Mexiko 1993

Sonnabend 18.12.

Früh aufstehen ist diesmal nicht angesagt.

Die Reise beginnt in Hamburg-Fuhlsbüttel. Hier herrscht das übliche Schmuddelwetter.

Mit dem Airport-Bus am Flughafen angekommen, beginnt erst einmal die Suche nach dem Schalter der UNITED-AIRLINES. Er befindet sich in der neuen Abflughalle des Flughafens. Hier sitzen bereits Elke und Gudrun - das erste Drittel der Reisegruppe ist komplett.

Das Einchecken findet bei UA unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt. Mein Taschenmesser wandert ins Hauptgepäck und über den weiteren Inhalt des Handgepäcks muß genau Auskunft gegeben werden. Endlich halte ich den Boarding-Pass direkt bis Mexico-City in der Hand - wir werden direkt bis ins Ziel durchgecheckt. Um 9.20 Uhr startet die Maschine nach London.

 

Das Flugzeug ist voll ausgebucht, der Flug ist ansonsten ruhig und das Wetter ist, zumindest über den Wolken, herrlich. Nach längerer `rumeierei` über London landen wir endlich in Heathrow. Das Wetter ist noch mieser als in Hamburg, dafür dürfen wir unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen.

Wir steigen in einen Shuttle-Bus und fahren ewig über den Flughafen, bis wir endlich aussteigen dürfen. Alle Passagiere werden in einen Gang gelotst. Hier stehen wir Schlange, bis wir am Zoll vorbei sind. Die Zollprozedur beinhaltet hier lediglich das Aufdrücken eines Stempels auf den Boarding-Pass. Das Ganze dauert ungefähr eine halbe Stunde.

Wir sind wegen diverser Ehrenrunden über dem Flughafen ein bißchen spät dran. Ein Treffen mit dem Rest der Gruppe scheint unmöglich. Wir treffen allerdings Reiseteilnehmer einer anderen Reise des gleichen Reiseveranstalters. Na ja, immerhin. Irgendwann sitzen wir in einer 747 und starten in Richtung Washington. Das Flugzeug ist bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Die Sitze sind dermaßen eng angebracht, daß man sich kaum rühren kann. Das Personal ist recht üppig, wird aber so planlos eingesetzt, daß es sich selbst im Wege steht. Allerdings, am meisten stört hier der Passagier, dieser Eindruck wird einem leicht vermittelt.

 

Zur Ruhigstellung läuft beinahe ununterbrochen das Fernsehen über das auch zwei Video(Kino)filme gezeigt werden. Die Filme sind für mich nicht so schrecklich interessant - ich schlafe lieber.

Wir bekommen einige Formulare der amerikanischen Zoll- und Einwanderungsbehörde ausgehändigt (...ich wollte eigentlich nach Mexico) in denen wir unter anderem gefragt werden ob wir geistig gesund sind, kein Aids und ob und warum wir gegen die USA spioniert haben.

Nach einem ziemlich nervtötendem und hungrigen Flug (hier ist alles light) landen wir endlich in Washington.

 

Damit wir ja nicht etwas von `Gods own Luft` einatmen können, werden wir in enge, unbelüftete Container auf Rädern verfrachtet und über den Flughafen Dulles kutschiert. Durch kleine, winzige Luken sieht man ein Stück vom Flughafen. Dieser Flughafen ist eine Mischung aus Militärflughafen und Containerdorf.

 

Irgendwann rollen wir mit unserem Container zu  einer Art Hauptcontainer und docken an. Wird auch Zeit, da die gute Luft hier völlig verbraucht ist und erste Ermüdungserscheinungen auftreten.

Wir landen in einer Art Halle mit fast ein Dutzend Zollschaltern. Hier stehen große Trauben von Menschen von mehreren Flügen, brav ihre Pässe und ihr Leben in Form einiger Einreiseformulare in der Hand haltend, und warten darauf gnädigst in die Vereinigten Staaten von Amerika einreisen zu dürfen.

Irgendwann wird man von einem mißtrauischen Zollbeamten hergewunken, schräg von der Seite angemuffelt und, nachdem diverse Papiere abgestempelt und in den Paß geheftet sind, in die USA entlassen.

Wer jemals über unsere einheimischen Bürokraten schimpft, war noch nie in den USA !!!

Nach einiger Zeit dürfen wir unser Gepäck aufnehmen (so ganz sind wir doch nicht bis zum Ziel durchgecheckt), einige Meter durch kahle, unfreundliche und abweisende Gänge tragen und es anschließend wieder in die Obhut der UA geben. Das kann ja nicht alles sein. Die einzige Möglichkeit wieder etwas Leben um uns herum zu spüren ist die Flucht nach vorn Richtung Flugzeug. Hierzu steigen wir wieder in unser rollendes Massengrab und lassen uns quer über den Flughafen zum Abflugterminal Richtung Mexico bringen.

Hier ist etwas mehr los, hier gibt es einen (1) Imbiß. Endlich einen Kaffee und eine Möglichkeit eine Zigarette zu rauchen.

Wegen dem Rauchen werden die USA und ich nie zusammenkommen. Hier darf offenbar fast nirgends geraucht werden. Die Toiletten sind auch dementsprechend voll mit Rauchern. Die Nichtraucher, die dringend mal müssen, können einem schon leid tun.

In diesem Imbiß trifft sich (mehr oder weniger zufällig) ein Teil der Gruppe. Wir trinken Coke oder Kaffee, klönen eine Runde und begeben uns zum Abflug-Gate.

Jetzt wird die Gruppe (Barbara, Elke, Gudrun, Ernestine, Mona, Ursel, Rainer, Jens + ich) komplett - keine(r) fehlt. Endlich gehts weiter, wir verlassen die USA ... und Tschüß.

 

Der Flug nach Mexico verläuft sehr angenehm, die Besatzung des Fliegers ist, obwohl ebenfalls von der UA, gut drauf, man merkt schon den spanischen Einschlag. Auch das Essen ist nicht schlecht, wir bekommen den ersten Eindruck von mexikanischem Essen.

Auch hier wird ein Film gezeigt. Dieser ist interessant und spannend - so vergeht der Flug wie im Fluge.

Es wird dunkel und wir befinden uns bereits in mexikanischem Luftraum. Plötzlich erscheint vor uns ein riesiges Lichtermeer. So weit das Auge reicht nur Lichter. Wir sind direkt über Mexico-City und im Landeanflug.

 

Mexico-City /La Ciudad de Mexico liegt in 2250 Meter  Höhe , die Luft ist klar und es ist kein Ende des Lichtermeeres in Sicht. Nur einige "Löcher zwischen den Lichtern" weisen auf einige Berge als natürliche, frühere Stadtgrenzen dieser ständig wachsenden, größten Stadt der Welt hin.

Wie ein riesiges Nervensystem pusiert der Verkehr kreuz und quer über breite Highways durch die Stadt. Mittlerweile mitten in der Stadt befindet sich der Flughafen. Wir sind angekommen !!!

Die Formalitäten gehen recht fix vorbei. In der mit Menschen überfüllten Empfangshalle werden wir bereits erwartet. Es sind zwei Leute von der Agentur, die die Reise vor Ort organisieren. Wir wechseln schnell ein paar Dollars und gehen zum Auto.

Es ist, puuh, kein VW-Bus, sondern, aah, ein Chevy-Surburban, ein recht bequemer 5 + 4x0,5-Sitzer. Hier passen wir alle rein - samt Gepäck.

Hier in Mexico-Ciudad ist es recht kühl, wir können unsere Jacken anbehalten. Unsere erste Tour führt uns vom Flughafen zum Hotel. Der Verkehr erscheint für den einen oder anderen etwas ungewöhnlich - aber er fließt.

Im Gegensatz zu anderen Ländern fährt man hier doch recht diszipliniert.

 

Wir landen im Hotel, belegen unsere recht geräumigen Zimmer. Ich teile mein Zimmer mit Jens.

Einige gehen gleich schlafen, und der Rest trifft sich in der Hotelbar und testet das einheimische Bier.

Rainer, unser Reiseleiter, erläutert uns noch kurz die Reiseroute. Jetzt merken wir, daß dieser Tag etwas sehr lange gedauert hat und ein wenig Tribut in Form von Schlaf fordert. Die Nacht wird ruhig.

 

Sonntag, 19.12.93

Die Nacht war schön, die ersten treffen sich beim Desayuno (Frühstück).

Um erstmal sicherzugehen gibt es Desayuno Continental - sowas kennt man.

Anschließend inpiziere ich mit Ursel die Gegend. Es ist Sonntag, die Straßen sind recht leer und es sind noch sehr wenig Menschen unterwegs. Langsam füllen sich die Straßen und alles wird recht lebendig. Es ist Weihnachtszeit und überall sind Märkte und Straßen bunt bis kitschig geschmückt.

Noch ist es aber recht einfach und gefahrlos die Straßen zu überqueren - unter der Woche wird so etwas leicht zum Abenteuer.

Die Mexikaner sind recht zurückhaltend und man wird auch als Touri in Ruhe gelassen. So kann man sich gut auf die Stadt und die Menschen konzentrieren.
Wir gehen in einen kleinen Park, beobachten die Leute und lauschen dem Gezwitscher der Vögel (trotz der guten Luft gibt es sie !) und geniessen die Ruhe.

Apropos Luft: Mexico-Ciudad hat eine so gute Luft, daß man sich den Kauf von Zigaretten eigentlich sparen kann.

Jeder Einwohner dieser Stadt atmet täglich soviel Schadstoffe ein, wie nach dem "Genuß" von zwei Schachteln Zigaretten. Um dem entgegenzuwirken, wird der Einsatz von bleifreiem Benzin gefördert und einem Fünftel aller Autos der Stadt für einen Tag der Woche ein Fahrverbot erteilt.

Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren bereits bleifrei und ein großer Teil der Taxen ebenfalls. Man erkennt derart ausgerüstete Fahrzeuge an ihrer hellgrünen Lackierung. Sogar viele VW-Käfer sind mit einem entsprechenden Motor ausgerüstet. 

Heute machen wir unseren ersten Ausflug in unserem Chevy.

Es geht nach Teotihuacan, im 5.v.C.  - 7. Jhd. n.C. für nahezu ein Jahrtausend das kulturell-religiöse Zentrum Mittelamerikas und heute die größte archäologische Ausgrabungsstätte Mexicos in der Nähe von Mexico-Ciudad mit einer Ausdehnung von 4 qkm.

Es ist heiß, sehr heiß, im Gegensatz zur eher kühlen Hauptstadt.

Kaum aus dem Auto ausgestiegen nehmen wir teil an einer Vorführung von Voladores, fliegenden Menschen, die nach einem uraltem Brauch von einem etwa 30m hohem Mast herabschweben.

