Mozambique

 

 

Früh morgens 06:00 Uhr: Rory kommt mit seinem großen, alten Landrover und sammelt uns, so nach und nach, ein.

Uns, das sind Leute aus Dänemark, Schweden, UK, Deutschland und Süd-Afrika.

Als wir gerade die Letzten einladen, kippt der, als Treppe für den großen Innenraum des Landrovers gedachte, Stuhl weg und ich lande so richtig mit Schmackes auf meinen Arsch. Tut aber gar nicht so richtig weh - nur ein paare Hautabschürfungen. Vielleicht merke ich aber auch nichts mehr.

Die Fahrt von Durban nach Norden ist dafür weniger ereignisreich - die Strecke ist bekannt. Wir überschreiten die Grenze nach Swaziland in Lavumisa. Die Abfertigung geht schnell. Swaziland ist seit meinem letzten Besuch nicht unbedingt schöner geworden. Jetzt riecht es zusätzlich auch noch nach Zucker, bzw. nach Zuckerfabrik.

Wir übernachten im Hlane-Game-Reserve, einem der größten Schutzgebiete Swazilands. Gleich abends machen wir einen Game-Walk und stoßen wie bestellt auf eine Gruppe White-Rhinos. Wir gehen so richtig nah heran und wenn wir Angst zeigen, sagt der Ranger immer “I protect you”. Womit eigentlich? Er hat nur einen Stock dabei. Als dann plötzlich ein Koloss von Rhino sich von hinten an uns heran schnüffelt, schlägt er bloß einmal mit dem Stock auf den Boden. Sofort macht es einen Bogen um uns. White-Rhinos sind schreckhaft!! Der größte Witz!!

Ansonsten gibt es hier noch den einen oder anderen giftigen Baum, dessen Gift sogar wirkt, wenn er als Holz zum Grillen genutzt wird. Schlimmstenfalls fällt man danach einfach tot um.

Anschließend gibt es noch eine touristische Tanzeinlage, wo wir feststellen, dass, außer uns, fast nur noch Leute aus Deutschland hier zu Besuch sind.

“Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Deutschen, die im Ausland sind”.

Sie benehmen sich tatsächlich absolut peinlich.

Heute Nacht entschließe ich mich draußen, also ohne Zelt, zu schlafen. Es ist sehr angenehm und mein Schlafsack völlig ausreichend.

Am am nächsten Morgen machen wir noch einen Game-Drive, wo wir noch ein paar weitere Rhinos sehen und ein paar Cheetahs, die lazy herumliegen.

Die Tour durch Swaziland ist nicht weiter der Rede wert. Am Grenzübergang dürfen wir alle warten, weil fast alle ein Visum für Mozambique brauchen.

Die Straße nach Maputo spiegelt das Verkehrssystem Südafrikas wider. Die Straßen-schilder und -markierungen sehen identisch aus und außerdem ist hier ebenfalls Linksverkehr. Rechts und links sind kleine Stücke Land abgeteilt. Man versucht hier, die letzten Landminen aus der Zeit des Bürgerkrieges zu finden, damit das Land wieder nutzbar wird. An den Straßenrändern spielen Kinder mit selbstgebauten Drachen aus alten Plastiktüten - sie fliegen. Bei den gelegentlichen Stopps stehen Kinder mit verstümmelten Armen und Beinen am Auto. Andere versuchen ihre Cashews zu verkaufen und stürzen sich regelrecht auf jedes Auto.

In den Dörfern mischen sich alte portugiesische Kolonialruinen und eckige Hütten aus Holzstangen, aus denen man einen Rahmen gebaut hat, und Steinen, die man in die Rahmen hineinfüllt. Die Straße ist küstennah, hier und da gibt es einen Süßwassersee, der Unmengen von Mosquitos ernährt.

Maputo zeigt sich uns als eine typische afrikanische Großstadt. Vieles wird neu gebaut, vieles ist heruntergekommen oder halb zerstört und hier und da stehen die Gerippe einiger Häuser, die zur Zeit der Unabhängigkeit angefangen wurden und wohl niemals fertig werden. Die Straßen sind quadratisch aufgebaut. Die Namen lesen sich wie ein “who-is-who” alter sozialistischer und auck kommunistischer Kämpfer. Es gibt Lenin, Marx, Engels, Kim Il Sung, Allende, Palme - die Namenswahl ist nicht immer ein Kompliment.

Unser Backpacker, das “Fatimas Nest”, ist zum Beispiel in der “Avenida Mao-Tse-Tung”.

Wir wechseln unser erstes Geld in Mozambique. Es heißt “Meticais”, ist wenig wert und so schwer, dass man mit den Münzen einen erschlagen kann.

Wir beziehen einen Raum für uns alle. Er ist recht klein und die Luft wird heute Nacht sehr, sehr dick. Den Rest des Tages verbringen wir mir etwas shoppen. Das Brot ist hier sehr lecker. Da unser Lunch schon früh am Vormittag war, sterben wir vor Kohldampf.

 

Das bevorzugte Bier in diesem Land heißt “2M”, schmeckt ganz lecker, ist aber immer zu viel. Die Flasche fasst 3/4 Liter.

Die Nacht wird, wie gesagt, stickig, einige Mosquitos nerven herum und jetzt ist auch jedem klar, dass wir in einem Malariagebiet sind. Gerade zu diesem Thema habe ich meinen einzigen Disput mit Rory, unserem Guide. Er ist absolut Afrikaerfahren und somit natürlich auch schon fast überall gewesen.
So kennt er sich also aus und weiß natürlich alles - so was mag ich ja besonders. Er hatte schon mindestens 100mal Malaria und meint doch tatsächlich, es gäbe eine spezielle afrikanische Malaria. Die Krankheit. mit der ich im letzten Jahr im Tropenkrankenhaus lag, war wohl etwas völlig anderes, bloß keine Malaria - von der hat er nämlich noch nie gehört. Eigentlich wüssten wir in Europa (außer natürlich “good and very old “ England) wohl ohnehin nicht besonders viel über dieses Thema. Hierzu gibt es dann auch noch einfältiges Kopfnicken unserer einzigen Teilnehmerin aus UK.

Das Ganze ist natürlich hausgemachter Blödsinn. Na ja, er versucht es mir noch zu beweisen, in dem er mir ausgerechnet den LonelyPlanet, Mutter aller oberflächlichen Reise-führer, unter die Nase hält. Mir ist soviel Plattheit eigentlich zu blöde, Marta ist schon genervt, aber er nimmt mir immerhin die Möglichkeit ab, dass ich tatsächlich so was wie eine Malaria hatte.

