J A V A   U N D   B A L I   1 9 9 2

 

Montag, 12.10.

Tiefe Nacht ist es, als das Abenteuer beginnt ! ! ! . . .Zumindest ist es einfach nur dunkel.

Im Nachtbus bin ich der einzige Passagier. Im Hauptbahnhof ist es sehr still - nur ein Zug steht bereit - meiner. 

Ich besteige den D-Zug Richtung Duisburg. Unterwegs ist alles ruhig, bis auf zwei Pendler, die in Osnabrück zusteigen, sich sofort hinpacken und bis Essen durchratzen. Die Heizung im Wagen ist auch nicht ganz in Ordnung und bis Duisburg wird mein Ticket 3 mal entwertet. Von Duisburg geht es weiter nach Amsterdam - mein Ticket wird wieder 3 mal ent­wertet. Von Amsterdam -Centralstation- geht es mit einem sogenannten Intercity zum Flughafen Schipol.

Auf dem Weg dahin gucke ich immer wieder, ob nicht das Wohngebiet in Sicht kommt, wo kurz vorher der Israelische Jumbo abgestürzt ist. Zum Glück gibt es nichts zu sehen.

Auf dem Flughafen versuche ich verzweifelt den Schalter der Thai-International-Airways zu entdecken. Irgendwann finde ich ihn in einem Anbau.

Allmählich findet die Gruppe zusammen - nicht alle - aber fast. Es fehlen Eliane und Viviane aus Luxemburg. Anwesend sind Benni aus Belgien sowie Andrea, Conny, Elke, Esther, Barbara und ich.

 

Schnell noch mal aufs Klo - und hier stelle ich fest, daß hier tatsächlich in der Keramik der Pinkelbecken eine Fliege eingearbeitet ist (wegen der Treffsicherheit).

 

Es ist 12.30 Uhr, als sich die Boeing 747 mit der Flugnummer TG917 in die Lüfte erhebt und auf der Nordroute nach Asien fliegt. 

Alle Passagiere bekommen eine echte Orchideen-Blüte geschenkt und eine richtige Speisekarte in die Hand. Man kann hier zwischen 3 Menüs auswählen. Es gibt zwei Spielfilme zu sehen, doch ich bekomme meine Migräne - werf mir ´ne Dröhnung rein und bekomme nichts davon mit. 

 

Als ich wieder aufwache ist es draußen stockdunkel und es gibt wieder was zu essen. Unter uns taucht irgendwann eine schrecklich lange Reihe von Lichtern auf. Es handelt sich offenbar um eine stark gesicherte Grenze - wir befinden uns wahrscheinlich im russisch-afghanischen Grenzgebiet. 

 

 

Dienstag, 13.10.

Wir stellen die Uhren um 6 Stunden vor und landen gegen 05.40 Uhr auf dem Flughafen von Bangkok. Hier haben wir satte 6 Stunden Aufenthalt, die wir irgendwie in der Transit- Lounge zu Nutzen versuchen. Nebenan lockt eine Cafeteria - den Kaffee müssen wir in US$ bezahlen das Wechselgeld gibt es in thailändischen Baht zurück. In einem Duty-Free-Shop hole ich mir noch eben eine Stange Zigaretten. 

 

Die meisten von uns schlafen. Hier wird mir zuerst richtig klar, daß die Asiaten im Allgemeinen etwas kleiner als die Europäer sind - die Klos hängen alle niedriger.

 

Endlich geht es  - es ist bereits 11.40 Uhr - turbulent weiter in Richrung Singapur. Dort angekommen, stellen wir unsere Uhren eine weitere Stunde vor.  Der Flughafen von Singapur ist besonders modern und wie Singapur selbst peinlich sauber. Schnell noch eine weitere Stange Zigaretten kaufen !  Nach 20 Minuten starten wir auf unsere letzte Etappe in Richtung Jakarta.

 

Beim Flug von Singapur nach Java haben wie einen besonders schönen Blick über Inseln und Meer. Obwohl Jakarta auf einer Höhe mit Singapur liegt, stellen wir beim Landeanflug unsere Uhren um eine Stunde zurück und landen pünktlich um 16.20 Uhr in Jakarta.

 

Die Zollkontrolle ist peinlich genau - einzeln werden wir zum Zollbeamten gewunken.

Unser einheimischer Reiseleiter nimmt uns in Empfang. Er heißt Hendra.

Erst beim Durchzählen der Gruppe fällt ihm auf,  daß zwei Teilnehmerinnen fehlen. Er bringt uns nach draußen, wo wir erstmal von der erdrückenden Hitze und sehr hoher Luftfeuchtigkeit erschlagen werden. Wir warten ein wenig, machen ein erstes Gruppenbild und steigen in den Bus. Hier sitzen wir sehr lange, während Hendra etwas über unsere Luxemburgerinnen in Erfahrung zu bringen versucht.

Auf einem kleinen Schild an der Seite unseres Reisebusses steht der Hinweis: 22 Orang (mit Orang sind Menschen gemeint).

Kaum sitzen wir drin, erleben wir den ersten richtigen Regenguß (Bindfäden vom Himmel).

Außerdem bekommen wir die Gelegenheit, erste Eindrücke vom chaotischen Straßenverkehr um den Flughafen herum zu sammeln. Dies soll nur ein Vorgeschmack dessen werden, was wir noch erleben.

 

Wir fahren ca. 1 Stunde über irgendwelche highways zu unserem Hotel (der Flughafen liegt weit außerhalb Jakartas). Hendra versucht sofort reiseleitermäßig einige Informationen über Jakarta und sonstwas loszuwerden - merkt aber schnell an unseren Gesichtern, daß wir völlig fertig sind und uns nach der Dusche im Hotel sehnen. Sein Angebot, am nächsten, programmfreien Tag eine Rundfahrt durch Jakarta zu organisieren (natürlich nur gegen Dollar) lehnen wir großzügig ab.

 

Wir kommen im Menteng-Hotel an, stürmen unsere Zimmer, Benni in die Dusche und ich an den Kühlschrank im Zimmer. Jetzt ein Bier !!!

Nachdem wir wieder halbwegs zivil aussehen und uns an der Aircondition abgekühlt haben, gehen wir ins Hotelrestaurant und werden mit einer weiteren allgemeinen Tatsache vertraut gemacht: Hier hört man fast überall Musik - und wenn die im allgemeinen abzuspielende Kassette, die uns während der ganzen Reise noch verfolgen wird, gerade nicht zur Verfügung steht, dann gibt es eben Life-Music. Die Pausen zwischen den Stücken genießen wir am meisten - man darf nur nicht den Fehler machen und die Musiker zum Weitermachen animieren.

Irgendwann nach einigen Literflaschen Bier (...für alle, natürlich) machen wir noch schnell einen Verdauungstrip ums Hotel. Jetzt sehen wir auch erstmals die vielen kleinen Stände an der Straße wo die Einheimischen leben und selbstgemachte Nahrung verkaufen müssen. Um zu verhindern, daß wir uns verlaufen, gehen wir aber zeitig zurück ins Hotel und fallen halbwegs erschöpft ins Bett.

 

 Mittwoch, 14.10.

Das Frühstück ist ... na ja ... - wir werden uns wohl daran gewöhnen.

Wir suchen uns zwei Taxis und fahren in die City zum National Monument auf dem Merdeka-Platz.

Die Fahrt dahin ist sehr spannend. Man fährt links, Fußwege gibt es wenige und wenn, sind sie schwer begehbar, man hupt und zwingt den anderen Autofahrer aus dem Weg, der vielleicht gerade ein Tuctuc, das hier übliche dreirädrige Moped für den Nahverkehr, überholt, welches gerade den Radfahrer von der Straße schiebt, der wiederum den Fußgänger an die Seite drückt. Dieses findet grundsätzlich bei Gegenverkehr statt. Man schlägt sich halt so durch - es gibt sogar ein System: Wenn man überholt, hupt man, sodaß der Überholte sofort langsamer werden muß um dem Überholer eine Lücke zu lassen. Es scheint zumindest erstaunlich wenig zu passieren.

Das National-Monument ist ein monumentaler Obelisk mit Aussichtsplattform und am Fuß untergebrachtem Nationalmuseum. Wir fahren mit dem Aufzug hinauf und geniessen die herrliche Aussicht auf Jakarta. Unter Anderem blicken wir auf die größte Moschee außerhalb Arabiens.

Wir lernen ein weiteres Phänomen kennen: Wenn frau blond oder groß ist, wird sie grundsätzlich gebeten für ein Photo, natürlich gemeinsam mit Einheimischen, zu posieren.

Das Nationalmuseum ist eine Aneinanderreihung von Schaukästen in denen mit viel Pathos dreidimensional mit Modellandschaften und -figuren die Geschichte Indonesiens dargestellt ist. Das Ganze dann in einer so richtig staatstragenden gruftähnlichen Halle.

 

Wir gehen im Gänsemarsch durch die Stadt in Richtung Alt-Jakarta (Batavia). Es ist drückend heiß, die Straßen sind schlecht, es ist dreckig und laut und ständig ein ´hello, how are you´ im Nacken. Wir wollen eine alte Moschee besichtigen. Nur Benni und ich dürfen hinein, ein alter Mann gibt uns die Hand, wir geben unsere zurück, werden sofort als Ungläubige entlarvt und freundlich aber entschieden hinaus komplimentiert.