    Voladores, die "Fliegenden Menschen"

Hierzu binden sich 4 Menschen mit einem Seil an der Mastspitze fest und wickeln ein Tau um den Mast herum. Auf der Spitze ist eine kleine quadratische Plattform auf der der fünfte Mensch steht und auf einer Flöte spielt. Langsam lassen sich die vier seitlich sitzenden Menschen fallen und geben, durch die eigene Schwerkraft über die an ihren Füssen befestigten Tauenden der Mastspitze eine rotierende Bewegung. Langsam schweben die vier Menschen zu Boden. 

Geplantermaßen sollen 13 Umdrehungen zustandekommen. Bei 4 Menschen ergibt dies die Zahl 52, einem abgeschlossenen Zyklus im Kalender der Atzteken.

Zurück zu den "Klamotten". Zuerst  sehen wir uns die Ausgrabungen im Modell in einem Museum  an. Das Areal in Teotihuacan ist sehr groß, an einem Ende einer großen Straße, der "Straße der Toten" sind zwei Pyramiden, die Sonnen- und die Mondpyramide zu sehen. 

 

                                                        Die "Straße der Toten"

 

      "Quetzalcoatl" und "Tlaloc"

Bis dahin sind allerdings noch einige Kilometer zu laufen. Am anderen Ende, beim Museum, liegt die Zitadelle. Diesen unsinnigen Namen haben die Spanier erfunden, weil sie mit der ganzen Anlage nicht viel anzufangen wußten.

Diese "Zitadelle" beherbergt den Tempel von Quetzalcoatl, der gefiederten Schlange. Dieser Tempel liegt unter einer Pyramide. Man hat ihn auf der Rückseite der Pyramide freigelegt. Hier sind Reliefs mit Köpfen von Quetzalcoatl und dem des Regengottes Tlaloc zu sehen.

Die Sonnenpyramide ist die größte am Platze und man ist recht froh, wenn man endlich dort und dortoben angelangt ist. Der Blick von hier oben über eine reisige Ebene ist allerdings phantastisch und entschädigt voll für die Anstrengung. Die Mondpyramide schenke ich mir, sie ist eh etwas kleiner und man muß sich ja nicht alles in dieser Hitze antun.

 

 

 

                                                        Die "Sonnenpyramide“


Gegen Ende des Aufenthaltes, nachdem die obligatorische eiskalte Coke die Kehle ausgekühlt hat, fahren wir noch kurz mit dem Wagen zum Palacio de Quetzalpapalotl, dem Palast des Quetzalschmetterlings und zum Rest des Palacio de los Jaguares. Hier kann man noch ganz gut erkennen, wie bunt diese Anlagen früher gewesen sein müssen.

Auf dem Rückweg halten wir noch kurz an einem alten spanischen Kolonialkloster in Acolman. Hier steht ein festungsartiges Kloster, welches man besichtigen kann. Es beinhaltet ein Museum, wo viele blutrünstige Statuen und Heiligenbilder ausgestellt sind. Wesentlich schöner sind Innenhöfe und Säulengänge des Klosters.

 

        Die Klosterkirche in Acolman

Abends gehen wir zusammen essen. Hierzu gehen wir zu Fuß in die City. Entlang der Paseo de la Reforma, einer der großen Straßen der Stadt, wo unzählige Stände bis weit in die Abendstunden geöffnet sind und am Alameda vorbei (so gut es bei den dort anzutreffenden Menschenmassen überhaupt geht). Wir setzen uns, nachdem wir mit viel Mühe zwei freie Tische ergattern können in das Casa de los Azulejos.

Dies bedeutet Haus der blauen Kacheln, war früher ein hochherrschaftliches Haus aus dem 17. Jhd. und wird jetzt von der Kaufhauskette Sanborns als Filiale genutzt.

Hier kann man richtig gut im Kolonialstil essen. Anschließend gehen wir in die Hotelbar auf ein bis zwei Bierchen.

 

                                      

                                       Der "Zocalo"

Montag, 20.12.

Irgendwann  gegen 8.30 Uhr Desayuno. Heute haben wir den Tag zur freien Verfügung. 

Wir werden die Gelegenheit nutzen, uns die Hauptstadt etwas näher anzusehen.

 

Mit Jens gehe ich los, nach wenigen Metern treffen wir Ernestine und Barabara in einer Wechselstube.

 

Wie am Abend zuvor gehen wir über die Reformas, am Alameda vorbei in die Altstadt Mexicos in Richtung Zocalo. Hier gibt es viele kleine Geschäfte (hauptsächlich Schuhe , Brillen und Silber), kleine Strassen, ein riesiges, koloniales Postamt und eine U-bahn-Station. In der U-Bahn sind alte Wandreliefs ausgestellt und im Postamt erschlägt einen die Pracht des letzten Jahrhunderts. Jedenfalls gelingt es mir in beinahe perfektem Spanisch einen Haufen Briefmarken zu kaufen. Ich werde immer besser.

Auf dem Weg zum Zocalo kommen wir an einer Ausgrabungsstätte mitten in der Stadt vorbei. Hier werden Reste der früheren Aztekischen Hauptstadt Tenochitlan ausgebuddelt. An einem Modell daneben kann man recht deutlich erkennen, wie herrlich dieses Venedig Mittelamerikas einmal ausgesehen haben kann.

Der Zocalo wird umrahmt vom Präsidentenpalast mit gelangweilten Wachtposten, die rechts und links am Eingangstor vor sich hingammeln, der windschiefen Catedral Metropolitana und ebenso windschiefen Sagrario und einigen Kaufhäusern und Hotels.

In der Mitte stehen ein großer Fahnenmast mit der Mexikanischen Flagge und, mehr zum Präsi-Palast zugewandt ein Zeltdorf. Hier wird gegen die unzureichenden Wohn- und Lebensbedingungen in den Randgebieten Mexicos protestiert.

Im Innenhof des Präsi-Palastes können phantastische Wandmalereien von Diego Rivera besichtigt werden.

 

                        Wandmalerei von Diego Rivera

In einer unüberschaubaren Fülle von Details ist es Rivera gelungen die Geschichte Mexikos und sogar die der Azteken eindrucksvoll zu malen.

Für diese Wandmalereien sollte man sich viel Zeit nehmen.

Zurück auf den Zocalo fällt auf, daß Kathedrale und Sagrariobeide sich langsam voneinander abwenden, obwohl sie nebeneinanderstehen. Der Grund hierfür ist, daß durch jahrhundertelanges Abschöpfen des Grundwassers der Boden ausgehöhlt und ausgetrocknet wird und Mexico Ciudad langsam aber sicher absackt.

 

    "Catedral Metropolitana" -  von innen
Die Catedral Metropolitana ist zu besichtigen.

Allerdings wird sie durch eine Unzahl von Stützpfeilern vor dem Einsturz bewahrt. Man kann sich drinnen kaum rühren ohne mit einem Pfeiler oder einer Gerüststange zu kollidieren.

 

 

 

 

 

 

Die "Catredral Metropolitana" und "Sagrario" am Zocalo

Das Hotel Majestic am Zocalo hat eine Dachterasse - mit Blick über den Zocalo. Hier essen wir ein zweites Frühstück (oder erstes Mittag) und treffen noch weitere aus der Gruppe.

Hier oben läßt es sich aushalten - vor allem sieht man die Neigungswinkel der beiden Kirchen von hier oben besonders deutlich.

 

Blick vom Plaza de la Rebublica Richtung Alameda

Wir gehen zurück, Richtung Alameda. Bei Sanborns, wo wir gestern abend gegessen hatten finde ich endlich adäquate Zigaretten zu einem phantastischem Preis. Ernestine und Barabara wollen noch in den Palacio de Bellas Artes. Jens und ich haben genug für heute gesehen und bewegen uns allmählich, vorbei an hunderten von kleinen, aber interessanten Straßenständen, Richtung Hotel zurück.

Wenn man die Av.Juarez am Alameda entlang zurück geht, sieht man geradewegs einen großen grauen Mussolinimäßigen Triumphbogen mit Kupferdach.

Dieser steht auf der Plaza de la Republica und bietet neben einer großen, schattigen Fläche und einem kleinen Museum auch einen interessanten Blick zurück über die Stadt.

Dahinter ist eine alte Dampflok ausgestellt. Leider ist kein Hinweis zu erkennen, warum sie dort aufgestellt ist. So müssen wir uns unsere eigene Legende basteln: "Dies war bestimmt die Lokomotive eines Zuges, mit dem General Sowieso während der soundsovielten Revolution irgendwo in Mexico irgendein Fort erobert hat, oder so..."

Ein Schuhputzer spricht mich an, und meint, meine Schuhe sehen doch recht dreckig aus, und könnte gerne etwas von seiner Spezialbehandlung vertragen.

Eigentlich möchte ich gar nicht so gerne meine Schuhe putzen, doch Jens teilt die Meinung über meine Schuhe ebenfalls und prompt sitze ich auf einem Geländer und der Schuputzer macht sich an die Arbeit.

 

        Straßenszene in Mexico-Ciudad
Wir sprechen über dies und jenes und irgendwann auch über den Preis. 21 Pesos. Er meint, dies wäre der Preis für einen Schuh und ich meine das Paar. Daraufhin behandelt er meine Schuhe mit einem Spezialmittel (... von Sanborns !), welches die Schuhe für fast genau drei Wochen absolut Wasserundurchlässig macht. Dies treibt den Preis natürlich wieder in die Höhe und er bekommt tatsächlich das, was er von vornherein haben wollte. Touri abgezockt !

Dafür kann ich jetzt auf dem Wasser wandeln ... und Jens bezahlt heute Abend das Bier.

Wir gehen zum Hotel zurück. Obwohl wir keinen Plan haben finde ich es sofort (Wer verläuft sich schon in einer Großstadt). Für den restlichen Nachmittag machen wir Siesta. 

 

Abends gehen wir ins "Macho", einem Restaurant mit gutem Essen (z.B. Kaktusblätter oder fritierte Petersilie) und jeder Menge Zeichnungen von einem witzigen, herumwütenden Macho an den Wänden. Hier läuft, wie in fast jeder Kneipe, ununterbrochen ein oder mehrere Fernseher.

 

Dienstag, 21.12.

Wir reisen ab.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen ins Auto und siehe da, es passt alles hinein. Auf einer der großen Ausfallstraßen gehts in südlicher Richtung heraus aus Mexico-Ciudad. Hier wohnen eher wohlhabendere Menschen - es gibt hier weniger Slums.

Links sehen wir die berühmte Universität mit ihrer noch berühmteren Bibliothek (zumindest das Gebäude ist berühmt) und rechts das Olympiastadion. 

Wir sind auf einer Autobahn, die uns immer höher über einen Paß in fast 3000 Metern Höhe über die Gebirgskette, die Mexico-Ciudad einschließt, hinausführt.