Super ...  er weiß also alles über Afrika.

Später, in aller Ruhe, so unter 4 Augen (ohne Publikum), kann ich ihm zeigen, was es zu diesem Thema so alles gibt und was er so alles nicht weiß. Er nimmt es auch an und stimmt mir zu. Ich mache das nicht aus purer Rechthaberei - möchte aber schon ernst genommen werden.

Ab jetzt stimmt die Sache zwischen uns und wir haben in den nächsten Tagen noch sehr viel anregende Gespräche über Afrika. Bin ja schließlich nicht zum ersten mal auf diesem Kontinent und kann ihm schon noch ein paar Sachen erzählen.

Morgens beim Frühstück läuft mir Ferhat über den Weg. Wir haben “damals” einen Teil der Strecke in Lesotho zusammen erlebt. Es sieht so aus, dass ich ihn wohl noch öfter treffen könnte. Er ist ein feiner Kerl und wir liegen auch sprachlich auf einem Level.

 

Rory fährt mit uns noch etwas durch Maputo. Wir laufen über den Mercado Municipal und erstehen Unmengen von Cashews und Erdnüssen. Überhaupt gibt es hier Cashews bis zum Abwinken. Manchmal denkt man, jeder zweite Baum in diesem Land ist ein Cashew-Baum.

Nachmittags gehe ich noch in ein Internet-Café und am frühen Abend zeigt uns Rory den Fischmarkt, wo wir alles - Barracuda, Lobster und Prawns - einkaufen und direkt auf dem Markt zubereiten lassen. Der Spaß ist nicht billig - es wird unser teuerstes Essen - der Abend wird aber trotzdem ganz lustig und mit laut aufgedrehter Musik geht es zurück ins Fatimas. Die Luft wird diese Nacht besser, da die Tür zu unserem Raum öfter einmal aufgelassen wird. Leider wird sie zwischendurch von irgendwelchen Angsthasen immer mal wieder geschlossen.

Sehr früh - gegen 5.00 Uhr - weckt uns Rory. Er will früh los, weil die Fahrt anstrengend und lang ist. Man kann nicht allzu schnell fahren, die Straßen haben einige Schlaglöcher und oftmals kriecht vor einem ein alter Laster. Beim Klostopp sollen wir nicht einfach so ins Gebüsch gehen, sondern auf den Wegen bleiben, wegen der Minen. Wie zum Beweis taucht kurz darauf ein Trupp Minensucher mit blauen Overalls, gepolsterten Westen und Metalldetektoren, auf.

Inhambane ist ein netter Ort an der Küste - spätsozialistischer Stil - hübschhäßlich - , wo wir noch kurz anhalten, den Markt besuchen und dann weiterfahren nach Barra (gibt es nicht nur in Gambia, sondern auch hier), wo wir eine schönes großes Haus mit 4-Bett-Abteilen in der Barra-Lodge beziehen.

Der Strand ist klasse, breit und leer. Wenn man barfuss über den Strand läuft, klingt es wie quietschende Gummistiefel.

Einige aus der Gruppe machen “snorkeling” und andere “scuba diving”. Camilla aus Dänemark macht “horse riding” und wird abgeworfen. “Shit happens”.

Der Strand lädt zum Laufen ein. Der Boden ist fest und eigentlich optimal. Ich lasse es trotzdem sein. Im fange im Dezember wieder an - versprochen.

Die Bar ist strandnah und so verbringen wir schöne Abende bei lauer Luft und klarem Sternenhimmel. Internet gibt es auch - ist aber sauteuer. Nur zum Lesen geeignet.

Die Betten verfügen über Mosquitonetze. Trotzdem werde ich fast aufgefressen. Åsa aus Schweden zählt am nächsten Tag 25 Stiche auf meinem Rücken.

 

In der letzten Nacht gibt es Regen. Das Dach ist undicht und ich muss umziehen in die Halle. Jetzt schlafe ich ohne Netz und überlebe trotzdem.

Bei gutem Wetter hätten wir die Fähre nach Maxixe genommen. Heute ist es ungemütlich und wir fahren lieber um die Bucht herum.

Es geht weiter nordwärts. Am Straßenrand wird ein Schwein geschlachtet und rechts und links stehen Händler bereit um Kokosnüsse und Holzkohle zu verkaufen. Wir entdecken einen schönen Picknickplatz. Kaum haben wir unser Lunch fertig, kommt ein Polizeiauto und macht exakt hier Verkehrskontrollen, stoppt Autos und alle müssen mal hupen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und wir sind wieder unter uns.

Die Landschaft ändert sich wenig. Es ist grün und direkt am Straßenrand wird alles mögliche angebaut. Immer wieder tauchen Dörfer auf und mitten drin stehen immer wieder portugiesische Betonbauten aus den 60ern. Jener Baustil, der etwas avantgardistisch wirkt. Alles irgendwie schräg. Jetzt sind die Häuser entweder halb verfallen oder quietschbunt angemalt.

Wir erreichen Vilanculos. Es ist Sonntag und einige Läden, sowie das Internet-Café, haben geschlossen. Wir schlafen im Baobab-Beach-Camp, einem netten Backpackers unter einem großen Baobab-Baum. Überhaupt sind wir in einer typischen Baobab-Gegend. Hier wächst er massenhaft. Es sind die ersten Baobabs für mich seit West-Afrika.

Wir haben Zeit, erkunden den Ort, seinen Markt und Åsa lässt sich die Haare schneiden. Auf dem Campingplatz treffen wir Olli und Kurt. Beide sind per Auto unterwegs und kennen auch Joe und Claudia aus Gambia. Die Welt ist ein Dorf.

Am nächsten Morgen transportieren wir unsere Ausrüstung und unser Gepäck an den Strand, wo es auf eine “Dhau”, dem typischen arabischen Segelboot, umgeladen wird. Alles passt auf das Boot, wir wollen Segel setzen, da krabbelt ein Skorpion aus dem Segel. Dafür muss er jetzt schwimmen lernen.

Wir haben guten Wind und segeln gemütlich vor uns hin. Nur kurz müssen wir den Außenbordmotor zu Hilfe nehmen. Wir erreichen Benguerra bei Ebbe und dürfen dafür unsere ganze Ausrüstung einige hundert Meter durchs hüfthohe Wasser an Land schleppen.