Draußen rette ich meine, noch sauberen, Sandalen vor dem Zugriff eines der vielen Schuhputzer.

Wir flüchten vor der Sonne in ein Einkaufszentrum. Die Preise, die hier verlangt werden sind genauso hoch wie in Europa. In einer Snack-Bar nehmen wir unser zukünftiges Standard-Tagesessen zu uns: Wasser aus den hier üblichen Plastikflaschen und Kartofflelchips.

Nach einiger Zeit trauen wir uns wieder hinaus in die Hitze. In der Luft liegt eine, alles durchdringende, Aura von Nelken. Diese kommt von den hier allgemein üblichen Nelkenzigaretten, den Kretek.

Im alten Centrum finden wir eine alte portugiesische Kanone mit dem Fruchtbarkeitssymbol - dies wird wohl am meisten photographiert. Gegenüber ist das ´Wayang-Museum´. Hier findet man Unmengen von Wayang-Puppen aus allen Epochen, einige kleine, dickbäuchige Buddhas und sogar, wohl als Gastgeschenk, ein komplettes deutsches Kasperle-theater.

Der Reiseführer (Travel-Handbuch) empfiehlt uns jetzt den Kanal mit einer über 200 Jahre alten, restaurierten original holländischen Zug­brücke, der ´Hoender-pasarbrug´ (Hühnermarktbrücke). 

Entgegen der Meinung des Reiseführers steht diese Brücke kurz vor dem Einsturz und ist für jeglichen Verkehr gesperrt. 

Daneben führt eine neuere Brücke über den Kanal. Unter dieser "leben" an die hundert Menschen. Überhaupt ist dieses alte Holländerviertel ein einziges Getto. Hier "lebt" man in Bretterverschlägen und Blechtonnen an, über und beinah im verdreckten und verlan­deten Kanal mit, im und aus dem Wasser. Es ist unmöglich angesichts dieses Elends einfach hier entlang zu ´spazieren´ wie der Reiseführer vorschlägt.

                                                                                                                       

Wir gehen Richtung Norden zur alten ´Bastion Culemborg´ mit seinem Aussichtsturm. Die Anlage ist sehr gepflegt und liegt an der früheren Hafeneinfahrt des alten Hafens. Die Besichtigungszeit ist längst vorbei - ein freundlicher Mann bietet uns trotzdem eine Besichtigung an und sucht über eine halbe Stunde den Schlüssel. Das gibt uns Zeit ein kleinen Blick nach rechts und links dieser netten Anlage zu riskieren.

Was wir jetzt erblicken, verschlägt uns die Sprache: Der Kanal macht einen Knick nach rechts, um, vielleicht in früheren Zeiten, durch ein großes Wehr ins Meer zu fließen. An diesem Knick, auf in Jahren angelandetem  Müll und Dreck befindet sich eine riesige Ansammlung von Müll- und Bretterverschlägen wo ebenfalls Menschen wohnen. Je mehr Müll angelandet wird umso größer wird diese "Wohnhalde" - Wasser ist kaum zu erkennen.

 

Ein netter, junger Mann vom Aufsichtspersonal unterhält sich sehr angeregt und in gutem Englisch mit uns und läßt das erste mal mit leichtem Grausen an unseren offiziellen Reiseleiter Hendra denken.

Endlich wird der Schlüssel gefunden und wir bekommen Gelegenheit das ganze Elend auch noch von oben zu begutachten.

Wir gehen zum ´Kali Baru´, dem alten Segelschiffhafen. Hier liegen Unmengen von ´Pinisi´, Bugi-Scjonern, den traditionellen Frachtschiffen, dem häufigsten Schiffstyp dieser Region. Wir zahlen unseren Hafeneintritt - man zahlt hier für alles Eintritt - und gehen an diesen Massen von Schiffen entlang. Alle Schiffe liegen in gleicher Richtung nebeneinander - welch imposanter Anblick. Hunderte von Arbeitern laden hier Tropenhölzer über schmale Holzstege an Bord bzw. an Land und anschließend auf LKW. Wir werden angestarrt wie Marsmenschen begleitet mit dem entsprechenden ´hello ...´ und so.

Es wird langsam spät - wir haben noch einen date mit Hendra. Die Suche nach einem Taxi erweist sich als schwierig so gehen wir zurück ins Elendsviertel - hier haben wir vorher Tuc-Tucs gesehen. Leider dürfen diese ihren Stadtteil nicht verlassen und mit dem ´Mikro-Bus´-System (kleine Toyota-Busse) kennen wir uns nicht aus. Unser Weg ist noch sehr weit. Ein besonders freundlicher, älterer Herr hilft uns. Es ist ein Einheimischer chinesischer Abstammung, der uns  den richtigen Bus zeigt, mitfährt, obwohl er ganz woanders hin muß, sich angeregt mit uns unterhält, phantastisch gut informiert ist, hervorragend englisch und sogar ein bißchen deutsch spricht und zu unser aller Peinlichkeit auch noch die Fahrt bezahlt (... ach, Hendra).

 

Wir kommen in die Nähe unseres zufußmäßigen Ausgangspunktes, stehen aber meistens im Stau (genauso wie der mit dem, hier üblichen, Rotlicht fahrenden Krankenwagen).

 

Den Rest fahren wir mit Taxis zurück zum Menteng-Hotel, wobei wir erst beim falschen Menteng gelandet sind. Hendra kommt ein bißchen später als geplant (Gummizeit !!!) - bringt aber zu unserem Erstaunen Eliane und Viviane aus Luxemburg mit. Die Gruppe ist also komplett.

 

Wir machen uns noch frisch und gehen essen. Heute mal auswärts (d.h. ohne Live-Music).  Das Essen ist toll, das Bier ist gut (Bintang-Bier - das mit dem Stern) die Stimmung ist so ausgelassen, daß hier sogar ein Mix aus Bier und Milchshake kreiert wird.

 

Donnerstag, 15.10.

Ein fehlgeleiteter Weckruf vom Vortag wirft uns den Betten.

Wir nehmen unser Frühstück und beladen den Bus. Jetzt geht die Reise so richtig los. Jede(r) setzt sich auf den zukünftigen Stammplatz. Um nicht ständig Opfer von Hendras Englischversuchen zu werden setze ich mich ganz eigennützig möglichst weit nach hinten.

 

Wir verlassen Jakarta Hendra gibt uns den weiteren Verlauf der Reise bekannt und füttert uns mit einigen Informationen über Java. Außerdem versucht er uns ein Lied beizubringen - irgendwie merkt er jetzt auch, daß wir keine ´normale´ Touristengruppe sind.  An den Ausfahrtsstraßen Jakartas stehen viele Menschen, hauptsächlich Kinder, mit Bauchläden und versuchen ihre Waren feilzubieten.

 

Wehe die Ampel springt auf rot ... 

Übrigens: In Indonesien gibt es keine Kinderarbeit - aber alle Kinder müssen hier arbeiten um zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen. 

Mit stolzgeschwellter Brust  zeigt uns Hendra im Vorbeifahren eine Zementfabrik als wichtigen Industriefaktor auf Java (...na ja).

Wir fahren auf Autobahnen ins bergige Hinterland Jakartas - wir befinden uns in West-Java.

Hendra erklärt uns, daß man bei Besichtigungen dem ansässigen Führer trotz im Reisepreis enthaltener Gebühren trotzdem noch ein kleines Trinkgeld gibt. Erst viel später erfahren wir, was dies in Wirklichkeit auf sich hat.

 

In der kleinen Stadt Bogor befindet sich ein toller botanischer Garten und einer von vielen Präsidentenpalästen. Der Garten ist hochinteressant bekommen wir doch so einen kleinen Vorgeschmack auf die Botanik auf Java. Interessant ist auch die Tierwelt: Wir sehen einen ´Flying Dog´, dies ist ein mit der Fledermaus verwandter fliegender Hund und ich bekomme meine ersten Moskitostiche. Ein Mann hat diesen fliegenden Hund von klein auf großgezogen und läßt ihn, gegen Geld, photographieren.

Anschließend gehen wir durch den angrenzenden Markt und kosten zum erstenmal von den kleinen, geschmacksintensiven Bananen.

Heil an den vielen Straßenhändlern, die so schnell nicht lockerlassen und stets im Kielwasser hinterherlaufen, vorbei besteigen wir den Bus und fahren weiter.

Die Landschaft wird immer schöner - wir fahren jetzt durch Teeplantagen. Die Straße zieht sich auf Serpentinen nach oben. An einer Kurve halten wir an, um Teepflückerinnen zu photographieren.

Ehe wir uns versehen ist der Bus ohne uns schon vorgefahren. Na ja, machen wir halt ´hiking´. Wir erfahren, daß die Teepflanzen zwei Jahre nach dem Einpflanzen zum erstenmal beschnitten werden und nach weiteren drei Jahren erntefähig sind. Die Teepflanze wird bis zu 75 Jahre alt und wird alle 10 Tage, während der ´rainy season´ sogar alle 7 Tage, bepflückt. Gepflückt werden jeweils die letzten drei Blätter eines Astes, ein ´triple´. Pflücken tun Frauen, während ein Mann die ´Aufsicht´ hat. Der Lohn beträgt ca. 400 Rupia pro Kilo Tee. Ungefähr 20 Kilo können am Tag geschafft werden, so beträgt der Tageslohn einer Pflückerin 8000 Rupia (ca. DM 8,-). 