Kaum haben wir den Paß hinter uns gelassen, verändert sich sofort die Landschaft. Dies ist eine Gebirgslandschaft mit saftigen Wiesen und vielen Bäumen, fast wie in den Alpen. Was fehlt ist nur noch der Schnee.

Wir machen eine kurze Pinkelpause und geniessen die, tatsächlich, frische Luft.

Jetzt sind wir im Bundesstaat Morelos. Irgendwann verlassen wir die Autobahn und fahren in südöstlicher Richtung auf der Panamericana. Langsam kommen wir in tiefer gelegene Gebiete, die aber noch weit über 1000 Metern liegen. Es wird allmählich warm.

Die Landschaft verändert sich zusehendst und es wird allmählich heiß.

Jetzt sind wir in der Sierra Madre del Sur. Hier sieht es aus wie im Film. Sandige Hügel, hie und da ein Kaktus und sonst nur trockenes Gestrüpp. 

 

                            Borroquito
Zeit für eine Pause und einem ersten Gruppenbild vor einem riesigen Kaktus. Die ersten Geschichten über Skorpione und Schlangen machen die Runde. 

Direkt neben uns sitzt eine alte Frau mit einem Kind im Schatten eines Kaktus und beobachtet uns. Nicht weit daneben steht ein zerzauster Esel und lässt sich nicht stören.

Die Straße wird und bleibt kurvig. Die ganze Landschaft ist sehr bergig und eigentlich schwer zugänglich. Die Orte, die wir durchqueren wirken sehr arm.

                                                                           

Kaktus in der "Sierra Madre del Sur"
Später pausieren wir in einer kleinen  Stadt. Wir essen in einem kleinen Restaurant. Hier hängt ein Zettel an der Wand. Auf dem wird wegen der Cholera vor dem Verzehr von einigem Gemüse und Fisch gewarnt.

Plötzlich benimmt sich unser Chevy wie ein alter Esel, er bockt. Dieses Rütteln lässt meistens für kurze Zeit nach, nachdem wir eine Unebenheit in Form eines Schlaglochs überquert haben.

Irgendwann wird dieses Bocken immer schlimmer und Rainer beschliesst eine Werkstatt anzulaufen.

In Huajuapan de Leon finden wir irgendwann eine - diese hat sogar Chevy-Teile.

Hier vertreibt man sich die kundenlose Zeit mit dem Basteln von Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug aus Altmetall. Überall stehen die interessantesten Gegenstände wie Tretautos oder Stühle aus LKW-Bremsscheiben herum.

Der Werkstatt-Boß erklärt sich sofort bereit nachzusehen. Er dreht zuerst mit Rainer eine Proberunde, um selbst Zeuge zu Bockens zu werden, welches auch prompt ausfiel (Vorführeffekt). Da wir den Mann unmöglich für den Rest der Reise mit uns mitführen können, beschließt dieser, den Vergaser zu zerlegen. 

Wir verlieren viel Zeit, eigentlich befinden wir uns auf einer der längsten Etappen dieser Tour und Rainer möchte ungern im dunkeln in Oaxaca, unserem Etappenziel, ankommen. 

Der Mecanico öffnet die Motorhaube und setzt sich hinein. Hier kann sich bequem noch ein weiterer Mensch dazusetzen, so großzügig sind hierzulande die Autos gebaut ... man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Vergaser ist riesig. Der Mecanico bringt ihn in seine Werkstatt zum Zerlegen. Nach Stunden (!) kommt er zurück und hat nichts gefunden. Jetzt bleibt als letzte Möglichkeit nur noch die Benzinzufuhr, und siehe da: Stolz hält ein kleines Kupferröhrchen in die Höhe: Der Benzinfilter, der ist total verdreckt und somit hin. 

Wir haben Glück. Dieses 2-Dollar-Teil hat er zufällig auf Lager.
Mit mehreren Stunden Verspätung können wir endlich weiter.

 

                                                                            Das Hotel "Calesa Real"
Es wird dunkel. Da die Strecke sehr kurvig ist und die Art und Weise, wie Rainer mit dieser Tatsache umgeht nicht jederfraus Sache ist, darf ich nach vorn. Rainer fährt phantastisch und sehr zügig, auch wenn viel Verkehr ist. So ist es mir recht und so bin ich es auch von früheren Reisen her gewohnt. Er passt sich unwahrscheinlich gut dem hiesigen Verkehr an. Zu diesem Thema soll es heute Abend noch recht hitzige Diskussionen geben.

 

Die Sicht hier vorn ist toll, wir erleben einen tollen Sonnenuntergang über pastellfarbenen Hochebenen. 

Die Fahrt im dunkeln zieht sich und Rainer ist noch gut fahrtüchtig aber schon ziemlich fertig, als wir endlich in Oaxaca ankommen.

Diese Stadt gilt als eine der schönsten Kolonialstädte Mexicos. Da die Gegend außer der tollen Landschaft relativ wenig zu bieten hatte, was die Spanier interessieren könnte, ist die Bevölkerung hier ziemlich unter sich geblieben. Lediglich Cortez himself hat als Marquis del Valle de Oaxaca hier einen Landsitz bewohnt. 

Das Hotel Calesa Real ist schnell gefunden.

 

            Pavillon auf dem Zocalo
Das Hotel ist aus der Kolonialzeit und sieht urgemütlich aus. Leider stehen uns nicht die richtigen Zimmer zur Verfügung und schlafen später teilweise auf Notbetten.

Abends essen wir im Hotel, nachdem wir den Begrüßungscockteil zu uns genommen haben.

Anschließend gehts auf den Zocalo. Dieser Zocalo ist so ziemlich der Schönste auf dieser Reise. In der Mitte steht ein alter, reichlich verzierter Pavillon. Außen ist der Platz gesäumt mit jeder Menge Cafes, Kneipen und Restaurants.

Hier kann man den ganzen Abend sitzen und einfach nur dem Treiben zuschauen. Hie und da spielt eine Mariachi-Kapelle, nachdem sie sich einen ausgeguckt haben der zahlt. Der ganze Zocalo ist in ein großes buntes Lichtermeer eingehüllt. Eigentlich ist es hier wie auf einer einzigen Fiesta.

Wir wählen eine Kneipe aus und trinken einen Daikiri-Cocktail. 

Dieser Cocktail enthält unter anderem jede Menge Treibeis. Spätestend hier ist bei mir die Angst vor Eis in Getränken gewichen.

Hier wird tatsächlich eine tagelange Fiesta rund um Weihnachten gefeiert.

Heute Abend spielen auf zwei Bühnen einige Theatergruppen und Pop-Bands. Und es ist ein Höllenlärm.

 

Mittwoch, 22.12.1993

Der Hausberg von Oaxaca birgt eine interessante Ausgrabungsstätte: Monte Alban.

 

                                                                            Die Ausgrabungsstätte "Monte Alban"
Man fährt aus Oaxaca heraus, stetig bergauf, knapp am Hang entlang mit einem tollen Blick über die Stadt. Man sollte aber ganz gut schwindelfrei sein. Nach kurzer Fahrtzeit ist man allerdings schon da.

Hier auf einem Berg, an dem sich drei Täler treffen, haben die Zapoteken schon um 700 v.C. eine Stadt errichtet, die die ganze Gegend beherrschte.

Erstaunlich ist dies umso mehr, als daß die Zapoteken den Berggipfel zu einem Plateau formten und das Material für riesige Pyramiden und Tempelanlagen auf den Berg schafften, ohne das Rad als Arbeitserleichterung zu kennen. Wir befinden uns zwar jetzt auf 3000 Metern Höhe, da in dieser Gegend wenig Wind weht, ist es jedoch sehr heiß.

 

            Elke und Rainer
Die Luft flimmert ein wenig und es gibt recht wenig Schatten. Trotzdem lassen wir kaum ein Gebäude aus, um darauf herumzuklettern. In einige Gebäude kann man auch hinein, bzw. hindurch. Ein bißchen gelenkig muß man sein.

                                                         Relief auf dem "Monte Alban
Die Aussicht von hier oben ist phantastisch.

Die wenigen Bäume hier oben sind von schattensuchenden Menschentrauben belagert.

Gegen Mittag gehts wieder herunter. Zeit für eine Siesta.

In unserem Hotel gibt es erstmals die Gelegenheit Wäsche in die Laundry zu geben. Es ist allerdings so teuer, wie in Europa. Hier ist überhaupt vieles so teuer wie in Europa.

 

                Kirche in Oaxaca
Den Nachmittag nutze ich um shopping zu gehen. Hier gibt es interessante Markthallen, wo ich mir ein paar neue Klamotten kaufe. Die Hallen sind voll, hier gibt es wirklich alles zu kaufen (Kamm bei der Butter) - aber es ist sehr sauber.

Viele Kleidungsstücke tragen allerdings nur das Originallabel, der Rest ist teilweise ziemlich schlecht imitiert.

Oaxaca zeigt sich von seiner schönsten Seite. Alles ist bunt und die Menschen sind freundlich. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht stets ein wenig Kleingeld in der Hosentasche zu haben, denn es gibt, allerdings in ganz Mexico, eine ganze Reihe Bettler. Das Kleingeld wandert schon frühzeitig in deren Hände und man hat sozusagen direkt gespendet. Für den Rest des Tages ist dann Ruhe.

In einigen Fenstern stehen buntbemalte Skelette und grinsen in die Landschaft. Sie sind Bestandteil des Totenkults, der in Mexico recht ausgeprägt ist.

 

 

                                                                        Der Pavillon auf dem Zocalo bei Nacht
Abends geht es in ein nettes - und recht teures - Restaurant am Zocalo. Nachdem wir lange auf einen freien Tisch warten dürfen und die ersten schon genervt gegangen sind, essen wir ganz raffiniert mit Blick auf den bunt ausgeleuchteten Zocalo.

Anschließend gibt es noch einen Cocktail und ich gehe früh ins Bett. Auf dem Zocalo ist zwar wieder Party angesagt, doch davon bekomme ich nichts mehr mit.

Diese Nacht wird weniger schön. Jens schnarcht. Davon wußte ich zwar vorher, doch hier sind sogar Lärmstopp wirkungslos.

Donnerstag, 23.12.93

Meine Peseten sind alle und ich gehe früh zum Zocalo zum Geldwechseln.

 

        Straßenszene in Santa Maria del Tule
Die Party gestern Nacht, war wohl recht heftig. Jedenfalls sind die Menschen, die hier direkt an ihren Ständen mit ihren Familien schlafen, noch ziemlich fertig. 

Die Wechselstube ist schnell gefunden - eine besonders nette Mexicana sitzt am Schalter. Der Tag fängt gut an.

Es ist wieder ein Ausflug angesagt. Diesmal sind wir eine Reisegruppe light, die ersten hat es dahingerafft.

Zu fünft geht es in Richtung Mitla, eine weitere Ausgrabungsstätte in dieser Gegend. 