Unsere Unterkunft heißt “Gabriels Lodge” und ist die günstigste vor Ort. Dafür ist das Bier

unverschämt teuer. Das wird zwar mit den Transportkosten vom Festland hierher begrün-det, aber eigentlich wollte ich keine Aktien der Brauerei kaufen. Anyway. Es ist ein schöner Platz. An einer Stelle gibt es sogar Mobilfunk-Verbindung, unter einem Baum. Sie nennen ihn “Telephone Tree”. Bei mir klappt es aber nicht so gut.

Rory zeigt uns noch für einige Stunden die Insel zu Fuß. Wir streifen kreuz und quer durchs Gebüsch, achten auf giftige Dornen und werden bei kurzen Regengüssen auch mal so richtig naß. In einigen Süßwasserlagunen gibt es Krokodile, die heute aber anscheinend nicht zu Hause sind. Dafür gibt es eine große Düne, die wir erklettern. Oben erwartet uns ein richtiger Sandsturm, dass es uns auf der Haut peitscht.

Åsa uns ich sind schnell und lassen die Gruppe hinter uns. Ein paar mal entscheiden wir spontan, wo es weitergeht. Wir kommen durch so manche Ansiedlung. Ein Junge begleitet uns bis zu seinem Haus und kommt später stolz mit einem selbstgebauten Segelboot hinterhergelaufen.

Wieder gabelt sich der Weg. Er führt hinunter zum Strand. Vorher allerdings laufen wir über den Hof einer ehemaligen portugiesischen Ferienvilla im modernen 60er-Jahre-Stil. Sie ist verfallen und jetzt lebt eine Fischerfamilie darin. Es sieht armselig aus. Der Fang besteht hier eher aus kleinen Fischen und Muscheln, die hier zu tausenden herumliegen. Unten am Wasser bringen Kinder gerade ein Boot an Land. “Was gab es heute?” “Nix!”

Wir treffen die anderen wieder, verlieren dafür Marta, die Muscheln am Strand sucht.

Die Mädels sind heute besonders albern und wir Männer verdrücken uns frühzeitig in die Bar.

Der nächste Tag ist wieder sehr entspannend. außer Dagmar, Clive und mir sind alle “snorkeling” und so komme ich mal wieder zum Lesen, laufe am Strand entlang und fotografiere viele Kinder.

Besonders auffällig ist, dass es hier keine Möwen gibt. Wenn ich so recht darüber nachdenke, habe ich sie schon länger nicht gesehen oder gehört. Selbst später, in Tansania, werde ich keine Möwen mehr zu Gesicht bekommen. Dafür buddeln Krebse den ganzen Tag Löcher in den Boden. Sie krabbeln hinein, kommen mit einer Fuhre Sand hinaus und werfen ihn in hohem Bogen über den Kopf. Sieht wirklich lustig aus. So mancher Krebs wird aber auch von einem Vogel gefangen und verspeist.

Die Rücktour zum Festland am nächsten Morgen beginnt mit reichlich Wellen aber sicherer Fahrt. Einige werden so richtig nass.

Neben mir sitzt eine afrikanische Frau und stillt ihr Kind. Wir albern noch ein bißchen mit dem Kind herum - es sieht niedlich aus und lacht. Kurz vor Erreichen des Festlandes hält sie das Kind entsetzt von sich und bricht in lautes Wehklagen aus. Das Kind ist tot und eine gelbe Flüssigkeit läuft ihm aus der Nase. Niemand tut etwas, alle gucken einfach weg. Eine Bekannt aus ihrem Dorf nimmt ihr das KInd weg, wickelt es in eine Decke und kümmert sich etwas um die Mutter. Aber sonst gucken alle “locals” weg und ich als Fremder kann mit der Situation überhaupt nicht umgehen. So ist das hier in Afrika. In der Trauer sind die Menschen alleine.

Die Frau geht vor uns von Bord. Eigentlich wollte sie mit dem Kind in ein Krankenhaus und hatte erst heute die Zeit und das Geld für die Überfahrt.

Recht bedrückt beenden wir unseren Segeltörn am Baobab-Beach-Camp.

 

Es ist Ebbe. Es geht mal wieder zu Fuß an Land. Es sieht “old-fashioned” aus, wie wir, die

Ausrüstung auf den Köpfen tragend, ein paar hundert Meter an Land waten.

Zügig beladen wir unser Auto und bezahlen noch die ausstehende Barrechnung. Wir wollen gleich los, doch leider hat die Batterie ihren Geist aufgegeben. Starthilfe von einem anderen Landrover per Kabel nützt gar nichts, das Kabel wird dabei richtig heiß. Ulkigerweise funktioniert anschieben. Bereits nach 2m läuft der alte Diesel.

In Vilanculos halten wir für eine halbe Stunde. Seit langem mal wieder eine Chance, ins Internet zu gehen. Das Internet-Café in der “Casa de Cultura” hat keine Verbindung, dafür sitzt der halbe Ort kinomäßig vor einem großen Fernseher und guckt Video. Man verweist mich zur Telefongesellschaft TDM. Hier klappt es dann auch prima.

Die Gruppe treffe ich beim Bäcker wieder. Es gibt in Mocambique besseres Brot und auch leckeren Kuchen. So machen wir uns kuchenmampfend auf den Weg, zurück nach Süden.

Unterwegs durchqueren wir wieder einige Dörfer, es ist vormittags und die Kinder sind in der Schule. Diese ist unter einem Baum, an dem die Tafel befestigt ist. Davor sitzen exakt in 4er-Reihen die Kinder.

Rechts und links sind die Leute bei der Feldarbeit. Mitten in den Feldern sind Reste von Autowracks. Man lässt sie liegen und arbeitet sich drum herum.

Vor Maxixe biegen wir links ab nach Morrungulo. Hier hat die Frau des früheren rhodesischen Premierministers eine Camping-Lodge errichtet. Überhaupt trifft man hier auf viele

alte Rhodesier und frische hinzugekommene weiße Zimbabwer. Seit Mugabe dort mit System sein Land kaputt macht, kommen sie zuhauf nach Mozambique.

