mustern bemalt. Dies ist so üblich in “Freestate”, wie dieser Teil Südafrikas heißt.
Zeitig erreiche ich Harrismith. Hier gibt es ebenfalls ein Backpackers. Es ist ein Einfamilien-haus mit einigen Schlafzimmern, einer gemütlichen Holzhütte im Hof und netten Leuten. Eine ältere Frau mit Namen Helen (sen) gibt mir einen Krug mit Wasser und weist darauf hin, dass dies extra sauberes Trinkwasser sei. Ich dachte, dass dies in den Städten der Normalfall sei. Anyway - sie stellt sich vor, ich auch, ich aus Deutschland, sie aus Polen - vor langer Zeit in den dreißigern - , soso.
So ist das in Südafrika. Wir reden noch über die Welt und Reisen im Allgemeinen und sie war oft in Israel. Es gibt sehr viele Juden in Südafrika. So erklären sich auch die traditionell guten Kontakte zwischen beiden Ländern.

Ich schaue mir den Ort an. Er ist sauber, niedlich und hat alles was die Leute hier brauchen: Zu essen, zu trinken und Videos für den Feierabend. Ansonsten möchte ich hier nicht tot über dem Zaun hängen. Aber - es gibt auch ein Internet-Café.

Des Nächtens bin ich doch froh, dass das Bett in der Hütte über drei Decken verfügt. War es tagsüber zu warm, so wird es nachts sehr kalt und ich mümmel mich unter die Decken. Das Frühstück fällt dafür umso üppiger aus. Ich futtere mich so richtig satt, belade wieder das Auto, hole Geld aus dem Automaten, tanke voll und ab geht’s. Heute möchte ich Lesotho erreichen.

Die Route führt erst vorbei an verbrannten und pechschwarzen Feldern und Bergen und anschließend durch den Golden-Gate-Highlands-Nationalpark. Auch hier ist ebenfalls fast alles schwarz. Hier wird offenbar im Winter fast alles abgefackelt. Zum Glück können Steine nicht brennen, sonst wäre Südafrika ein einziges Loch.

 

Der Park lockt normalerweise mit interessanten Wanderungen, ist jetzt aber so hässlich, dass ich mit Grausen daran denke, hier wieder durch zu müssen. Außerdem kann es passieren, das es in Lesotho ähnlich aussieht. Ich streife solche Gedanken lieber ab und erreiche Ficksburg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lesotho

 

 

Über eine Brücke gelangt man zum Grenzposten nach Lesotho. Die Leute sind super-freundlich und ich wechsele superschnell die Seite. Hier ist alles kein Problem. Direkt an der Grenze ist eine Tankstelle. Der Sprit ist billig ich weiß aber nicht, ob später noch genug Tankstellen kommen.

Ein Typ mit grüner Weste spricht mich an, leiht sich einen Kugelschreiber und fragt mich, wo ich hin will. Er will mit, meint aber, er muss bis 14.00 Uhr arbeiten. Ob ich mit ihm nicht zu seinem Arbeitsplatz einer Möbelfirma fahren will und dort auf ihn warten. Seltsam, ich kenne ihn überhaupt nicht. Er wirkt zwar sehr freundlich aber ich finde diese Hartnäckigkeit seltsam. Schließlich bin ich doch froh, als ich alleine von der Tankstelle wegfahre.

Die Grenzstadt, Maputsoe, ist typisch afrikanisch, voller Menschen, lebendig und laut.

Kaum habe ich die Stadt verlassen und schlage die Nordroute zum Sani-Pass ein, wird es ärmlich.

Menschen laufen mit Wolldecken umhüllt herum und Kinder halten die Hände entgegen zum Betteln. Bloß nicht anhalten. Als ich es einmal tue, weil ich denke, ich könnte jemand mitnehmen, soll ich stattdessen gleich irgendwas schenken. “Wie wärs mit dem Buch da?”, fragt mich ein Mädchen und zeigt auf den Reiseführer. So ein Unsinn: Hier kann doch kaum ein Mensch lesen, und schon gar nicht deutsch.

 

Die Gegend wird immer leerer. Hier ist nur sehr wenig verbrannt, was auch viel an-genehmer aussieht. Die Straße schlängelt sich ständig aufwärts und erreicht bald den Moteng Pass mit seinen 2800 und noch mehr Metern. Schon auf dem Weg dorthin gibt es gefrorene Wasserfälle.