Zuerst allerdings halten wir in Santa Maria del Tule. Hier steht der dickste Baum Mexicos. Er ist angeblich 2000 Jahre alt und mißt zur Zeit einen Umfang von 58 Metern. Es soll sich um eines der ältesten, noch blühenden Lebewesen der Welt handeln.

Weiter geht es südostwärts. Auf der linken Seite sehen wir eine Gebirgskette, an der sich riesige, schwere Wolken auftürmen. Es sind Passatwolken, die versuchen, die Bergkette zu überqueren. Es gelingt aber nicht. Deshalb ist es auf dieser Seite Mexicos auch so sehr heiß.

Mitla ist eine kleinere, mixtekische Ausgrabungsstätte. Das Besondere daran ist, das hier die Tempelruinen mit besonderen Fresken verziert sind; die Spanier eine Kirche direkt auf das Hauptheiligtum der Mixteken gesetzt haben und die ganze Anlage mit einem Zaun aus tausenden, abgesägten Kakteen umsäumt ist. Es gibt auch Grabkammern zu besichtigen. In diesen Kammern kann man sich nur als Saunafan lange aufhalten.

 


                                            Mitla  

Am Rande dieser Anlage ist ein Touri-Markt und ich kaufe ein weiteres Hemd. Eigentlich könnte ich auch eine Flasche Mezcal kaufen, allerdings ist da der Wurm drin.

Auf dem Rückweg halten wir noch in Yagul. Hier ist eine weitere mixtekische Ausgrabungsstätte.

Sie liegt mitten in der trockenen Pampa an einem Berg. 

Die Gebäude sind recht gut zu erkennen. Vom Berg selbst, wo die Reste eines mixtekischen Forts stehen, ist die Anlage gut zu übersehen. Hier oben gibt es viele Kakteen. Schmale Wege führen an ihnen vorbei und man kann die Aussicht in alle Richtungen geniessen.

                                                                                                                                                                                                                                                            Unser "Platten"

An manchen Stellen, wo tiefe Abgründe von unten gähnen, haben die früheren Einwohner Löcher in die Felsen gehauen. Sie sehen aus wie Badewannen. Traumhafter Gedanke hier oben, bei der Sicht, zu baden.

Eigentlich wollen wir noch eine Mezcal-Factory besichtigen. Leider fängt das Auto an zu eiern - wir haben einen Platten.

Der linke Hinterreifen hängt völlig zerfetzt an der Felge.

Die Gruppe reagiert total cool - no problem. Schnell ist das Reserverad ausgepackt und alle Wechselutensilien werden zusammengesucht.

Wir finden auch einen kleinen Hydraulik-Wagenheber und einen großen Holzklotz zum Unterlegen. 

Irgendwo ist auch eine Beschreibung, an welcher Stelle der Blattfedern das Ding angesetzt werden muß.

Jetzt stellt sich allerdings heraus, daß der amerikanische Hersteller dieses großen Autos selbiges mit einem Wagenheber für Matchboxautos ausrüstet.

               

        Der Wagenheber hat kein Öl ...

Ohne Holzklotz reicht er nicht hoch genug und mit Holzklotz passt er nicht drunter. Und weit und breit nichts vernünftiges zum Unterlegen, was dieses tonnenschwere Geschütz aushält.

Während ich beginne den Wagen zu untergraben, damit der Klotz doch noch passt, beschliessen wir einen LKW anzuhalten.

Nach wenigen Minuten hält bereits der erste LKW.

Leider ohne Wagenheber. Der zweite LKW hat einen Wagenheber, bloß dieser hat kein Öl für die Hydraulik. 

 

Die Fahrer des 2. halten einen 3.LKW an. Dieser hat endlich einen funktionierenden Wagenheber. Die Aufgabe wird vom 2. auf den 3.LKW-Fahrer weitergereicht.

Mit vereinten Kräften gelingt es uns das Rad zu wechseln.

Das Tolle hieran ist, daß die Mexikaner sofort bereit sind uns zu helfen. So eine Solidarität habe ich bisher selten erlebt.

Da wir schon viel Zeit verloren haben, fahren wir direkt nach Oaxaca.

Nachdem es ihm gelingt, kostenlose Straßenkarten von Mexico für alle aus der Gruppe zu organisieren, läßt uns Rainer bei einem Reifenhändler am Stadtrand raus. In das Zentrum nehmen wir einen Bus. 

Ziemlich ausgetrocknet landen wir am Zocalo, setzen uns in ein Cafe bei der Wechselstube und trinken erstmal einen. Es ist Zeit, die völlig verdreckten Klamotten auszuwechseln. Wir trennen uns, ich mach Siesta, und wir verabreden uns heute Abend im selben Cafe.

Am Zocalo wurden die letzten Tage Holzstände für die heute Abend stattfindende Fiesta de los Rabanos (Radieschenfest) zusammengezimmert. Jetzt werden 75 Stände mit Arrangements aus Maisblättern, Rettich uns Strohblumen bestückt.

Diese Arrangements sollen kirchliche Feiertage und bedeutende Begebenheiten darstellen und wurden von Familien aus der Umgebung in mühevoller Kleinstarbeit erstellt. Warum man dieses Fest feiert, weiß eigentlich niemand so recht - ist ja auch völlig unwichtig.

Wir treffen uns im Cafe bei der Wechselstube. Mit Elke und Ursel suche ich ein nettes, preiswertes Restaurant.

Auf dem Wege dürfen wir eine Pinata beobachten. Hier wird ein mit Bonbons gefüllter, bunt geschmückter Pappbehälter an einem Seil über der Straße in ca. 2m Höhe aufgehängt und ein Kind muß versuchen, diesen Behälter mit verbundenen Augen mit einem Stock zu zerstören. Irgendwann bricht der Behälter auseinander und alle Kinder stürzen sich auf die Bonbons.

Am Wegesrand werden Automodelle aus Dosenblech verkauft. Hier hat sich jemand viel Mühe gegeben, um alte Ölkanister und Coladosen zu recyceln. Ich zögere noch ...

Im Hof des Hotels am Placio del Alcalde essen wir fein und reichlich. Bevor allerdings das Essen serviert ist, gehe ich noch schnell zurück und kaufe ein Auto.

Anschließend   bringe ich das Auto ins Hotel und ziehe mir wärmere Klamotten an. Die Abende sind doch recht schattig. Ein weiteres Mal suche ich die Wechselstube auf - die nächsten drei Tage bekommen wir keine Möglichkeit mehr zum Geldwechseln.

                                    Arrangement für das Radieschenfest aus Rettich

Wir treffen uns fast alle wieder, trinken ein bis drei Bier und lauschen der Fiesta, die so langsam auf ihren Höhepunkt zusteuert. Es sind viele Menschen auf dem Zocalo, darunter viele Kinder, die einen besonderen Spaß haben. Das Ambiente auf diesem Platz ist sehr friedlich und harmonisch.

Viele Gaukler und kleine Mariachi-Kapellen zeigen ihre Künste und ziehen nicht nur die Kinder in ihren Bann. Besonders auffällig ist, daß es hier keine Betrunkenen Leute gibt und das viele Familien diesen Abend und die Nacht gemeinsam verbringen. 

Die "Radieschen-Stände" sind zur offiziellen Besichtigung freigegeben. Um den Zocalo herum stehen 75 Stände, gegen Anfassen durch ein Absperrgitter und einer größeren Anzahl Polizisten gesichert. Alle Festteilnehmer stellen sich in einer Reihe auf (tatsächlich) um in Ruhe einen Stand nach dem anderen zu bewundern. Welch bewundernswerte Disziplin. Man merkt, daß dieses Fest eine Bedeutung für die Menschen hier hat. Nur irgendwelche europäischen Touristen (!!!) picken sich zwecks Foto nur einige wenige Stände heraus.

Es wird spät, der Rest der Gruppe ist schon zum Hotel zurück. Ich gehe in eine angrenzende Marktstraße. Hier ist noch viel los. Dicht an dicht stehen abwechselnd Spielzeug- und Tortillastände mit jeweils zwei bis drei Gästen. Viele Mexikanische Muttis backen unentwegt Tortillas und/oder andere Leckereien wie z.B. gebackene Bananen. Die ganze Straße ist erfüllt vom Essensduft und einer heimeligen Athmosphäre. Hier bin ich Mensch, hier kann ich essen.

Sehr spät  kehre auch ich ins Hotel zurück. Die Nacht ist kurz und Jens durchbricht die Schallmauer.

Freitag, 24.12.93

Ich beginne den Tag mit dem Entschluß, mir ein eigenes Zimmer zu nehmen. So groggy  war ich schon lange nicht mehr.

Rainer holt den Wagen. Irgendwer hat eine kleine Seitenscheibe eingeschlagen und wohl versucht unser Auto aufzubrechen. Ob nun jemand alte Turnschuhe klauen wollte (und es dann doch sein ließ) oder einfach nur etwas gegen amerikanische Autos hatte, ist im Nachhinein nicht mehr aufzuklären.

Es wird die Meinung kundgetan, die kaputte Scheibe sofort auszutauschen. Ziemlich lange irren wir durch Oaxaca um einen Händler zu finden, der kleine Chevy-Scheiben hat. Irgendwann - endlich - werden wir tatsächlich fündig; die Reise ist gerettet.

Wir verlassen die Panamericana und fahren eine kleinere und doch recht gute Straße zum pazifischen Ozean. Die Straße schraubt sich in Schlangenlinien die Sierra Madre  del Sur hinauf. An steilen Hängen rechts und links wird Bergmais angebaut. Plötzlich fahren wir durch Ortschaften, die ziemlich unzugänglich im Hang eingebettet liegen.

An der höchsten Stelle überqueren wir in 2000m eine Paß. Zu beiden Seiten haben wir eine phantastische Aussicht über eine grandiose Landschaft und in seeeehr tiefe Täler.

Wir kommen wieder tiefer, die Vegetation verändert sich und wird recht üppig. Die Luft wird schwer und feucht - wir sind im tropischen Regenwald.

Wir halten zwischendurch gelegentlich kurz an, um dem einen oder anderen Magen die Möglichkeit zu geben, sich von den Schlangenlinien-Straßen zu erholen. Zum Glück gibt es hier keine richtigen Serpentinen.

Während einer Pause steigen wir aus - und stehen im Kaffee. Hier wird selbiger auch angebaut und geerntet. Hier fühl ich mich in meinem Element und bin auch gleich bei meinem Lieblingsthema.

Nach mehreren Ankündigungen erreichen wir endlich unser Ziel: Puerto Angel.

 

                                                        Kleine "Kaffee"-Pause

Puerto Angel ist ein sehr schönes, leicht verschlafenes Nest direkt an der Pazifikküste. Hier gibt es einen schönen Strand, ein paar Hotels, wo hauptsächlich Mexikaner absteigen und jede Menge Restaurants direkt am Strand.