Es ist ganz nett hier und abends sitzen wir wieder gemütlich an der Bar. Wir sprechen über frühere Zeiten und Rory und Clive berichten aus ihrer Zeit beim Militär als sie in Angola eingesetzt waren. Sie nennen es die Zeit des “Bad-South-Africa”. Ich kann da ein bisschen mit friedlichen Revolutionsträumereien und Erfahrungen aus Mittel-Amerika mithalten. Das hat die beiden tatsächlich beeindruckt, da bei mir auch Idealismus mitgespielt hat. So etwas kennen sie nicht.

Vor der Camping-Lodge weist ein Schild auf eine Bäckerei. In 20 Sprachen steht hier auf einzelnen kleinen, weißen Schildern: “Frisches Brot”. Beim Camp-Eingang kaufen wir noch ausreichend Bier, da es beim nächsten Halt außer uns nichts geben wird.

Wir machen einen kurzen Halt in Maxixe, wo wir Dagmar auf dem Markt verlieren. Ein echtes Kunststück, der Markt ist nämlich überhaupt nicht groß.

Während der Wartezeit erstehe ich eine Original angolanische Zahnbürste.

An der Grenze zum Bezirk Manjacaze (oder 45km nördlich von Xai Xai) biegen wir plötzlich links ab und schaukeln 20km über Sandpiste meerwärts. Hier und da hupt Rory und grüsst die Leute. Er kennt sie alle und unser neuer Übernachtungsplatz ist sein persönlicher Geheimtipp. Es ist wunderschön mit kleinen Süßwasserseen, bewaldeten Dünen, kleinen Farmen und einem leeren Strand. Wasser holen wir aus einem Brunnen und Holz aus dem Gebüsch. Heute Abend ist mein Abschiedsabend und ich gönne mir mal wieder eine Nacht unter freiem Himmel.

Wir schaffen es locker unser Auto anzuschieben und starten die letzte Etappe bis Maputo. Am Straßenrand wird mitten im Dreck ein Rind zerlegt - mmmh lecker.

 

Maputo erreichen wir noch am Vormittag. Ich steige beim “Fatima’s Place” aus. Hier ist für mich die Gruppentour zu Ende. Man erkennt mich irgendwie wieder und ich bekomme sogar dasselbe Bett im Dormitory. Ich schaffe es auf Anraten von Amilcar, dem guten Geist das “Fatima’s”, sogar noch rechtzeitig zur Tansanischen Botschaft. Ich muss mich nämlich schon jetzt um ein Visum kümmern, da es in Malawi keine tansanische Botschaft gibt (tatsächlich) und es an der Grenze auch keines geben soll. Der Witz ist, dass man es in US-Dollar bezahlen muss. Nichts anderes wird akzeptiert . Wir Deutsche müssen 20$ - Briten und Amis sogar 50$ bezahlen. So muss ich noch schnell in eine Wechselstube und blöde Ami-Dollars tauschen.

Mit Amilcar diskutiere ich die Möglichkeit ein Auto zu kaufen. Es hat seinen Reiz, tun zu können, was man will. Er will sich umhören. Mal sehen.

 

Im Fatimas treffe ich Ferhat wieder. Er ist irgendwie nicht weit gekommen, bzw. musste wegen Zahnproblemen nach Maputo zurückkehren.

In mein 8er-Zimmer ziehen noch 2 Spanier ein. Ansonsten habe ich ausreichend Platz. Es ist sehr warm und Mittags sollte man tunlichst eine Siesta machen. Maputo ist superheiß. Abends sitzen einige Leute von hier, wie z.B. Sergio, mit der Gitarre und spielen mozambikanische und brasilianische Musik.

So verbringe ich die nächsten Tage mit sightseeing. Im Revolutionsmuseum ist eigentlich nur eine Ausstellung mit Fotos und Ergüssen von Samora Machel und seiner Frau. Neben einem gut erhaltenen 1500er VW - ein “Volks”-Wagen eben - aus den 60ern wird ansonsten noch jeder Pups dokumentiert und ist furchtbar wichtig. Na ja - eigentlich ist das ganze Haus ziemlich schlecht in Schuss.

Anschließend nehme ich die Fähre nach Catembe um mal Maputo als Skyline zu sehen, gehe auf den “Mercado Municipal”, wo mich Serge, ein kleiner Straßenjunge begleitet und esse seit langem mal wieder Pizza. Plötzlich kommt am Restaurant eine Demonstration vorbei. Die Leute schwingen deutsche und amerikanische Flaggen. Irgendwie wider-sprüchlich. Ein Kellner erklärt mir, dass hier ehemalige Kontraktarbeiter, die früher in der DDR eingesetzt waren, für den Lohn kämpfen, den wohl die deutsche Regierung längst bezahlt, die mozambiquanische Regierung aber nicht raus rückt.

Von den USA und der UN erhofft man sich seltsamerweise Unterstützung.

Sonnabend bleibe ich in meiner Gegend, gehe im “Zambesis” essen und treffe auf drei Polizisten in Begleitung zweier junger Frauen. Die drei Polizisten fragen, ob ich ihnen keinen ausgeben möchte. Sie sind witzig, ich gebe ein paar Meticais für Coke und habe dafür für den Rest des Abends Joyce und Amalia am Hals. Sie kommen aus der Vorstadt und suchen sich jemanden, der ihnen Getränke und etwas zu essen spendiert. Wir können uns zwar nur mühsam verständigen, haben aber trotzdem genug zu lachen. Wohlgemerkt: Ich bin nichts anderes als der “Bezahler”. Mehr passiert da nicht.

Als wir in der “Avenida de 24 Julio” in einer Kneipe landen kommt es aber zu lautstarken Auseinandersetzungen und Beschimpfungen mit einigen “locals”. Sie befürchten, dass mich die Mädels nur Abzocken wollen (was ja genau genommen stimmt) und ich suuuupervorsichtig sein soll. Kein Thema - hab ja kaum etwas dabei.

So kehre ich erst spätnachts gut gelaunt und heil in mein Backpackers zurück.

 

Am nächsten morgen probieren die Mädels noch einmal, mit mir loszuziehen. Habe jetzt aber keine Zeit und muss sowieso noch mal zur Bank. Amilcar hat sich eigentlich mit mir wegen eines Autos verabredet - und mich aber doch versetzt. Na ja, alles braucht seine Zeit. Bin ja in Afrika. Vielleicht morgen.