 

Wir gehen zu Fuß weiter - ´Hendra kennt den Weg´. Insgesamt 7 Km (wohl eher mehr) gehen wir durch die wunderschöne Landschaft. Einen Teil davon müssen wir an der Straße lang - wegen dem Autoverkehr eher gräßlich. Den Bus treffen wir am Puncak-Paß wieder, wo wir auch essen.

Weiter geht's durch tolle Landschaften mit ihrer üppigen Vegetation. Die Straße ist sehr kurvig und man denkt, man müßte schon viel weiter vorangekommen sein. Es zieht sich. Wir überqueren den Fluß Sokan, halten an der Brücke um den tollen Ausblick über tiefe Schluchten zu genießen. Prompt haben wir eine Horde Kinder im Schlepptau, die schließlich den Bus regelrecht belagern.

 

Später fahren wir durch eine gräßlich verstaubte Gegend - hier wird Kalk im Brennverfahren produziert. Touristenmäßig gehen wir zur Besichtigung, was hier wohl nicht alle Tage vorkommt. Das halbe Dorf ist auf den Beinen. Wir erklimmen einen Hochofen und sehen, wir der abgebaute Kalkstein in den Hochofen gefüllt wird. Von unten werden wir vom Dorf wie Marsmenschen angestarrt.

 

Nach endloser Busfahrt landen wir endlich in Bandung, der Hauptstadt West-Javas. Das Hotel ist toll, verwinkelt und mit einem kommunikativen Innenhof.

 

Abends zeigt uns Hendra in einem Restaurant die original indonesische Küche. Leider setzt er sich im entscheidenden Moment, als darum geht,  wie die eine oder andere Spezialität gegessen wird, an einen anderen Tisch. Was wir hier essen, wissen wir oft nicht - ist vielleicht auch besser so. Das Essen ist reichlich - über Geschmack kann man streiten. Anschließend gehen wir noch shopping. Hendra meint es gibt hier Klamotten (Jeans und so) in gleicher Qualität wie in Europa nur viiiiel billiger (von wegen). Trotzdem das eine oder andere T-Shirt gekauft. Den Abend beschließen wir mit Bintang-Bier.

 

Freitag, 16.10.

Ein Ausflug zu einem vor kurzem ausgebrochenem Vulkan, dem ´Tangkuban Perahu´ wo wir erstmalig den Bus aufgrund der Steigung bis an die Grenze der Belastbarkeit quälen.

Der Vulkan besteht aus drei Kratern und ähnelt mehr einer Trümmerwüste nach einem Bombenangriff - sehr schön ist er nicht. Auch hier können wir wieder tonnenweise Ansichtskarten von Kindern kaufen plus kleinen weißen Stoff-Yetis.

Die Touris kaufen wohl auch alles.

 

Zu Fuß geht es mit einem Führer (wofür eigentlich) zu einem Minikrater, wo außer ein bißchen Qualm nicht besonders viel los ist, und durch ein bißchen Dschungel (welcher sehr schön ist und für manches entschädigt) zurück zum Bus. Ach ja, unterwegs machen wir Pause an einem provisorischen Verkaufsstand, wo es gebackene Leckereien gibt.

 

Der Rückweg bergab geht fix - wir biegen ab, vorbei an wunderschönen Teeplantagen nach Ciater, einem Ort, wo sich die Wohlhabenden aus Bandung am Wochenende treffen. Hier gibt es heiße Quellen und einen künstlich angelegten, kleinen Park. Unser Aufenthalt erscheint uns recht lang, obwohl wir ihn uns durch heiße Bäder zu verkürzen suchen. Was nervt sind eine Horde Kinder die ständig im Kielwasser laufen und uns anbetteln.

Gegen Spätnachmittag. in der Stadt Lembang, bemerken wir eine Straßenfeier (sie fiel uns schon auf dem Hinweg auf), halten an und versuchen rauszukriegen was hier los ist. Nicht einfach, denn auch aus Hendra ist nur mühsam eine echte Information herauszubekommen. 

Es ist eine Hochzeit. An der Straße spielt eine Sing- und Tanzgruppe traditionelle Musik (mit moderner Verstärkeranlage) während drinnen in einem Restaurant die Hochzeitsgesellschaft sitzt. Elke wird eingeladen sich in das Gästebuch einzutragen und dann hineinzugehen. Etwas unsicher wegen der hiesigen Sitten und Gebräuche nimmt sie mich mit und so stehen wir hier: Links stehen das Brautpaar (in traditioneller Tracht) mit deren Eltern in einer Reihe und wollen alle begrüßt werden. Elke geht mutig voran, kriegt die Begrüßung ganz passabel hin und ich mache alles nach. Puh, das wäre geschafft. Nun geht's ans Essen. 

Sollen oder sollen wir nicht - wir müssen !!!

 

Das Essen ist vorzüglich, echt indonesisch und tausendmal besser als bei Hendras Geheimtip vom gestrigen Abend. Wir unterhalten uns angeregt mit der Mutter des Bräutigams und seinem Bruder. Der wiederum zeigt uns ganz stolz seine Frau (wunderschön) und sein Kind. Unser aller Englisch ist gerade ausreichend um uns halbwegs verständigen zu können.

 

Endlich, nachdem wir schon mehrmals danach gefragt werden, kommt der Rest der Gruppe. Wir sitzen noch ein wenig zusammen, lassen uns mit köstlichen Essen und Tee abfüllen und verabschieden uns in umgekehrter Reihenfolge wie beim Reingehen mit ´Selamat - terima kasih´ bei unseren Gastgeber. Die Abschiedsformel hat uns vor dem Hinausgehen Hendra noch schnell beigebracht und heißt soviel wie ´Auf Wiedersehen - Vielen Dank´.

 

Wir erfahren noch, daß eine Hochzeit auf Java bis zu 1.000.000,- Rupias kosten kann (ca. DM 10.000), dies von der ganzen Familie zusammengesammelt wird und sich auch viele dafür langfristig (d.h. für immer) verschulden.

Letzter Programmpunkt ist der Besuch der Saung Anklung Padaska, einer Schule in Badung, wo Kinder von 4 bis 12 Jahren für die Touristen Puppenspiel mit Wayang-Golek (dreidimensionalen Puppen) aufführen, nach indonesischer Musik tanzen und auf Arumbas und anderen Bambusinstrumenten Musik machen.

Was sich bis jetzt recht harmlos anhört ist ein Erlebnis für sich: In einem kleinen Amphitheater sitzen auf dem Zuschauerteil hauptsächlich mit wuchtigen Kamerageschützen bewaffnete Holländer. Plötzlich marschieren vielleicht hundert mit überwiegend gelben und roten Hemden bekleidete Kinder wie in einer Prozession auf die Bühne (eher Manege), stellen sich auf und machen eine phantastische traditionelle Musik auf ihren Bambusinstrumenten. Dazwischen führen sie Tänze auf und wir singen gemeinsam ´Hänschen Klein´ auf indonesisch oder in einer beliebigen anderen Sprache. 

Einer der Höhepunkte ist, als alle Kinder, mit mehreren Arumbas ausgerüstet sich unter das Publikum mischen, uns allen ein Instrument in die Hand drücken und wir alle gemeinsam Musik machen. Alles ganz leicht - auf ein bestimmtes Handzeichen des Dirigenten müssen alle Instrumente mit einer bestimmten Nummer zum Klingen gebracht werden. Der Sound ist ganz anhörlich.

 

Nach einer Kaufpause geht es drinnen im Schulgebäude mit gemeinsamen Tanzen (jedes Kind greift sich einen Touri) dem Ende zu. Ein Tag voller Höhepunkte !!!

 

 

Sonnabend, 17.10.

Mit dem Bus geht es weiter in Richtung Zentraljava.

Die Landschaft wechselt von Teeplantagen hin zu Reisterrassen. Unterwegs halten wir einige Male kurz an, um Photos zu machen oder Proben von hier einheimischen Gewächsen zu begutachten. Einmal zeigt Hendra auf einen entfernten Vulkan und meint es wäre der, auf dem wir gestern waren - er hat wohl völlig die Orientierung verloren.  Na ja, Hauptsache der Busfahrer kennt den Weg.

Einmal halten wir in einem Ort, wo uns Hendra eine Moschee von innen zeigt. Da es so heiß ist, tragen wir leichte Kleidung wie Shorts. Prompt bekommen wir beim Betreten der Moschee einen Rock, der bis zu den Achseln reicht - lustiger Anblick.

Drinnen zeigt uns Hendra wie man sich vor dem Gebet reinigt, wie man betet und was man dort betet - alles auf arabisch, selbstverständlich.

Weiter geht's zu einem ´Steinzeitdorf´ dem Kampung Naga. Dies ist bei weitem nicht der Fall handelt es sich doch lediglich um ein Dorf, welches von allen Verkehrswegen abgeschnitten ist und in einer religiösen Selbständigkeit existiert.

Man hat es früher, als sich die einzelnen Religionen auf Java ausbreiteten schlicht vergessen. Heute hat es viel von seiner Eigenständigkeit erhalten. Die Einwohnerzahl ist auf 500 begrenzt - wer über ist, muß halt gehen.