Auf den Pass folgen zwei weitere Pässe mit 3200 und mehr Metern und damit auch ein paar kleinere Schneefelder. Dazwischen - ich traue meinen Augen kaum - ist ein Skilift und dieser ist auch noch im Betrieb. Darunter ist eigentlich gar kein Schnee zu sehen. Als ich mit dem Auto die andere Seite des Tals erreiche, sehe ich tatsächlich dort unten etwa 50m Skipiste und einige Leute beim Skifahren. Nach dem dritten Pass, dem Tlaleeng-Pass, wird die Straße schlecht und es reiht sich ein Schlagloch (Pothole) nach dem anderen. Jetzt geht nur noch Schritttempo. So schlinger ich meinem Ziel entgegen. Vor Mokhotlong ist noch eine große Diamantenmine.

Es gibt ein Backpackers in Mokhotlong. Ich folge der Straße zum Sani-Pass und biege an einem verbeulten Schild nach Thaba-Tseka ab (zum Glück sehe ich es noch rechtzeitig). Vorher hatte ich noch Probleme die richtige Richtung zu erraten. Leider spricht hier kaum einer englisch. Schließlich gibt einer grob die Richtung an und ich schaukele nach einigen Kilometern eine superüble Piste, Marke Flussbett mit vielen dicken Rillen und großen Steinen, ins Tal hinab. Wie komme ich hier morgen bloß wieder hoch?

Das Backpackers habe ich eigentlich nur dadurch erraten, als plötzlich eine Frau ein großes, verbeultes Tor öffnet. Ich bin offenbar angekommen. Das Backpackers ist etwas heruntergekommen und auch gleichzeitig ein Guesthouse. So buche ich ein Bett im Guesthouse - ich bin hier alleine - und treffe Ferhat aus Tunesien im angrenzenden Backpackers - auch er ist alleine.

Der Unterschied ist neben dem Preis nur die Ausstattung mit warmen Decken im Guest-house. Ferhat will ebenfalls zum Sani-Pass, der laut Reiseführer lediglich von Lesotho aus mit einiger Fahr-Erfahrung ohne Allrad zu bewältigen ist. Von Südafrika ist er für nicht-Allrad glatt verboten.

Im Backpacker gibt es nur einen kleinen Laden, mit praktisch nix. Es gibt kein Restaurant und Abends verlässt das Personal das Gebäude. So sabbeln Ferhat und ich uns abends gegenseitig voll und kochen uns gemeinsam etwas Reis mit Bohnen.

Wir sitzen lange zusammen, trinken etwas und kommen super miteinander aus.

Nachts ist es schon komisch, ganz alleine in einem alten Haus ohne Licht und Strom zu nächtigen.  

Am Morgen geht es nach einem kargen Frühstück - ich spendiere ein paar Kekse - wieder hoch auf die Straße. Ich habe echte Schwierigkeiten, da auf dem letzten Stück die Räder durchdrehen und das Auto wieder zurück rutscht. Man muß mich schieben. Hoffentlich kommt so was nicht noch öfter. Ich möchte nämlich den selben Weg nicht zurückfahren. Die Piste erweist sich jedoch besser, als gedacht. Ferhat und ich verquasseln uns die Zeit und stetig folgen wir dem Lauf des Sehonghong-Flusses.

Zwischendurch treffen wir auf eine Pony-Karawane mit Touristen, die vom nahen Sani-Top-Chalet unterwegs sind. Das Chalet selbst ist fast ausgebucht und die freien Zimmer sind zu teuer. Einigen Leuten ist es schleierhaft, wie ich mit dem Fiat den Pass heraufgekommen. Sie sind in der Regel auf Tagestrip von Südafrika hier und wissen nix von den Straßen in Lesotho.
Oben ist auch die Grenzkontrolle von Lesotho. Ich möchte einen Ausreisestempel und bekomme nur ein “Geh mit Gott”. Den Stempel haben sie nämlich verbummelt. Auch das ist Afrika.

Ich fahre hinab und weiß jetzt, warum die Straße für Kleinwagen verboten ist. Es ist eine steile Geröllpiste die über enge Serpentinen und teilweise unbefestigt abwärts läuft. Oft sind tiefe Fahrspuren zu überwinden. Es erfordert schon einiges Können, hier herab zu fahren. Mir kommen etliche Autos entgegen und alle schütteln nur den Kopf. Allerdings hat so manches Allrad-Auto ebenfalls Probleme, da ihre Fahrer oft zu blöde für so was sind.