Morgens gehe ich frühstücken, gucke noch kurz an der Internationalen Schule vorbei, ob an der Pinnwand ein Auto angeschlagen ist. Als ich wiederkomme wartet Amilcar auf mich. Er schickt mich mit Wash, einem freischaffenden Fahrer, los. Der zeigt mir einen Opel - so richtig mit Spoiler und Pferdestärken. Völlig unbrauchbar und überteuert. Am nächsten Tag zeigt er mir einen CitiGolf. Schon besser - leider braucht der bleifreies Benzin, was es wohl kaum in Tansania zu kaufen gibt. Alles braucht seine Zeit. Vielleicht gibt es morgen etwas anderes.

So spreche ich wieder mit Amilcar. Der hat natürlich wieder eine Idee, gleich um die Ecke. Leider stellt sich heraus, dass ich weder den Wagen sehen kann, noch die entsprechenden Dokumente. Sie sind verloren gegangen. Dafür will man mir ein anderes Auto zeigen. Gleich heute Mittag. Darauf warte ich dann vergebens. Ich erinnere mich daran, dass Wash einen Ford Bantam in petto hat. So fahre ich also mit ihm in die City. Am Mercado Municipal steht dann das Auto, was ich haben möchte. Es ist ein knallroter Pickup. Sein Eigentümer wohnt, sozusagen als Nebenwohnsitz, in Soweto, dem berühmten Township bei Joburg. Ich stelle mir schon vor, wie der mit einem Plastikaufsatz, einem Canopy, aussieht. Wir machen eine Probefahrt durch Maputo. Jetzt muss ich nur noch das Geld beschaffen. Mit Wash stehe ich dann in der einzigen Bank, die jetzt noch geöffnet hat, in einer Monsterschlange, nur um festzustellen, dass meine Mastercards mau sind. Scheiße !!! und morgen ist der Tag der Revolution, also ein Feiertag. Jetzt fange ich an Ruth und Urte zu Hause wuschig zu machen. Bei der Bank muss die Kreditkarte gecheckt werden und Ruth muss dafür Geld beschaffen und zwischen mir und Urte vermitteln. Irgendwie klappt das aber trotzdem nicht so recht. Am Donnerstag versuche ich noch den einen oder anderen Geldautomaten - alles Mist.

Mittlerweile stehe ich per SMS mit diversen Mobiltelefonen in Kontakt, immer bange ob man überhaupt noch mit mir spricht. Schließlich fällt mir dann noch WesternUnion ein, worum sich dann Ruth kümmert. Am Freitag, meinem Geburtstag hole ich das Geld dann in der Bank um die Ecke ab. Es ist reine Nervensache - die Leute in der BancoInternationalMozambique werden mit Sicherheit nicht am Stress umkommen.

 

Jetzt kann der Deal stattfinden - Endlich. Mit meinen Nerven bin ich reichlich herunter. Ich will hier einfach weg und möchte nicht noch übers Wochenende hier bleiben.

Ich werde abgeholt. In einer kleinen Nebenstraße wird dann das Geld (65 Millionen Meticais - eine ganze Tasche voller Geld) konsprirativ gezählt. Bei einem Notar wird dann der Verkauf beglaubig, bei der Polizei wird noch mal das Gleiche polizeilich festgestellt und parallel dazu besorgt Wash die Versicherungen. So bin ich also stolzer Besitzer eines Autos. Es wird dann noch etwas stressig, weil Wash den Wagen am Sonnabend durchchecken lassen will und ihn bis 4 Uhr am nächsten morgen behält, weil er das Auto für Privattouren nutzt, wodurch ich eventuell einen ganzen Tag verloren habe. Dafür steht das Auto an der anderen Straßenseite und die Polizei ist auch schon da. Was los ist, habe ich bis heute nicht so ganz verstanden. Jedenfalls ist der Wagen wohl beim letzten Benzintropfen dort stehen geblieben. Als Amilcar, der deswegen die ganze Nacht nicht schlafen konnte, Sprit holt und den Wagen anschieben will, kommen die Bullen, die hier alles andere als vertrauenswürdig sind. Jetzt warten sie eigentlich nur noch auf mich, den Eigentümer, und tun sich wichtig. Einfach nicht ernst nehmen, sind eh nur Arschlöcher - Geld bekommen sie nicht. Jedenfalls hat Wash jetzt Probleme, da seine Papiere nicht in Ordnung sind.

Mit Amilcar schaffe ich es immerhin am Sonntag ein canopy zu kaufen und die restlichen Sachen, wie Kassettenrecorder, Batterie und Handbremse einzutüten.

Das also kurz zum Auto.

Einige Tage früher habe ich dann noch nett mit einigen Leuten in meinen Geburtstag reingefeiert und am Mittwoch war ich noch mit Ferhat auf einem Konzert von Ivan Mazuze, einem supergeilen mozambiqanischen african jazz Musiker. Es fand im französisch-mozambikanischen Kulturzentrum statt. Hier treffe ich Celeste wieder, die in unserem Backpackers gelegentlich mit Sergio und Co. Musik macht. Sie ist Musikstudentin und singt. Damit für den folgenden Text kein Mißverständnis entsteht: Mit Celeste verbringe ich ab jetzt zwar so manchen Abend - mehr läuft da aber nicht. Ich habe vielleicht ein besonderen Draht zu Musikern ;-). Ich diskutiere mit ihr die Möglichkeit, eine CD von Ivan Mazuze zu kaufen. Sie meint, das so etwas sehr schwer ist in Mozambique, nimmt mich spontan an die Hand und plötzlich stehe ich Ivan himself gegenüber. Er verspricht mir, mir eine CD nach Hamburg zu schicken.

Anschließend gehe ich noch mit Ferhat in die “African Bar”. Auf dem Rückweg treffe ich Joao, einen Taxi-Fahrer, der fließend deutsch spricht. Auch er war vor etlichen Jahren als Kontraktarbeiter in der DDR.
Donnerstag bin ich mit einigen Leuten im Backpackers versackt. Wir haben den ganzen Kühlschrank leer getrunken und dann noch Nachts um 2 Uhr einen unserer Nachtwächter zum Bierholen geschickt. Der Einstieg in meinen Geburtstag ist also gelungen. So bin ich im Halbschlaf zur Bank, wo mir Ruth per WesternUnion Geld schickt. Alles klar - wenn nur diese Bänker nicht so schlaftrunken arbeiten würden. Der Rest: siehe oben.