Wir erreichen das Dorf über eine besonders lange Treppe und in einem plötzlich einsetzenden tropischen Regen. Naß bis auf die Haut kommen wir an und sehen wie mit traditionellen Methoden die tägliche Arbeit verrichtet wird.

Hier gibt es keinen Strom und das Wasser kommt aus dem nahen Fluß und aus Reservoirs. Wir sehen sehr alte Menschen, klein, drahtig und munter. Ein Kind beschäftigt sich still mit einem Brettspiel - ein schöner Anblick doch zu schade um es mit der Kamera zu stören.

Tourimäßig schleichen wir an den Hütten, unter den Fenstern vorbei und werden überall freundlich begrüßt. Dieses Dorf strahlt eine Ruhe aus, die lediglich durch schubweise ankommende Touris gestört wird.

Hendra trägt unsere Gruppe in das bereitliegende Gästebuch ein. In einer früheren Eintragung lesen wir die dämliche Bemerkung einer deutschen Touristin: ´Schade, daß hier alle so rückständig leben´. Mit diesen Eindrücken fahren wir weiter.

Die Busfahrt ist unerträglich lang. Als der Fahrer beinah während der Fahrt einnickt, machen wir eine Zwangspause. Es regnet noch immer - wir trinken Kaffee oder Kokosmilch aus riesigen Kokosnüssen. Als wir durch den Regen zum Bus wollen, bieten uns nette Mädchen Regenschirme an. Ich verstehe dies natürlich falsch und nehme zusätzlich das Mädchen zum Bus mit. (oh, diese Touris) Sie guckt zwar etwas komisch, findet es aber doch ganz lustig.

 

Ziel unserer Etappe ist Baturaden, ein Mountain-Resort in 1400 m Höhe am Mt. Slamet in der Nähe der Stadt Purwokerto. Die Unterbringung ist etwas einfacher als in den sonstigen Hotels, aber nicht weniger gut. Wir haben einen großen Aufenthaltsraum für uns , lassen uns Bintang-Bier bringen und erleben einen tollen gemeinsamen Abend an dem sogar Hendra anwesend ist.

 

Sonntag, 18.10.

Es geht nach Yogjakarta, kurz Yogja genannt.

Auf der Fahrt dahin gibt bis auf die üblichen Photo- und Pflanzenstopps keine besonderen Vorkommnisse.

 

Außer Borobodur.

Die ist der größte buddhistische Tempelkomplex Südostasiens. Um die 800 v. Chr. wurde dieser Tempel erbaut und nur ca. 200 Jahre später durch einen Ausbruch des nahen Vulkans Mt.Merapi für fast 1000 Jahre verschüttet. 1814 wurde er wieder ausgebuddelt um dann als Baumaterial oder Gastgeschenk für andere Länder mißbraucht zu werden. 

Den Rest versuchte man 1907 und später im Jahre 1975 zu restaurieren. Der Tempel drohte abzusacken, zu platzen - überhaupt vom Wasser vernichtet zu werden. Nur mit dem Einsatz von 700 Arbeitern und einem Computer konnte der Tempel vollständig zerlegt und mit 25 Mio US$ aus UNESCO-Mitteln wiederaufgebaut werden.

 

Borobodur ist im buddhistischen Sinn eine riesige Stupa, deren drei Ebenen der Dreiteilung des irdischen Daseins im Mahayana-Buddhismus entsprechen: Khamadhatu, die unterste Ebene des alltäglichen Daseins die mittlere Ebene, Rupadhatu, die vergeistigte Form, und die obere Ebene, Arupadhatu, die vollständige Abstraktion und Loslösung von der diesseitigen Welt - sagt mein Reiseführer.

 

Über 5 km können wir das Leben Buddhas, dargestellt auf  1300 Reliefs begucken. Auf der obersten Stufe, dem Nirvana, haben wir einen phantastischen Blick über Reisfelder und nahende, dunkle Regenwolken.

 

Auf dieser Ebene, unter einer kleinen Stupa gibt es einen Buddha, den alle Männer am Finger und alle Frauen an den Füßen anzufassen versuchen. Das Resultat wäre Gesundheit, Glück und Frieden oder so. Mein Arm reichte nicht weit genug hinein. Wir bahnen uns den Rückweg an Andenkenhändlern vorbei zu Bus.

 

Später erreichen wir Yogja und unser Hotel. Hier lernen wir etwas Neues kennen: Für die Gäste steht nachmittags eine Kanne Tee vor den Zimmern bereit. Yogja ist unter anderem berühmt für seine Batiken. Wir toben auch gleich los zu Hauptstraße. Hier reihen sich Batikstände abwechselnd mit Lederständen aneinander. Die Händler akzeptieren fast jeden Preis und unterbieten sich gegenseitig. Erst reden sie was von ´bankrott´, aber wenn man sich abwendet sind sie schnell mit Dir handelseinig.

 

Wir lernen auch eine Touri-Falle kennen: Junge Leute sprechen uns an und wollen uns eine Batik-´exhibition´zeigen, die angeblich nur noch einen Tag dauert und wo ´the artist himself´ anwesend sein soll. Wir gehen mit, betreten einen kleinen Laden (mit Hinweis an der Tür, welche Credit-Cards akzeptiert werden) und werden mit Getränken empfangen. Sobald ein Bild nur anschielt stürzt ein Mann auf uns zu, hängt das Bild ab und postiert das Bild am Ausgang. Irgendwann ist dieser dicht und man kommt nur mit Mühe hinaus. Jedenfalls kaufen Eliane und Benni einige Bilder und retten somit unseren Ruf.

Später werden wir noch öfter auf solche ´exhibitions´ angesprochen. Wir lachen die Leute aus, wissen wir doch, daß hier die gleiche Ware wie an der Straße nur weit überteuert verkauft wird.

In einer Cocktail-Bar für Touris trinken wir, ausnahmsweise, Cocktails. Den Abend beschließen wir trotzdem mit Bintang.

 

 

Montag, 19.10.

Zu Besuch bei Mr.Spock.

Hierzu muß gesagt werden, daß Yogja ein ´special territory´ und sogar ein quasieigenständiges Sultanat ist. Wir besichtigen den ´Ngayogyakarta Hadinigrat Palast´ (Kraton), den prunkvollen Sultanspalast mit Repräsentations- und Wohngebäuden des Sultans und seiner Familie. Markenzeichen des Sultans sind auf die Ohren gesetzte Metallspitzen.

 

Ehrenamtliche Palastwachen (das Ehrenamt wird vererbt) mit einem Kris hinter dem Rücken stehen für Photos bereit.

Anschließend schleppt uns Hendra 

1. in eine Wayang-Factory, wo Wayang-Kulit-Puppenspiele (mit zweidimensionalen Puppen) vorgeführt, Puppen produziert (aus Leder und Horn) und, natürlich, verkauft werden 

2. in eine Batik-Factory, wo wir sehen unter welchen Bedingungen (Stearin-Dämpfe) junge Mädchen und Frauen arbeiten und wo wir ,natürlich, auch Batiken kaufen können 

3. in eine Silber-Factory, wo filigrane Silberschmuckstücke unter miesesten Arbeitsbedingungen produziert werden und wo wir, natürlich, auch Silberschmuck kaufen können.

Wir entsprechen nicht ganz den Erwartungen, die an Touristen gestellt werden, und kaufen überall fast nichts. Hendra entgehen somit satte Provisionen. Wir wissen ja, wo es alles billiger gibt.

 

Wir essen kurz in einem Staßenrestaurant (ich esse nicht, da sich erstmals ernste Magenprobleme einstellen).

Wir fahren nach Prembanan, der riesigen und bedeutendsten hinduistischen Tempelanlage Javas, die zu großen Teilen in Einzelteilen herumlag, weil sie im 16.Jhd. durch ein Erdbeben zerstört wurde und nun wiederaufgebaut wird. Diese Tempelanlage besteht aus 8 Tempeln und einer Reihe von Candi (kleinere Tempel). Insgesamt besteht die Anlage aus 180 Bauten. Der größte Tempel ist Shiwa gewidmet. An der Innenwand seiner äußeren Mauer sind Szenen aus dem Ramayana dargestellt. Doch dazu später. 

Wir werden von einem ´guide´ begleitet, der ein lustloses, trockenes Deutsch spricht. 

 

Später, zurück in Yogja, gehen wir noch einmal kräftig shopping (vor allem brauchen wir für abends lichtempfindliche Filme) um dann abends vor der Kulisse des Prembanan-Tempels eine Ramayana-Aufführung zu sehen. Dies ist eine Mammutaufführung mit bis zu 450 Akteuren, besteht aus 4 Episoden, die von Mai bis Oktober an Vollmondwochenenden stattfindet.

 

Wir sehen die vierte Episode des Ramayana-Epos. Im Groben erzählt die Geschichte von König Rama und Königin Shinta die wiederum von König Rahwana, der unsterblich in Shinta verknallt war, geraubt wurde. Rama gelingt es mit Hilfe des Affengenerals Hanoman gegen Rahwana und dem ihn unterstützenden Riesenvolk zu obsiegen und befreit Shinta. Rama glaubt aber nicht, daß Shinta unberührt geblieben ist. Shinta schlug vor sich zu verbrennen um ihre Unschuld zu beweisen. Sie stieg ins ´holy fire´, blieb unverletzt und somit unschuldig. Die Aufführung ist sehr beeindruckend.