 

An der Grenze fragen mich die Leute, wie viele Löcher ich nun im Tank habe. Fast alle Kleinwagen kommen nämlich reichlich lädiert und vor allem tropfend herunter. Ich hatte nicht ein einziges mal feindliche Bodenberührung. Kein Stein kam von unten. Nicht ohne Stolz berichte ich allen, die gerade da sind, von meiner Leistung. Dafür ernte ich sogar richtige Empörung.
Eine deutsche Reisegruppe, Typ Hausfrauenkegelclub, steht am Grenzposten und einige der Frauen meinen doch glatt, dass wegen mir jetzt die Mietwagenpreise steigen.

No comment.

In Underberg, einem kleinen Nest in den südlichen Drakensbergen, finde ich erst kein Backpackers. In einer offenen Touristikagentur bekomme ich von einer netten jungen Frau dann die Info über ein Backpackers, welches noch nicht in den Reiseführern steht. Es ist noch neu. So wohnt ebenfalls dort. Leider weiß ich weder den Namen des Hauses, noch den der Eigentümer, nur den des größten Hundes, ein schwarzes Mondkalb namens Ebony.

Das Backpackers ist, wie gesagt, neu und supernett. Hier übernachtet auch eine kleine Reisegruppe aus Durban. Mit denen fahre ich abends nach Himeville, nahebei, da hier nix auf hat, zum Essen. Es wird ein lustiger und netter Abend und von Jeannie, deren Reiseleiterin, erfahre ich noch so manchen Tipp.

Bei der Gruppe mit von der Partie ist ein Chinese namens Jang, der chinesenmäßig ständig seinen Schnodder laut hochzieht. Wer so etwas allerdings nicht kennt ist ziemlich angeekelt.

Ich fahre nach Port St.Johns, an die Wildcoast. Ich erinnere mich noch ganz gut an die Straße, wo wir bei Flagstaff einen Abzweiger verpasst haben und so. Jetzt ist hier alles anders, als vor ein paar Wochen. Sie haben nicht lange gefackelt und ordentlich viel Feuer gelegt. Was vormals ganz hübsch aussah, ist jetzt schwarz.

Tankstellen sind wieder rar. In Flagstaff sind sie entweder alle oder kaputt. In Lusikisiki, 50km vor Port St.Johns gibt es plötzlich eine ganz neue mit allen Schikanen. Kurz vorm Ziel nehme ich noch zwei Frauen mit. Zwei richtige afrikanische Mamas, die die ganze Zeit auf Xhosa erzählen, erzählen und erzählen. Genau genommen “verklickern” sie sich was. Xhosa ist die hiesige Sprache, eine Sprache mit den 5 Klicks (in verschieden Tönen). Ebenfalls kurz vor Port St.Johns ist eine lange Baustelle. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr so viel Piste fahren, aber das lässt sich ja nicht ändern.

Port St.Johns, eine kleine Stadt, liegt traumhaft an der Mündung des Umzimvubu-Flusses, der hier versucht, vorbei an steilen Felsen, ins Meer zu schwappen. Hier finde ich im Gecko’s Moon ein passables B&B am “first beach” mit Meeresblick und 2 Katzen, die versuchen, beim Frühstück etwas vom Teller zu klauen.

Internetmäßig ist es lau. Das einzige Café, wo man außerdem guten Shawarma zum Essen bekommt, hat ein Leitungsproblem. Es funktioniert gar nix, außer man hat stundenlang Zeit. In der Touristeninfo hole ich mir die nötigen Infos über diese Gegend. Die Frau im Büro schiebt beim Erzählen genüsslich ihre Brüste zurecht. Ich kann mir nur mühsam einen anzüglichen Witz verkneifen.

Abends, im angeschlossenen Restaurant, treffe ich den Manager (Namen habe ich leider vergessen) und Parma. Parma sehe ich erst nur im dunkeln und frage ihn, ob er auf der nahen Straßenbaustelle arbeitet, er sei ja so schwarz. Großspurig meine ich noch, ob jetzt nicht eine kräftige Dusche hilft. Na, ja, er wird jetzt wohl sowieso erstmal duschen, sagt er. Nachher ist er allerdings genauso schwarz - mir ist mein Spruch richtig peinlich - und er entpuppt sich als Inder. Er ist nett, kommt aus Pietermaritzburg (“Da musst Du unbedingt hin!!!”, meint er) und versucht mich unbedingt von Gott zu überzeugen. “There must be a power behind”. Trotz seines missionarischen Eifers kommen wir gut miteinander zurecht und ich darf dann auch Witze darüber machen.
Zweimal fällt kurz der Strom im Ort aus und einige meinen, dass es daraufhin morgen besseres Wetter gibt.