 

                    Eine Bucht von "Puerto Angel"

Unser Hotel liegt auf einem Berg, mit der allerbesten Aussicht. Es ist das Beste am Platz und auch nicht billig. Es ist eher teuer und eigentlich sein Geld nicht wert.

 

Jetzt revidiere ich meinen Entschluß, ein eigenes Zimmer zu nehmen, und gebe Jens noch eine Chance. Diese Entscheidung wird sich als richtig herausstellen, die Luft und das Klima helfen mir dabei.

 

Da wir nicht im Hotel essen wollen, gehen wir abends hinunter ins Dorf.

Mit Taschenlampen "bewaffnet" gehts vorsichtig hinab. Hier gibt es Vogelspinnen und Skorpione u.ä.. Wie zum Beweis kreuzt auch gleich ein Skorpion gemächlich unseren Weg. 

Im Suzi´s, einem Restaurant am Strand, sitzen wir an einem Tisch am selbigen.

Die Stühle versinken im Sand, eine Brise weht leicht, das Meer rauscht, die Stimmung ist toll und es ist warm. Der Kellner bringt uns die Karte und wir löchern Rainer, was es denn hier wohl gibt.

Eines ist klar: es gibt Fisch. Rainer übersetzt fleißig, der Kellner bringt uns eine  Auswahl Fische (vor der Zubereitung), wir wählen und bekommen jeweils zu zweit einen phantastischen Huachinango. Mit Knoblauch.

Der Fisch schmeckt nachahmenswert lecker -genau das Richtige für ein Weihnachtsessen.
Wir trinken noch ein paar Bier und gehen dann langsam ins Hotel zurück. Hier trinken wir noch was zum Abschluß und gehen schlafen.

Im Zimmer läuft leise ein Fan und Jens schnarcht diesmal recht leise vor sich hin.
Die Nacht verläuft ruhig und angenehm.

Sonnabend, 25.12.93

Wir schlafen aus.

Beim Frühstück habe ich Glück, ich kriege meinen Kaffee sofort. Die Anderen mußten vor mir länger warten, die Hotelmannschaft ist doch recht phlegmatisch.

 

                                                                        Der Friedhof von "Puerto Angel"

Jens ist es zu warm - das Klima ist nicht so recht sein Ding.

Gegen Mittag beschliesse ich ins Dorf zu gehen. Es ist seeehr heiß. Der Abstieg geht noch recht einfach, obwohl es hier wenig Schatten gibt. Am Suzi`s gehe ich an den Dorfstrand. Einige Kinder baden, ansonsten sind nur wenig Menschen in Form von einzelnen Touris unterwegs. Das Dorf liegt in einer Bucht, die durch einen Felsen geteilt ist. In dieser Bucht gibt es zwei Strände. Von dem einen Strand, wo ich gerade langlaufe, geht ein begehbarer Weg am Felsen entlang zum zweiten Strand. Der Weg hat viele Löcher, und darunter "brandet" das Meer. Einige Krebse fallen gerade über Abfall her.

Am zweiten Strand kommt man an der Armada de Mexico vorbei. Dies ist eine Kadettenanstalt, direkt am Meer aber ohne Steg und somit ohne Boot bzw. Schiff. 

Ein Stückchen weiter geht eine Mole in die Bucht. Hier liegen einige Fischerboote. Einige Fischer reparieren gerade ihre Netze und/oder halten ein Schwätzchen. Diese Szene strahlt eine große Zufriedenheit aus.

Im Strand an der Mole gammeln Fischköpfe vor sich hin. Hier ist kein Badestrand.

Auf der Straße gehts irgendwann zurück. Bei einigen kleinen Restaurants kann ich von der Straße aufs Dach gucken. Hier liegen Fische zum Trocknen.

Kurz vor dem Berg, wo unser Hotel liegt, gibt es einen Friedhof. Viele weiße und blaue Gräber, teilweise rundherum gekachelt bieten ein schönes Bild. Seitlich ist eine Art Altar, der weihnachtlich geschmückt ist, und von wo ein Teil des Friedhofes mit elektronischer Weihnachtsmusik endlos dauerberieselt wird.

Ziemlich erschlagen erklimme ich den Hotelberg und mache erst mal Siesta.

Hier weht ein netter Wind durchs Zimmer - und außerdem tut der Deckenfan sein Bestes dazu.

Auf dem Balkon etwas gelesen und später mit Elke und Jens die letzten Kekse von zu Hause vernascht.

Gegen vier gehe ich mit Jens nach Zippolite, dem besseren Strand auf der anderen Seite des Berges in einer anderen Bucht. Der Weg ist ganz nett, es geht nur bergab - und die Sonne knallt noch ganz schön. Einige Touris auf dem Weg zum Dorf kommen uns völlig geschafft entgegen.

Nach ca. 25 Minuten auf der heißen Straße sind wir endlich da: Vor uns liegt eine große Bucht, viel Strand, viel Wellen und recht wenig Menschen.

An beiden Enden wird die Bucht durch große Felsen begrenzt. Entlang des Strandes reihen sich kleine Restaurants und Hängemattenunterstände für Rucksacktouris aneinander.

Wir treffen Ursel und Gudrun, setzen uns in den Sand und gucken so Richtung Sonne, denn die wird bald untergehen und deswegen sind wir eigentlich da. Einen Sundowner trinkt man am besten zum Sonnenuntergang.

 

                                            Sonnenuntergang in "Puerto Angel"

An einem kleinen Restaurant treffen wir Rainer; im Restaurant ist es auch ganz nett und der Sunset  ist sehr schön.

Einige Jungs aus Deutschland, so leicht unter 20 Jahre alt, schnorren von mir eine Zigarette. Feuer wollen sie keines. Später riecht und sieht man den kleinen Joint, der durch die kleine Gruppe kreist.

Die Sonne ist weg, es ist sehr dunkel. Jeden Schatten, den ein Stein im Taschenlampenlicht wirft, meint man als Vogelspinne zu identifizieren.

Der Weg zurück ist nicht mehr ganz so nett - es geht nur noch bergauf. Trotz der einsetzenden Kühle ist es doch etwas anstrengend.

Oben auf dem Berg treffen wir den Rest der Gruppe. Wir gehen wieder ins Suzi`s und essen wieder Fisch. Diesmal "En Filete". Wir trinken reichlich und kommen ziemlich spät ins Hotel.

Mit uns hat wohl keiner mehr gerechnet. Die Tür ist zu. Der "Nachtportier" hört uns irgendwie nicht - was nun?

Lärm machen und an der Gittertür rütteln bringen es irgendwie nicht. Ich gehe ums Haus und suche ein offenes Fenster. An der Rückseite finde ich sogar eins, kletter rein und lotse von Innen den Rest der Gruppe (... der wohl in Gedanken schon die Nacht draußen verbringt) hinein. 

Wir umringen den Portier, der gerade seinen Rausch ausschläft. Er bekommt den Schreck seines Lebens, wie wir so grinsend um ihn herumstehen und uns mit den Hotelschlüsseln selbst bedienen. Vielleicht denkt er auch er hat einen Alptraum.

Sonntag, 26.12.93

Typischer Sonntag. Lange geschlafen - irgendwann vormittags - sogar recht schnell - ein Frühstück bekommen. 

Ich habe einen kleinen Glimmer und bleibe lieber im Hotelzimmer bzw. auf dem Balkon. Jetzt habe ich viel Zeit zum Lesen. Jens tut dasselbe, er hat sogar das selbe Buch.

Gegen drei gehts wieder nach Zippolite. Vor dem Sundown beim Tequila Sunrise noch etwas Sonne tanken.

Wir beschliessen, hier auch gleich zu Abend zu essen. Es gibt schon wieder Huachinango. Irgendwie ist der hier aber kleiner und schmeckt anders.

Die Sonne ist weg, es wird kühl, wir sind eher beachmäßig gekleidet. So gehts früh ins Hotel und diesmal früh ins Bett.

Montag, 27.12.93

Da der gestrige Tag nicht so besonders anstrengend war, schlafe ich nur recht wenig und habe genügend Zeit, mir in aller Frühe, so kurz vor sieben den Sunset vom Hotelbalkon anzugucken.

Gegen halb neun gehts weiter. 

Wir fahren die Küstenstraße südwärts. Da hier viele Berge sind, sieht man die See recht selten. Wir kommen nach Huatulco. Hier wird ein riesiges piekfeines Ferienzentrum mit Golfplätzen etc. aus dem Boden gestampft. Als erstes war hier der Flughafen fertig. Die ganze Anlage wirkt imposant und teuer.

                Die "Panamericana"

Die kurvige, aber recht angenehme Straße schlängelt sich allmählich bergab. Wir nähern uns den engsten Stelle Mexikos. Dem Isthmus von Tehuantepec. Hier endet die Sierra Madre del Sur und zerläuft in einer weiten Ebene. 

Von oben erkennen wir den Ölhafen Salina Cruz, wo die Tanker nach Mexikos Öl auf Reede Schlange stehen.

Hier leben alle Menschen von und mit der staatlichen Ölgesellschaft PEMEX, also vom Öl.

Da es an dieser Landenge zwischen Golf von Mexico und Pazifik keine nennenswerten Erhebungen gibt, weht hier eine steife Brise - es zieht wie Hechtsuppe, wie in einem gutziehenden Kamin.

Als wir zwischendurch mal kurz tanken und ich diese Pause auch für ein kleines Zigarettchen nutze, raucht der Wind die Hälfte weg.

Wir sind wieder auf der Panamericana. Diese führt jetzt schnurstracks in südlicher Richtung. In weiter Ferne sieht man schon die ersten Ausläufer der Sierra Madre del Chiapas.

Plötzlich kommt aus der hinteren Sitzreihe des Wagens die Message, das irgendetwas mit einem Hinterrad nicht stimmt. Man hört ein rythmisches Bollern.

Rainer freut sich und alles lauscht unserem Auto.

Wir stoppen, treten gegen das Rad, nichts zu sehen. Weiter gehts, das Bollern kommt wieder. Im Wagen wird wild spekuliert - irgendwann hatten ja alle mal etwas mit einem Autoreifen.

Während der Fahrt hänge ich mich aus dem Seitenfenster, vielleicht läuft ein Rad unrund. Nichts zu sehen. Es wird weiterspekuliert und das Auto im Geiste zerlegt.

Rainer freut sich ganz besonders, weil jetzt von hinten strenge Fahrrichtlinien erarbeitet und per Akklamation nach vorne getragen werden.

Wir halten wieder an, ich lege mich unter das Auto. Der Wind im Isthmus ist so stark, daß mir unter dem Auto Steine um die Ohren fliegen und meine Sonnenbrille zerkratzen. Nicht zu sehen !

Ein Reifenservice am Straßenrand. Wir steuern ihn direkt an, aber außer von Reifen und Luftdruck versteht man hier nicht mehr von Autos.