Auf der Rückfahrt zum Hotel teilt uns Hendra mit, daß der Bus angeblich kaputt ist (Riß in der Achse), repariert werden muß und er deshalb das Geld (ca. 17 US$), welches er angeblich für unsere Extrawünsche für uns verauslagt hat, zurückbekommen möchte. 

Wir wundern uns sehr - dachten wir doch im Preis wären Eintritt etc. enthalten.

Abends Bintang.

 

Dienstag, 20.10.

Ein Tag zur freien Verfügung.

Wir entschließen uns den Vogelmarkt zu besuchen. Dazu nehmen wir uns 5 ´Pitchaks´, dreirädrige Fahrräder mit einem Doppelsitz am Bug. Ein Preis ist schnell ausgehandelt und die Pitchak-Jungs radeln los.

 

Der Vogelmarkt, ´Pasar Ngasem´, gehört zu den ´Attraktionen´ Yogjas. Für uns ist er in anderer Hinsicht ein Schlüsselerlebnis. In Käfigen vegetieren verwahrloste Vögel, sterbenskranke Katzen und andere Tiere vor sich hin. Lebensmittel liegen wer weiß wie lange ungekühlt im Freien herum und gammeln vor sich hin - irgendwo liegt ein gehäuteter Ziegenkopf und in einem Eimer dümpeln hunderte von Fischen in brackigem Wasser. Wer schon vorher keine Probleme mit der einheimischen Nahrung hatte, der bekommt sie jetzt.

 

Der Vogelmarkt liegt auf dem Gelände eines von einem Erdbeben zerstörten Lustgartens mit dem Wasserschloß ´Taman Sari´. Einige Ruinen sind noch ganz gut zu erkennen. Durch einen unterirdischen Gang, an dessen Decke so mancher andengelt, sind einzelne Gebäudeteile miteinander verbunden.

 

Als wir so durch die Ruinen streifen, stellen wir fest, daß wir ständig einem unserer Pitchak-Fahrer über den Weg laufen (sie möchten weiter an den Touris verdienen und ihnen, ob sie wollen oder nicht, alles zeigen) - egal, in welche Richtung wir uns wenden wir werden regelrecht belagert. Vorübergehend finden wir am Jungbrunnen ´Umbul Binangun´, dem früheren Badeplatz der Hofdamen mit Spanner-Balkon für den Sultan, Zuflucht.

 

Hier stoßen wir auf eine Reisegruppe von Studosius-Reisen - meist ältere Leute, die für viel Geld eine Marathon-Bildungsreise durch Südostasien machen. Kaum verlassen wir das Gelände, warten schon die Pitchak-Fahrer auf uns. Nur mit viel Mühe und Geduld können wir uns ihrer entledigen.

 

Zu Fuß gehen wir durch die pralle Mittagssonne zurück in die Einkaufsstraße in der Nähe unseres Hotels. Zwischendurch pausieren wir in einer Konditorei wo der Chef europäische Rezepte anwendet - lecker.

 

Mir wird es zuuuuu heiß. Mit einem Teil der Gruppe nehme ich eine überdachte Kutsche. Der Kutscher, ein sehr alter Mann, versteht zwar nicht, wo wir hinwollen - ein Stückchen näher ans Hotel kommen wir doch. Dann eben den Rest des Weges zu Fuß.

 

Den Rest des Nachmittags verbringe ich teils im Bett und bei einer Kanne Tee vor dem Zimmer. Mein Magen macht jetzt doch gewaltige Probleme - ich bin total geschafft.

 

Der Abend wird was besonderes. Ein Teil der Gruppe hat Bock auf Pizza und hier gibt es Pizza-Hut.

Wir nehmen drei Pitchaks und lassen uns bringen. Als wir merken, wie sich die Jungs über mächtige Steigungen dahinquälen, zahlen wir freiwillig einen höheren Preis. Dort angekommen stürzen wir wie Schiffbrüchige hinein, überfliegen verzückt die Speisekarte, bestellen und verschlingen unsere Pizza. Die Leute bei Pizza-Hut haben ihren rechten Spaß an uns. Es ist schlichtweg köstlich - als ob wir jahrelang nicht so etwas leckeres gegessen haben. Mein Magen freute sich auch.

 

Draußen warten die Pitchak-Fahrer auf uns (diesmal sollen sie auch), dann lassen wir uns so richtig satt nach Hause fahren.

Der Abend beginnt mit shopping an der Einkaufsstraße und endet  (womit wohl ?) mit Bintang.

 

Mittwoch, 21.10.

Der Tag beginnt mit einem kräftigen Schluck Klosterfrau Melissengeist vor dem Frühstück - wegen dem Magen.

 

Dann geht's ab nach Sarangan. Die Fahrt verläuft ohne besondere Vorkommnisse, außer das kurz vor dem Ziel unser Bus mit uns als Inhalt nicht mehr den Berg hinauf kommt.

Den Rest können wir aber gut zu Fuß gehen. In Sarangan einem kleinem Dorf am Mt.Lawu befindet sich außer vielen kleinen Weekend-Häusern eine Ferienanlage. Hier ist es angenehm kühl, weshalb ich den gesamten nachmittag faul vor dem Zimmer sitze und einen Tee nach dem anderen schlürfe.

 

Das einzig nervige sind Leute, die uns unbedingt ein ´horse-riding´ aufdrängen wollen. Hier regnet es relativ viel (mein Logenplatz ist überdacht mit Blick auf viel Gegend), einige machen trotzdem eine Wanderung in der waldigen Berglandschaft und machen das faszinierende Erlebnis eines tropischen Regens im Dschungel. Entsprechend aufgeweicht sehen sie bei der Rückkehr auch aus.

 

Zu Abend essen wir im Hauptgebäude mit einem kleinen Restaurant. Hier sind wir die einzigen Gäste - man wirkt ein wenig verloren. Später trifft sich hier ein großer Teil des Dorfes und spielt, nicht für uns,  Gamelan-Musik. Ach ja, dieser Musik begegnet man überall auf Java und auch später auf Bali. Sie klingt für den Laien ein wenig wie Topfschlagen, ist aber sehr melodisch.

Ich beschließe den Abend mit Scotch für den Magen und Bintang.

 

Donnerstag, 22.10.

Eine besonders anstrengende Etappe liegt vor uns: Die Fahrt führt uns an Zuckerrohrfeldern vorbei zum Mt.Welirang im Ostteil Javas. Hier haben wir einige Stunden Aufenthalt in Tretes, in einer Ferienanlage mit ´beautiful scenery´, laut Reisebeschreibung. Wir sind die einzigen Gäste.

 

Wir bekommen Zimmer, allerdings nicht für die Nacht, sondern für ein paar Stunden. Theoretisch hätten wir auch schwimmen können, jedoch wäre der Pool erst zwei Tage später voll Wasser gewesen.

 

Die Zimmer befinden sich in ziemlich verfallenen und schmutzigen Gebäuden. Das einzig brauchbare hier sind Billardtische. Alles in allem hätten wir die Zeit weit besser nutzen können.

 

Als wir gegen Abend aufbrechen spielt das Radio im Bus ´Let it be´ - just zur gleichen Zeit, als Hendra das weitere Programm erklärt.

 

Spät abends erreichen wir die Hafenstadt Probolinggo. Für einige Stunden logieren wir in einem Hotel, bekommen gerade noch ein paar Bintangs setzen uns nach draußen und machen durch bis zum sehr frühen Morgen. Im Fernseher läuft Nosferatu mit Untertiteln. Einige legen sich noch ein bißchen hin.

 

Freitag, 23.10.

Ein Mann gesellt sich zu uns und gibt sich als unser Führer für den Ausflug zu erkennen. Er soll uns auf den Mt.Bromo führen. Auf seine Anregung hin ändern wir das Programm ein bißchen ab, holen den Rest der Gruppe und Hendra aus den Betten und steigen gegen 01.30 in einen Kleinbus.

 

Der Fahrer jagt mit einem Affenzahn den Berg rauf. Ich sitze vorn bei ihm, mir bringt das Spaß. Hinten ist es dafür ein wenig beengt.

 

Irgendwann erreichen wir eine Station, wo wir in Jeeps umsteigen. Es geht weiter über kurvige Straßen hinauf bis zu einem Punkt wo es zu Fuß zum Kraterrand des Mt.Bromo geht. Hier wird Hendra unsere kleine Programmänderung klar (wir wollen nämlich zu einem Aussichtspunkt über den Wolken) und wir steigen in zwei andere Jeeps.

 

Als die Straße unpassierbar wird steigen wir aus und gehen weiter. Es ist stockdunkel, einige haben Taschenlampen (meine ist irgendwie verschwunden) und im Gänsemarsch geht's bergauf.

 

Zuerst ist es noch eine Straße doch dann läßt sich der Weg nur noch erahnen. Es geht steil bergauf und zeitweilig merkt man doch die letzten 200 Zigaretten. Man sieht sehr wenig ohne Licht.

Ich halte mich an meine Vorderfrau (sie hat eine Lampe) und als Gegenleistung bewahre ich sie gelegentlich beidhändig vorm Abrutschen. Turnschuhe sind wohl doch nicht ganz für Bergtouren geeignet.

Hendra erreicht uns an der Spitze und teilt uns mit, daß Eliane nicht mehr kann und mit dem Führer (der aus dem Hotel) wieder zurückgeht. Wie wir später erfahren, war der Mann krank, mußte kotzen und Eliane ist bei ihm geblieben und hat ihn zurückgebracht. Somit ist für sie der Ausflug zu Ende.