Am nächsten morgen finde ich in einem nahen Backpackers eine bessere Internet-verbindung und komme endlich dazu, meine E-Mails abzuarbeiten. Der Laden, das Island Backpackers, ist ganz nett und hat eine gute Besatzung. Dumm ist nur, dass es in den meisten Räumen nach Katzenpisse stinkt. Ich erkunde noch die umliegende Gegend und fahre zum “Gap and Blowhole”, einen Aussichtspunkt im nahen Mnthumbane-Township, wo es gutes Whalewatching geben soll.

Es sind leider weit und breit keine Wale zu sehen. Dafür kommen zwei Mädchen, Elaine und Princess entlang geschlendert. Als Mann bekomme ich leichte Probleme, da die beiden sehr offenherzig herumlaufen und körperlich schon sehr weit entwickelt sind. Da muss man sich schon sehr zusammenreißen. Elaine fragt mich, da ich mit dem Auto da bin, ob ich sie zum nahen Strand, dem “second beach” fahren kann. Klar, hab ja nix besseres zu tun. Die Tour macht beiden Spaß und beide machen ihre Späße aus dem Auto heraus. Sie erinnern mich an die kleine Adda in Hombori/Mali. Sie sind übrigens 15 und 14 Jahre alt. So eine Tour beinhaltet auf jeden Fall eine Rückfahrt - eine afrikanische Selbstverständlichkeit, die ich aber schon vorher wusste. Schließlich bin ich ja dafür verantwortlich, dass sie sich jetzt an diesem Strand befinden. Da der Strand ganz angenehm ist - hier und da bläst weit entfernt ein Wal - beschließe ich, gleich wieder dorthin zurück zu kehren.

Später treffe ich hier auf vier Mädels, einige im gelben Schwimmdress, die sie als Life-guards ausweisen. Sie haben Langeweile und hängen herum. Bukeko fragt mich, ob ich sie nicht zu ihrem Heimatdorf fahren kann. “Warum nicht - hab nix besseres zu tun” und schon sitzen 4 Lifeguards in meinem Auto. Bukeko sitzt vorne und bedient den Kassettenrekorder. Eigentlich spielen wir nur eine Kassette - populäre Musik, die gerade super-hip ist und die ich zuufällig dabeihabe. Hinten sitzen Cynthia, Kiki und Lisedi. Lisedi ist übrigens die einzige, die sich dafür interessiert ob ich verheiratet bin. Ich glaube, sie ist ein wenig verliebt. Ansonsten sprechen sie nur Xhosa und nur etwas englisch, was sich aber im Laufe des Nachmittags verbessert. Ich habe eigentlich keine Ahnung worum es bei unserem Trip geht. Ich befolge einfach den Wegweisungen von Bukeko. Sie spricht irgendwann vom “Kraal”, in Mpande bzw. Sinangwana, einem Backpackers ziemlich weit abgelegen, was direkt bei ihrem Dorf liegt. Davon habe ich schon gehört und weiß wenigstens ungefähr, worum es geht. So befinde ich mich mal wieder auf einer endlosen Reifenkillerpiste und frage mich zwischendurch doch öfter mal, wann wir endlich da sind. Ich bin ziemlich beeindruckt, was die Reifen so alles aushalten.

Die Mädels sind jedenfalls gut drauf, drehen die Musik auf volle Lautstärke und machen ihre Party. Es geht auf und ab und immer tiefer ins Land hin ein. Urplötzlich taucht die Küste auf. Wir sind da. Alle Hütten und Häuser sind mit Blick zum Wasser gebaut und trohnen hoch auf den Klippen. Unten tummeln sich Delphine.

Bukeko zeigt mir das Haus, wo sie geboren ist und wartet, bis Cynthia, ihre Schwester, ihr ihre Tochter bringt, die hier aufwächst. Das Kind ist 2 Jahre und sie selbst ist 18. Der Vater lebt in Umtata und ist aus dem Spiel. Lisedi zeigt mir noch das Haus, wo die Lifeguards im Sommer wohnen, wenn sie dort eingesetzt sind. Sie sind sehr stolz auf ihre Truppe.