Während der nächsten Pause an einem Restaurant stelle ich mich an den Rand der Panamericana und lausche den vorbeifahrenden Fahrzeugen. Irre ich mich, oder klingen hier alle Autos irgendwie unrund?
Wir fahren weiter und irgendwann läßt das Bollern nach und kommt tatsächlich nie wieder.

Wir fahren wieder stetig bergauf in den Staat Chiapas. Die Hauptstadt Tuxtla de Guitierrez liegt auf 540m in einer Hochebene.

Wir kommen problemlos an und finden auch sofort das Hotel.

Hier ist es kalt, sehr kalt. Einen Tag vorher habe ich noch schnell meine warme Kleidung ins Topcase des Autos gepackt. War wohl nicht so gut diese Idee.

Das Hotel ist schön, das Essen nicht. Ich beschliesse den Abend mit Bier und Tequila.

Dienstag, 28.12.93

Heute kommen wir gut hoch, das Frühstück ist gut, aber teuer.

Wir überqueren den Fluß Grijalva, einem der größen Mexikos, und biegen kurz dahinter in das Städtchen Chiapa de Corzo ab.

Hier ist eine Anlegestelle für Ausflugsboote zum Canyon de Sumidero.

Was hier beschaulich nach gemütlichem Ausflug aussieht, entpuppt sich als Renntour.

Jedes Boot faßt etwa 30 Leute. Mit dieser Ladung heizt der Bootsführer den Fluß hinunter, als würde er um sein Leben fahren. Der Bug steht steil nach oben, in den vorderen Sitzreihen sieht man nichts mehr vom Fluß.

Rechts und links sind steile Felsen. An der höchsten Stelle sind sie 1000m hoch.
An einer Stelle sehen wir hunderte von kleinen Geiern, die aber glücklicherweise keinen hungrigen Eindruck machen.

Durch den Fahrtwind ist A...kalt. Die Sonne steht noch nicht hoch genug um den Canyon zu erwärmen.
Dies Boote erzeugen so starke Heckwellen, daß der Bootsführer sein Boot bei einem entgegenkommenden Boot quer zu dessen Heckwelle steuern muß, im nicht zu kentern. Bei diesem Wellenritt spürt man jeden Knochen.

                                                                                    Der Canyon de Sumidero

Zwischendurch halten wir kurz und bekommen kurze Erklärungen oder tuckern in eine Grotte, wo ganz viele kleine Fledermäuse an der Decke hängen. Diese Fledermäuse kennen das Blitzlichtgewitter zwar schon, aber eine kann nicht mehr an sich halten und ich habe einen Fleck auf der Hose.

Nachdem die kleine Grotte vollends mit Benzinabgasen gefüllt ist, tuckern wir langsam wieder hinaus.

Diese Pausen sind die einizige Möglichkeit unverwackelte Photos zu machen.

An einer anderen Stelle sehen wir einen kleinen Weihnachtsaltar in einer Halbgrotte, die Wasserseitig voller Müll ist.

Später sehen wir einen kleinen Wasserfall, der am felsigen Steilhang in Verbindung mit viel Moos die Form eines Weihnachtsbaumes auf den Felsen "gemalt" hat.

Irgendwann gelangen wir auf dieser zwar völlig unromantischen aber doch recht eindrucksvollen Bootstour zu einem Stausee mit zugehöriger Staumauer.

Der Bootsführer gibt noch kurze Erklärungen zum Bau des Staudammes und schon geht es rennrodelmäßig zurück.

Langsam kommt Sonne in Sicht, alles freut sich und ich bekomme hier meinen ersten, und zum Glück einzigen, richtigen Sonnenbrand.

Kurz bevor wir den Anlegesteg erreichen hält unser Boot an und läßt sich treiben. Der Bootsführer behauptet, wir sind etwas zu früh, und da alle Bootsführer in einer Kooperative arbeiten, wolle er nicht den Akkord versauen.

Später stoppt ein anderes Boot bei uns und man reicht einen  Reservekanister hinein ... !

Kurz danach haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Wir sitzen noch kurz in einem Restaurant am Fluß, promenieren noch kurz die Hauptstraße dieser schönen Stadt mit vielen bunten Ständen entlang und weiter gehts.

Die Straße ist bergig und kurvig, aber zum Glück ist es  nicht weit. Am frühen Nachmittag erreichen wir San Christobal de las Casas. 

Dies ist eine sehr hübsche Stadt, die einen eigentümlichen kolonialen Charakter erhalten hat und auch bei der hauptsächlich indianischen Bevölkerung eine wichtige Bedeutung hat.

Sie wirkt sehr friedlich (!) und sie ist sehr bunt.

                                    Der Indianermarkt in San Christobal de las Casas

Nach einer kurzen Siesta in unserem sehr schönen Hotel (rustikal und ein bißchen Kolonialstil) mache ich mit Jens einen kleinen Stadtbummel. Es leben viele Indianer, Nachkommen der Maya hier. Rund um eine der vielen Kirchen (Santo Domingo) ist ein Indianermarkt. Hier wird man von den vielen Farben regelrecht erschlagen. Wir kaufen einige Kleinigkeiten und gucken in die Kirche, die von Blattgold fast zusammenbricht.

Auf dem Rückweg tauschen wir noch kurz Geld, gucken noch in den einen oder anderen Andenkenladen und gehen auf den besonders schönen Zocalo. Hier ist in der Mitte ein Pavillon mit einem Cafe.

Während wir so sitzen, es wird allmählich wieder kühl, treffen wir Rainer. Wir klönen eine runde und verabreden eine Termin für das Abendessen. Rainer hat immer gute Tips und fast jeden Abend hatte ich bisher große Gaumenerlebnisse.

Zurück zum Hotel, warm anziehen. Die Truppe geht essen. Spezialität hier: Fleisch in der Pfanne auf heißem Stein. Lecker und jetzt, wo um mich herum so viele heiße Steine sind, ist mir so richtig heiß.

Die Gruppe trennt sich. Ein Teil, also wir, geht die Szene von San Christobal aufsuchen.

            Die Kirche "Santo Domingo"

Von der Straße her hören wir Musik. Den Eingang finden wir am Hotel am Zocalo. Bei der Musik angelangt, entdecken wir eine kleine, aber laute Familienfeier -steif aber festlich.

Ein Stückchen weiter, Richtung Hotel, dasselbe. Hier allerdings erklimmen wir ein paar Stufen und landen in der Kneipe Madre Tierra. Hier sind zwar nicht viele Gäste, aber die Stimmung ist toll. 

Eine Combo spielt Musik aus Peru (El Condor Pasa). Einen Musiker erkennen wir später als Hotelangstellten wieder. 

Wir trinken Cocktails, z.B. Tequila Sunrise (sonrai ausgesprochen) lauschen der Musik und verbringen einen schönen Abend.

                        Treppe zur Kirche "San Christobal"

 

Mittwoch, 29.12.93

Der Tag beginnt mit einem tollen Frühstück im "Cafe Urilla", einer Kooperative nahe der Kirche Santo Domingo. Man sitzt in einem Innenhof und drumherum kann man indianisches Kunsthandwerk und Bücher kaufen.

Auf dem Weg zum Hotel kaufe ich noch schnell 2 Stangen Faros, sagenhaft billige Zigaretten mit Reispapier.

Es geht wieder durch das Hochland von Chiapas. Die Vegetation wird aber wieder üppiger, es sieht wieder mehr nach Regenwald aus.

Über eine kleine Seitenstraße erreichen wir Aqua Azul.

Dieses Naturschauspiel beinhaltet einen Fluß, der sich aus einer Schlucht kommend über viele Wasserfälle und Stromschnellen ins Tal ergiesst und vielen, vielen Menschen.

            Rainer auf gefährlichem Pfad

Obwohl der Fluß an vielen Stellen lebensgefährlich ist, ist er gleichzeitig ein beliebtes Badeziel.

Wir gehen den Fluß entlang über schlammige und rutschige Wege hinauf. Die Wasserfälle sind sehr beeindruckend. Die Landschaft ist wegen der ständig hohen Feuchtigkeit und einer sehr hohen Temperatur sehr schön mit einer tollen Vegetation.

Es ist drückend heiß.

Mit Rainer gehe ich ein bißchen den Fluß hinauf, wo weniger Menschen sind. Der Weg ist kaum begehbar, es sei denn, man ist barfuß oder man trägt besonders gute Schuhe. Wir überqueren eine Hängebrücke, die entgegen meinem Reiseführer alles andere als baufällig ist, durchqueren große Reiswiesen und landen schließlich an einem kleinen Strand, direkt am Fluß. Von hier kann man beobachten, wie der Fluß aus dem Felsen stürzt.

Es gibt einen alten Mayapfad, der die Schlucht hinaufführt. Ich will ihn testen, gebe aber schnell auf, weil der Weg über zahlreiche Erdlöcher führt (hier haben die Bäume im Laufe der Zeit den Boden angehoben und kleine Höhlen hinterlassen) und zunehmend rutschig wird. Die Gefahr, sich zumindest die Haxen zu brechen, ist groß genug.

Tropischer Regenguß in "Aqua Azul"

Ein Stückchen weiter geht der Pfad so dicht an der Schlucht mit einem gähnenden Abgrund entlang, daß ich lieber aufgebe. 

        Ursel und Wasserfall im Gegenlicht

Rainer hat sich das gedacht und wartet am Strand auf mich.

 

Auf dem Rückweg treffen wir einen Teil der Gruppe. Wir gehen ein Stück zusammen. Plötzlich erwischen uns Regentropfen. Rainer rennt los, und stellt sich in einem Hängemattenunterstand für Rucksacktouris unter.

So schnell reagieren wir gar nicht, bis plötzlich ein richtiger tropischer Regen über uns niederprasselt.

Leicht feucht erreichen wir Rainer. Zum Glück gibts hier was zu trinken, und so warte ich geduldig, aber nicht mehr durstig mit einer Coke in der Hand den Regen ab.

Den jetzt noch rutschigeren Weg zurück heil hinter und gebracht (jetzt hat der Fluß einen besonders schönen Regenbogen) gelangen wir zum Auto und weiter gehts.

Wir verlassen jetzt endlich die Berge und rollen die letzten Kurven der Montanas del Chiapas hinab.

                                                                                                           Ein "Tucan"

In Palenque gehts gleich ins Motel, einem recht schönen Motel. Zum Glück haben die Zimmer Aircondition, weil hier ist es richtig tropisch warm.

Das Motel hat einen Swimming-Pool und große Vogelvolieren. Hier hausen große, leider flugunfähige, Papageien, die tagsüber auch mal draußen sitzen dürfen. Außerdem hüpfen hier total niedliche Tucans rum. Die sind mittelgroße schwarze Vögel mit einem riesigen gelben Schnabel.