Wir kraxeln weiter durch die Dunkelheit. In einiger Entfernung, leicht unter uns,  sehen wir schwach den weißen Qualm des Mt.Bromo. Wir wollen aber noch ein Stückchen höher. Endlich erreichen wir eine Straße (Straße ?) und wenig später eine kleine Hütte.

 

Wir sind die einzigen (noch), wecken die Crew, die hier wohnt und arbeitet und lassen uns einen heißen Tee machen. Erst jetzt merken wir wie bitterkalt es hier oben ist (ca. 30 Grad kühler als unten).

 

Es ist immer noch stockdunkel, wir frieren so vor uns hin, als andere Touristen auftauchen. Erst vereinzelt und dann in ganzen Gruppen. Hauptsächlich Deutsche oder Österreicher (irgendwas zieht solche Leute immer auf Berge). Später kommen dann ganze Jeepladungen zur Hütte gefahren (!!!). Diese wohnen in einem nahen Berghotel.

 

Langsam erreicht das erste Licht den Horizont und alle stürzen los zur etwas höher gelegenen Aussichtsplattform. Wir befinden uns auf ca. 2770 Meter Höhe.

 

Als die Sonne langsam die ersten Fühler herausstreckt sind wir wohl um die 50 Menschen. Die Kameras klicken im Akkord, die Leute brabbeln durcheinander - von Sonnenaufgangsromantik keine Spur. Doch das Erlebnis ist einmalig.

 

Über den Wolken beginnt sich der Himmel über die ganze Farbpalette zu verändern. Die Sicht geht endlos weit über den Horizont - kleine Wölkchen bilden ständig neue Farbmuster - unbeschreiblich schön.

 

Es ist aber immer noch bitterkalt. Zum Glück hat Esther in Probolinggo dem Hotelwirt noch einen Flachmann Wodka aus dem Kreuz geleiert, der jetzt dran glauben muß.

 

Als die Sonne endlich oben ist und die Strahlen wohlige Wärme verteilen geht's langsam wieder an den Abstieg. Wir stellen fest, daß unser Reiseleiter Hendra die ganze Zeit nicht dabei war. Wir finden ihn in der Teehütte. Er hat sich doch tatsächlich den Berg hinaufgequält um sich ins warme Bett der Hüttencrew zu packen und einige Stunden zu pennen. Vom Sonnenaufgang hat er nichts mitgekriegt. Hätte er doch bloß den anderen Führer nach unten begleitet - er hätte sich den ganzen Quatsch sparen können.

 

Jetzt im Hellen sehen wir erst den Weg, den wir herauf gekommen waren. An einigen Stellen ging es ganz schön steil abwärts - aber die Aussicht ist jetzt besonders schön. Bis auf einige leichte Ausrutscher kommen wir heil bei den wartenden Jeeps an und fahren zur ersten Station hinunter, wo wir Eliane aufgabeln, die ganze Wahrheit erfahren und in die nächsten Jeeps umsteigen.

Etwas tiefer stapeln wir uns in den Kleinbus (ich sitze gemütlich vorne) und kämpfen gegen den Schlaf. Wir sind eben doch schon recht lange auf den Beinen.

 

Unser Fahrer fährt wie ein Henker und läßt keinen Stein aus. Das macht sich bezahlt, denn wenig später hat sein Bus einen Platten. ´Ausnahmsweise´ ist kein Reserverad an Bord.

 

Zufällig kommt ein Sammeltaxi vorbei, die Insassen steigen bereitwillig aus - wir haben es eilig, unser richtiger Bus wartet bereits. Der Taxifahrer fährt noch schneller als der Busfahrer doch als wir das Hotel erreichen ist von unserem Bus keine Spur. Er ist angeblich wieder in Reparatur.

 

Wir frühstücken, warten längere Zeit auf den Bus und fahren ab. Der Bus verwandelt sich für diese Etappe in einen Schlafwagen.

Abrupt werde ich aus dem Schlaf gerissen, als wir in Pasirputih, direkt am Meer, pausieren. Meine Laune ist dementsprechend. Zumindest sehen wir hier den ersten Strand, seit wir in Indonesien sind.

 

Die Fahrt geht ohne besondere Vorkommnisse weiter bis Ketapang. Hier ist der Fährschiffhafen nach Bali. Der Güterverkehr wird mit LKW auf alten Landungsbooten getätigt. Die Personen werden mit alten Ostsseefähren (kenn ich aus Dänemark) nach Bali übergesetzt.

Die Fahrt ist spannend. Die Fähre muß gegen starke Strömung und gegenlaufende Wellen ankämpfen. Sie stampft gewaltig und die Reisebusse auf dem Autodeck schwanken ganz schön.

 

Auf dem Schiff sind viele Kinder, die sich ihr Geld mit Schuhputzern verdienen. Fast ohne daß ich es merke hat mir ein Kind schon die Sandalen von den Füßen gezogen und beginnt diese mit einer undefinierbaren Schuhcrememischung einzuschmieren. Am Schluß glänzen sie sogar, obwohl sie aus mattem Leder gefertigt sind.

 

Jetzt müssen wir für Bali unsere Uhren um eine Stunde vorstellen - warum weiß keiner.

Das erste, was wir in Gilimanuk, dem ´ferry´-Hafen auf Bali, bemerken, sind hinduistische Bauten, direkt am Hafen. Auf dem langen Weg vom Hafen bis zu unserem Ziel (mit dem langersehnten Bett) sehen wir außerdem viele kleine Opfertempel in den Vorgärten der Häuser (für die Hausgeister), viele kleine Affen an der Straße und viele richtig schöne Reisterassen.

 

Völlig fertig und genervt nach dieser Marathontour landen wir endlich in unserem Hotel in Legian, einem Ortsteil von Kuta. Hier gibt es hauptsächlich Australier, die aussehen, als hätten sie gerade Hafturlaub.

Der Abend endet mit einem leckeren Essen und Bintang im ´Legian-Snack´ .

Sonnabend, 24.10.

Bali ist zum Glück nicht so groß - aber - die Straßen scheinen gewundener und kurviger zu sein. So fahren wir selbst für kurze Strecken eine relative lange Zeit.

 

Unsere Tour geht ins  Landesinnere. Hendra schleppt uns ins Celuk zuerst in eine Batik-factory - er braucht wohl mal wieder Provisionen. Das Angebot hier ist aber gar nicht schlecht. Endlich bekomme ich hier meine heißersehnte Batiktasche für die Reiseandenken.

30m weiter (der Bus fährt tatsächlich nur das kurze Stück) sehen wir eine Barong ´dance-performance´. Hier wird ausnahmsweise eine andere Geschichte gespielt als bei den performances davor. Sinn und Ende dieses Tanzes ist, daß sich der Held in einen Drachen (Barong) verwandelt um seine Feinde zu besiegen.

Anschließend landen wir noch einer ´woodcarving-factory´, wo verschiedene Holzfiguren in gnadenlos ähnlichen Variationen verkauft werden. Absolute Massenware - ohne Seele.

Das Schlimme daran ist, daß wir ständig einen Verkäufer im Nacken haben. Extra deswegen kaufen wir nix.

Die Nase voll von ´factories´  geht's weiter zum Mt.Batur einem erloschenen Vulkan mit dem ´lake´ gleichen Namens. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz, viele Straßenhändler ein Restaurant mit großem Buffet und einen Ausblick auf den Krater mit dem See. Kurz: Der Parkplatz steht voller Busse, die Händler, meist Kinder, nerven gewaltig, das Essen ist mäßig und der Ausblick ist langweilig - zu sehen gibt's wirklich nichts Dolles. Ein Highlight wird uns dennoch von Hendra geboten: In Indonesien sind zwar Hahnenkämpfe verboten - doch sie finden statt.

 

 

 

 

Hendra führt uns zu einer Ladenzeile beim Parkplatz, erzählt uns, wir müßten an einer Stelle Eintrittskarten kaufen (dies ist glatt gelogen, die Eintrittskarten sind Lotterielose und die Leute denen wir das Geld geben feixen sich einen) und führt uns über eine kleine Müllhalde durch ein Wäldchen auf eine künstlich angelegte Lichtung.

Hier sind lauter Männer mit lauter Kampfhähnen. Die Atmosphäre ist merkwürdig. Wir sind die einzigen Touristen hier und die Frauen unserer Gruppe auch die überhaupt einzigen Frauen, die sozusagen in eine Männerdomäne einbrechen. Mißtrauische Blicke von allen Seiten.

Die Männer prahlen mit ihren Hähnen, dann fordern sie sich gegenseitig heraus. Das Publikum sitzt noch ruhig um den Kampfplatz herum bis der Platz für zwei Hähne geräumt wird. Jetzt brodelt die Menge, alle schreien durcheinander und wollen noch schnell Geld setzen. Um die Stimmung noch ein bißchen anzuheizen (und um die Wetten höher zu treiben) nehmen die Kontrahenten ihre Hähne noch kurz von ihren Startpositionen. Jetzt kocht die Menge und endlich geht's los.

 

Die Hähne stürzen aufeinander zu und hacken aufeinander ein. Um die Kampfgefährlichkeit zu erhöhen hat man ihnen an einem Bein einen nach hinten gerichteten Dorn angebunden. Dieser Dorn ist dann besonders wirkungsvoll wenn ein Hahn auf den anderen springt.