Ich will ein Foto machen. Da geht aber nur unten am Strand und mit dem typisch gelben Schwimmdress. Darauf legen die Mädels wert und darauf sind sie stolz. Wir teilen uns noch eine große Colaflasche und machen uns auf den Rückweg. Kurz vor Port St.Johns hole ich noch einen sixpack Castle. Der ist aber bis zum “second beach” schon alle. Auf dem Weg dorthin nehmen wir übrigens noch Charmaine mit, ebenfalls eine Lifeguard-Kollegin. Sie spricht ein gutes Englisch.

Nun ist das Bier wieder alle und schon geht es zurück in Town. Im Liquor Store kaufe ich 2 sixpacks Smirnoff-Spin, einem süßen Gesöff mit Wodka.

Als wir, vorbei am “second beach” und am “third beach” damit im “Green Tree”, einer Kneipe auftauchen, die die Mädels mit zeigen wollten, fliegen wir raus, da wir unsere Getränke schon mitbringen. Also zurück in Town. Im “Toll Gate”, einer Kneipe für die “locals” wechseln wir auf Reeds, einem anderen Süßgesöff. Ich bezahle so ein paar Runden. Die Mädels haben nämlich nix. Auch der eine oder andere Kerl entpuppt sich als Lifeguard-Kollege und bekommt sein Bier. So lerne ich zum Beispiel Bongile kennen, einen supernetten Typen, der mich immer vom, voll gepissten, Kneipenklo fernhalten will, wo geschlechtsübergreifend bei offenen Türen gepinkelt wird.

Es ist tatsächlich zum Kotzen, aber ich bin ja nun schon so einiges gewohnt.

Irgendwann, ich habe reichlich einen in der Kiste, fahre ich wieder Richtung “beaches” und bringe jede einzeln - auf dem Weg werden es 6 Mädels allein auf der Rückbank - ins Township nach Hause. Bukeko zeigt mir schließlich noch den Weg aus dem Township hinaus und so schlingere ich gemütlich und abgefüllt nach Hause. Mann, hatte ich am nächsten Morgen einen Kater.

Den folgenden Tag lasse ich ruhig angehen. Meine Lifeguards wollen sich wieder mit mir treffen. Ich weiß natürlich sehr wohl, welchem Zweck ich diene. Ich bin Weiß, habe offenbar Geld und fahre ein Auto. Trotzdem finde ich es lustig, mit einigen Mädels, die weniger als halb so alt sind wie ich, eine Sause zu machen. Viel los ist allerdings nicht mehr mit mir - am gestrigen Abend gab es zu viel durcheinander.
So wollen sie heute mit mir nach Umtata. Das kann ich ihnen aber erfolgreich rausreden und so bleibt es bei einem kleinen Imbiss “downtown”. Mit Bemerkungen wie, “meine ganzen Kleider wurden gestohlen, ich habe nur geliehene Sachen und brauche etwas Neues”, versuchen sie von mir noch etwas Geld zu bekommen. Das gibt es nun leider nicht mehr - finito. Deshalb werde ich ihnen ab jetzt zu langweilig und ich habe frei. War ja bis jetzt ganz witzig mit ihnen, aber nun ist gut.

Abends zieht sich der Himmel über der Gegend zusammen. Auf meine Frage, wie wohl das Wetter morgen wird, heißt es: “Thirsty” (von “durstig”). “Wie?”, “Na ja, morgen ist Thursday”.

 

Die ganze Nacht hat es dann auch geregnet. Der Regen hat nicht nur mein staubiges Auto etwas gereinigt, sondern einen beträchtlichen Teil der Straße, die ich heute nehmen möchte, in eine Schlammwüste verwandelt. Ich erinnere mich noch gut an meine Anfahrt nach Port St.Johns. Kurz vorm Ziel war eine Umleitung, die steil über zwei Pässe durch ein Bergdorf rauf und wieder runterführt. Es ist natürlich eine Sandpiste, die sich jetzt in Schlamm verwandelt hat. Da es ständig weiterregnet, nehme ich wieder Leute mit. Ich habe es auf ältere Mamas abgesehen. Die erzählen sich immer gegenseitig lustige Sachen auf Xhosa, das klickt so schön.

So nehme ich die schlammige Straße in Angriff und schleudere die Piste den Berg hinauf. Einige male denke ich, ich bleib stecken. Bloß nicht. Erleichtert sehe ich eine Mama hinter mir, die Gottseidank ihre Schlammpuschen in der Hand hält. Sie muss bis zum Knöchel eingesunken sein.