Wir essen im Motel, ich setze mich an den Pool, ein Teil der Gruppe kommt hinterher.

Ein mexikanisches Mädchen, das gerade mit ihrem Vater am Pool steht, schreit plötzlich auf: Eine faustgroße Tarantel läuft am Rande des Pools durch den Garten. Hübschhäßlich diese Viecher.

Gudrun entdeckt noch `ne Menge Fledermäuse und ich gehe früh ins Bett.

Donnerstag, 30.12.93

                    Palacio" in Palenque"

Mit der Aircondition im Zimmer ist es sehr erträglich. Unser heutiges Ziel sind zuerst die Ruinen von Palenque.

Die Ruinenstadt von Palenque liegt auf einer Anhöhe zwischen dem Flachland von Yucatan und dem Hochland von Chiapas. Es handelt sich um eine Mayastadt, die zwischen 300 und 900 n.C. existierte. Inmitten einer grünen Landschaft eingebettet in Ausläufern des Regenwaldes liegt die Anlage sehr hübsch. Es ist schwül und warm und voller  Touristen. Einige Reste liegen noch mitten im Wald (Ruinen !)- völlig durchnässt stapfe ich alte Indianerpfade in die Wildnis hinein. Doch irgendwelchen abenteuerlustigen Touris begegne ich auch hier.

                                                                                                "Templo de las Cruz Foliada"

Die größte Pyramide mit 21 Metern ist der Tempel der Inschriften. Über eine steile Treppe gelangt man an die Spitze wo ein Tempel draufgesetzt ist. Von hier aus kann man (speziell für Sauna-Fans) eine beklemmend enge Treppe rund 20 Meter hinab in eine Krypta gehen. 

Grabkammern in Pyramiden sind hier eine richtige Rarität.

Ziemlich erschöpft errreicht man endlich wieder frische Luft, drängelt sich an Heerscharen von Touris vorbei und kann von oben den Blick über die Anlage und Yucatan geniessen. Der größte Bau dieser Anlage ist das  Palacio mit einem sogenannten Wachturm (wohl eher ein Observatorium). Die ganze Anlage umfasst eine große Anzahl von Bauten, die aber erst zu einem relativ kleinen Teil freigelegt sind. Über den Umweg über einen hübschen Wasserfall gelange ich später zurück zum Ausgang.

Hier sind jede Menge Stände von Lacandon-Indianern (Nachkommen der Maya) , die nachgemachte Giftpfeile verkaufen. Die Spezialität der hiesigen Handwerkskunst sind allerdings auf Leder gebrannte Mayasysmbole bzw. -kalender.

Hier schlage ich nochmal tüchtig zu, um alle notwendigen Reiseandenken zusammenzuhaben.

Die Gruppe hat sich in den Ruinen ordentlich ausgetobt, ist jetzt, wo ich komme, wieder komplett und weiter gehts.
Das Ziel für heute ist fast die Karibik. Kurz hinter dem Ort Palenque treffen wir auf größere Armeeeinheiten, die wichtige Verkehrsknotenpunkte besetzen. Wir vermuten, daß sich hier wohl irgendein Minister angekündigt hat oder so, na ja... (wie sich herausstellen wird, gibt es bald darauf einen Aufstand der "Zapatisten" in Chiapas, der das mexikanische Militär nicht unvorbereitet trifft)

Die Route ist eine der längsten, dafür schnurstracks geradeaus und somit ziemlich langweilig. Es passiert eigentlich nichts. Ein bißchen vermisst man schon die Berge.

                                        "Unser" Hotel an der Laguna Bacalar

Ohne besondere Vorkommnisse erreichen wir erst den Staat Campeche und später den Staat Quintana Roo.

Hier ist es allerdings schon komisch: Wir passieren eine Zollkontrolle, weil Quintana Roo eine Art zollfreies Gebiet ist. Natürlich alles nur für die Touris. Obwohl Rainer es rechtzeitig angekündigt hat, habe ich ihn jetzt wohl nicht so richtig ernstgenommen und meinen Paß nicht zur Hand. Ist aber nicht so schlimm - ohne Komplikationen können wir weiter.

                    Die Karibik bei Tulum

Gegen Abend erreichen wir die Laguna Bacalar. In einem traumhaft gelegenen Hotel mit Blick über die Lagune bekommen wir entsprechende Zimmer. Hier ist alles mit tausenden Muscheln ausgekleidet, selbst im Waschtisch im Bad. Ansonsten findet man hier nur Touristen mit Insiderkenntnissen. Es ist erstaunlich ruhig, außer der deutschen Familie über uns, die mit ihren Kindern nicht klarkommt. Erst quaken, dann ausdiskutieren und dann Prügel androhen.

Der Abend beginnt mit einem sehr schönen Sonnenuntergang auf einer Hollywoodschaukel mit Blick über alles, einem anschließenden Regenguß (so richtig) und der phlegmatischsten Restaurantbedienung des gesamten Urlaubs.

Zwischen Bestellung und Anlieferung eines kalten Sandwich bei ca. 10 Gästen vergeht über eine Stunde. Das Bier bestellen wir lieber paarweise. Sozusagen auf Halde.

 

 

Freitag, den 31.12.93

Am letzten Tag dieses Jahres ist die Etappe nur kurz. Über Tulum geht es nach Playa del Carmen direkt an der Karibik. Tulum ist die einzige Ausgrabungsstätte, die direkt am Meer liegt. Die Anlage ist von drei Mauern umgeben und zum Meer hin offen. Durch einen Mauerdurchbruch gelangt man hinein. Das wichtigste Gebäude ist das sogenannte Castillo, das sich auf einem Felssockel über dem Meer erhebt.                                                                   "El Castillo" in Tulum

Das Meerwasser ist türkisfarben wie auf kitschigen Karibikbildern und ab und an kommt ein kleiner karibischer Regenguß.

In Playa del Carmen wird Jens Richtung Ursel ausquartiert, was zur Folge hat, daß der Abend heute recht spät beginnt. Trotzdem ist das Abendessen phantastisch, der anschließende Spaziergang im dunkeln am Strand sehr schön und die Jahreswende unter einem Behelfsdach bei karibischem Regen inklusive Windböen von hinten, total durchnässt zu zweit absolut romantisch...

Irgendwo ist die eine oder andere Party mit meistens ziemlich betrunkenen deutschen Touris im Gange, vereinzelt gehen Raketen in den Himmel, aber das ist alles völlig unwichtig.

Sonnabend, 01.01.94

Lange geschlafen. Mein Geld ist ausgegangen. Ich mache mich auf zum Geldwechsler.

                                        Ein Kinderspielplatz in Playa del Carmen

Zwar sind alle Wechselstuben offen, doch mit einer Kreditkarte ist man hier ziemlich aufgeschmissen. Von einzelnen Leuten aus der Gruppe, die ich unterwegs irgendwo treffe leihe ich mit etwas Bargeld zusammen.

Beim späten Frühstück, oder eher Kaffee, am Strand erfahren wir die Meldungen vom Aufstand in Chiapas. So recht glauben will es eigentlich keiner.

Anschließend gucke ich mir noch ein wenig den Ort an, beobachte die Fähren zur Touristen-insel Cozumel und mache bald wieder Siesta. Wenn es nicht regnet ist es doch sehr warm.

Abends fein mit der Gruppe essen gewesen, anschließend früh ins Hotel zurück.

Sonntag, 02.01.94

Noch länger im Bett geblieben, ansonsten viel gelesen und ausgeruht und abends ins gleiche Restaurant. Sonst ist nichts passiert, was in einen Reisebericht gehört.

Montag, 03.01.94

        "El Castillo" in Chichen Itza-Nuevo

Die Zeit des Müßiggangs ist vorbei - jetzt ist wieder Kultur angesagt.

Wir umfahren Cancun und bewegen uns auf einer Dschungelautobahn (nur für die Touris) quer durch Yucatan.

Zwischendurch kommt wieder eine Paßkontrolle, wieder hat ein Teil der Gruppe keinen Paß parat, und fahren in den Staat Yucatan. Auf der Straße sehen wir einen Raubvogel (vielleicht ein Adler), der sich eine Schlange greift. Rechts und links sieht man nur die flache und undurchdringliche Vegetation Yucatans.

Heute sehen wir Chitchen Itza. Dies ist eine sehr große Ausgrabungsstätte der Maya mit einem großen Museum und jede Menge Ruinen.

                                   Templo de los Guererros + Grupo de las Mil Columnas

Es ist wohl die berühmteste Ausgrabungsstätte der Maya.

Chitchen Itza besteht aus zwei Teilen: Chitchen Viejo, dem originalen Maya Teil, der bis zum 9.Jhd. bewohnt war und Chitchen Nuevo, der ab dem 9.Jhd. mit deutlichem toltekischen Einfluß erbaut wurde.

Das größte Bauwerk ist "El Castillo", die größte Pyramide in Chitchen Nuevo. Zu allen vier Seiten gehen Treppen mit jeweils 91 Stufen hinauf.

        Das Observatorium in Chichen Itza-Viejo

Zwei sind davon benutzbar. Zusammen mit der einen Stufe zum Tempel auf der Spitze ergibt das genau die Zahl 365. Mühsam kraxeln die tausenden von Touris auf die Pyramide, um dann -immer  an der Wand lang- Angst zu haben nach unten zu gucken. Hier oben spielt sich so manche peinliche Szene ab.

 

Von hier aus kann man weit in den undurch-dringlichen Dschungel von Jucatan gucken. Außerdem gibt es hier einen sehr großen und gut erhaltenen Pelota Platz, den Tempel der tausend Säulen und eine große "Cenote". Eine Cenote ist eines der vielen riesigen Wasserlöcher die überall in Yucatan verstreut aufzufinden sind. Dies kommt daher, das Jucatan nicht von Flüssen durch- sondern unterzogen wird.

Die brüchige Kalkdecke gibt dann so manchen unterirdischen Fluß frei. In diese Cenote wurden unter anderem Trinkwasser geschöpft und Menschen- und sonstige Opfer versenkt.

Chitchen Viejo ist nicht so gut erhalten aber nicht weniger bemerkenswert. Das wichtigste Gebäude ist das Observatorium, das verblüffend modern von der Form her aussieht.

Gegen Nachmittag erreichen wir Merida. Merida ist die  Hauptstadt Yucatans und hat so richtigen kolonialen und reichen Flair.
   
                                                                                                 Die Cathedral am Plaza Mayor

Das Hotel ist ganz in Ordnung. Zuerst mache ich mich auf die Suche  nach einer Bank. Dieses Unterfangen erweist sich auch hier als ziemlich hoffnungslos, weil auch hier in den Wechselstuben VISA unbekannt ist.

Dafür bekomme ich die Abenddämmerung auf dem Zocalo mit, als die Kathedrale von Merida in orangerotes Licht getaucht ist.