Wenn die Hähne mal nicht ganz so gnadenlos aufeinander losgehen steckt man sie gemeinsam unter einen Korb. Hier geht es dann richtig zur Sache. Dies geschieht ein paar mal. Die Hähne sehen schon gewaltig zerzaust aus und überall trieft Blut. Am Ende wird der Verlierer (ein Hahn) einen Kopf kürzer gemacht. Dieses Erlebnis ist grausig und faszinierend zugleich, aber nach einem Kampf haben wir genug gesehen.

 

Mit Hendra ist abgesprochen, das Programm zu straffen und auf die eine oder andere Besichtigung zu verzichten. Trotzdem halten wir noch kurz in Tampaksiring, mit dem ´Tirta Empul´ einer Tempelanlage mit heiligen Quellen. Die Tempelwächter wollen Geld von uns. Nur mit Mühe kriegen wir heraus, daß eine ´donation´, eine Art Pflichtspende gemeint ist.

 

Wir bekommen ein buntes Tuch, welches wir wie eine Schärpe um den Bauch wickeln und gehen in die Anlage. Hier kommen (angeblich) hundert verschiedene Quellen aus der Erde (man erkennt sie  als viele dunkle Flecken in einem Teich ) und wenn frau/man sich darin wäscht erlangt man die ewige Jugend. Wir haben es zwar nicht nötig - halten aber trotzdem unsere Hände rein. Ansonsten ist der Tempel ziemlich alt.

 

Wir werden außerdem Zeuge einer heiligen Zeremonie, die von Touristen gnadenlos zu Photozwecken gestört wird.

Auf einer nahen Anhöhe sehen wir einen der zahlreichen Präsidentensitze.

Als wir aus der Anlage hinausgehen werden wir ganz geschickt an einer Unmenge von Verkaufsständen vorbeigeschleust, wo irgendwie alle das gleiche verkaufen.

Wo wir gerade schon unterwegs sind, halten wir noch schnell in Goa Gajah. Hier gibt es eine Elefantenhöhle. Diese fällt aber nicht besonders groß aus. Wir hörten schon vorher, daß sich ein Besuch nicht lohnt.

So richtig sauer werden wir, als uns Hendra mitteilt, daß wir hier satte zwei Stunden Zeit bis zu unserem letzten Programmpunkt haben und wir erkennen, daß er hintenherum doch sein Programm durchdrückt.

 

Um die Zeit totzuschlagen gehen wir in die Gegend, entdecken noch eine Höhle, beobachten Kinder beim planschen im nahen Fluß und machen Photos aus dem Fluß. Hier lernen wir einen Deutschen kennen, der sich Monate hier aufhält und Anschluß sucht.

Verspätet kehren wir zurück, lernen Hendra das erste mal unter Zeitdruck kennen und fahren weiter nach Denpasar. Hier erleben wir eine Kechak ´dance performance´ oder Affentanz.

Dieser Tanz ist was besonderes, weil hier auf einer Bühne im ziemlich dunkeln ein Männerchor sitzt, bzw. liegt und über die gesamte Spieldauer ´kechak - kechak - chak´ ruft - untermalt von Gesängen.

Zwischen den Männern wird die Geschichte von Rama und Sita getanzt. Der Chor tauscht während des Stückes die Rollen - bleibt aber an seinem Platz.

 

Den Abend verbringen wir mit shopping in Kuta, food und Bintang im Legian Snack und einem abendlichen Strandspaziergang am Meer.

 

Sonntag, 25.10.

Der letzte Tag mit Programm:

Es geht nach Sangeh in den ´monkey forest´, den Affenwald.

Hier steht ein moosüberwachsener Tempel mit dem Namen ´Pura Bukit Sari´ . Der Wald wird von unzähligen kleinen Affen bewohnt, die darauf warten, gefüttert zu werden. Um dies zu beschleunigen springen sie einen an und klauen, was ihnen in die Finger kommt.

Kaum sind wir dem Bus entstiegen, springt ein Affe mit einem Affenzahn auf Barbara und klaut ihre Brille. Einem Wächter gelingt es die Brille zurückzubekommen. Derart geschockt geht die Gruppe gemeinsam in den Wald. Ehe man sich versieht, turnen ein bis drei Affen auf dem Kopf herum. Ein ganz frecher hängt sich an mein Bein und klaut seelenruhig und unendlich geschickt mein Taschentuch aus der Hosentasche.

 

Als er denkt, er bekommt dafür Erdnüsse, entreiße ich ihm mein Taschentuch - den Schreck, als er daraufhin die Zähne zeigt und faucht vergesse ich so schnell nicht.

Hendra erging es ähnlich, außer, daß ihm ein Affe daraufhin eine tiefe Bißwunde im Arm hinterläßt. Ein wenig schadenfroh bin schon.

 

Fazit: Entgegen dem Vorschlag in meinem Reiseführer soll man immer Erdnüsse als Tauschobjekte dabei haben. Außerdem soll man sich einen erfahrenen Affenbändiger mitnehmen.

 

Als wir wieder im Bus sitzen sind wir doch erleichtert. Auf dem Rückweg fahren wir über Mengwi und nehmen noch schnell den Taman Ayan Tempel mit.

Gegen Mittag landen wir im Hotel, verabschieden und von Hendra und der Busbesatzung (ein bißchen Geld gibt's auch für jeden) und jetzt sind wir als Gruppe auf uns gestellt.

Irgendwie fühle ich mich frei.

Barbara, Esther, Elke und ich beschließen kurzerhand (in Wirklichkeit steht der Entschluß schon sehr lange fest) einen Wagen zu mieten. Auf Linksfahren bin ich jetzt so richtig heiß.

Den Preis handeln wir ein wenig runter, essen kurz im Legian Snack und jetzt geht's so richtig los.

 

Ohne allzugroße Probleme komme ich mit dem Verkehr zurecht - habe ich doch stets unseren Busfahrer beobachtet (konzentrieren muß ich mich aber schon).

Mit unserem Suzuki-Jeep fahren wir nach ´Tanah Lot´, einem bei Flut vom Meer umspülten Tempel westlich von Denpasar.

Geschickt an Verkaufsständen vorbei werden wir zum Tempel gelotst und sehen ein eindrucksvolles Schauspiel.

 

Das Meer läuft in riesigen, langen Wellen auf das Land zu und bricht sich tosend an den Felsen. In den Tempel können wir nicht, beobachten aber einen Priester der ihn bewacht. Es sind Massen von Touristen hier und oft werden wir (sogar ich) aufgefordert für ein Photo mit anderen Touristen zu posieren.

 

An einem nahegelegenen, schattigen Aussichtspunkt pausieren wir und schauen aufs Meer. Später beobachten wir einen traumhaft schönen Sonnenuntergang mit Tanah Lot als Kulisse.

Die Fahrt im dunkeln zurück ist zwar besonders anstrengend (wir nehmen eine Abkürzung und begegnen hunderten von Mopeds), verläuft aber ohne Probleme.

 

Montag, 26.10.

Heute machen wir eine längere Tour.

An Denpasar, der Hauptstadt Balis, vorbei fahren wir in die Berge. Über wenig befahrene Straße schwingen wir uns sozusagen von einem Tal mit traumhafter Landschaft ins nächste.

Unsere erste Etappe: ´Besakih´, das wichtigste hinduistische Heiligtum Balis.

Schon weit vor dem Tempel stellen wir den Jeep ab und müssen zu Fuß weiter. In einem Strom von Menschen, an Verkaufsständen vorbei, bewegen wir uns aufwärts zum Tempel hin. Irgendwo wird wieder eine Prozession vorbereitet.

Wir erleben wie europäische und asiatische Touristen voller Ignoranz vor der Tempelanlage posieren und auch Verbotshinweise mißachten.

Der Tempel ist sehr beeindruckend - weit angenehmer ist allerdings die kühle Brise, die hier weht und der Ausblick nach unten.

Nach einer kurzen Pause ist genug und wir beschließen ans Meer zu fahren. An einer serpentinenreichen Strecke talabwärts kommt uns ein langer Lastwagenkonvoi entgegen. Auf den LKW stehen hunderte von Menschen mit weißer Kleidung und weißen Tüchern auf den Weg nach Besakih zur Prozession.

 

Auf Meereshöhe wird es wieder heiß. Alle Fenster im Jeep sind offen und nebenbei läuft noch die Aircondition.

Mittags landen wir an einem, mit dunkelbraunem Sand bedeckten Strand. Irgendwo findet sich ein schattiges Plätzchen. Ich bleibe hier und die anderen gehen auf Erkundung.

 

Auf dem Meer fährt ein Fischerboot mit einem Priester an Bord - auch eine Prozession. Etwas abseits harkt ein Mann Salz auf einem abgegrenzten Stück Strand. Hier schleppt er tagtäglich Wasser hinauf, läßt es verdunsten und verkauft das abgeschöpfte Salz für einen kärglichen Lohn. Hier wirkt alles bitterarm.

 

Über eine kleine Stranddüne tauchen plötzlich Esther und Elke auf - mit einer Horde Kinder im Kielwasser. Sie möchten uns Halsketten verkaufen. Ich will gar nicht kaufen, da  bekomme ich eine Kette geschenkt. Nun muß ich ein Gegengeschenk herausrücken. Da ich nichts habe bezahle ich doch.