So wird ordentlich die Kupplung gequält. Die einzige Möglichkeit, nicht stehen zu bleiben. Es klappt auch wunderbar und so schupper ich langsam schlingernd den Berg wieder hinab. Das Auto ist kaum wieder zu erkennen. Voller Schlamm, der sogar unter dem Rückspiegel hängen bleibt und während der Weiterfahrt hart wird. Wie ein brauner Eiszapfen.

Ohne Umwege benutze ich, wie schon Wochen vorher, die R61 nach Port Edwards und weiter die Straße Richtung Port Shepstone. Ich habe mir ein Backpackers in Warner Beach ausgesucht und lande in einer Sackgasse, die wir schon damals für die Straße nach Durban gehalten haben und wo Wolfgang genervt wieder umgedreht ist. Diesmal stimmt es und ich stehe direkt vor dem “Angel Rock Backpackers”. Rob, der Boss hier, ist superfreundlich und kümmert sich um seine Gäste.

Hier wird viel Billard gespielt und ich werde öfter aufgefordert Billard zu spielen. Es kostet nichts, ist aber in einem tadellosen Zustand. Hier wurden besondere Regeln hinzugefügt: z.B.: Beim Versuch die letzte Kugel, die “8”, zu Versenken, muss man seinem Gegner tief in die Augen blicken. Sonst gilt es nicht.

Im Ort selbst finde ich noch einen preiswerten “carwash”.

Nun sieht der Fiat wieder passabel aus. Für den Rest des Tages regnet es zwar, er bleibt aber trotzdem sauber genug. Morgen geht er in Durban zurück zur Company.

Die Nacht ist stürmisch und der Himmel ist am Morgen bedeckt. Irgendwie habe ich schlechte Laune.

Als ich die Übernachtungen bezahlen will, muss ich warten, bis einer aus der Crew wach genug ist und die Abrechnung macht und in Durban sind sie mal wieder nicht imstande, sich ein Fax zu schicken zu lassen. Die Company will sich aber in Joburg über den früheren Zustand des Autos informieren. Ich warte also wieder, bis das Fax eintrifft. Ein kleines Eckchen der Radkappe fehlt, sonst nix. Der Cheffahrer will mir noch irgendwas zeigen, was auf der alten Checkliste falsch eingetragen war. Wen interessiert das, bloß. Ich werde darauf hin etwas ungehalten.

Alles wird gut und ich finde sofort mein Backpackers. Hier versuche ich nun endgültig das Fax von “Africa Addict”, des Touranbieters für Mozambique zu erhalten. Gerade, als ich den Typen dort erreicht habe, um das Fax zu schicken, macht der hiesige sein Büro zu. “Komme in einer Stunde wieder” - daraus wurden dann fast zwei Stunden. Jetzt bin ich echt sauer und beschwer mich über den “Scheißservice” in diesem Laden. Trotzdem habe ich anschließend alles noch erledigen können und hole noch so viel Geld aus dem Automaten, wie ich verantworten kann. Dann werde ich wieder ruhiger und erkunde noch mal recht intensiv die Innenstadt von Durban. Abends gibt es noch ein paar Filme in der Glotze und ich spreche etwas viel dem, hier doch recht billigen, Gin&Tonic zu.

Morgens - ich schlafe ziemlich lang - treffe ich noch einen Amerikaner, der hier auf der “World-Park”-Konferenz ist. Er erzählt, dass er gestern ausgeraubt wurde, keinen Block von hier entfernt. Ich denke mir, na ja - aufpassen. Ich bin da immer etwas gutgläubig und bilde mir ein, genug für meine eigene Sicherheit zu tun und vor allem: Nix klaubares dabei zu haben.

Jedenfalls mache ich am Nachmittag eine ähnliche Erfahrung. Einer steht hinter mir und ein anderer versucht mich von vorne zu fixieren. Methode Sandwich. Leider ist er ein Schwächling und so schiebe ich sie beide weiter vor mir her, bis zu einem privaten Wachtposten und dabei brülle sie an. Sie suchen das Weite und ich will erst noch hinterher und wenigstens einem eine zu semmeln. Bin so richtig wütend, beruhige mich aber schnell, da aufgrund meiner Vorsichtsmaßnahmen ja nichts passiert ist. Es soll mir eine Lehre sein. Erst gestern Abend habe ich mir noch einen Verdauungsspaziergang in Badelatschen in eben dieser Gegend gegönnt.

Für heute Abend bleibe ich lieber zu Hause.