 

Am Freitag bin ich dann mit Celeste verabredet. Sie schleppt noch eine Freundin an und spontan entschließt sich Sven, ein Tourist aus Deutschland, mitzukommen. Wir wollen wieder in die “African Bar”. Leider ist hier Totentanz aber Celeste weiß eine Party, die wir aufsuchen können. Hier sind viele Künstler anwesend, von denen zum Beispiel Sergio Simione, ein Holz-Bildhauer, oder was-auch-immer, nicht einmal mehr sitzen kann und mir, quasi als Begrüßung, ein Glas Whisky-Cola übers T-Shirt kippt. Für den Rest des kurzen Abends haben wir uns dann klasse verstanden. Lang wurde es nämlich nicht, weil sich Leute beschwerten. So haben wir die Location gewechselt und sind gegenüber der US-Botschaft gelandet. Hier wurde es dann doch noch recht lang und ich trinke zu viel Wodka. Zufällig taucht hier auch Ivan Mazuze auf und schwört mir ganz bestimmt die CD zu schicken. So bin ich dann am nächsten Tag ganz froh, als mich Amilcar um 7.30 weckt, weil Wash den Wagen durchchecken lassen will und damit alleine wegfährt. Mit meinem Brausebrand bin ich zu nix zu gebrauchen.

Abends gehe ich mit Celeste wieder in das “Zentrum” Es spielt Miriam Makeba, die Legende “herself”, mit Mingas, einer tollen Mozambikanerin, als Anheizerin. Das Konzert ist super. Sie singt sogar ihren berühmtesten Gassenhauer, “Pata-Pata”, meint aber selbst, sie kann es kaum noch hören. Als es immer wieder von einem Mann aus dem Publikum gefordert wird, meint sie, sie bringt ihn um.

 

Die Stimmung ist klasse, wir finden sogar Plätze in der ersten Reihe. Celeste ist aber völlig fertig - die letzten Abende waren wohl heftig. Na ja, war bei mir ähnlich. Nur, in meinem Alter braucht man wohl nicht so viel Schlaf. Wir treffen noch auf Sergio, den Holzschnitzer von gestern. Er hält sich heute lieber an einem Fruchtsaft fest. War wohl zuviel Alkohol, gestern.

Celeste kennt mal wieder jemanden und besorgt uns noch einen Lift zum “Celebrando Samora Machel”-Festival. Der ehemalige Präsident Mozambiques ist hier sehr populär, obwohl er genau genommen Mozambique nach der Unabhängigkeit wirtschaftlich gegen die Wand gefahren hat. So wurde hier ein Riesenzelt aufgebaut und 150.000 Leute zahlen brav Eintritt. Es ist absolut super - nur Celeste ist es nicht genug und so schafft sie es, in den VIP-Bereich zu kommen - auch nicht schlecht.

Sie kennt mal wieder die richtigen Leute.

Alle 10 Minuten kommt ein Spot über die Leinwand im Hintergrund und eine Stimme aus dem off und erzählt von Samora Machel, seinem Leben und dass sein Herz weiter schlägt - nach dem Rhythmus der afrikanischen Trommel.

Auch für den Rückweg kennt sie jemanden. Dieser Typ ist blau, zugekifft und gehört eigent-lich ins Bett. So schlingern wir los. Leider nicht heimwärts, sondern in einen Vorort, nur über Sandwege erreichbar, zu seinem Haus. Dieses ist wider erwarten sehr hübsch. Nächstes Jahr gibt es auch Strom und Wasser. Celeste schläft schon beinahe und ich überrede unseren Freund, uns wieder in die Stadt zu bringen. Hier finde ich dann auf der anderen Straßenseite meinen Wagen wieder. s.o.

Den Tag darauf verbringe ich mit Amilcar. Wir versuchen an seinem freien Tag einen Plastikaufsatz, ein Canopy, für den Wagen zu bekommen und das fehlende Radio, eine neue Batterie und die kaputte Handbremse einzufordern. Wir fahren kreuz und quer, auch nach Machava, wo Lazaro, der Ex-Eigentümer, wohnt und erreichen nur, dass ich am Abend endlich ein Canopy habe. Dazwischen trinken wir Mengen an Bier und Amilcar baggert alles an, was einen Rock trägt. Am Abend gehe ich ein letztes mal mit Celeste los. Sie ist völlig fertig und leidet, ähnlich wie ich, unter einer Art Schlafentzug. Wir essen lecker japanisch, ich bringe sie nach Hause und mache einen ruhigen Abend.

Am morgen organisiere ich noch schnell etwas Geld, um das Canopy zu bezahlen. Um 9.00 wollen die Canopy-Eigentümer und Lazaro kommen. Es muss noch etwas repariert werden und Lazaro muss noch die Radio/Batterie/Handbremse-Sache erledigen.

Zuerst komme ich zurück vom Reisecheck-Tausch und wer ist nicht da? Amilcar! Ich gab ihm gestern generös die Schlüssel und er hatte wohl noch so manchen date. Mir steht bestimmt die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Nicht schon wieder!!! Mateus, der hier den Boss mimt, regt sich fürchterlich auf und die Canopy-Leute sind pünktlich. Amilcar taucht dann doch noch rechtzeitig auf und irgendwann kommt auch Lazaro, der Ex-Besitzer. Zusammen geht es durch die Stadt zu der Werkstatt, wo wir gestern das Canopy geholt haben. Nun, denke ich, stürzen sich 100 Leute auf mein Auto und machen alles fertig - naja zumindest ein paar. Man kann ja schließlich vorne, unten und hinten gleichzeitig arbeiten. Nun lerne ich, wir sind in Afrika und hier tut man die Dinge nacheinander, selbst wenn die Leute nur herumstehen und warten. Eigentlich wollte ich ja Mittags weiterfahren.

So beginnen wir mit dem Canopy. Ein Fenster muss eingesetzt werden und es fehlt das entsprechende Gummi. Also machen wir uns auf dem Weg und suchen Gummis. Am Markt sehe ich Matratzen und halte an. Sofort kommen fünf Matratzen auf mich zu und ich kaufe die kleinste, die gut auf meine Ladefläche passt. Leider stehe ich in der zweiten Reihe. Sofort steht ein Polizeiwagen hinter mit. “Documentos !!!”. Scheiße. Da sind sie wieder, meine Lieblingsfreunde, die Bullen. Sie kommen von hinten angeschlichen mit ihrem Mannschaftswagen für Kleingruppen. Sie kennen nur ein Wort: “Documentos !!!” Sie sind raffgierig, korrupt und völlig unnütz. Alle hassen sie. Sie kontrollieren alle meine Papiere, lassen mich noch um die Ecke fahren und geben sich zum Glück mit relativ wenig Geld zufrieden.