 

Es ist immer ratsam für solche Gelegenheiten einige Kleinigkeiten wie Schreiber etc. dabei zu haben.

 

Es geht weiter. Unser Ziel ist ein offener Geheimtip auf Bali: Ubud. Um allerdings dort hin zu gelangen müssen wir aus unserer mangelhaften Karte schlau werden und mit den Wegweisern  klarkommen.

 

Wir verfahren uns ein paar mal oder nehmen allerlei Umwege.

Irgendwann, nachdem wir auch einige sehr schöne Landschaften gesehen haben, kommen wir (ich bin mittlerweile schon ziemlich fertig und leicht genervt) in Ubud an und finden, nachdem man uns in diverse Richtungen geschickt hat, unser empfohlenes Ziel.

Für 5000 Rupia pro Nase mieten wir uns in kleinen, blitzsauberen Bungalows mit ausreichendem Komfort ein.

 

Abends gehen wir fein essen und anschließend suchen wir den Nachtmarkt auf. Dieser Markt wurde uns empfohlen, man soll hier mit Einheimischen gut zusammensitzen und günstig und gut essen können. Günstig ist es ja, aber essen würde ich hier nicht. Außerdem ist es hier ziemlich verdreckt und voller Touristen - allerdings die weniger betuchte Sorte. Einige völlig abgefahrene Touris laufen sogar barfuß über den Markt - eine todsichere Methode um sich was einzufangen.

 

Bis zum Schlafengehen sitzen wir noch mit Bintang beisammen.

 

Dienstag, 27.10.

Das Frühstück muß erwähnt werden, da es besonders lecker ist: Mit Früchten gefüllter Pfannkuchen und Fruchtsalat. Als ich allerdings in die Hütte gucke, in der die Familie lebt und arbeitet, die uns hier betreut ist mir der günstige Preis sehr peinlich.

 

Heute geht's an die Nordküste. Hier soll es traumhafte Strände geben. Um dorthin zu gelangen fahren wir erst wieder ein Stück Richtung Süden in die Ebene hinab um dann quasi parallel eine Straße hinauf  zu fahren.

 

Jetzt kommt das kurvigste Stück Straße, welche ich seit langem gefahren bin. Über unzählige Serpentinen ziehen wir uns eine Bergkette hinauf. Ganz oben befindet sich ein malerischer Kratersee, der sogar zum Wasserski einlädt. In Ufernähe am und im See liegt eine Tempelanlage, der Pura Ulun Danu Bratan, wohl der schönste auf Bali.

 

Wir fahren aber vorbei, Tempel haben wir jetzt wirklich genug gesehen. Die Landschaft wird hier oben immer besser, ein zweiter Kratersee kommt in Sicht und am Straßenrand tummeln sich Affen. Wir fahren schnell weiter.

Bergab geht's noch kurviger als bergauf - so kurvig, daß sich Esther noch mal das Frühstück durch den Kopf gehen läßt.

 

In der Nähe von Lovina-Beach stellen wir den Wagen in die Nähe einer Ferienanlage ab  und legen uns faul an den Strand. Einige Stunden verbringen wir mit Sonnen und Baden und dem beobachten der hier ansässigen Fischer.

Um möglichst wenig in der Dunkelheit zu fahren, fahren wir zeitig wieder ab. Die Entfernungen auf Bali sind zwar nicht so gewaltig, aber wegen der Straßen braucht man doch eine relative lange Zeit.

Außerdem haben wir irgendwie genug von Autofahren. Besonders Elke und Esther sitzen etwas gekrümmt auf kleinen, unbequemen Bänken auf der Ladefläche.

Zurück suche ich mir eine weniger kurvigere Strecke aus. Auch diese führt uns durch traumhafte Landschaften über das Zentralgebirge auf die andere Seite.

 

Zwischendurch zeigt die Tankanzeige eine gefährliche Leere an. Natürlich ist weit und breit keine Tankstelle zu sehen. Muß auch nicht, denn eine Tankstelle muß nicht unbedingt wie eine solche aussehen. In einem kleinen Laden sitzen zwei Jungs und verkaufen den Sprit aus einem Faß heraus - Glück gehabt.

 

Um möglichst schnell zu Hause zu sein (wir haben mittlerweile ziemlich Kohldampf) fahre ich noch besser und schneller als die Einheimischen - aber es bringt ungeheuren Spaß. Noch bei Tageslicht erreichen wir leicht genervt von der ganzen Fahrerei unser Hotel.

 

Wir beenden den Tag mit ein bißchen shopping, am Strand lang laufen etwas essen und, ausnahmsweise, Gin-Tonic.

 

Mittwoch, 28.10.

Dieser Tag dient fast ausschließlich dem Relaxen.

Ich beschließe es ruhig angehen zu lassen und ein bis zwei mal shopping zu gehen. Den Wagen brauche ich gar nicht zurückzubringen, da ich an der Hotelrezeption eine ´message´ vorfinde, die mir in schwerverständlichem Englisch klarmachen soll: ´to put the car at the reception, when the car finish´.

 

In Kuta, einem reinen Touristenort kann man keine 5 Meter laufen, ohne daß man nicht angesprochen wird, eine nachgemachte Rolex oder Cartier-Uhr, bzw. irgendein ´selbstgemaltes´ Bild oder Silberschmuck zu kaufen. Man könnte meinen, jeder zweite Einheimische läuft hier mit einem Musterköfferchen durch die Gegend.

 

Als ich zwischen meinen Shopping-Touren nur mal kurz in einem schattigen Restaurant eine Cola trinken will, zähle ich für die Länge einer kleinen Cola-Flasche 44 Straßenhändler, die mich sogar in das Restaurant hinein verfolgen.

 

Schwer bepackt gehe zwischendurch ins Hotel und halte Siesta - es ist so richtig unanständig heiß. Da dies unser letzter Tag in Indonesien ist, wollen wir heute Abend gemeinsam am Strand feiern.

Das ganze fängt auch gut an - wir sind mit ausreichend Bintang versorgt - als plötzlich ein richtiger tropischer Regen einsetzt und wir Hals über Kopf in das Hotel zurückflüchten.

 

Wohlgemerkt: Auf Java regnete es praktisch jeden Abend und hier auf Bali eigentlich sehr selten. Den Rest des Abends verbringen wir an der Hotelbar und/oder am/im Pool.

 

Jetzt macht sich bei mir die, wohl schon auf Java eingefangene, Infektion so richtig bemerkbar und die bisher schlimmste Nacht auf dieser Reise steht mir bevor. Kurz: Ich fühle mich wie 38,5 und denk ich habe eine Malaria. (War es zum Glück nicht !)

 

Donnerstag, 29.10.

Unser Abflugtag ist gleichzeitig eine Paradebeispiel für Reiseorganisation.

Mir geht es immer noch sehr schlecht - irgendwie stehe ich eher neben mir. Mit Shuttle-Bussen des Hotels werden wir früh am morgen zum Flugplatz von Denpasar gefahren. Irgendwie gelange ich ins Flugzeug.

 

Um 8.00 Uhr heben wir ab um kurz nach 8.00 Uhr in Jakarta zu landen. Wir stellen unsere Uhren wieder um eine Stunde zurück.

 

Unser Abflug in Jakarta ist um 17.20 Uhr geplant, d.h. wir haben über neun (!!!) Stunden Aufenthalt auf dem Flughafen. Zwar wären in dieser Zeit noch ein halbes Dutzend Flieger von Bali hierher geflogen - aber so ist das mit der Planung.

 

Einige aus der Gruppe fahren noch mit einem Taxi in die City, ich ziehe es vor auf meinem Gepäck einige Stunden zu schlafen und meine Krankheit zu bekämpfen.

 

Nach langem, langem Warten checken wir endlich ein und irgendwann, nachdem wir noch die Duty-Free-Shops abgeklappert haben, besteigen wir den Flieger und heben ab.

Nach dem üblichen Kurzaufenthalt in Singapur (jetzt werden die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt) landen wir um 21.50 Uhr in Bangkok. Hier stellen wir die Uhren wieder um eine Stunde zurück. Zum Glück dauert der Aufenthalt hier nur zwei Stunden und gegen 23.35 Uhr heben wir ab zu unserem letzten Lift nach Amsterdam.

 

Das einzig Bedeutsame auf diesem Flug ist, daß einer der beiden Filme des Hinflugs jetzt schon wieder gezeigt wird und es mir wieder bedeutend besser geht.

 

Freitag, 30.10.

Um 6.10 Uhr landen wir in Schipol. Wir stellen jetzt die Uhren sechs Stunden zurück. Die Bahnfahrt geht beinahe glatt, außer, daß Elke nach dem ersten Umsteigen in Amsterdam ihre kleine Tasche mit allen Filmen im Abteil liegenläßt.

Zum Glück fährt Conny mit dem selben Zug weiter und nimmt sie mit nach Hause.

Als ich in Duisburg umsteige merke ich erstmals wie kalt es hier sein kann. In Indonesien ist es um 30 Grad wärmer und meine alte Jacke habe ich aus Platzgründen schon auf Bali entsorgt.

 

Meine Fahrkarte wird diesmal nicht ganz so oft entwertet wie bei der Hinfahrt.

Ziemlich ´jet-lag´ geschädigt erreiche ich am frühen Nachmittag Hamburg.