                Eine "Mariachi"-Kapelle

Erst spät schaffen wir es ein Restaurant zu suchen. Hier an einem kleinem Platz kann man phantastisch draußen sitzen und essen und trinken. Wir sind die letzten Gäste und haben noch viel Spaß mit den Kellnern.

Anschließend machen wir noch eine kleine nächtliche Photoexkursion durch die Stadt.

 

 

Dienstag, 04.01.94

Heute soll es mir endlich gelingen Bargeld zu organisieren. Das Frühstück fällt aus und los gehts.

                                                Palacio Municipal" am Zocalo

Rund um den Plaza Mayor, dem Zocalo, geht immer noch nichts. Sichtlich genervt suche ich weiter fieberhaft nach einer Bank. In einer Seitenstraße erinnere ich mich, dank unserer nächtlichen Exkursion, an ein paar Banken.

Die erste Bank rein, stelle ich fest, daß VISA hier sehr wohl bekannt ist, aber nur am Automaten. Leider weiß ich meine Geheimnummer nicht. Gegenüber erlaubt die Bank auch das Abheben vom Schalter. Der Abfahrtermin rückt bedrohlich nahe, als der Bankangestellte endlich alle Formalitäten erledigt hat. Jetzt bin ich wieder flüssig.

Im Beinahelaufschritt zurück ins Hotel, die Siebensachen unter den Arm, einen Abschiedscocktail runtergeschlürft und ab.

        Die steilste Treppe Mexicos

Uxmal (sprich Uschmal) ist nicht weit, und ebenfalls eine bedeutende Ausgrabungsstätte in Mexico.

Als erstes hole ich das entgangene Frühstück nach. Allzu eilig habe ich es sowieso nicht. Zwar sind die Ausgrabungsstätten sehr bemerkenswert, jedoch hat man sich irgendwann sattgesehen und weiß das Ganze nicht mehr so recht zu würdigen. Hier rächt sich die Zeitnot auf dem letzten Drittel der Reise. Ein bißchen mehr Zeit in dieser Gegend wäre besser gewesen.

Zumindest gibt es hier die steilsten Pyramidentreppen Mexicos. Um die Pyramide des Wahrsagers (Piramide del Adivino) zu erklimmen, muß man wirklich schwindelfrei sein. Von oben hat man allerdings einen phantastischen Ausblick über die Anlage mit dem "Nonnenviereck", dem "Gouverneurspalast" und anderen Bauten.

                                Die Pyramide des Wahrsagers

Am Schluß gönne ich mir noch einen ausgiebigen Spaziergang von Schatten zu Schatten (zum Glück gibt es hier Bäume) und eine große Coke am Haupteingang.

Unser Tagesziel liegt am Golf von Mexico und ist eine große, heruntergekommene und leicht deplazierte Ferienanlage in Seybaplaya. Wir sind beinahe die einzigen Gäste.

Erst spät, wie schon vorher, kommen wir aus dem Zimmer und glüchlicherweise gelingt es Mona, einen Hotelangestellten zu überreden, uns etwas zu essen zu kochen.

Später, an der Hotelbar, sieht es trostlos aus. Nur Jens und Rainer sitzen da, der Rest liegt schon in den Betten, und die Getränke sind nahezu alle.

Zurück ins Zimmer, morgen gehts weiter.

Mittwoch, 05.01.94

Wieder etwas spät dran - wir bekommen gerade noch einen Kaffee.

            Diese drei wollen nicht mit 

Wir beschliessen, nicht den direkten Weg nach Villahermosa zu nehmen, sondern den kleinen Umweg über die Isla del Carmen, und somit mit einer Fähre die Durchfahrt in die Laguna de Terminos zu überqeren. Wir nehmen bewusst längere Wartezeiten in Kauf.
                                    
                                            Auf der Fähre ...

Die Fahrt dahin ist recht schön, es geht meistens direkt am Meer entlang. Am Fähranleger in Ciudad del Carmen überbrücken wir die gar nicht so lange Wartezeit mit dem Verzehr der hiesigen Spezialität: Krabbencocktail.

Die Fahrt selber sitzen wir kreuzfahrtmäßig am Platz an der Sonne, in einem Rettungsboot 

Später, auf der Reststrecke nach Villahermosa, kommen wir in eine Polizeikontrolle, wegen dem Aufstand in Chiapas. Touri-Autos werden aber unbehelligt durchgelassen.

Villahermosa ist ziemlich groß, trotzdem findet Rainer auf Anhieb unser Hotel. Wieder kommen wir erst spät abends aus dem Hotel und sind sehr hungrig. Es erweist sich als schwierig, in dieser Stadt die Orientierung zu finden. Wir überqueren den Rio Grijalva über eine monumentale Brücke, mit der sich Villahermosa, das durch das Öl reich geworden ist, ein Denkmal gesetzt hat. Hier finden wir auffallend viele Pärchen.

Auf der anderen Seite ist es eher trostlos, also kehren wir um und suchen das Stadtzentrum.

Wo es am lautesten ist, ist die City. Die Straßen sind voller Menschen, die an den Unmengen von Spielzeugständen Geschenke für die Kinder kaufen. In Mexico ist in der Weihnachtszeit erst am 6.1. Bescherung.

Am Straßenrand setzen wir uns auf Kinderstühle an einen Kindertisch - weil der Bürgersteig so schmal ist, benutzt der Taco-Stand eben auch schmale Möbel.

Die Tacos schmecken herrlich, man mag gar nicht aufhören - die Stimmung ist gut und wir fühlen uns wohl.

Anschließend bummeln wir noch durch die Straßen, vielleicht hat ja noch die eine oder andere Kneipe auf. Erst in der Nähe des Hotels finden wir eine, nur leider ist es sehr spät, es gibt nix mehr.

 

Donnerstag, 06.01.94

                                                                                Olmekische Skulptur im "La Venta Park"

Das Frühstück ist okay, es geht weiter. Wir gucken noch schnell in den La Venta Park. Dieser Park beinhaltet eine große Menge olmekischer Skulpturen, die aus dem Sumpfland in der Gegend zusammengesammelt wurden, jeder Menge putziger (Nasen ?)-Bären, ein paar Krokodilen und einer Familie Leoparden. Die olmekischen Skulpturen sind recht groß und wirken monumental. Besonders beeindruckend sind riesige Nachbildungen von (Kinder ?)-Köpfen.

Später machen wir noch eine leider viel zu kurze Pause am Catemaco-See. Eine herrliche Aussicht über den See, ein tolles Essen im Restaurant verleiten einen zum Verweilen.

Die lange Strecke bis Veracruz verläuft ereignislos und langweilig. Unser Hotel in Veracruz, einem der bedeutendsten Häfen Mexicos, hat den Charme eines Touristenhotels in der Sowjetunion. Kalt und unfreundlich und alles ist nur praktisch. In der Reception nervt ein Betrunkener - es dauert, bis er vor die Tür gesetzt wird.

Das Zimmer hat dafür eine tolle Aussicht über Hafen und Meer. Abends geht es wieder auf die Piste. Durch das Hafenviertel gehts zum Zocalo. Zwischendurch noch ein bißchen Shopping. In der Nähe des Zocalo bekomme ich (endlich) ein Bier und eine englischsprachige Zeitung. Zwar ist diese regierungstreu, aber besser als gar keine Information. Gierig lese ich die spärlichen Meldungen über den Aufstand in Chiapas.

Wir gucken uns noch eine Fiesta auf dem Zocalo an. Hier tanzen hauptsächlich ältere Menschen in stolzer Aufmachung nach mexikanischer Musik. Einem sehr alten Paar sieht man das Glück an, liebevoll miteinander zu tanzen und in hohem Alter jede Figur perfekt zu bringen.

Auf dem Rückweg bummeln wir noch ein wenig durch die Zona Rosa und die Hafengegend und landen schließlich in einer Disco. Hier geht alles sehr ordentlich ab - die Mexikanerinnen und Mexikaner sind sehr gut erzogen. Erst gibt es Musik aus der Konserve, wir tanzen ein wenig, und später tritt eine Band mit italopopmäßiger Musik auf.

Ziemlich müde und aufgeheizt geht es zurück ins nahe Hotel.

 

Freitag, 07.01.94

                Agavenblüten ...

Unsere letzte Etappe bricht an. Stetig geht es die heißgeliebten Berge hinauf. Irgendwann wird die Straße zur Autobahn. Wir sehen den schneebedeckten Pico de Orizaba, den höchsten Berg Mexicos, fahren in Puebla an den VW-Werken, wo noch immer der Käfer produziert wird, vorbei; sehen den Popocatepetl, genannt "Pepo", den zweithöchsten Berg Mexicos und schrauben uns immer höher auf die Höhe von Mexcio-Ciudad.

Die Luft wird langsam dünner und in der Stadt ist Smog !

Wir logieren im selben Hotel, wie am ersten Tag. Zuerst ruhen wir uns einmal aus, viel Zeit zur Klimaumgewöhnung bleibt nicht. Nachmittags werde ich von Lärm auf den Straßen geweckt; zu sehen ist aber nichts - kein Wunder, ich befinde mich im 11.Stock und um das Hotel herum sind noch höhere Gebäude.

Nach eine Dusche packe ich meine Sachen für den Rückflug und gehe auf die Straße, in der Hoffnung noch das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Zu meinem Erstaunen ist kein Geschäft geöffnet und alle Straßenstände abgeräumt. Dafür sind riesige Menschenmassen auf der Straße. Gewerkschaften, Parteien und Solidaritätsgruppen demonstrieren für die Aufständischen in Chiapas und gegen soziale Ungerechtigkeit. Ich begleite den Demonstrationszug.

                                                    Demo auf dem Zocalo

Jetzt merke ich, daß mein Kreislauf schlappmacht. Alle paarhundert Meter muß ich pausieren und tief Luftholen. Nach all der tropischen dicken Luft bin ich dieses dünne Abgasgemisch gar nicht gewohnt. Außerdem wird der Zug von Unmengen dieselstinkenden Reise- und Linienbussen begleitet.

Glücklich gelange ich doch noch zum Zocalo, gucke mir kurz die Demo an und mache mich auf den beschwerlichen Weg zurück zum Hotel.

Nach einer Pause geht es abends ins "Macho" zum Abschiedsessen.

 

Sonnabend, 08.01.94

Mit dem Taxi zum Aeropuerto. Da nicht Gepäckbesitzer und Taxiinsassen jedesmal indentisch sind, sieht man das eine oder andere nervöse Gesicht. Die letzten Pesos werden auf dem Flughafen verballert und bepackt mit allerlei Schnickschnack, dafür teilweise erleichtert um alle Batterien (Auflage der UA) geht es heimwärts.

Die Flüge verlaufen ähnlich wie auf der Hinreise, aber um ein vieles entspannter.

                                                                                  Ende