Anschließend geht es weiter, Gummi suchen. Wir werden fündig, es soll 300.000 kosten und ich soll zahlen. So nicht Jungs, es war Euer Canopy. Okay, wird vom Restpreis - zahle niemals alles im voraus - abgezogen. Nun beginne ich nervös zu werden. Keiner tut was, alle warten, bis die Gummis geliefert werden. Dann wollen sie zurück und in aller Ruhe ... Nix da, ich werde sauer. Fangt mal an zu arbeiten. Man kann schließlich alles erforderliche gleichzeitig tun. Spätestens jetzt wird mir klar , dass ich gegen afrikanischen Gleichmut nicht die geringste Chance habe. Sie lassen mich einfach stehen, reagieren nur kurz und machen im selben Tempo, so weit man es Tempo nennen kann, weiter. Auch auf Ausfälle - ich bekam einmal einen Wutanfall, woraufhin es mir anschließend richtig gut ging - reagieren sie mit kurzem Augenrollen und anschließend ist alles wie vorher. Einmal bin ich einfach losgefahren und superfix hieven sie das Canopy vom Auto: Machtkampf. Danach können wir in aller Ruhe - wirklich - die Situation besprechen. Sie sind allmählich genervt von mir und so drücke ich nur noch den Preis und bin relativ zufrieden. So bekämpfen wir uns und helfen uns gegenseitig. Die Jungs besorgen mir noch ein Reserverad, nachdem Wash meines verbummelt hat. Mit Lazaro fahre ich noch nach Machava. Er hat überhaupt kein Radio und keine Batterie für mich und sucht seinen Partner, Nino, der den Verkauf organisiert hat. Leider ist er auch derjenige, der das Geld kassiert hat. Lazaro ist nur seine Marionette. Er tut mir etwas leid und ich nerve ihn fürchterlich. Immerhin bekomme ich das Radio und kriege ihn dazu, die Handbremse reparieren zu lassen. Wir verabreden uns für den nächsten morgen - wer es glaubt - für die Batterie. Im dunkeln fahre ich dann zurück zum Backpackers.

Natürlich erscheint er nicht am nächsten morgen, sondern ich fahre mit Amilcar zum Markt. Hier wird mir eine gebrauchte Batterie geliefert und dilettantisch eingebaut. Auf dem Weg raus aus Maputo erstehe ich noch einen zweites Reserverad - das andere hält im Ernstfall keine fünf Minuten, war dafür aber superbillig - und verlasse diese Stadt.

Die Strecke nach Inhambane kenne ich ja nun. Hinter Xai-Xai, am Limpopo-Fluß, werde ich von Polizisten gestoppt. War ja klar. Wo ich bin, wartet eine Uniform. Allerdings tragen hier drei verschiedene Leute auch drei verschiedene Uniformen. Es gibt hier die Militärvariante, die Englisch/Süd-Afrikanische Variante und den DDR-Vopo-Stil. Sie meinen, ich benutze keinen Sicherheitsgurt. Kein Mensch tut so etwas. Sie meinen aber, ich müsste ein Ticket zahlen. “Ach nöö, Leute, das glaube ich nicht, ihr verarscht mich doch.” “Nein, nein, Du musst bezahlen.” Ich steige aus und meine nur noch. “Ihr verarscht mich doch bloß, und macht es nur, weil ich Deutscher bin und ihr mein Geld wollt”. “Okay, fahre weiter” und etwas später “You are clever, man”. Naja, sage ich, bin nicht zum ersten mal in Afrika. Alle afrikanischen Bullen sind gleich. Sie wollen scheinbar “ehrbar” abzocken. Sobald Du sie darauf ansprichst, dass sie eh nur Knete wollen, sind sie beleidigt und lassen Dich meistens ziehen. Falls das nicht hilft, reicht es oft, ihnen Rassismus zu unterstellen. Das mögen sie überhaupt nicht.

Zu spät und im dunkeln erreiche ich Inhambane. Ich habe einfach nicht einkalkuliert, dass es hier schon um 18.00 dunkel wird. So fummel ich mich im dunkeln durch die Schlaglöcher, werde von Lastwagen gnadenlos geblendet und erreiche völlig geschafft Fatimas-Nest in Tofu, wo ich mich gnadenlos im Sand festfahre. Keine Chance hier jemals herauszukommen. Fünf Leute versuchen zu schieben - nix. Der Motor sitzt auf dem Sand. Ich verabrede mich für den nächsten Tag mit einem Südafrikaner, der mit seinem Landrover auf dem Platz steht. Er will mich herausziehen.

Das Backpackers ist ganz ok. Natürlich wird es wieder einmal von Leuten geleitet, die hier wohl einen Ferienjob machen. Kein Interesse an Dingen außerhalb Tauchen und Parties. Wenigstens bekomme ich noch etwas zu essen.

Am Lagerfeuer, mitten im Wind, sitzt Sven, aus Berlin, mit dem ich schon in Maputo unterwegs war.

Meine erste Nacht in meinem “Wohnmobil” ist klasse. Ich habe wunderbar geschlafen.

Der nächste Tag bringt für mich hauptsächlich relaxing. Das Frühstück ist ganz gut und am Strand ist ein schattiges Plätzchen für mich. Sven will Tofu erkunden. Ich komme mit. Beim Tofu-Scuba möchte er Geld tauschen. Wir treffen Libby aus UK. Wir klönen über dies und jenes und über meinen Dhau-Ausflug nach Benguerra-Island. “Was ist eine Dhau?”, fragt sie mich. Die heutige Jugend hat wohl andere Prioritäten.

Sie will nach Inhambane, sozusagen in die Stadt, und auch Geld tauschen. Mit einem “Chapas”, dem hiesigen Busch-Taxi fahren wir hin und treffen nahe dem Markt Paolo und seine Gang. Er mimt im Backpackers den Boss und weiß viel. Nur - besonders zuvor-

kommend ist er nicht. Wahrscheinlich ist das seine Art, sich von der Kundschaft abzu-grenzen. Jedenfalls bekomme ich in einem Laden einen Riegel und ein Vorhängeschloss für meine Heckklappe. Mit Paolo und seinem Fanclub geht es zurück. Ich habe dann für den Rest des Tages genügend Zeit, das Auto zu präparieren. Es bringt Spaß. Irgendwann hört mein Radio auf, zu arbeiten. Mist, was ist das schon wieder?

Surfen ist hier nicht und eine popelige SMS an Ruth dauert Jahre, ohne zu wissen, ob es geklappt hat. Der Kontakt ist absolut mies. Das bringt mir am nächsten Tag eine böse Kritik per SMS von Urte - heute hat nämlich Annabelle Geburtstag. Supermist.

Abends wird mein Auto aus dem Sand auf den nächsten festen Platz gezogen. Helfen kann ich nicht - meine Batterie ist total alle. Nochmal supermist. Dafür steht jetzt das Auto etwas schräg, weswegen ich Nachts sehr schlecht zum Liegen komme. Jedenfalls springt das Auto beim kleinsten Schubser am nächsten Morgen an.

Mit Reggie aus der Schweiz fahre ich erst nach Inhambane hinein und anschließend nach Vilankulos.

Kurz hinter Inhambane ist eine Polizeikontrolle. War ja klar. Sie monieren den unbenutzten Sicherheitsgurt. Diesmal reicht es aber, ihn anzulegen. Wir belassen es dabei und bleiben angeschnallt. Wir werden darauf nie wieder angesprochen. Es ist wohl die einzige Sache, die sie schon von Weitem sehen können. Alles andere, wie Schäden am Auto, sind zu aufwändig.

Reggie löst mich beim Fahren ab und so erreichen wir relativ entspannt Vilankulos. Sie schlägt das “Zombie-Cucumber”-Backpackers vor. Well done, tolle Unterkunft, nette Leute, gutes Essen. Ich bleibe gleich zwei Nächte. Den Plan, nach Beira und Ilha den Mocambique zu fahren, lasse ich fallen. Es dauert zu lange und mir läuft die Zeit davon. So habe ich Zeit, den Wagen weiter auszurüsten. Auf dem Markt kaufe ich Klebeband und Plastiktüten. Jetzt werden auch die Fenster dicht gemacht. Es ist oft besser, dass niemand in das Auto hineinsehen kann.

Am zweiten Abend treffe ich Emma und Bryan aus UK wieder. Wir hatten ein paar schöne Abende in Maputo.
Alleine mache ich dann den Trip nach Chimoio. Es geht schnurgeradeaus. Eine Brücke - natürlich mit Polizeikontrolle - bringt mich über den Save und die Straße wird irgendwann so richtig schlecht. Es wird eine Schlaglochpiste, Marke Senegal-2000, absolut übel und eine Herausforderung für das Auto. Ich bin froh, dass ein Blech unter dem Motor befestigt ist. Auch bis hier hat sich der Schlagloch-Füll-Abzocktrick herumgesprochen. Immer, wenn ein Auto kommt, schmeißen Kinder völlig sinn- und planlos Sand auf die Straße und tun so, als würden sie die Löcher füllen. Dafür verlangen sie dann Geld. Davon wird natürlich die Straße nicht besser und es ist ein übles Herumgekurve. Da das alles so einen Spaß bringt, brennen auch noch unzählige Buschfeuer am Straßenrand. Flammen züngeln von der Seite rüber und der Qualm nimmt mir die Luft und die Sicht. Einmal überquere ich eine Brücke, die so kaputt ist, dass man über ein Loch eine weitere Brücke gebaut hat. War wohl damals die billigste Lösung.

 

Die einzige Tankstelle auf halber Strecke ist leer und ich hoffe, dass der Sprit reicht. In Chimoio gibt es zum Glück wieder Tankstellen. Ab dort ist es dann nur noch eine vergleichsweise kurze Strecke zum “Casa Msiki”, einer Ferienanlage und Motel an einem Stausee. Hier kann ich billig campen. Mit meinem Auto ist das ja alles kein Problem. Im Restaurant gucken einige abgefüllte South-Africans Rugby und mir geht es gut. Nachts ist es etwas unruhig, da ich mit dem Wagen zu nahe an den Wirtschaftsgebäuden stehe.

Es gibt noch ein kurzes Frühstück und ich bin wieder on the road.

Der Abzweiger nach Tete ist eine Baustellenzufahrt und der größte Teil der Straße wird gerade neu gebaut. Das ist einerseits sehr schön und lädt alle Länder Afrikas zum Nachahmen ein - in diesem Fall ist es absolut scheiße!!!.

Dies ist eine viel befahrene Transitstrecke und hunderte von Lastwagen brettern hier durch.

Die Piste ist sandig und wenn die einem entgegenkommen beträgt die Sicht minus 10m. Das rührt die aber gar nicht. Einmal bin fast einmal blind in einen Lastwagen hinein ge-fahren, der die Piste viel zu schnell genommen und sich ein paar mal um sich selbst ge-wickelt hat. Ob der Fahrer jemals lebend herauskam ist unwahrscheinlich. Anhalten geht nicht, da die Piste einige Zentimeter unter dem normalen Niveau liegt, man also nicht aus der Straße “ausbrechen” kann. Wer hier anhält wird gnadenlos von hinten aufgerollt.

Da bleibt nur: Augen zu und durch.

Landschaftlich hat die Strecke aber viel zu bieten. Alle paar Kilometer fahre ich durch riesige traditionelle Dörfer mit großen Baobabs.

Als ich schließlich Tete erreiche, bin ich heilfroh. Schnell erreiche ich das “Casa de Piscina”, eine leicht heruntergekommene Anlage mit Schwimmbad (ohne Wasser) und setze mich ins Restaurant unter einen Ventilator. Das hat aber überhaupt keinen Sinn, da mich die gequirlte Luft von oben überhaupt nicht erreicht.

Hier läuft ein Kellner herum, der fließend deutsch spricht. Auch er war früher Kontrakt-arbeiter in der DDR.

Tete ist die heißeste Stadt Mozambiques und wir haben ca. 40 Grad. Ein Glutofen - bloß nicht bewegen. Trotzdem gehe ich noch etwas herum. Tete hat eine imposante Brücke über den Zambesi, im Bürgerkrieg hart umkämpft, die allerdings so gebaut ist, dass immer nur ein LKW zur Zeit sie überqueren darf.

Am nächsten Tag verlasse ich dieses Land. Am Grenzübergang warten schon Leute auf mich, die sich um alles kümmern. Versicherung, Zoll und Geldwechsel. Alles verläuft reibungslos und ich weiß endlich, dass mein Auto nicht “hot”, also nicht geklaut ist.